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„War hatten ja nüscht inna DDR“, wir hatten im Kindergarten Topfbänke zum gemeinschaftlichen Stuhlen Kacken, mussten alleine in der Abstellkammer schlafen, wenn wir es wagten, die Mittagsruhe zu stören, durften kein Spielzeug aus dem Westen mitbringen, Süßigkeiten von dort sowieso nicht. Tabu waren auch Plastiktüten von westdeutschen Supermarktketten, es sei denn man hatte sie umgekrempelt, so das das Logo nicht zu erkennen war. Mittags gab es häufig Puddingsuppen – Schoko oder Vanille. Wenn nicht, gab es Nudeln, die immer so weich gekocht waren, dass sie zu einer Masse verklebt waren, die man erst auseinander rupfen musste, um sie in den Mund zu bekommen – häufig mit Tomatensoße, wie sie heute neben mir kaum noch einer machen würde. Der Albtraum aller im Kindergarten war immer die Blutwurst, die alle „Tote Oma“ nannten, und die man nur schlucken konnte, wenn man sich dabei die Nase zuhielt. Dazu viel zu saures Sauerkraut mit viel zu viel Kümmel. Gegessen wurde, was auf den Tisch kam. Enthaltung war nicht gerne gesehen und wurde im schlimmsten Fall mit „Ohrenlangziehen“ bestraft. Nachmittags gab es immer säuerlich riechenden Tee aus großen Kübeln, der immer gleich schmeckte. Gleich abgestanden und ranzig.

„Wir hatten ja nüscht“ in den Kindergärten der DDR, aber wir hatten die besten Küchenfrauen ever und wir hatten im Kindergarten einen Pool, der damals „Schwimmbassin“ genannt zu werden hatte. Natürlich!

12 Kommentare

  1. toba2. Juli 2010 at 13:42

    Gulasch! Allein der Gedanke daran, lässt mich meine letzte Mahlzeit wieder hochwürgen. Riesige Fettknorpelklumpen in brauner Soße. Und wir wurden gezwungen, die Dinger aufzuessen..

    Vielleicht war nicht alles schlecht, aber das Mittagessen im Kindergarten war es auf jeden Fall.

  2. jens2. Juli 2010 at 15:15

    huch – hab ich in geistiger umnachtung einen gastbeitrag hier hinterlassen? das ist eins zu eins meine erinnerung. bis ins detail. :-O

    erschreckend.

    die besten küchenfrauen…fr. jonsta hiess die bei uns. an der ist nach der schule keiner vorbei gekommen, ohne was zu essen, wenn er/sie kein mittag hatte. gott hab sie seelig. :)

  3. hudson2. Juli 2010 at 20:25

    Jap, so wars und es war ne echt schöne Zeit inklusive Milchzahn raushauen beim Spielen und Mittagskind sein wenn Oma zeit hatte :-)

  4. Marco2. Juli 2010 at 22:46

    Bei uns gab es immer Pfefferminztee. Immer. Und wer mittags nicht schlafen konnte, kam in ein anderes Zimmer zum „Abruhen“. Essen mussten wir alles, es gab ja sonst nix. Erst zuhause wieder. Und beim Essen bloß nicht bummeln. Wer eine Strumpfhose anhatte, musste die Hose ausziehen. Schokoladensuppe war bei uns ein Highlight.

    Heute mag ich aber auch noch Pfefferminztee, Schokosuppe und Nudeln. Tote Oma sowieso :)

    Mein erster ehemaliger Kindergarten ist jetzt ein griechisches Restaurant in bester Seelage. Der zweite war mal kurz ein Jugendclub und ist jetzt verwildert.

  5. gewehrmutter3. Juli 2010 at 00:15

    Graupeneintopf!

  6. dLTexid3. Juli 2010 at 02:01

    Spinat, der dann doch Grünkohl war. Und trotzdem lecker schmeckte.

  7. peter3. Juli 2010 at 11:28

    jep! an einem seltenen tag an dem es mal bananen im kindergarten gab, mussten die um jeden preis aufgegessen werden. seit dem kann ich bananen weder essen noch riechen. mein kindergartentrauma. sonst hab ich keinen offensichtlichen schaden vom kindergartenleben erhalten. war ja nicht alles schlecht… ;-)

  8. Marvid3. Juli 2010 at 15:52

    Hui, Grützwurst! *urgs*
    Und: Wir hatten ja nix, nich mal Bollerwagen! ;)

  9. dd010975. Juli 2010 at 15:50

    bei meinem sohn schmeckt der tee immer noch so. wahrscheinlich weil die kübel noch die selben sind.

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