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Die Neunziger sind ja nun schon seit Jahren Geschichte und wenn ich mich so umsehe, ist von denen auch nicht viel mehr als jede Menge Mainstream und ein wenig Techno als einverleibtes Kulturgut von wenigen übrig geblieben, was durchaus okay und vor allem auch wichtig ist, wie ich finde. Aber es gab ja auch da, wie so oft, noch so viel mehr. Keine Ahnung, was andere zu der Zeit so getrieben haben, aber bei mir gab es eigentlich an den Wochenenden konsequenterweise nur Techno mit Hintergrund, worauf ich heute noch wert lege. Ich/wir haben sehr viel über das nachgedacht, was wir an den Wochenenden so getrieben haben. Für uns war das immer mehr als nur „Feiern“. Für uns, für mich, war das auch immer Kultur, auch wenn diese Begrifflichkeit für einige schon wieder etwas staatlich Gefördertes an sich haben mag – für mich hatte das zu jener Zeit damit nicht das Geringste zu tun. Aber ist ja auch egal… Über die Woche habe ich Unmengen Deutscher Punkmukke gehört als der einzige in meiner Peer-Group, was mir auch heute noch irgendwie zu denken gibt. Aber ich mochte das sehr, wenn ich morgens über den Hermannplatz lief, mit Steckern im Ohr. Ich weiß nicht mal genau, woran das wohl gelegen hat. Kann sein, dass mich Schulze damit infiziert hatte, der in der Berufsschule neben mir saß und mir von seinen Wochenenden erzählt hat, die so ganz anders waren als meine. Er war einer dieser Berliner 90er-Punks, die die Hoffnung aus was Neues quasi auf und in dem Kopf trugen. Aber ist ja auch egal… Viel blieb bei mir bis heute davon nicht übrig außer vielleicht 30 CD´s, die das Importieren heute nicht mehr wert wären. Dennoch gibt es diesen einen Song, der das alles zusammenfassend auf den Punkt bringt, der mein damaliges Gefühl raushaut. Alles war neu, alles was anders, alles war machbar – nichts war unmöglich. Ich wusste bis vor einer Stunde nicht mal wonach ich suchen sollte, ich habe es vergessen, aber nun ist es ganz präsent:
Aufbruch – Abend in der Stadt. Das sind meine Neunziger. Alles zusammenfassend, alles sagend. So einfach, so wahrhaftig, so echt.

Das mag jetzt wieder keinen interessieren, aber ich habe da so lange nach gesucht, dass mir genau das jetzt auch einfach mal egal ist.

Das die letzte, die beste Strophe hier fehlt, ist blöd, aber ich versuch das mal zu finden.

Politiker, wenn ihr den Krieg haben wollt,
dann säht nur weiter Wind
Der Sturm kommt zu euch zurück,
wenn wir wieder ohne Wohnung sind!
Dann besetzen wir eure Villen
Und die Deutsche Bank
Und den deutschen Reichstag
Und dann ist Morgenrot im Land

4 Kommentare

  1. spacecake18. Oktober 2008 at 10:56

    für techno war ich zu jung. aber punk, punk war genau mein ding. abend in der stadt ist toll. war damals auf einem meiner ersten punk-sampler drauf: schlachtrufe brd 2. höre ich heute noch gerne. ganz groß fand ich ja auch immer v-mann-joe, die hatten einen schönen humor, fand ich.

  2. Saint18. Oktober 2008 at 11:36

    Ich glaube in Erinnerung zu haben, dass die Version auf der Schlachtrufe etwas anders war. Kann das sein? War die etwas softer? Kurioserweise habe ich die von der 1 bis zur 5. Nur die 2 fehlt, die hatte ich nur auf „Kassette“, wie man damals noch sagte.

  3. spacecake18. Oktober 2008 at 16:20

    habs eben mal verglichen, konnte aber keinen wesentlichen unterschied feststellen. im video fehlt allerdings am ende das gesangssolo mit der strophe, die du oben gepostet hast. vielleicht daher dein eindruck, es sei softer?

    ach ja, kassetten. ich schätze mal, gut 75% der musik, die ich damals hörte, war auf kassetten. irgendwann muss ich mich da mal durchwühlen und schauen, was davon heute noch zu bekommen ist.

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