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4 Suchergebnisse für "Flossimo Extremo"

Flossimo Extremo Tag 5 und 6

Tag 1-4 >>>

Tag 5: Die Nacht war anders als erwartet relativ ruhig, Polizei kam keine. Nur das gegen um 5:00 Uhr der Berufsverkehr einsetzte, der natürlich auch über die benachbarte Brücke führt. Das war nach den Tagen, die immer in einer nächtlichen Ruhe mündeten doch etwas ungewohnt, und ja, auch etwas belastend.Wir als Betreuer standen alsbald auf, da an weiterschlafen gar nicht zu denken war. Wir machten Espresso und genossen es, ein paar Minuten für uns zu haben, so wie wir das jeden Morgen taten. Einige der Kids schliefen in dieser Nacht auf dem Floss, was an sich eine nette Idee wäre, wenn man das Floss dann auch richtig antauen würde, was sie nicht taten. Sie begnügten sich mit fünf Metern Paketband, was sie doppelt nahmen, um das Floss an einen Zaun zu binden. Als sie noch schliefen, machten wir uns den Spass und verlängerten das Band auf die doppelte Länge, so das sie erst mal einige Meter in die Flussmitte trieben. Um an Land zu kommen würden sie sich erstmal etwas anstrengen müssen. Das war ihnen später dann, natürlich, alles andere als Recht. Ein wirkliches Problem war es dennoch nicht.

Zum Frühstück kam dann der Anruf aus dem Krankenhaus, der die Info mit sich brachte, dass der dort liegende Teilnehmer besser nicht wieder aufs Floss steigen solle, was bedeutet, dass er die Tour abbrechen musste. Schade, aber die Gesundheit geht nun mal vor und wenn der Arzt dies als Empfehlung abgibt, werden wir uns daran halten.
Nachdem Frühstück gingen die Kids unsere 12 Euro für den heutigen Tag ausgeben. Auch mit Hinblick darauf, dass es derlei Möglichkeiten, etwas einzukaufen bis zum Ende der Tour nicht mehr geben würde. Eigentlich wollten sie in diesem Moment genau das nachholen, was sie sich eh schon für den Tag davor vorgenommen hatten: die letze Lagermöglichkeit vor dem Dämmeritzsee zu erreichen und die restliche Zeit dort zu „chillen“, wie sie das nennen. Das war ohnehin etwas, was sie partout verhindern wollten: Mit dem Floss über den See zu fahren. Es muss so was wie eine Horrorvorstellung für sie gewesen sein, was ich durchaus nachvollziehen konnte, habe ich doch gesehen, wie sie sich auf dem Fluss, der ja nunmal nur in eine Richtung strömt, schon gequält haben mitunter. Das Ziel war also klar: Die kleine nette Stelle kurz vor Erkner, mit exklusivem Anlegeplatz und einer Affenschaukel auf dem gegenüberliegenden Ufer. Von dort wären es dann höchstens vier Kilometer bis zum Bahnhof, die ja zu Fuss zurückgelegt werden sollten. Sollte diese nicht durch jemand besetzt sein, wäre es zumindest das wegliche Ende der Tour.

Die Ausbeute, die sie heute noch an Essen machten, ohne dafür zu bezahlen, war beachtlich. Selbst 15 frische Brötchen und ein noch warmes Brot wurden uns gegönnt. Morgen würde es ein letztes, leckeres Frühstück geben. In der Nacht hatten sich 150 Meter neben uns noch weitere Wasserwanderer zur Nacht gebettet. Sie lagen direkt unter der Brücke, was schonmal ein gewisses Abstumpfungspotenzial voraussetzt. Ich meine, neben der Brücke war es schon unangenehm, aber direkt unter ihr stank es aus allen Mauerporen nach Pisse, aber ich schweife ab.

Wir brauchten wieder eine ganze Weile, um alles was wir so bei hatten, auf die Flösse und das Kanu zu packen. Wir hatten Zeit. Es wäre nur noch eine Etappe zu fahren. Dort würde man am nächsten Morgen das Floss zerlegen und sich genüsslich auf den Heimweg machen. Es liegen maximal noch zwei Stunden Weg vor uns. Einige, auch wir, kennen diese Stelle und sie müsste schon bald auf der Linken des Horizontes auftauchen. Alle sind weitestgehend entspannt, sie haben es fast geschafft und das macht alle etwas lockerer. Die Stimmung auf dem Floss war in der gesamten Woche nicht so easy. Wir, als Betreuer, sind froh darüber, dass sie sich den Weg über den Fluss ersparen wollen, auch wenn wir das ursprünglich mal als eigentliches Ziel erfasst hatten. Wir wollen sie alle mit einem guten Gefühl nach Hause schicken. Genau in dieser Gemütsstimmung befindet sich, die gesamte Gruppe im Moment. Das soll so bleiben. Wenn wir nun noch über den See fahren würden, wäre das alles im Arsch, denn einer derartigen Extremsituation waren sie bisher nicht ausgesetzt und haben dennoch auch so schon allerhand Konfliktpotenzial entwickelt und das mitunter auch rausgelassen.

Nach 90 Minuten erreichen wir den letzten Lagerplatz. Ein gemeinschaftliches Aufatmen geht durch die Gruppe. Hier ist es sehr nett. Wir sind alleine, drüben wartet ein Affenschaukel darauf, dass sich jemand an sie dranhängt und der Lagerplatz ist im allgemeinen sehr idyllisch. Die Kids gehen baden, sammeln Feuerholz und „chillen“, wie sie das nennen. Wir brauchen heute ein sehr frühes Feuer. Es wird heute auf jeden Fall noch was vom Himmel fallen. Das sollte zwar die letzten Tage auch schon der Fall sein, aber nun kann man den Regen schon fast riechen. Deshalb erstmal Feuer an. Wenn das dann eine Weile brennt, muss es schon übermäßig stark regnen, um es zu löschen.Nebenbei beginnen die Jungs ihre Kräfte zu messen. Im Nahkampf. Ringen, Judo und alles verwandte ist erlaubt. Wir stellen gemeinsam Regeln auf und wer nicht mitmachen möchte, kann sich auch gerne da rausnehmen. Am Ende allerdings hat sich jeder mit jedem gebalgt. Es ist kurios, denn diese Sache stellt die über die Woche gefestigte Gruppenhierachie auf den Kopf. Es wird deutlich, dass eben nicht die Lautesten auch gleich die Stärksten sein müssen, auch wenn diese das bisher gedacht hatten. Da wir ganz bewusst nur Teilnehmer männlichen Geschlechts dabei hatten, sollte so eine beobachtete Balgerei auch dabei sein. Das gehört einfach dazu.

Der Himmel verdunkelt sich zunehmends und wir werden werden heute auf keinen Fall drum herum kommen, ein Biwak zu bauen. Es wird regnen. Ganz sicher. Also spannen wir Betreuer unser 5 x 3,5 Meter großes Tarp und wissen um eine trockene Nacht. Die Kids tuen es uns nach und bauen sich ein eigenes Biwak. Allerdings nicht ganz so, wie man es machen sollte, wie sich später herausstellen wird. Es gibt heute Abend Couscous mit Gemüse, dessen Zubereitung sich endlos in die Länge zieht, da die Kids nur minder motiviert sind, etwas zu essen. Dennoch wird es irgendwann fertig und wir können unser letztes Abendmahl am Feuer einnehmen. Kurz darauf beginnt es zu regnen. Kategorie: Schwacher Landregen. Da kann nicht viel passieren, denken wir, sitzen trotz dessen noch eine Weile am Feuer und kriechen dann in die Schlafsäcke im trockenen Biwak. Ich kann nicht so recht einschlafen. Der Boden ist furchtbar uneben und ich rolle immer wieder von einem kleinen Hügel, auf dem meine Isomatte eigentlich für einen geruhsamen Schlaf sorgen sollte. Tut sie aber nicht, die Sau, die blöde.

Der Regen wird zunehmend stärker. Ich checke, ob irgendwo von unten Wasser ins Tarp läuft und stelle beruhigt fest, dass dem nicht so ist. Ich lege mich hin und warte darauf, dass der Schlaf zuschlägt. Tut er aber nicht. Gegen 3:00 Uhr morgens bemerke ich im Zelt der Kids eine enorme Aufregung. Mir deucht, dass Zelt steht unter Wasser, was sich nach dem Aufstehen und Nachsehen auch leider bewahrheitet. Mir ist hier im Dunkel nicht ganz ersichtlich, warum denn die Planen, die sie als Unterlage benutzt haben, bis zu Zehn Zentimeter Wasser auf sich lagern. Einige Schlafsäcke sind völlig durchnässt und wenige Klamotten auch. Nun muss es schnell gehen. Alle müssen aus den nassen Penntüten und in trockene Klamotten. Das Tarp muss neu gespannt und gerichtet werden, was natürlich bedeutet, dass man zwangsläufig nass wird. Nun müssen wohl oder übel elf Mann unter dem 17,5 m2 großen Tarp schlafen. Gruppenkuscheln quasi, wo man seinen körperlichen Freiheitsbereich um einiges einschränken muss, was nicht unbedingt zu meinen Stärken zählt, wie ich zugeben muss. Eine halbe Stunde später liegen somit alle irgendwie in dem Tarp. Kreuz und quer, eng an einander gedrückt, aber zumindest trocken. Ich verabschiede mich von dem Gedanken, hier auch nur annähernd so etwas wie Schlaf zu bekommen. Aber ich täusche mich. Nach einer weiteren halben Stunde, sind alle still und der Schlaf kommt über uns.

Tag 6: Die Nacht war mehr als kurz. Nach bereits drei Stunden, versuchen wir, die Betreuer, gute Miene zum viel zu frühen Spiel zu machen und quälen uns aus den Schlafsäcken. Espresso.Nachdem wir einmal um das Zelt der Kids gelaufen sind, um heraus zu finden, warum denn nun der Regen ins Zelt lief, wird relativ schnell deutlich, dass die Erbauer zwar Wert auf die Optik, jedoch nicht auf die Schutzfunktion gelegt haben. Sie haben die Planen, die sie sich unterlegten soweit nach aussen gezogen, dass das vom Dach ablaufende Wasser direkt darauf niederprasselte und somit freie Bahn ins Zelt hatte. Dazu kommt, dass sie sich in eine Kuhle gelegt hatten, was alle weiteren Fragen ungestellt beantworteten dürfte. Nun gut, auch das gehört dazu. Nun geht es nur noch daran, die Klamotten, ebenso wie die Schlafsäcke, so trocken wie möglich zu bekommen. Der Regen hat aufgehört und wir hängen alles in die Bäume.

Um 8:00 Uhr ist Weckzeit. Es gibt einen Zeitplan zu erfüllen. Das Floss muss bis um 11:00 Uhr abgebaut werden, dann kommt ein bestellter Fahrer, der das alles aufladen soll. Bis dahin sollten alle gefrühstückt haben, ihre Sachen gepackt und das, erst im Morgenlicht ersichtliche Schlachtfeld, aufgeräumt haben. Das wird zeitlich knapp. Die immer noch frischen Brötchen vom Vortag schmecken bestens und sind im Nu verzehrt. Danach geht es dann ans Floss. Auch das ist zügig auseinander gebaut und soweit sortiert, so das es ohne weiteres schnell im Transporter verstaut sein wird. Nun geht es ans Packen der Klamotten. Hierbei kommt es zu einem äusserst unschönen Zwischenfall, der so ziemlich den absoluten Tiefpunkt der gesamten Fahrt darstellt. Es ärgert mich sehr, denn ich hatte bis heute Morgen das angestrebte Ziel, alle Teilnehmer mit einem guten Gefühl nach Hause schicken zu können, als erfüllt betrachtet. Es macht mich sauer, dass dem nun nicht mehr so sein wird. Ein wirklich unschönes Ende, was der eigentlich zusammengewachsenen Gruppe die komplette Legitimation nimmt und sie splittert.
Nachdem das Material komplett in dem Transporter verstaut ist, macht sich die Gruppe gegen 12:30 Uhr auf den Fußweg zum Bahnhof Erkner. Da kommen alle gegen 13:40 Uhr an und warten auf den Zug. Das war es. „Flossimo Extremo“ endet hier.

Fazit: Es war nun die dritte Tour dieser Art. Die Erste fand vor zwei Jahren mit dem Fahrrad statt, die Zweite dann im letzten Jahr mit dem Kanu und diese nun mit dem Floss statt. Die Grundlagen, was Essen und Trinken waren immer die Selben. Die Teilnehmer variierten immer. Fand die Erste noch geschlechtergemischt statt, waren die letzten Beiden auf die Teilnahme von jungen Männern konzipiert, was auch durchaus Sinn macht. Bis eben auf den letzten tag, war es auch eine sehr schöne Tour, auf der die mentalen Stimmungen der Teilnehmer auf und nieder gingen. Genau das aber gehört dazu. Das soll so sein. Das soziale Gefüge in einer Gruppe organisieren zu lernen ist Hauptaspekt, bei dieser ganzen Angelegenheit. Jeder der Teilnehmer hat davon positive Erfahrungen mit nach Hause genommen, aber auch negative. Das gehört auch zum Lernprozess. Weg von der Bequemlichkeit, an die sich so viele junge Menschen gewöhnt haben, hin zur Selbstversorgung, ohne den von Mutti gefüllten Kühlschrank und die Gemütlichkeit der elterlichen Couch. Das hat gut geklappt, auch in diesem Jahr. Auch dann, wenn wir als Betreuer, bestimmte Dinge anders bzw. besser hätten machen können, oder sollen. Aber auch das ist menschlich. Auch wir gehen mit jeder dieser Tour auf Erfahrungssammlung und lernen dazu. Sowohl pädagogisch als auch soziologisch betrachtet, ist das das Größte, was einem passieren kann. Das Verhalten von einer Gruppe zu studieren, die sich eine Woche lang auf 8 m2 organisieren muss und über ihre kommunikativen Fähigkeiten aneinander wachsen muss, um dass alles unbeschadet zu überstehen. Das wohl größte, was ich danach immer mitnehmen kann, ist die Unwichtigkeit der Zeit. Diese spielt gar keine Rolle. Es gibt nur hell oder dunkel. Ich genieße die Langsamkeit des Seins durch und durch. Wenn man dann wieder so ankommt im eigentlichen Leben, fällt es schwer, sich der Geschwindigkeit des Lebens wieder anzupassen. Ja, es ist, um genauer zu sein, der absolute Horror, was wir uns hier jeden Tag an Unwichtigkeiten antuen, die wir uns, aus welchem Grund auch immer, irgendwann mal als Prioritäten gesetzt haben. Anderseits sind genau diese, nach spätestens drei Tagen, wieder genau so wichtig, wie sie es davor auch waren.
Der Plan für das nächste Jahr steht: 100 Kilometer. 50 mit dem Kanu, 25 mit dem Rad und weitere 25 zu Fuss. Alles was es als Zielvorgabe geben wird, sind GPS – Koordinaten und ein GPS – Gerät. Die Grundlagen, was Essen und Trinken betrifft, werden die selben sein.

Ein Kommentar

Flossimo Extremo Tag 1-4

Tag 1: Der Zug kommt pünktlich, das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite. Die Stimmung ist gut. Die Zehn Jungs wissen noch nicht, wo genau das Floss zusammengebaut werden soll, ebenso wenig. Ich auch nicht. Nach knapp zwei Stunden Fahrt verlassen wir in Hangelsberg den Zug. Im Umkreis von 50 Metern um den Bahnhof soll nun ein Hinweis versteckt sein, wie es zu der Stelle geht, die es nun zu ereichen gibt. Nach ca. 15 Minuten wird eine Karte gefunden, die uns den ca. 2 Kilometer langen Fussweg offenbart. Die Kids dachten, sie würden, wie im letzten Jahr, von Autos abgeholt und sind nicht wirklich amüsiert darüber, Nach vier Stunden quält uns Betreuer der Hunger und wir versuchen zu erfragen, ob es denn angedacht sei, auch irgendwo einen Stop zu machen, um zu vespern. „Ja“ es sei angedacht. Nur bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ein sehr weiter Weg. Sobald Menschen am Ufer auftauchen, fragen die Kids wie weit es noch bis Neu Zittau sei. Da nämlich planen sie den dass sie das nun laufen müssen. Einige von ihnen haben viel zu viel Gepäck in so Reisetaschen, wie sie in den 90gern mal aufkamen. Die Dinger sind nicht nur potthässlich, sondern auch alles andere als praktisch. Sie qäulen sich nun also 20 Minuten über den neuen Berliner Umland Asphalt und bemerken rasch, dass man hier nur allzu wenig Menschen trifft. Mittlerweile ballert die Sonne regelrecht. Die Stimmung ist dennoch gut.

Wir kommen an dem Platz an, an dem mein Kollege das Material zum Bau des Flosses abgelegt hat und an dem er uns erwartet. Kurze Vorstell-Begrüßungs-
Grundsätzliches-Runde. Die Kids bekommen etwas Materiel, auf dem zu erkunden ist, wie man denn nun so ein Floss baut und vertiefen sich dann in die Planungsphase. Wir stehen für Fragen zur Verfügung, bauen aber, dass müssen sie selber. Nach circa 4 Stunden geht das bzw. die Flösse zu Wasser. Man entschied sich in der Gruppe für ein Floss was die Kids trägt und ein Beifloss, auf dem das Gepäck schwimmen soll.

Es wird ziemlich schnell und für die Kids ziemlich intensiv klar, dass ein Floss seine Geschwindigkeit selber bestimmt oder sich diese eher an der Strömung orientiert. Die zehn Paddel sehen zwar gut aus, helfen aber so gut wie nichts, um schneller zu fahren. Auf die Idee, anstatt der Paddel sich Staken zu nehmen kamen sie vorerst nicht. Wir werden erst später einen Hinweis diesbezüglich geben. Nach dem Wassern des Flosses sind die Kids in jedem Fall euphorisiert und bester Dinge. Das wird sich all zu bald ändern. Wir Betreuer fahren in einem furchtbar wackeligen Kanadier hinterher. Ab hier ist das nun ihr Weg.

Nach drei Stunden Fahrt wird den meisten klar, dass das hier kein Ich-leg-die-Beine-hoch-und-mache-mal-eben-einen-Erholungstrip wird, sondern mitunter richtig harte Arbeit. Die Bauherren verzichten im Vorfeld darauf, die Plastiktonnen dicht zu kleben. Fatal, wie sich nun rausstellt. Die Tonnen lecken und es läuft in einige Wasser hinein. Viel Wasser. Das Floss bekommt eine unangenehme Seitenlage und steht fast komplett 10 Zentimeter unter Wasser. Das Gepäckfloss droht gänzlich abzusaufen und wird während der Fahrt it den Händen und einer Schüssel entwassert. Die Stimmung beginnt rapide zu sinken. Es kommt die Erkenntnis hoch, dass die Tour nicht umsonst „Flossimo Extremo“ heißt.

Zugegebenermaßen haben auch wir uns ein wenig verkalkuliert was die Tragkraft der sechzehn 60-Liter Tonnen betrifft. Wir hätten nicht gedacht, dass die zehn Fahrenden das Floss dermassen belasten könnte. Wir bestellen auf dem nicht offiziellen Wege zum nächsten Nachmittag noch zwei Fässer a 200 Liter. Das sollte reichen.
Die Stimmung ist im Arsch. Die Kids wollen an Land und ein Lager bauen. Sie wollen essen, sie wollen schlafen. Nur kann man eben nicht wahllos überall anlanden. Schon gar nicht mit einem Floss dieser Größenordnung.
Ein erster Versuch wird schnell wieder verworfen. Nicht nur, weil das Anlandemanöver in einem Busch landet, sondern auch, weil der eigentlich ganz nette Lagerplatz, voller Schwanexkrementen ist. Wir Betreuer wissen um eine nette Stelle in Mönchwinkel. Bis zu dieser wollen sie noch fahren, obwohl die Motivation in diesem Moment alles andere als hoch ist. Das haben sie sich doch ein wenig einfacher vorgestellt. Auf dem Floss kommt es zu ersten Konflikten, die es auszutragen gibt. Meinem Kollegen und mir kommt der Gedanke, dass wenn es bei diesem Tempo bleibt, es schwierig wird, noch im Hellen die angedachte Lagerstelle zu erreichen. Wir entscheiden uns dafür, meinen Kollegen an Land gehen zu lassen, so das er per Fuss vorgeht um schonmal Feuerholz zu sammeln und ein feuer zu machen. Als wir den Lagerplatz erreichen ist die Stimmung ziemlich weit unten. Alle haben Hunger und sind müde. Nachdem Essen steigt die Stimmung wieder. Als allesamt am Fuer sitzen, machen wir einen Befindlichkeitscheck. Auf einer Skala von 10 – für: „Mir geht es prima.“ bis 1 – für: „Ich will nach Hause. Und zwar sofort!“ gibt es einen Schnitt von 7. Nach Aussagen der Kids war dieser Wert beim Ende der heutigen Flossfahrt bei 1-3. Ulala. Das überrascht auch uns ein wenig. Der Himmel ist sternenklar und wir verzichten darauf ein Biwak zu bauen, legen uns ums Feuer und schlafen ein.

Tag 2: Die Kids haben sich dazu entschieden, heute nicht weiter zu fahren. Sie wollen auf die 400 Liter Tragkraft warten, die in Form von zwei 200 Liter-Fässern heute geliefert werden sollen. Außerdem wolle sie sämtliche Fässer verkleben und den Rest des Tages „chillen“, wie sie es nennen. Da jedem von uns nur einen Euro pro Tag an Verpflegungsgeld zu Verfügung steht,müssen sie sich Gedanken darum machen, wie wir alle satt werden können über den Tag lang. Das heißt: Frühstück, Mittag, Vesper und Abendbrot. Da das nicht mit 12 Euro zu bewerkställigen ist, werden sie ihre Arbeit im Tausch gegen etwas zu Essen anbieten. Trinkwasser wird auch über diesen Weg besorgt. Davon brauchen wir bei 36°C jede Menge. Eine Grundlage an Essen haben wir zwar eintstecken, aber reichen tut das nicht. Ein Teil der Gruppe macht sich also auf den Weg durch das anliegende Dorf. Der Rest geht baden und liegt in der Sonne. Ich auch.

Wir bekommen einen Anruf, dass es hier keinen Laden und somit keine Einkaufsmöglichkeit gäbe, sie aber die Möglichkeit hätten, ein lebendes Huhn zu bekommen. Das solle 15 Euro kosten. Es gäbe aber auch noch jede Menge Gemüse dazu. Okay. Wir sagen ihnen, dass sie das Huhn dann selber schlachten, rupfen, und ausnehmen müssten. Beim kochen wären wir behilflich. Eine andere Gruppe kommt mit zwanzig Litern Trinkwasser und vier Konserven aus dem Dorf zurück. Schlechte Ausbeute. Wir warten auf das Huhn.

Die ziehen das jetzt echt durch. Sie kommen mit einem lebendigem Huhn in einem Pappkarton und kiloweise Gemüse. In der Gruppe wird aufgeteilt, wem nun welche Tätigkeit zukommen wird. Schlachten, ausnehmen und so weiter. Ich bin raus ab hier und gehe baden. Nicht das mir die Sache unangenehm wäre. Im Gegenteil: wer Fleisch essen will, sollte auch wissen, dass dieses nicht in den Kunststoffpackungen wächst, in denen es im Supermarkt in der Kühltruhe pfeilgeboten wird. Dennoch, der Tag ist zu schön, um ihn mit Blut zu beflecken. Ich fahre mit dem Kanadier ein Stück die Spree runter, suche mir eine Badestelle und „chille“, so wie sie es nennen. Das Wasser ist angenehm kühlend und ich genieße den urwüchsigen Flair der Müggelspree.Nach einer halben Stunde kehre ich zurück und das Schlimmste ist offenbar schon geschehen. Das Huhn sieht aus, als wäre es frisch aus der real-Kühltheke entflogen. Die Stimmung ist bestens. Es tut der Gruppe gut, solche Dinge in Kooperation zu tätigen. Wir machen eine deftige Hühnersuppe. Währenddessen kommen die zwei Fässer und werden gleich mit den übrigen bearbeitet. Die Deckel werden verklebt, so das kein Wasser mehr hineinlaufen kann. Ob das wirklich dafür sorgt, dass das Floss 20-30 Zentimeter mehr an Höhe gewinnt und vor allem, dass in die Tonnen kein Wasser mehr läuft wird sich erst Morgen zeigen wenn der Kleber getrocknet ist und das Floss erneut zu Wasser geht.

Wir essen ein äusserst wohlschmeckende Hühnersuppe. Auch die, die erst nicht bereit waren diese zu essen, ergeben sich der Gruppendynamik und kosten wenigstens. Wir brauchen nochmal Wasser und es gehen wieder welche los und holen welches. Abends gibt es Tee und Espresso, der ohnehin die ganze Woche für Energie gesorgt hat. Rund um die Uhr. Die Stimmung in der Gruppe ist großartig. Kein Wunder, heute wurde auch nicht mit dem Floss gefangen. Der Tag neigt sich dem Ende. Die Kids erfreuen sich an einer Affenschaukel, die fünfzig Meter flussabwärts einsam vor sich hinhängt. Ich gehe mit meinem tensidefreiem Duschbad in der Spree baden und es wird dunkel. Der Himmel ist ganz nach Vorhersagen wieder sternenklar und wir sparen uns erneut das Biwak. Uns kommt der Gedanke mit dem ganzen Gedöns, was im Camp so rumliegt eine Percussion-Session zu machen. Die großen Stahlfässer eignen sich bestens zu sowas. Die kleinen Plastiktonnen auch. Es dauert eine halbe Stunde, bis zwei Polizeibeamte auftauchen und uns sagen, dass es Beschwerden aus dem Dorf gab. Wir sagen, „wir hätten nur gesungen“ und versprechen, dass das nicht mehr vorkommen würde. Sie fahren wieder. Das Feuer wärmt und wir legen uns schlafen.

Die Mücken sind eine Qual, der Schlafsack für das Klima viel zu dick und irgendwo da hinten jagt ein Gewitter durch den Himmel. Wir überlegen kurz eine Plane zu ziehen, aber ergeben uns der eigenen Trägheit, legen uns eine Plane unter, um diese im Falle eines Regens einfach überzuziehen. Später dann hat uns das Gewitter eingekreist. Es müssen mehrere sein, denn es blitzt und donnert überall um uns herrum. Ich schlafe ein und wir bleiben auch in dieser Nacht trocken.

Tag 3: Aufgrund der Tatsache, dass gestern nicht geflosst wurde ist die Stimmung gut. Das große Floss muss nach dem Trocknen des Klebers nun wieder zusammengebaut werden und das Gepäckfloss komplett neu aufgebaut werden. Dann wird sich zeigen, ob wir die erhofften 20-30 Zentimeter an Höhe gewinnen können, so das das Floss auch als ein solches zu erkennen ist und vor allem das man auf dem Floss auch sitzen kann, ohne im Wasser sitzen zu müssen. Es klappt.Das Floss ist nun baulich bestens präpariert um den Rest der Woche auf diesem verbringen zu können. Die Kids haben unseren Hinweis, dass man mit Staken vielleicht besser vorankommen würde angenommen und zur Umsetzung zwei vier Meter lange Knüppel besorgt, die ab jetzt zum staken dienen. Das es aber auch dann nicht mit der Geschwindkeit eines Kanus vorangehen wird ist ihnen noch nicht ganz klar. Kommt aber bald schon. Da das Dorf zwecks der Essensbeschaffung gestern schon erfolgreich abgegrast wurde, belassen wir es bei dem Versuch der Trinkwassergewinnung, was nach dieser Nacht schon unangenehm genug sein dürfte. Aber es funktioniert ohne weiteres und wir machen uns wieder auf den Weg um in Hartmannsdorf Essen zu besorgen. Die mitgebrachten Grundnahrungsmittel gehen langsam der Neige zu und wir brauchen unbedingt Neue. Auch unabhängig davon, was man für die täglichen 12 Euro kaufen kann. Es sind wieder um die 35°C und die Sonne knallt erbarmungslos auf uns hernieder. Wir Betreuer im Kanadier überlegen, ob das so gut sein kann, stellen aber ganz pragmatisch fest, dass wenn wir stoppen, wir zu wenig zum Essen haben und die 20 Liter Trinkwasser gerade bei der Hitze nicht lange reichen werden. Wir entscheiden, weiter zu fahren und instruieren die Kids: Kopfbedeckung. Sonnenschutzcreme. Trinken, trinken, trinken! Die Stimmung auf dem Floss sagt wieder ab. Kein Wunder. Das Floss hat circa 8 m² auf denen zehn Leute zwangsläufig ihren Tag verbringen müssen. Die Vorstellungen von Geschwindigkeit, Arbeitsteilung und den zu erreichenden Zielen varieren stark. Es gibt jene, die sich auch aus wohlmeinenden Gründen in eine Führungsrolle drängen und es gibt jene, die froh darüber sind, dass genau dieses von ihnen nicht erwartet wird. Der Rest hängt irgendwo dazwischen und ist ziemlich frustriert, dass ihm niemand zuhören will oder kann. es brodelt ganz schön und zwischenmenschlich Diskrepanzen werden auch für uns, die wir immer um die 10 Meter Abstand zum Floss haben, nur all zu deutlich. Pädagogisch betrachtet eine traumhafte Situation, denn die Dinge auf dem Floss müssen in Eigenregie organisiert werden. Wir greifen nur ein, wenn wir das Gefühl haben, dass irgend etwas zu sehr aus dem Ruder zu laufen droht.

Nach vier Stunden erreichen wir Hartmannsdorf. Wir haben vor, nur etwas zum Essen zu besorgen, Trinkwasser auch und dann weiter zu fahren, auch wenn die Kids hier bleiben wollen. Es wurde Gewitter angesagt und wenn wir hier bleiben gibt es vor uns nur Wasser und hiter uns nur hohe Bäume. Denkbar schlechte Vorraussetzungen also um sich bei Gewitter schützen zu können. Es kann nicht mehr lange dauern und wir erreichen eine der Wohl schönsten Lagerplätze an der gesamten Müggelspree. „Die vier alten Eichen“ nämlich. Die Stelle hat eine ganz spezielle, ja fast mystische Aura. Da wollen wir nächtigen. Daran kann man nicht einfach so vorbei fahren und es gibt auch bei Gewitter die Möglichkeit, den Eichen zu entlfiehen.

Die Kids schaffen es in zwei Stunden massenhaft Essen zusammen zu bekommen und wir können ausgelassen vespern. Sie sind selber überrascht, wie viele Menschen zu geben bereit sind und natürlich auch ein wenig stolz auf das von ihnen Geschaffte. Sobald alle das Floss verlassen können, steigt die Stimmung unter ihnen immer akut an, wenn es was zu essen gibt sowieso noch mehr. Die Stunden auf dem Floss müssen für einige ziemlich anstrengend sein, was uns Sorgen macht aber eben auch ein Teil der Tour ist. Nach dem Essen machen wir uns auf den Weg zu den Eichen. Die Sonne kündigt an, als bald hinter dem Horizont verschwinden zu wollen und wir müssen uns ein wenig beeilen. Es gibt nichts unangenehmeres als ein lager in dieser Größenordnung zu bauen, wenn es schon dunkel ist. Nach knapp einer Stunde müssen wir feststellen, das die angedachte Stelle für diese Nacht schon besetzt ist. Verdammt! Wir fahren 300 Meter zurück und finden etwas nettes zum nächtigen. Die Gruppe hat sich gespalten, was sich auch darin äussert, dass sie sich im Lager nicht mehr zusammenlegen. Wir, als die Betreuer, liegen in der Mitte am Feuer und je links und rechts von uns zwei Gruppen. Das ganze macht uns Sorgen und wir versuchen zu vermitteln, was sich als schwierig herrausstellt. Aufgrund der Stimmung beschließen wir heute mal für die Gruppe zu kochen, was dankbar angenommen wird. Es gibt Nudeln mit Tomatensosse, wie man sie aus der DDR-Schulspeisung kennt. Die zieht immer. Nachdem Essen enspannt sich die Gruppe zusehendst, was uns freut. Es beginnt ganz leicht zu nieseln, was ich nicht wahr haben will. Ich möchte einfach nicht unter einer Plane schlaffen. ich will die Sterne sehen, wenn mich der Schlaf holen kommt. Es bleibt bei den paar Tropfen und wir bauen wieder kein Biwak. Nur drei der Kids ziehen es vor sich eine Plane zu spannen, um darunter zu schlafen. Der Platz ist auch ohne Regen ekelhaft nass und schon am Abend wird alles mit einer Reifschicht überzogen sein, so dass über den Schlafsack nach schon zwei Stunden die Wassertropfen laufen. Es wird furchtbar feucht in dieser Nacht und am nächsten Morgen ist mein Schlafsack schon von innen feucht sein, worauf ich gar nicht kann. Aber was soll es. Das ist nun mal so. Dazu kommen die tausenden von Mücken, die die wahren Terrornetzwerke sein dürften. Sobald auch nur ein Stück Haut rausguckt lassen sie sich darauf nieder und stechen erbarmungslos zu. Immer wieder. Einigen macht das sehr zu schaffen. Die Anti-Mücken-Creme hält genau sechs Stunden und man weiß vor dem Einschlafen schon, dass man am nächsten Morgen mindestens wieder zwanzig Stiche kassiert hat. Wir legen uns ans Feuer und während wir über Sternbilder reden schlafe ich ein. Eine unruhige, nasse und allgemein unangenehme Nacht. Unter den Eichen wäre das nicht passiert.

Noch vor dem Essen, was allen bestens geschmeckt und ihre Laune beflügelt hat, beschliessen wir Betreuer, aufgrund der nicht ausgewogenen Gruppensituation, den Kids am nächsten Tag komplett die Regie zu übertragen. Wir hoffen, dass sich daraus ein Bindungsprozess entwickelt, der allen auf dem Floss Fahrenden zu Gute käme.

Tag 4:Wie erwähnt haben wir in der Hoffnung darauf, dass sie die Gruppensituation bessern würde, haben wir die komplette Regie an die Gruppe übergeben.Sie sollen ihre Ziele, ihre Pausen, ihren Weg, das Essen und alles weitere in Kommunikation mit sich selber organisieren. Wir stehen für Fragen, die sie sich nicht selber erschließen können zur Verfügung. Das ist alles. Es wird wieder abartig warm und wir müssen sie immer wieder darauf hinweisen, dass sie sich den Kopf bedecken, sich eincremen und trinken. Viel trinken. Wir erwarten, dass sie bei dem Wetter nicht länger als 3-4 Stunden fahren werden. Aber wir täuschen uns. Wir werden an diesem Tag fast acht Stunden im Kanu sitzen und die Kids auf dem Floss. Sie haben sich ein Ziel gesetzt, dass wir für unrealistisch halten. Sie wissen weder, wie weit das ist, noch wissen sie, wo man dort zwischendurch anlanden können, um einkaufen zu können und Essen und Trinkwasser holen zu können. Sie wollen dieses Ziel erreichen um dort den Rest der Woche verbringen zu können. Die Lust darauf, weiter mit dem Floss zu fahren ist gering. Dennoch ist es notwendig wenigstens in die Nähe eines Bahnhofs zu kommen um mit dem Gepäck nicht all zu weit laufen zu müssen, wenn am Freitag die Tour enden wird. Sie haben sich in den Kopf gesetzt noch heute da anzukommen, um die letzten zwei Tage „chillen“ zu können, wie sie es nennen.

Sie hoffen auf einen nächsten Stop um einzukaufen und zu essen. Danach wollen sie dann weiter, um das von ihnen gesteckte endgültige Ziel zu erreichen. Ein Wahnsinn, wie wir finden. Aber wir lassen sie gewähren, vorerst, denn es ist ein Entscheidung, die die ganze Gruppe getroffen hat. Das war uns wichtig und es ist ligitim, sie das dann auch versuchen zu lassen, auch wenn wir dermassen Hunger haben, das auch unsere Laune zu sinken beginnt. Die Sonne will sich heute Feinde machen und knallt ohne Gnade. Der wohl relativste Satz der Woche, den die Kids gehört haben ist: „Ist nicht mehr weit. Ihr seid gleich da.“ Das nämlich sagt ihnen ein jeder, den sie nach dem Weg fragen.

Noch bevor wir in die Nähe Neu Zittaus kommen, fällt uns auf, dass sich einer der Kids nicht an die Vorgabe gehalten hat, dass sie nur mit Kopfbedeckung zu fahren haben. Er sieht blass aus und es scheint als ginge es ihm nicht gut. Auf die Nachfrage, ob alles okay sei, meinte er: „alles okay. Kein Grund zur Sorge.“ Nach nunmehr fast acht Stunden ohne Essen und auf dem Wasser, wobei wir wunderbare Lagerstellen hinter uns lassen, da die Kids eben ein anderes Ziel haben, erreichen wir Neu Zittau. Wir beschliessen, das Ganze hier abzubrechen und im Namen der Gesundheit die Regie zu übernehmen. Es ist 20:00 Uhr und es wird schwer sein überhaupt noch etwas einkaufen zu können. Es könnte nochmal zwei Stunden dauern, um ihr Ziel zu erreichen. Das ist für uns nicht tragbar und wir nehmen uns vor hier in der Nähe einen Lagerplatz zu suchen, nur um dort zu nächtigen.

Der Zustand des Jungen ist alles andere als „okay“. Ihm ist schwindelig, er hat Kopfschmerzen und fühlt sich allgemein unwohl. Also genau das Gegentei von dem, was er noch vor einer Stunde sagte. Wir vermuten, dass er einen Sonnenstich hat und hoffen, dass der Auslöser seiner Übelkeit nicht der heute Morgen gemachte Kaiserschmarn ist. Dann wäre es eine Sache von Minuten und es könnte den Nächsten umhauen. Wir rufen den Notarzt, der ihn mit Verdacht auf einen Sonnenstich mit ins Krankenhaus nimmt. Ein späteres Telefonat mit diesem ergibt, dass es erst am nächsten Morgen eine endgültige Diagnose und eine Empfehlung auf eine weitere Teilnahme geben wird. Wir müssen also genau hier die Nacht verbringen. An einer Brücke, über die eine Landstrasse führt. Mit elf Leuten müssen wir ein lagen in einer kleinen Gemeinde bauen. Na hoffentlich geht das gut. Einen uncharmanteren Lagerplatz hätte man auf der gesamten Strecke nicht finden können.

Die Kids besorgen wieder Essen und Trinkwasser und wir legen uns irgendwie nieder, ohne Feuer, was alle ein wenig runterzieht. Mich auch. Die Stimmung ist trotz des Vorfalls gut, was uns in der Annahme bestärkt, den richtigen Weg gewählt zu haben. Wir reden noch lange mit den Kids in dieser Nacht und schlafen in der Hoffnung ein, dass uns die Polizei hier nicht wecken würde.

Fortsetzung folgt.

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„Flossimo Extremo“

Der Plan:
Zehn junge Männer im Alter von 14-17 Jahren bauen unter Anleitung ein Floss. Auf diesem werden sie dann fünf Tage lang versuchen, soweit wie ihnen möglich, die obere Müggelspree entlang zu fahren. Im Idealfall von Hangelsberg bis nach Rüdersdorf, was sicher nicht klappt, denn so ein Floss ist eben kein Boot. Aber das wissen sie noch nicht.
Die Bedingungen:
Es gibt keine Zelte, nur das Biwakieren ist gestattet. Wer also nicht nass werden will, sollte sich ein schützendes Biwak bauen, was die meisten der Teilnehmer zum ersten Mal machen. Für die Verpflegung gibt es pro Person einen Euro am Tag. Legt man es zusammen, werden alle satt. Macht man es auf die Egotour und will es für sich selber ausgeben, wird man nach drei Tagen sehr hungrig sein. Die Teilnehmer haben jedoch die Möglichkeit, ihre Arbeitskraft im Tausch gegen was Essbares in den zu durchfahrenden Dörfern anzubieten. Das klappt eigentlich besser, als man sich vorstellen kann, bedarf allerdings einer gewissen Überwindungskraft. Auch das benötigte Trinkwasser kann nur über diesen Weg beschafft werden. Alternativ dazu kann alles essbare gesammelt und zubereitet werden, was Mutter Natur hergibt. Gekocht, gebraten und auch gebacken wird nur am offenen Feuer. Die nassen Klamotten werden ebensfalls da und nur da getrocknet. Handys funktionieren dort im Regelfall nicht und Zigaretten kann man nirgends kaufen. Pampa im klassischen Sinne also.
Zeitraum:
Fünf Tage. Start am Sonntag.

Ich fahre mit, als Betreuer und muss nicht mit auf das Floss, denn ich fahre im Kanadier hinterher. Einer bzw. Zwei müssen ja aufpassen, dass nichts schief geht. Wir werden primär nur beobachten und nicht mitarbeiten, es sei denn, es ensteht eine extrem gefährliche Situation. Es geht darum, den jungen Männern ihre Grenzen aufzuzeigen und ihnen Wege zu vermitteln, über diese Grenzen hinweg zu kommen. Aus eigenem Antrieb, mit Hilfe der anderen Teilnehmer, denn nur in der Gruppe kann man diese Woche meistern.
Das Wetter:
Eigentlich egal, aber scheint durchwachsen zu sein.
Die Erfahrung:
Bericht vom letzten Jahr, wo allerdings alle mit Kanadiern unterwegs waren.

www.kraftfuttermischwerk.de/blog/spree4.jpg

Und so sieht es da aus:

Ach, ich freu mich.

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Ich fahr‘ weg, hier übernimmt die Patenbrigade


Sommer. Zeit zum Kanu fahren. So wie immer wenn Sommer ist. Andere machen so was im Urlaub, ich habe das Privileg so zu arbeiten. Wie das von statten geht, hatte ich hier mal aufgeschrieben.

Nachdem wir in den letzten Jahren immer auf der Mügelspree gefahren sind, geht es jetzt auf die Oder. Abfahrt: Morgen früh 06:00 Uhr, Einstieg ist in Eisenhüttenstadt und dann gucken wir mal für welche Weite die Jungen zu haben sind.

Da mein Schatzkästchen hier allerdings enorme Angst vor der Einsamkeit hat und überhaupt ohne gefüttert zu werden so gar nicht zu Recht kommt, habe ich dafür gesorgt, dass sich Paten um es kümmern. Und weil es nicht weniger als 8 sind, sind die eben die Patenbrigade. Die besteht aus Peter von den Blogrebellen, Dragstripgirl und Finding Berlinerin Sara, Miss Sophie, Murdelta, Doktor Katze, Mister Honk, Mogreens, wenn der aus Frankreich wieder da ist, und Björn Grau, so denn er es zeitlich schaffen sollte. Mit der exzellenten Aufstellung könnte ich glatt vier Wochen wegfahren, aber das kann ja nicht schaden.

Also seid lieb zu den Paten, stänkert nicht und macht hier nichts kaputt. Ich melde mich ganz sicher hin und wieder auf Twitter und behalte auch das hier hintenrum im Blick.

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