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Berliner Firma will keinen Nato-Draht nach Ungarn verkaufen

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(Foto: Frank C. Müller, CC-BY-SA 4.0)

Ungarn baut weitere Grenzanlagen, um Flüchtlinge nicht weiter nach Europa kommen zu lassen. Dafür braucht es Nato-Draht. Jede Menge davon. „Mitte Juli bat Ungarn in mehreren Ländern Hersteller von Nato-Draht, ein Angebot für Tausende Rollen einzureichen – ein Großauftrag“. Einer der angefragten Hersteller sitzt in Berlin Neukölln und will trotz eines geschätzten Auftragswerts von 500.000 Euro nicht nach Ungarn liefern. Der 39-jährige Geschäftsführer sagt: „Nato-Draht ist dafür da, kriminellen Taten vorzubeugen. Aber ich kann doch nicht einen Flüchtling, der nichts weiter hat als das, was er trägt, mit einem Kind auf dem Arm durch einen Nato-Draht laufen lassen.“

Es ist davon auszugehen, dass sich ein anderer Anbieter finden wird, der seinen messerscharfen Draht nach Ungarn verkauft, so dass Ungarn seine menschenunwürdigen Grenzanlagen ausbauen kann – es geht schließlich um viel Geld. Aber der Draht wird nicht aus Berlin kommen. Wenn die Waffenindustrie mal auch nur ein halb so großes Gewissen an den Tag legen würde, würde vielleicht generell weniger Nato-Draht gekauft werden.

9 Kommentare

  1. Martin Däniken21. September 2015 at 18:23

    Amazon hat auch „barbed wire“ im Angebot…
    Auch als Girlanden-Version,wtf

  2. Moritz21. September 2015 at 18:28

    Jetzt mal ernsthaft: Das ist ein Hersteller von Nato-Stacheldraht. Sprich: Stacheldraht mit zusätzlich mit Rasierklingen ausgerüstet, der in Deutschland im Privatbesitz zwar nicht verboten ist, aber „dessen Demontage um Privatgrundstücke mit Verweis auf Kinder und Jugendliche schon von der Rechtsprechung verlangt wurde.“ (Wikipedia). Draht, den man nicht benutzt, um Tiere einzupferchen, weil die Gefahr zu gross wäre, dass diese Tiere sich verletzen. Kann jemand irgendeinen „positiven“ Kunden für Nato-Draht nennen, ausser vielleicht Künstler? Das in irgendeiner Weise als positiv herauszuheben oder dem Menschen zu Werbung zu verhelfen, ist doch lächerlich und die Hersteller/ „nicht“ Verkäufer dieses Drahtes verdienen KEINEN RESPEKT. Erst Bild – dann Natostacheldraht-Hersteller, wer kommt als Nächstes? Heckler und Koch? Nach green-washing jetzt „rosa“-washing oder was?

  3. purf21. September 2015 at 18:53

    na, wer wird es zuerst irgendwo lesen
    „… jetzt zerstören die Flüchtlinge auch noch unsere deutsche Exportwirtschaft!!!“
    ?

  4. D.B.21. September 2015 at 19:40

    Oh Nein!11!! Wo bekommt Ungarn jetzt ihren Qualitätsdraht her!? Den gibts bekanntlich nur Berlin!

  5. Alreech24. September 2015 at 03:01

    na ja, Berliner Stacheldraht hat schon einen guten Ruf.
    Der antifaschistische Schutzwall hat immerhin mehr als dreißig Jahre dafür gesorgt das keine Wirtschaftsflüchtlinge die deutsche demokratische Republik verlassen konnten.
    Ohne guten Stacheldraht wäre das nicht möglich gewesen – wenngleich man natürlich die Grenzsperren der DDR mit dem menschenverachtenden Grenzregime der EU vergleichen kann.

  6. golem2324. September 2015 at 09:41

    Schöne Werbeaktion für diesen „humanistischen“ Hersteller. Und alle machen mit… :(

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