Zum Inhalt springen

Blueser in der DDR: Engerling – Ein Film

Ich bin mit dem Sound von Engerling nie wirklich warm geworden. Vielleicht war ich dafür immer einen Ticken zu jung, dafür aber bin ich alt genug, den Namen zu kennen und zu wissen, dass dieser im Osten der Republik nicht wenigen ein Begriff sein dürfte. Die Männer stehen dort immer noch regelmäßig auf irgendwelchen Bühnen und spielen ihren Blues.

Ich bin heute zufällig über diesen Film gestolpert. Keine Ahnung, wo genau der herkommt – ich finde dazu nichts weiter. Der ist nicht wirklich mit Informationen über die Band geflutet, aber dennoch ein schönes Zeitdokument. Eines über eine Bluesband im Osten.

Wer mehr über die Bluesszene in der DDR wissen möchte, dem sei das wundervolle Buch Bye Bye, Lübben City ans Herz gelegt. Es weiß Geschichten zu erzählen, von denen nur wenige annehmen würden, dass diese so in der DDR passieren konnten.

Engerling ist eine Berliner Bluesrockband. Sie war fester Bestandteil der Blueserszene in der DDR. Gegründet wurde sie 1975 von Rainer Lojewski und Wolfram Bodag in Ost-Berlin als Engerling Blues Band.

[…]

Alle Mitglieder spielten vor Gründung der Band in verschiedenen anderen Amateurbands wie mobil, medoc und Pardon.[1] Während Wolfram Bodag und Heiner Witte eine Ausbildung an der Musikschule Friedrichshain in Ost-Berlin absolvierten, waren alle anderen Bandmitglieder Autodidakten. Der Bandname Engerling wurde ohne tieferen Bezug gewählt. Ihrem Stil ist die Band bis heute treu geblieben. Sie kam von Anfang an ohne aufwändige Bühnenshow und Promotion aus. Ein begeistertes Publikum unter der DDR-Jugend hatten die „Engerlinge“ dennoch.

Nach dem Ausstieg von Erhard Klauschenz übernahm Mischa Arnold (1976 bis 1978) den Bass. Fortan wechselte die Bandbesetzung um Wolfram Bodag und Heiner Witte mehrfach. Die weiteren zwischenzeitlichen Bandmitglieder waren: Bernd Kühnert (Gitarre/1975 bis 1979), Michael Arnold (Bass/1976 bis 1978), Jens Saleh (Bass/1978 bis 1979), Gottfried Klier (Saxophon/1978–1979), Peter Lucht (Schlagzeug/1980 bis 1985 und 1992 bis 2000), Gunther Krex (Bassgitarre/1980 bis 1983), Thilo Ferch (Saxophon/1980 bis 1981), Christian Liebig (Bassgitarre/1985 bis 1986), Henry Butschke (Schlagzeug/1985 bis 1986), Friedemann „Frieda“ Schulz (Schlagzeug/1986 bis 1992), Andreas Kaufmann (Saxophon/1986 bis 1988), Waldemar Weiz (Gitarre/1989 bis 1992) und Vincent Brisach (Schlagzeug/2000 bis 2005). Jüngstes Bandmitglied ist der Schlagzeuger Hannes Schulze, Bodags Sohn.

1977 erschienen mit den Singles Da hilft kein Jammern/Der Zug oder Die weiße Ziege und Schwester Bessies Boogie/Mama Wilson die ersten Plattenaufnahmen bei Amiga (VEB Deutsche Schallplatten Berlin). 1979 folgte dann die erste Langspielplatte, die sich über 100.000 Mal verkaufte. 1986 wurden Bodag bei einem Polizeieinsatz beide Hände gebrochen, so dass Engerling mehrere Monate nicht auftreten konnte.(Wikipedia)


(Direktlink)

Ein Kommentar

  1. Strugarkowski19. Februar 2016 at 01:28

    Nix gegen Engerling! Ja, Du hast Recht damit, eine simple Verlinkung von zwei anderen interessanten Blues-Bands aus der ehemaligen DDR nicht einfach so in den Kommentaren zu übernehmen. Deshalb ein erneuter Anlauf, der etwas persönlicher ausfallen soll. Vor’m Punk gab’s den Blues. In diesem Fall den DDR-Blues.

    Den hatten vor allem die älteren Semester, die sich in Sachen Musik in meiner Erinnerung gerne als Altersweise verstanden. Ich erinnere mich daran, wie die Langhaarigen aufschrie’n, als die Band Namenlos während einer Bluesmesse auf dem Gelände der Berliner Erlöserkirche ihren Punk zum Besten geben wollte: Ey, Ihr macht unsere Anlage kaputt!

    Die dort wahrnehmbare Intoleranz gegen andere Musikrichtungen verleidete mir die Freude am Blues erst einmal. Dabei mochte ich eigentlich Stefan Diestelmann, dessen LPs immer noch in meinem Regal herumgeistern. Sein Projekt Vai Hu kannte ich damals gar nicht.

    Als mir ein Freund die Scheiben von Jürgen Kerth vorstellte, hörte ich nur noch mit halbem Ohr hin, weil mir Punk einfach besser gefiel. Das auch wegen der Erlebnisse in Rummelsburg. Heute würde ich in beiden Fällen formulieren: Leider.

    Inzwischen ist mir bewußt, daß ich nur ein Glied in einer Kette bin, deren aufmüpfiges Potential erheblich weiter reicht, als ich damals ahnte: Ja, es ist richtig, Punks in der Zone wurde übel mitgespielt, doch Langhaarigen nicht minder.

    Engerling sagt mir bis heute nix, Stefan Diestelmann und Vai Hu 1976 (https://www.youtube.com/watch?v=kv4X1yiGJlI) oder Jürgen Kerth und Band im Jahr 1982 (https://www.youtube.com/watch?v=wzsDDITzYCI) hingegen – Dank engagiertern YouTube-Uploadern – um so mehr. Es lohnt sich, auch deren Biographien zu recherchieren oder wahrzunehmen. He, junge Mutti von Jürgen Kerth (https://www.youtube.com/watch?v=xy2lTzFYlms) ist für mich im Nachhinein immer noch aktuell! Ganz abgesehen von den Ernest Ranglin-Qualitäten… ;)

    Wie bereits gesagt: Nix gegen Engerling!

Schreibe einen Kommentar zu Strugarkowski Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert