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Kategorie: Täglicher Sinnwahn

Die im Gefahrengebiet Hamburg festgestellten Gegenstände

Die Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft hatte am 09.01. an den Hamburger Senat ein kleine Anfrage gestellt, in der sie wissen wollte, wie die damalige Neuordnung des Gefahrengebietes zu Stande kam und welche Erkenntnisse sich aus der damit verbundenen Datenerfassung ziehen lassen. Der Hamburger Senat hat geantwortet (PDF). Also zumindest teilweise, weil Geheimnisse und so.

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Auch interessant aber ist eine Liste, der in der Zeit vom 04.01. bis 12.01.2014 im Gefahrengebiet Hamburg durch die Polizei festgestellten Gegenstände. Na wenn ich das mal nicht gelohnt hat und die Einschränkungen von Grundrechten rechtfertigt! Der gefundene Sprengstoff, vom dem Hamburgs Innensenator Neumann noch am 11.01. sprach, taucht in dieser Liste gar nicht auf – vermutlich meinte er die Böller, aber das klingt natürlich weniger dramatisch. Was man allerdings fand: eine Haushaltsrolle in Alufolie eingewickelt, innen ein Zettel mit der Aufschrift „Peng“!

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(via Publikative)

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Leben auf dem Elektroschrottplatz der Welt

Der Fotograf Kevin McElvaney war mit seinen Kameras in Ghanas Hauptstadt Accras unterwegs. Genau genommen hat er Kinder, Jugendliche und Herauswachsende portraitiert, die im Stadtteil Agbogbloshie auf der Elektromülldeponie arbeiten, leben und auf ihr Leben gefährdende Weise nach ihrem Glück suchen. Was an Elektronik in Europa kaputt geht landet über Umwege in Agbogbloshie. Auch oder gerade auf illegale Weise.

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Als Mitte der 2000er Jahre die ersten Container mit gebrauchten Computern in Ghana eintrafen, waren diese Teil eines Hilfsprogramms. Doch schnell missbrauchten unseriöse Händler das Etikett “Secondhand”, um illegal Elektronikschrott zu exportieren – mit gravierenden Folgen für das Land.

Seit nunmehr acht Jahren setzt sich Mike Anane im Kampf gegen illegal eingeführten Elektronikmüll ein. Seiner Aussage nach sind 80 % der gebrauchten Elektrogeräte, die in Agbogbloshie landen, Schrott. Doch auch funktionierende Geräte belasten den Müllberg, da sie keine lange Lebensdauer haben. In den letzten sechs Jahren wuchsen die Schrottmengen, die aus ganz Europa, den USA, Kanada und Australien stammen, zunehmend an. Yaw Amoyaw-Osei (der Gründer des Umweltverbands Green Advocacy) bestätigt, dass eine ganze Reihe ausländischer Händler in die Elektroschrottimporte und -exporte verwickelt sind.[2]:S. 6. Die Wertstoffe hingegen, die den Menschen auf der Müllhalde gerade so das Überleben ermöglichen, gelangen über Zwischenhändler zurück an die Herstellerfirmen in Europa und Amerika.

Dieses Vorgehen der Industrieländer verstößt gegen die Basler Konvention von 1989, die lediglich von Afghanistan, Haiti und den USA nicht ratifiziert worden ist. Hierbei handelt es sich um ein internationales Übereinkommen, das ein umweltgerechtes Abfallmanagement sowie grenzüberschreitende Transporte regelt. Demnach darf Müll nur in Staaten eingeführt werden, die über Einrichtungen zur fachgerechten Entsorgung verfügen.

Selbst das deutsche Bundesumweltamt weiß nicht, wer in diesen illegalen Handel verwickelt ist. Es verweist an einzelne Händler, die defekte Geräte vor den Recyclinghöfen abpassen oder in unentgeltlichen Aktionen einsammeln. Greenpeace verfolgte jedoch einen funktionsuntüchtigen Fernseher mit einem eingebauten Peilsender von einem Londoner Recyclinghof bis nach Nigeria. Auch die BBC konnte den Weg eines defekten TV-Sets von einer Londoner Straße bis nach Ghana verfolgen.
(Wikipedia)

Er sprach und portraitierte vor Ort junge Menschen im Alter von 9 bis 33 Jahren, die Fotos zeigt er auf seiner Website. Zeit Online hat einige Hintergründe zu den Portraitierten.

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(Fotos: Kevin McElvaney)

Außerdem hat er in Agbogbloshie noch diesen Kurzfilm gemacht.


(Direktlink)

Ein Kommentar

Like Attack – Die Facebook-Seite der NPD „überfremden“

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Luitgard von Like Attack weißt mich gerade per Mail darauf hin, dass „Like Attack“ gemeinsam mit „Laut gegen Nazis“ ab heute die Facebook-Seite der NPD bunt machen will.

Wir überfremden die NPD!
Zum internationalen Holocaust-Gedenktag rufen wir mit „Laut gegen Nazis “ auf www.likeattack.de dazu auf, die NPD-Seite mit toleranten Postings bunt zu machen und mit unseren Likes zu „überfremden“.

Was ist die Like Attack?
Die Like Attack ist eine Kampagne zur Verdrängung rechtsextremer Inhalte. Wie das funktioniert? Ganz einfach: Die Facebook-Community attackiert die Seite der NPD mit Likes und bunten Inhalten gegen die rechte Hetze. Je mehr User mitmachen, desto größer die Wirkung!
Um es kurz zu machen: Like Attack – Wir überfremden die NPD!

Warum der 27. Januar?
Der 27. Januar ist der Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz und der »Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus«. Wir nehmen diesen denkwürdigen Tag zum Anlass,um uns auch heute gegen Faschismus und für Toleranz stark zu machen.

Dumm nur, dass man dafür zwangsläufig zumindest kurzzeitig die NPD-Seite liken muss. Viele scheinen sich daran allerdings nicht zu stören und knallen gerade förmlich die Seite mit bunten Kommentaren voll, was zumindest die Admins beschäftigen dürfte. Auch die eigentlichen Fans der Seite sind nicht wirklich begeistert über die Flut an bunten Kommentaren.

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Inwiefern die Aktion tatsächlich Sinn macht, kann ich nicht beurteilen, aber Nazis trollen ist ja immer eine der nicht gerade schlechtesten Tagesbeschäftigungen.

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Die Bundesagentur für Arbeit findet, Ehrenamt ist vergiftet und droht damit, deshalb Zahlungen einzustellen

Eine junge Frau aus Schwedt hatte vor, ihren Bundesfreiwilligendienst auf ehrenamtlicher Basis bei der BehindertenSelbsthilfe in Schwedt zu machen. Da die Frau ALG 1 bezieht, meint die Bundesagentur für Arbeit, dass das nicht zusammenpasst und drohte damit, ihr die ALG-Bezüge zu kürzen, oder gar ganz einzustellen. Die BehindertenSelbsthilfe schickte eben jener jungen Frau dann einen Aufhebungsvertrag. Offenbar hatte sie ihr Ehrenamt parallel zum Bezug des ALGs schon angetreten und der e.V. wollte sie davor bewahren, ohne Kohle dazustehen. Soweit, so beschissen. Aber noch nicht das Ende vom Lied.

Nachdem der Aufhebungsvertrag raus war, drohte die Agentur der jungen Frau damit, die Zahlungen an sie für drei Monate ganz einzustellen, da sie einem Aufhebungsvertrag zugestimmt hätte. Und bei einem solchen kürzt man dann halt mal. Weil man ja eingewilligt hat, eine Tätigkeit nicht mehr zu machen. Weil die Bundesagentur für Verwaltung von nicht Arbeitenden ja danach quasi verlangt hat. Kann man sich nicht ausdenken.

Hier die dazu gehörige Konversation auf Twitter.

Besonders treffend hier der vorletzte Absatz.

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(klick für in groß)

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NSA- vs. ADAC-Affäre aus Sicht der Politik

Das stimmt nur bedingt. Im Rahmen der NSA-Affäre wurde schon aufgeklärt. Umfassend. Bis zum Abwinken, was hier wörtlich zu verstehen ist. Konsequenzen wurden auch gefordert. Allen voran mit ihren Forderungen: die SPD. Vor der Wahl. Nach der selbigen und dem damit verbundenen Einzug der SPD in die Regierungskoalition wurde es aus den sozialdemokratischen Reihen eher still, wenn es um das Thema NSA ging. Das für beendet erklären fehlt hingegen auf beiden Grafiken, Pofalla ist ja auch Geschichte. Aber im großen und ganzen passt die Grafik schon.

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(von Graphitti Blog, via Floyd)

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Netto steht auf junges Gemüse. Sie auch?

Dass Unternehmen mit der von ihnen gefahrenen Werbung hin und wieder mal tief ins Klo greifen ist leider keine Neuigkeit mehr. Im Gegenteil. Man könnte meinen, dass einigen von denen so etwas wie Sensibilität völlig abgeht oder das diese für sie ein regelrechtes Fremdwort zu sein scheint, von dem sie im Leben noch nie nichts gehört haben. Da werden gerne mal rassistische Ressentiments oder sexistische Klischees bedient und gepflegt. Zweiteres noch häufiger denn „Sex sells“, wie wir alle wissen. Ob diese Fehlgriffe der Unkenntnis, der oben benannten fehlenden Sensibilität, der bewussten Provokation oder einfach einer diesbezüglichen Leck-mich-am-Arsch-Haltung geschuldet sind, ist meistens für denjenigen, der die Werbung dann auf der Straße abbekommt, nicht nachvollziehbar. Der wird schließlich nicht gefragt, ob er diese Werbung sehen will – er muss sie ertragen, muss sie aushalten.

Der Discounter Netto setzt gerade auf ein Plakat, das vermittelt, dass man dort auf „junges Gemüse“ steht. Ein Korb mit jungem Gemüse nebst einer jungen Frau, die rein optisch irgendwas zwischen 14 und 20 Jahren alt zu sein scheint. Ganz genau kann man das nicht sagen. Der gedruckte Slogan fragt den Einkäufer: „Sie stehen auf junges Gemüse?“ und stellt darauf folgend fest: „Ach, wir auch.“

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Man hätte natürlich auch von „frischem Gemüse“ schreiben können, was ja wohl jeder mag, aber dann hätte das Konterfei der jungen Frau keinerlei Sinn gemacht, weil es einen assoziativen Bogen zum „jungen Gemüse“ nicht gegeben hätte. Nun frage ich mich, was die wohl mit „jungem Gemüse“ meinen könnten, weil, wie schon erwähnt, frisches ja viel sinnvoller und vor allem eindeutig wäre. Also befrage ich das Internet nach „junges Gemüse“ und bekomme, so wie ich es auch in Erinnerung hatte, folgende Antwort. „Junges Gemüse“ steht als primäres Synonym für „junge Leute“. Da fragt man sich ja, was genau die denn nun mit Gemüse bei Netto zu tun haben und was die junge Frau auf dem Plakat macht. Liest man sich etwas weiter in die sprachliche Bedeutung ein, kommt man der Sache vielleicht schon etwas näher, denn da steht u.a. „Jugendliche, Heranwachsende, Jüngling, Knabe, junge Mädchen, junges Blut“. Aha. Netto steht also u. a. auf junge und heranwachsende Mädchen und junges Blut. Nein, ich nicht, danke der Nachfrage Dann macht das Foto auch irgendwie Sinn. Wenn auch denkbar unschönen.

Jetzt könnte man noch überlegen, was genau die mit „stehen auf“ meinen, aber das erspare ich mir in dem Kontext, denn diese Werbung ist meines Erachtens ein ziemlich tiefer Griff ins Klo. Wieder einmal. Hier wird nicht nur mit sexistischen Klischees hantiert, sondern auch mit dem nicht klar erkennbaren Alter des weiblichen Models, die hier doch sehr kindlich gezeigt wird. Vermutlich ist das alles ein Versehen, ein Missverständnis, aber das will ich nicht so recht glauben. Irgendwer scheint den Verantwortlichen bei Netto vor der Genehmigung dieser Plakate die Denkapparate vom Strom gelöst haben. „Netto. Günstig sind wir sowieso.“ Billig offenbar auch.

Ich möchte Derartiges nicht sehen. Aber mich fragt danach ja keiner. Ich muss auch diese Art von Werbung ertragen, muss sie aushalten – wie bei jeder Form von Werbung im öffentlichen Raum.

P.S. Dass diese Plakate schon eine ganze Weile hängen, ändert an meiner Betrachtungsweise nichts.

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Die Antwort des Auswärtigen Amts auf den Gesuch einer Einreisegenehmigung für Hamburg und die Antwort auf die Antwort

Ich meinte ja, ich würde sehr gerne das etwaige Antwortschreiben auf diese Mail lesen wollen und siehe da, das Auswärtige Amt hat tatsächlich geantwortet. Also nicht so ganz, denn sie haben das Antworten an das Bundesministerium des Inneren weitergereicht und dieses nimmt das Anliegen des Bürgers nicht sonderlich ernst.

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Das will besagter Bürger allerdings nicht so ohne weiteres hinnehmen und antwortet wie folgt an das BMI. Und diese Antwort sitzt.

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(Danke, Michael!)

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Ein Angriff auf die Hamburger Davidwache, der wohl gar nicht stattfand

Ich bin ein wenig spät, will das aber der Vollständigkeit noch mit drin haben. Der Angriff, der am Abend des 28.12. letzten Jahres nach ersten Aussagen der Polizei auf die Hamburger Davidwache stattgefunden haben soll, erweist sich mittlerweile wohl als Luftnummer und womöglich gezielte Fehlinformation der der Hamburger Polizei, wie sie mittlerweile selber halb einräumt.

Die an dem Abend verletzten Beamten wurden wohl bei einer „für den Kiez“ typischen Rangelei 200 Meter von der benannten Dienststelle verletzt, wie mittlerweile Zeugen zu berichten wissen.

Ein anderer Augenzeuge berichtete Publikative.org ebenfalls, der Hergang sei anders gewesen, als von der Polizei zunächst behauptet. Er habe das Geschehen zufällig beobachtet, nachdem er von einem Konzert in einem Reeperbahn-Club gekommen sei. Dabei er habe eine lose Gruppe von maximal 25 Personen beobachtet, die weder vermummt gewesen sei, noch wie eine organisierte Gruppe aufgetreten sei. Seinen Angaben nach ist es unmittelbar vor der Davidwache zu keinerlei Stein- oder Flaschenwürfen gekommen.

Vielmehr sei die Gruppe, die lautstark Fußballgesänge gesungen habe, an der Wache vorbeigezogen, woraufhin Polizisten aus der Davidwache versucht hätten, die Gruppe aufzuhalten,. Dabei sei ein Mitglied der Gruppe mitten auf der Reeperbahn von einem Polizisten zu Boden gebracht worden. Dies habe wiederum eine rein verbale Auseinandersetzung nach sich gezogen, die zunächst zu Boden gebrachte Person sei aber wieder “laufengelassen” worden. Erst kurze Zeit später sei dann der verletzte Beamte aus der Hein-Hoyer-Straße gekommen – und in die Davidwache gebracht worden.

Wir erinnern uns: dieser angebliche Angriff war einer der ausschlaggebenden Punkte, mit dem die Hamburger Polizei die Einrichtung des Gefahrengebiets in Hamburg begründete. In diesem wurden alleine am ersten Wochenende über 400 Personen unter den dafür geschaffenen Bedingungen überprüft. Es wurden Schlagwerkzeuge, Pyrotechnik und schwarze Masken sichergestellt. Nun ja.

Ungeachtet dessen allerdings warnt die US-Botschaft amerikanische Bürger per Mail vor dem Hamburger Gefahrengebiet. Kann man sich nicht ausdenken.

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