Zum Inhalt springen

Kategorie: Die Wende

DEFA-Doku über Berlin Mitte aus dem Jahr 1987: Feuerland

Feuerland, eine wirklich ganz wundervolle Doku von Volker Koepp, die den Alltag am Ende der 80er Jahre rund um die Dorotheenstadt in Berlin-Mitte zeigt. Vieles passierte da natürlich in den Gaststätten, die eher Trinkerstuben waren, worauf Koepp ein ganz besonderen Augenmerk hatte.

Ein richtiges Kommunikationszentrum ist die Gaststätte Borsig-Eck, dort trifft sich ein bunter Querschnitt der Bevölkerung, jung und alt. Ein 75jähriger Schachmeister, der in frühen Jahren mit seinem Spiel begann, Bauarbeiter aus Neubrandenburg, die zu Hause keine Arbeit finden, Fußballfans und ein junges Hochzeitspaar, das zu Udo Lindenbergs „Unterm Horizont geht’s weiter“ tanzt.

Zu sehen sind auch die Rekonstruktionsarbeiten des Stadtbad Mitte, eine der ältesten Berliner Schwimmhallen. Im „Stadion der Weltjugend“ findet ein Fußballspiel statt, die Fans laufen lärmend die Chausseestraße entlang. Vom Charité-Hochhaus hat man alles im Blick: Die Ackerhalle (1888 erbaut) und das Altdeutsche Ballhaus.

Der Film zeigt ein Stück Alltags- und Straßenleben auf sehr unmittelbare, authentische Weise.

Das Video tauchte gestern auf Vimeo auf, keine Ahnung wie lange es da bleiben wird, aber man sollte diese tolle Dokumentation unbedingt gesehen haben.

(Direktlink | Danke, Daniel!)

10 Kommentare

Leipzig privat im Februar 1990

Schönes Zeitdokument von LZFilm, das Leipzig zeigt nachdem die Mauer gerade gefallen und die DDR schon ein Auslaufmodell war. Der Anfang zieht sich ein wenig, aber dann wird es recht interessant.

Man sollte sowieso einfach mal viel öfter mit der Kamera durch die Stadt laufen. Irgendwann werden die Aufnahmen unbezahlbare, festgehaltene Erinnerungen sein.

Wie war das damals, als in der Leipziger Innenstadt noch vor allem Trabis und Wartburgs und IFA-LKWs verkehrten? Als die Stadt noch als „Heldenstadt der DDR“ wegen der Montagsdemos galt? Als die Universität Leipzig noch KMU (Karl-Marx-Universität) hieß und der City-Tower am Augustus-Platz noch Uni-Riese oder auch Steiler Zahn genannt wurde? Betrachtet man alte Aufnahmen, ist es fast wie eine Zeitreise, Stadtentwicklungen werden sichtbar, vor allem, wenn man die Ort auf Google StreetView vergleicht. Aufgenommen wurde dieses Zeitdokument im Februar 1990, neun Monate vor der Vereinigung der beiden deutschen Staaten.


(Direktlink)

3 Kommentare

Im Gespräch mit Fotograf und Türsteher Sven Marquardt

Sehr angenehm gelassenen und zurückgelehntes Gespräch, das Hajo Schumacher hier schon immer Sommer auf DW TV für die Sendung „Typisch deutsch“ führte. Die beiden sprachen über die Jugend Marquardts in der DDR (der für mich interessanteste Teil), über seine Arbeit als Fotograf und seine Leidenschaft dafür und natürlich auch über die Tür des Berghains. Außerdem über Tattoos, was ja auch naheliegend ist. Schön auch, wie locker er mit eigentlich ziemlich blöden Fragen umgeht.

Der 1962 in Berlin Geborene arbeitete nach seiner Ausbildung in der DDR als Fotograf, unter anderem für die bekannte Modezeitschrift „Sibylle“. Seine Fotografien aus jener Zeit gelten heute als Dokumente der Subkultur in der DDR. Nach der Wende fand Sven Marquardt im Westen zunächst wenig Interessenten für seine fotografischen Arbeiten. Der zu DDR-Zeiten als großes fotografisches Talent Gelobte, jobbte stattdessen als Türsteher, zunächst im „Ostgut“ und nach dessen Schließung im „Berghain“, einem weltweit bekannten Club in Berlin-Friedrichshain.


(Direktlink, via Irgendwo auf FB)

Einen Kommentar hinterlassen

Auf 8 mm-Farbfilm: Das war Karl-Marx-Stadt

Ein schönes filmisches Zeitdokument, dass Karl Marx Stadt in den Jahren 1974/75 zeigt. Gedreht hatten es damals drei Studenten der Technischen Hochschule, ausgegraben und dankbarerweise ins Netz gestellt hat es nun Sandro Schmalfuß. Superschöne 8mm-Aufnahmen.

Das Bild von einem grauen Karl-Marx-Stadt erscheint generationenübergreifend bindend und prägt die Wahrnehmung der Stadt Chemnitz bis heute. Ein einmaliger Filmfund überrascht nun mit ganz anderen Ansichten.

Drei Studenten der Technischen Hochschule haben 1974 und 1975 Karl-Marx-Stadt filmisch in einer Art dokumentiert, wie sie ohne Vergleich ist und unserer Stadt damit eine Dokumentation ihrer jüngeren Vergangenheit hinterlassen, deren Existenz und Wiederentdeckung ein Glücksfall für Chemnitz ist.

Auf 8 mm-Farbfilm sind 25 Minuten lang Szenen aus Karl-Marx-Stadt, mit genialem Blick gedreht und gekonnt geschnitten, zu sehen. Karl-Marx-Stadt erscheint bunt und lebendig und man möchte glauben, zumindest in diesen Jahren ging die Idee von der sozialistischen Großstadt, im Besten Sinne ihres Anspruchs, auf. Die Szenen zeigen bekannte Orte in Karl-Marx-Stadt, immer im Zusammenhang mit Aktivität; Menschen, Verkehr. Zentralhaltestelle, Centrum-Warenhaus, Fritz-Heckert-Platz, die neue Bahnhofshalle im Bau. Besonders Wertvoll sind 5 Minuten Nachtaufnahmen aus der Innenstadt. Alles mit einem künstlerischen Anspruch umgesetzt und in der unvollkommenen und gealterten Qualität, des 8 mm Filmmaterials, faszinierend entrückt wirkend.

Die Macher des Films heißen Peter Diekert, Christian Schmidt und Lothar Förster. Damals Studenten der Physik an der Technischen Hochschule Karl-Marx-Stadt. Der Film wurde mit einer PENTAKA 8 – Kamera auf ORWO-COLOR mit 16 Bildern in der Sekunde gedreht. Technisch nicht vergleichbar mit der heutigen digitalen Videotechnik. Die Filme hatten eine Spieldauer von 5 Minuten. Die Kamera wurde mit einem Uhrwerk angetrieben, das vor jeder Szene aufgezogen werden musste. Da der Film 16 mm breit war, lief er doppelt so lange, musste aber in der Kamera gedreht werden was unterwegs schwer umsetzbar war, denn dies musste im Dunkeln geschehen. Nach dem Entwickeln des Films im DEFA-Kopierwerk, Berlin-Johannisthal, was 3 Wochen dauerte, wurde der Film mit einer Klebepresse geschnitten. Vor einigen Jahren wurde der Film dann digitalisiert. Der Originalfilm ist erhalten.

Herr Diekert stellt den Film nun zur Veröffentlichung zur Verfügung. Dafür wurde der Film von Sandro Schmalfuß digital aufgearbeitet und mit Untertiteln versehen, welche die Drehorte mit ihrer damaligen Bezeichnung benennen. Am Ende des Filmes sind die drei damaligen Studenten und die Kamera mit welcher der Film gedreht wurde, zu sehen.
Das historische Filmdokument ist kein ostalgischer Beitrag sondern soll den wichtigen Teil der Chemnitzer Stadtgeschichte zeigen, der Erinnerung dienen und informieren.


(Direktlink)

8 Kommentare

Heute fällt noch mal die Mauer – auf Twitter

Schöne Idee vom MDR Sachsen, der mit dem Twitter-Account @9Nov89live heute noch mal in Echtzeit die Mauer fallen lässt. Dafür bedient man sich verschiedner Charaktere, die in allen möglichen Positionen und aus allen Teilen der damals getrennten Republik ihre Eindrücke des Tages twittern.

„Am 9. November 2012 fällt noch einmal die Berliner Mauer – im Kurznachrichtendienst Twitter. Dort schlüpfen MDR-Reporter in die Rolle fiktiver und realer Personen und twittern in Echtzeit deren subjektive Sicht auf die historischen Ereignisse.“

4 Kommentare

Doku: Geschichte des DDR-Fernsehens

Mir glaubt ja heute kein junger Mensch mehr, dass ich mit nur zwei TV-Sendern aufgewachsen bin, ist aber tatsächlich wahr. Natürlich guckten wir in der Nähe Berlins auch West-Fernsehen und hörten Rias Berlin, zumindest so lange, bis es an der Tür klingelte und wir schnell umschalten mussten, weil das natürlich Staatsdienenden, wie mein Vater als Soldat nunmal einer war, strengstens verboten war.

Diese Doku aus dem Jahr 1991 zeigt die Geschichte des DDR-Fernsehens in den Jahren 1953-1989 und kommt natürlich mit etlichen Kindheitserinnerungen, von denen ich die meisten noch ausschließlich in Schwarz-Weiß habe. Farbfernseher gab es bei uns im Haus erst kurz vor dem Fall der Mauer und der kostete knappe 5000.00 Mark.


(Direktlink)

6 Kommentare

Doku: „Material“, von der DDR bis in die Gegenwart

Sehr langer und persönlicher Dokumentarfilm von Thomas Heise.

Ein persönliches, formal radikales Zeugnis, der Blick des Regisseurs auf die jüngste deutsche Geschichte, eine Montage dokumentarischer Bilder aus der DDR kurz vor dem Mauerfall bis in die Gegenwart. „Material“ beginnt mit dem Lachen der Kinder in einer Ruinenlandschaft der frühen 90er Jahre, es folgen Bilder einer Straßenschlacht und von der Massendemonstration auf dem Alexanderplatz am 4. November 1989, von Diskussionen über eine Theaterinszenierung, Erklärungen von Abgeordneten in der neu gewählten DDR-Volkskammer, Auseinandersetzungen bei einer Einwohnerversammlung, Wärter und Gefangene einer Strafvollzugsanstalt, die zum ersten Mal sagen können, was ihnen wichtig ist, ein Angriff von Jugendlichen auf die Premiere eines Dokumentarfilms über „die Zeit, die nun da war.“ Thomas Heises Dokumentarfilm spiegelt sehr persönlich viele Facetten der Entwicklungen in Deutschland, die durch die politische Wende in der DDR ausgelöst wurden.


(Direktlink)

Einen Kommentar hinterlassen

Sushi in der DDR

Es gab – man mag es kaum glauben – auch damals in der DDR zumindest einen Sushi Laden. Seit gestern läuft ein Film über diesen in den Kinos; Sushi in Suhl. Hier der Trailer dazu.


(Direktlink)

Einestages hat das zum Anlass genommen und dieses lesenswerte Interview mit dem Sohn von Rolf Anschütz geführt. Dieser managte den „Waffenschmied“, wie der Laden damals hieß. Und irgendwie erinnern die Fotos dazu an eine verkokste Schickimicki-Disco des damaligen Klassenfeinds.

Zwei Jahre Warten auf einen Tisch, eine Monatsmiete für ein Menü – und doch immer ausgebucht: Rolf Anschütz‘ „Waffenschmied“ war das einzige japanische Restaurant der DDR. Bei einestages erinnert sich sein Sohn an Teilzeit-Geishas, rituelles Nacktbaden – und Promi-Gäste aus dem Westen.

2 Kommentare