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Der Versuch, das Internet der DDR zu erklären

Lutz Donnerhacke, offenbar im Osten geboren und aufgewachsen, hat einer jüngeren Journalisten Fragen zum Thema Internet in der DDR beantwortet. Eigentlich gibt es da nicht sonderlich viel Spielraum, weil es gab dort kein Internet. Das hätte man wissen können.

Insbesondere gelang es mir nicht, ihr begreiflich zu machen, welche politische Dimension diese Anfrage hat. Ein Mitarbeiter an einer Universität kann nicht im Namen des gesamten Landes sprechen und handeln.

Wesentlich schwerwiegender waren allerdings die inzwischen eingefahrenen Gedankenwege der „Digital Natives“. Sie können es sich schlicht nicht vorstellen, ohne Internet und Smartphone zu agieren.

Eine der Fragen war, ob ich ein spontanes Foto hätte, wie ich in der Uni an einem Rechner (es war damals PC-10) sitze. Ganz abgesehen davon, ob diese Aufnahme auf Papier/Film vorliegen könnte, zeigt es das Selbstverständnis eines „Ich dokumentiere mein Leben mit Selfies“-Typs.

Ich habe heute kurz mit Jugendlichen darüber gesprochen, wie das Internet in der DDR denn wohl ausgesehen hätte, wenn die Mauer damals stehen geblieben wäre. Ich mag mir das nicht wirklich vorstellen. Sie konnten es nicht, denn das Internet hat sie ihr Leben lang begleitet.

Donnerhacke jedenfalls veröffentlichte Teile des Interviews und es ist ziemlich interessant, wie weit sich das Internet als solches heute selbstverständlicht hat.


(Danke, Arnold!)

6 Kommentare

  1. Fussel20. Oktober 2017 at 06:32

    Verdammt interessanter Gedanke, sehr gut!

  2. bernd20. Oktober 2017 at 09:34

    Interessant denn, dass Internet gab es so noch nicht weder in Ost noch in West. Auf jedenfall hatte die DDR Post schon eine EDV die BRD noch nicht. Der Zahlungsverkehr wurde noch per Zahlungsformular abgewickelt. In der DDR gab es schon Geldkarten. Kaum zu glauben, aber der Osten War hier weiter. Der Datenaustausch per Modem war auch schon möglich ohne Email. Nur im privaten war da noch nichts los. Wir kauften uns damals privat C 64 oder Atari 128 wie ich. Mit Modems ging es bei mir erst nach der Wende los.
    Ich bin davon überzeugt, dass es auch in der DDR ( ohne Wende) auch ziemlich schnell Internet gegeben hätte. In der DDR haben wir nicht hinterm Mond gelebt und wir hatten auch was zu Essen. Vieleicht habe ich ja auch in einer anderen DDR gelebt.

    • Ronny20. Oktober 2017 at 10:54

      Mhmm. Geldkarten gab es in der BRD bereits Anfang der 80er Jahre wohingegen es 1989 in der DDR gerade mal 200 Automaten gab. Die meisten davon in Berlin und auch sonst nur in Großstädten.

      Und na klar hätte es in DDR auch Internet gegeben. Die Frage ist nur, wie dieses ausgesehen hätte. China und Nordkorea haben ja auch Internet, nur halt „anders“.

      Und sich in der DDR einen Atari oder einen C 64 zu kaufen, war allein aufgrund der Kosten eher nur wenigen vorbehalten.

      • Willi Opitz20. Oktober 2017 at 21:00

        Die Frage ist nur, wie dieses ausgesehen hätte.

        die frage kann ich dir nicht beantworten. nur bin ich mir sicher, dass du an deinem arbeitsplatz ein ganz anderes internet gehabt hättest, als der rest der bevölkerung.

  3. Markus Dinkler20. Oktober 2017 at 12:10

    Wenn es die DDR heute noch geben würde dann sicherlich ein eingeschränktes Internet. Wir im westlichen Teil hätten mehr vom Leben da die Wiedervereinigung ja bekanntlich richtig Schotter gekostet hat.
    Aber dann wäre der gesamte Ostmarkt noch zu einschließlich Russland.
    In der DDR hatten sie auch Vieles nur halt mit dem Reisen war es nicht so gut bestellt.

    • sld21. Oktober 2017 at 15:36

      Ich behaupte mal ganz platt, dass die Wiedervereinigung nicht nur viel Schotter kostete, sondern viele Westfirmen auch enorme Märkte erschließen und Profite einfahren konnten.

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