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Doku: Die Trabant-Story

Ich weiß noch, wie froh mein Vater damals war, als er irgendjemandem seine Abmeldung für einen neuen Trabant abkaufen konnte. Es war nunmal nicht so, dass man, wie man das heute ja tut, in irgendein Autohaus gehen und die Kiste kaufen konnte. So lief das nicht. Entweder man kaufte irgendwo einen Gebrauchtwagen, eine Kiste mit Devisen über den Genex-Katalog oder auf irgendwelchen ominösen Umwegen einen Mazda oder einen Golf. Fahrer dieses Modelle allerdings waren einem immer etwas suspekt, sie waren diese Leute, mit denen man nicht sonderlich lange reden wollte, sie fragten immer sehr viel, wenn ihr versteht.

Einen neuen Trabant kaufen hieß also: sich anmelden und dann 10 Jahre warten. Mindestens. Mein Vater hatte also das unsagbare Glück, einem diese Anmeldung abkaufen zu können, die schon über zehn Jahre alt war. Er freute sich wie Bolle und wartete nun quasi täglich auf die Meldung, dass Dingen auch kaufen und abholen zu können. Im Mai 1989(sic!) kam diese tatsächlich und meine Mutter ging mit mir zu Sparkasse, lies sich dort 100 100-Mark scheine auszahlen und die beiden kauften diese Kiste für knapp 10.000 Mark. Es war ein Trabant 601 Universal S de Luxe und er war „Gletscher-Blau“. Eine große Freude für alle.

Kein Jahr später – die Mauer war gefallen – schob er die Kiste ab, auf die er so lange gewartet hatte und tauschte sie gegen einen 200er Benz der W123er Baureihe, diesen Hier, ein altes Taxi. Mit Kunstlederausstattung. Sehr geile Karre. Finde ich auch heute noch. Die „Pappe“, die ja genau genommen gar keine war, ging an den älteren Bruder, der sie etwas später erst auf’s Dach und dann in die Presse legte.

Alt ist er nicht geworden, der Familientrabbi, ein bisschen geliebt haben ihn trotzdem alle. Und die Sache mit dem Kotflügel, der mal getauscht werden musste und uns zu einer halben Weltreise zwang, ist eine ganz andere Geschichte.

Das hier ist die Story des Autos der DDR. Ich fand die gut. So war das nämlich.

Der Trabant prägte den Alltag des DDR-Lebens und wurde zum Synonym für den Mangel. Niemand ahnte, dass der „Trabi“ genau das wurde, was ein gewiefter Werbetexter formuliert hatte: Trabant – dein treuer Begleiter. Gehasst und geliebt im Alltag der DDR, hält er bis heute eine große Fan-Gemeinde in Trab. Der Film erzählt unterhaltsame lebensnahe Geschichten rund um den fahrbaren Untersatz aus dem Osten.

[…]
Interessiert und mit riesiger Erwartung wurde der Kleinwagen, die ostdeutsche Antwort auf Goggomobil, Lloyd und Isetta, von den Bürgern aufgenommen. Die Besitzer der Nullserienfahrzeuge, die plötzlich auf den Straßen erschienen, wurden umringt und ausgefragt. Als preiswert, robust und leistungsstark feierte ihn die Werbung. Und dabei blieb es über viele Jahre: Der Trabant war es, der die Menschen trocken zur Arbeit brachte, der als Arbeitspferd und Transporter diente und die ganze Familie in den Urlaub kutschierte.

Der Film erzählt Geschichten von gescheiterten Versuchen, dem Trabant ein zeitgemäßes Design und eine moderne Ausstattung zu geben. Geschichten von kleinen Veränderungen, die in der Regel zu Aufpreisen führten, und Geschichten von fantastischen Produktionssteigerungen. Langjährige Trabi-Besitzer, aber auch Menschen, die nie einen haben wollten, erzählen, wie der Trabant den Alltag des DDR-Lebens prägte und zum Synonym für den Mangel wurde.


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3 Kommentare

  1. anonym21. Februar 2013 at 11:54

    hätten die entwickler damals die nötige freiheit gehabt, wäre der trabant heute noch eine begehrte marke.

  2. DaMan21. Februar 2013 at 13:47

    Ich hatte mir mal aus dem „Westen“ eine Prospekt vom Trabbi Cabrio (mit Polo Motor) schicken lassen (haben die wirklich gemacht) – leider ist die Mauer so schnell gefallen, dass ich keinen mehr bekommen habe (neu).

  3. Jens Hohmann21. Februar 2013 at 16:40

    Wenn auch viele Errungenschaften der DDR bereits aus dem Gedächtnis der meisten Ostler verdrängt wurden, so ist doch eines jedem in Erinnerung: Die Pappe. Die schwierige Ersatzteilbeschaffung ließ die Besitzer zu wahren Improvisationskünstlern werden. Nicht ohne Grund entstand der berühmte Spruch:

    „Mit Hammer, Zange, Nagel, Draht kommst Du bis nach Leningrad!”

    Der Name Trabant heißt übersetzt „Begleiter”. Entstanden ist der Name im Zusammenhang mit dem technischen Fortschritt. Als die Sowjet-Union den Sputnik zündete, wurde die verkommene kapitalistische Welt gnadenlos blamiert. (Wie später durch Juri Gagarin auch) Der Trabant, sozusagen ein Erdtrabant, sollte daran erinnern.

    Das Öko-Auto schlechthin:

    Beim Zweitakter wird bei jeder Umdrehung der Kurbelwelle gezündet, während beim Viertakter nur alle zwei Umdrehungen eine Zündung braucht. Das heißt auf Deutsch:
    Mehr Effizienz! Revolutionär war die Herstellung der Karosserie der Pappe. Da in der DDR, wegen der vielen Panzer die wir bauten (Kalter Krieg), Stahlmangel herrschte, musste auf eine Alternative zurückgegriffen werden:

    Duroplast. Eine Mischung aus Baumwolle und Phenolharz, die in einer Presse mit etwa 240°C heißem Wasserdampf zirka zehn Minuten beheizt wurde.

    Vorteile:

    Ein geringes Gewicht, null Geräuschdämmung, keine Isolierung, absolute Korrosionsbeständigkeit (Pappe kann nur aufquellen) und vor allem Null Knautschzone. Man holte sich so keine schweren Verletzungen und mußte den Rest seines Lebens sabbernd im Rollstuhl verbringen. Man war einfach tot. Ein Russen LKW hat mal meine Mutter samt Trabi mal von der Strasse gekickt. Und die strammen Jungs packten unverdrossen die Pappe und schleppten sie einfach die Böschung wieder hoch, so das Muttern sofort die Fahrt fortsetzen konnte.

    PS: Einen niegelnagelneuen Trabi stellten unsere Besatzer ihr übrigens auch vor die Tür. Und das hätten sie auf keinen Fall tun müssen. Bolschewiken haben also nicht nur deutsche Babys zum Frühstück verspeist und den Osten kaputt gemacht.

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