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Ein Rekrutierer des „Islamischen Staats“ im Interview

Hasnain Kazim traf sich für den Spiegel in Istanbul mit Abu Sattar, einem Mann, der dort für den IS neue Rekruten sammelt. Das zu lesen ist schon irgendwie ziemlich „Heilige Scheiße!“. Man kann vieles am Kapitalismus kritisieren, wenn er sich schön das alles rechtfertigende Mäntelchen der Demokratie überzieht, ja. Wie man aber im Jahre 2014 all die Jahrzehnte der Aufklärung einfach so den Kopf abzuschneiden versucht, geht mir einfach nicht in Birne. Wirklich nicht.

Ich mach‘ da auch irgendwann mal noch was Längeres drüber, aber was mir wirklich böse übel auf den Saque geht? Diese IS-Tüpen haben mich um meinen über 35 Jahre anhaltenden und gelebten Pazifismus gebracht. Meine Hippieliebe endet genau hier, ihr Ficker!

Das Ding ist halt, dass man schon sehr wohl eine ähnlich kritische Sicht auf die Entwicklung des Westens haben kann, ja. Nur dass diese Scheiße der Weg zu einem Besseren sein soll, mag ich nicht glauben. Mag ich nicht mitleben wollen. Deshalb steige ich genau dort aus.

SPIEGEL ONLINE: Es gibt weltweit schätzungsweise 1,6 Milliarden Muslime. Viele sind sehr demokratisch, manche sind liberal, andere konservativ, und stellen Sie sich vor, es gibt Hetero- und Homosexuelle unter ihnen. Die meisten teilen Ihre Ideologie nicht. Sie aber tun so, als gäbe es nur eine Art von Muslimen, nämlich die, die Ihre Ideologie teilen. Das ist doch absurd!

Abu Sattar: Demokratie ist etwas für Ungläubige. Ein echter Muslim ist kein Demokrat, weil ihn die Meinung von Mehrheiten oder Minderheiten nicht interessiert. Ihn interessiert, was der Islam zu sagen hat. Im Übrigen ist Demokratie ein Herrschaftsinstrument des Westens und das Gegenteil des Islam. Warum tun Sie so, als bräuchte die ganze Welt Demokratie? Und was Homosexualität angeht, das ist im Koran ganz eindeutig geregelt. Sie ist demnach verboten und zu bestrafen.

35 Kommentare

  1. spartacus24. Oktober 2014 at 00:01

    !!! PROPAGANDA !!! Wenn ich mir so ne Mobil-Mach-Kacke geben wollte, würde ich selber den Spiegel oder die Bild oder ähnliche Transatlantische Meinungs-Verseucher lesen. Gibt es denn keinen Platz wo man vor diesen Neo-Faschistoiden Kriegshetzern seine Ruhe hat?

  2. Ronny24. Oktober 2014 at 00:09

    spartacus,
    Na guck doch auf den Kanälen des IS. Die sind „ganz sicher“ komplett frei von „!!! PROPAGANDA !!!“.

  3. spartacus24. Oktober 2014 at 00:26

    Sry, muss noch einen nachlegen: Wir werden von der CDU regiert, sind folglich wie der größte Teil Amerikas oder das anglikanische England ein christlicher Staat. Utah ist ein Mormonenstaat, da gibt es nichtmal Bier. Israel ist ein jüdischer Staat. Das Tibet, dass alle befreit sehen wollen, war ein totalitärer buddhistischer Staat. Indien ist ein hinduistischer Staat mit dem vermutlich perversesten Erbsystem unserer Zeit…
    Religionen sind halt asozial. Der Papst hat erst letzte Woche seine Anti-Homophobe Heuchelei revidiert. So behämmert das auch ist, verstehe ich die Empörung nicht. Unsere Demokratie bedeutet doch schließlich auch nur, dass die Macht bei den Medien liegt. Kann ich denn die Chefredakteure wählen? Soll man deswegen einen Krieg rechtfertigen? Kann noch jemand Propaganda erkennen? Lass den Mist aus deinem Kopf, steig bitte wieder ein!!!

  4. Tore24. Oktober 2014 at 00:37

    Ja, vor 15 Jahren haben wir noch Samuel Huntington für Besoffen erklärt.
    Er hatte den „Kampf der Kulturen“ vorausgesagt, Islam vs. Westen.
    Ich halte die Idee immer noch für besoffen, aber die is Leute haben seine sh’+ These umesetzt und drehen den Spieß um…
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kampf_der_Kulturen
    Die Frage ist wie „unsere“ Geselschaft jetzt damit umgeht?
    Sanktionen sind m.E. immer die Vorbereitung zum Krieg.
    Handel schafft Austausch und Frieden. Klar, der kommt aber mit is nicht in Frage.
    Trotzdem müssen wir uns fragen, welche Formen der Teilhabe am globalen Austausch (und Handel) die aktuellen Krisenherde zukünfig haben können. Momentan gibt es da ja nicht gerade zu viel Marktwirtschaft, sondern jede Menge Regulierungen, Korruption, Absprachen im Kolonialstil, Öl-Monopole usw.. Daher ist aus meiner Sicht Kapitalismus dort weniger das Problem, sondern eher ein Weg zu Lösungen und die Grundlage für eine „offene Gesellschaftt“. Marktwirtschaft macht natürlich auch Arbeit, funktioniert aber nur im Paket mit Rechtsstaat und Demokratie. Polizeistaat, Stimmenkauf und Atomstrom und andere ignorante Monopole sind dort wie hier kein Markt.

  5. heiko24. Oktober 2014 at 00:58

    Menschen, die die Meinung von Mehr und Minderheiten nicht interessiert sind ganz sicher keine Demokraten … sondern Arschlöscher. In diesem Fall extrem gefährliche Arschlöcher, Und Menschen, die andere Menschen töten, weil sie ein über 2.000 Jahre altes Buch anders auslegen, mögen bitte dereinst bei ihrem Propheten ankommen, furchtbar zusammengeschissen werden und dann in der Hölle (gibt es soetwas bei Muslimen?) schmoren.

  6. spartacus24. Oktober 2014 at 01:03

    Krieg gibt es erst, wenn man es schafft die Völker zu mobilisieren. Deshalb habe ich so einen Hass auf unsere Schmierblätter, die schütten einen so lange mit Mist zu, bis absolut friedliebende Menschen plötzlich wildfremden ans Leder wollen. Oder zumindest stillschweigend dubiose Interventionen dulden. Zurückgespult: Ich wohne in Neukölln. Wir erzählen uns jeden Tag am Späti Witze. Ich möchte mir keinen Kulturkrieg einreden lassen. Ich will mich auch nicht permanent aufregen. Deshalb meine Bitte nach propagandafreien Medien ;) Danke

  7. Gianni24. Oktober 2014 at 03:01

    “ bis absolut friedliebende Menschen plötzlich wildfremden ans Leder wollen“

    Nichts für Ungut, aber in der Welt, in der ich aufgewachsen bin, entscheiden friedliebende Menschen das immer noch selbst. Wir sprechen hier vom Spiegel, nich von Weltverschwörungsblogs ausm Kopp-Umfeld…..

  8. rufus24. Oktober 2014 at 07:53

    Ja, Propaganda hin, Propaganda her. Hast du etwa Angst das geschriebene Wort könnte dich derart beeinflussen, dass du jeglichen Informationsfluss seitens dieser Medienhäuser ausblenden musst? Aber warte, welcher Blog, welche dubiose Seite macht sich nochmal die Mühe sich mit Vertretern des IS zu treffen und kritische Fragen zu stellen? Auch wenn die Fragestellungen doch sehr darauf ausgelegt sind in eine Richtug abzuzielen, aber was fragt man bitte jemanden der anderen Menschen mit einer solchen Brutalität entgegentritt? Für Ursachenforschung ist es zu spät und was dabei heraus käme wissen wir alle nur zu genau. Was nervt, sind Leute, die meinen Quellen und Berichte ausblenden zu können und glauben die einzige Realität anhand von windigen Blogs und Autoren zeichnen zu können. Aber um sich ein Bild der gegenwärtigen Situation machen zu können, bedarf es vielfältiger Quellen und Berichte. Und selbst dann wage ich zu Bezweifeln, ob man daraus .. ach lassen wir das. Wenn man Veränderung möchte, dann reicht es nicht kluge Reden zu schwingen und nachzuplappern was andere bereits tausend male vorher durchgekaut haben. Organisiert euch, leistet Aufklärungsarbeit der man auch glauben darf, kann und möchte. Engagiert euch politisch. Seid glaubhaft und nahe an den Menschen die ihr erreichen möchtet. Der Rest kommt von selbst.

  9. Gerhard24. Oktober 2014 at 07:55

    Krankes Interview. Man mag fast nicht glauben, wovon der Tüp da überzeugt ist…

  10. Michael24. Oktober 2014 at 08:16

    @spartcus: Erst wenn man akzeptiert, dass der Deckmantel der Zivilisation unglaublich dünn ist, der Mensch seiner Generation sich ständig überhöht im Vergleich zu den vorherigen Generationen, das Kapitalismus in seiner Rohheit genau ein Produkt einer „frühen“ Zivilisation ist in der wir leben, wenn man akzeptiert welche Angst Menschen beim Gedanken an die eigene Endlichkeit haben, wenn nicht nur klar ist das im Krieg als Erstes die Wahrheit stirbt – sondern es tatsächlich jemanden auf diesem Planeten gibt der einen aus für einen selbst absolut nicht nachvollziehbaren zum Beispiel religiösen Gründen ins Jenseits befördern würde, würde, so glaube ich, das Verständnis wachsen das man gerade als Linker/Linksliberaler häufig einer Illusion anhängt und dazu neigt alles den hiesigen aktuellen gesellschaftlichen Umständen in die Schuhe zu schieben. Alles an den derzeitigen Umständen festmachen zu wollen verstellt den Blick auf das wahre Problem – die unglaublich rohe Natur des Menschen. Aber ich glaube das wäre erschreckender und würde auch voraussetzen, dass man sich mit sich selbst auseinander setzen müsste.
    Nur weil die ISIS sich nicht dem Primat des Marktes – wie fast alles bei uns – unterordnen will, heißt es nicht, dass sie in irgendeiner Weise Sympathie verdient hätten. Das was die Abziehen ist tiefstes Mittelalter – und dieses Mittelalter heißt Mittelalter weil es ein relatives Abhandensein von Zivilisation bedeutete zwischen 2 sogenannten Hochkulturzeiten.
    Ich frage mich manchmal, wo die futuristischen Hippieideen bleiben, die man diesen ganzen Grausamkeiten, hier und dort, entgegen setzen kann. Wo bleiben die Visionen für morgen?
    Sorry, ist ein wenig viel geworden, vllt. auch zu assoziativ, aber mich regt dieser vllt. irrtümlich wahrgenommene Schulterschluss zwischen Linken und Religiösen unglaublich auf.

  11. Lucas24. Oktober 2014 at 08:52

    @Gianni: Ab Minute 37 wird’s für dich interessant. So viel zum Thema unabhängige Medien.

  12. Maik24. Oktober 2014 at 09:08

    Negativ kann man sowohl Kapitalimus, als auch die Religion sehen. Wenn man sich nun anschaut, woraus der Kapitalismus entstanden ist, nämlich es der Reformation, bzw. der protestantischen Ethik. Jene besagt, dass wir alle, entweder als Erwählte oder eben nicht-Erwählte auf die Erde kommen, also im Leben durch irdische ARBEIT zur Erlösung kommen. Somit sind wir bei den Anfängen des Kapitalimus. Gensauso schlecht dran, war man auch beim Katholizismus, denn da hat man von vorne herein die Arsch-Karte und musste sein Leben lang Buße tun. Ergo, diese (meiner Meinung nach: zum Teil konstruierten) Weltreligionen sind einfach nur da, um uns gegenseitig zu beschäftigen oder um jemanden für seine Aufgaben zu haben. Wahrscheinlich ne Mischung aus beidem. Nichtsdestotrotz ist Glauben etwas wichtiges, Glauben in das Leben, das Universum. Was auch immer. Er ist die Magie, mit der Liebe als Medium. Klingt kitschig. Klingt esomäßig. Is aber so.

  13. Stephan24. Oktober 2014 at 09:45

    @ Michael: Das war ja schon immer ein Problem der Linken genauso wie bei Mao. Es folgt aber einer ganz einfach Logik – wer gegen das System ist, gegen dass ich selber bin ist mein Freund.
    Da kann man sich allerdings auch mal derbe vertun! Das sieht man dann aber erst im historische Rückblick. Die Visionen für Morgen werden bisweilen noch von unserem Stammhirn unterdrückt.

  14. Mike24. Oktober 2014 at 09:58

    Michael,
    Du sprichst mir aus der Seele. Alles was Du gesagt hast, sehe ich auch so.
    Ich bin auch ein friedliebender Mensch, aber ich bin nicht blauäugig: Wenn jemand schreiend, zornig und mit erhobener Machete auf meine Lieben und mich zurennt, werde ich nicht annehmen, dass da eine Möglichkeit zur Verhandlung existiert und da erstmal abwarten was als nächstes passiert. Ich werde entweder laufen oder verteidigen. Sogar einzelne Menschen entziehen sich einer Kompromisslösung, wenn sie erstmal aufgehört haben selbst zu denken. Was vielen scheinbar entgeht, ist, dass wir es hier mit einer Gruppe zu tun haben.
    Gruppen sind scheinbar ein sehr elementare Konzept des menschlichen Daseins. Und wie ich finde, Grund für all die Probleme auf der Welt.
    Eine Gruppe funktioniert nicht wie ein Individuum. Gruppen sind da ehere wie komplett andere Organismen: Sie haben einen starken Überlebenswillen und wollen nicht Mitglieder verlieren, oft ist sogar ein starkes Streben nach Zuwachs vorhanden, ausserdem will die Gruppe ‚rein‘ bleiben. Gruppen wollen sich von anderen Gruppen klar abheben bzw. stehen im Wettbewerb zueinander (was dann z.B. Marketing oder Kampf bedeuten kann, ja nachdem, was für eine Gruppe es ist). Damit ein Mitglied stark gebunden wird, ist der Eintritt in die Gruppe mit hohen individuellen Hürden (Kosten) versehen, man verliert z.B. die Familie, muss schlimme Sachen machen, viel bezahlen oder viel Zeit opfern . Der Austritt aus der Gruppe ist auch unattraktiv und ‚teuer‘ (beim IS kostet er wahrscheinlich das Leben).
    Ein Mensch funktioniert im Kontext einer Gruppe auch anders. Die Entscheidungen, die ein Mensch im Interesse einer Gruppe trifft, können katastrophal unterschiedlich von dem sein, was der ‚gesunde Menschenverstand‘ (sofern so etwas existiert) raten würde.
    All das ist völlig unabhängig davon, ob man eine religiöse Vereinigung, eine große Firma, eine Universitäts-Bruderschaft, eine Strassengang oder einen Terrorverein junger Leute betrachtet: Es geht um eine Gruppe die auf Wachstum aus ist, ob religiös oder nicht spielt keine Rolle.

  15. bruderkong24. Oktober 2014 at 10:04

    @ronni: ich weis nicht, welche jahrzehnte der aufklärung du genau meinst. und wer diese genossen haben soll. mal abgesehn von der tatsache, wie grenzwertig ich es finde, daß das ehemalige nachrichtenmagazin dieses interview als headline präsentiert. ich erinnere mich auch nicht an ein interview mit horst mahler ( http://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Mahler ), um in die geisteswelt eines neonazis im kaliber eines uwe mundlos einzusteigen.
    was soll ich jetzt mit deinem abschied von der hippieliebe anfangen ? was bedeutet es, wenn dein gelebter pazifismus jetzt vorbei ist ?
    das menschliche gehirn scheint auch im jahre 2014 in der lage zu sein, sich eine realität zurechtzugucken, wo es ok ist, anderen gehirnen, die mit der eigenen realität nicht ausreichende schnittmengen (!) aufweisen, die sauerstoffzufuhr dauerhaft zu unterbrechen. tim leary sprach in dem zusammenhang von „realitätstunneln“, wenn sich dein hippiegehirn noch an zurückliegende, enthusiastischere zeiten erinnern kann :)
    ich schreibe dir nicht, um zu relativieren, oder irgendein dummes ungeficktes arschloch für seine greueltaten zu entschuldigen. ich schreibe dir, weil ich, als in deutschland geborene, aufgeklärte muselschwuppe & sufiraver, einfach nicht mehr mit ansehen kann, wie alle meine tanzflurfreakundnerdheldenblogger sich entmutigen lassen von kriegsgeheul & barbarei. pazifismus gehört nicht ad acta !!1!
    deine, meine, und die reaktion vieler anderer blogger mit sendebewußtsein auf isis bleibt nachvollziehbar. mord in 1080p sieht immer krass aus. ich muss ja schon wegsehn, wenn eine hiddencam aufzeichnet, wie jmd seinen hund schlägt. oder bei dsds. aber bittebittebitte:
    pazifismus & humanismus waren nie wichtiger, wie heute.
    #justkeepswimming

    lg

  16. Basti24. Oktober 2014 at 10:21

    Im Islam denkt JEDER Muslim, wie er den Koran auslebt ist richtig. Und die IS glaubt, ihre Auslegung IST richtig. Muslime vetreten nicht EINE Religion, sondern JEDER SEINE. Thats the Problem why. Lösungen müssen her, und nicht blödes Geschnacke!111!eins.

  17. Stephan24. Oktober 2014 at 10:33

    @ Mike
    Ok was ist die Schlussfolgerung daraus?
    Ohne die Fähigkeit sich in Gruppen zu organisieren und effektiv das Überleben zu sichern gäbe es uns ja auch gar nicht mehr. Wenn der Mensch zu dem Schluss kommen würde, Gruppen sind doof, weil ich mich nicht mehr selber entscheiden kann, würde er schlichtweg aussterben
    Der Mensch für sich ist als einzelnes Individuum auf diesem Planeten kaum überlebensfähig.
    Gruppen haben Anführer, die dann die Entscheidungen für die Gruppe treffen. Und langfristig wählen die untergeordneten Gruppenmitglieder Anführer die dafür sorgen, dass die Gruppe prosperiert. Wenn das nicht so ist werden sie abgesetzt, zur Not mit Gewalt, das ist selbst bei Menschenaffen so. Nur der Mensch, der hat das anscheinend verlernt. Und die Probleme entstehen oft dort, wo der Mensch meint, er könne ein anderes Ding abziehen, als die Natur es vorgesehen hat. Das wird früher oder später von der Natur, zur Not gewaltsam „korrigiert“.

  18. Quacki24. Oktober 2014 at 10:37

    @spartacus: In Salt Lake City gibt es Bierhäuser, die verkaufen da ihr Bier auf das die fürchterlich stolz sind weil es so viele Preise in Bierwettbewerben gewonnen hat. Kein Witz!

    Und zum Thema: Ich hatte letztens schon einen kurzen Austausch mit einem Bekannten, der auf dem Standpunkt steht dass jeder für seine Taten verantwortlich ist und wir (d.h. der Westen) also dort einmarschieren müssten, den IS massakrieren. ABER wenn man sich das Interview mal in Ruhe durchliest, dann findet man dort die Wahrnehmung des Westens, wie sie in der muslimischen Welt (mindestens) oft zu finden ist. In den letzten 25 Jahren sind die USA+GBR zweimal in den Irak einmarschiert, haben Lybien bombardiert, sind in Afghanistan einmarschiert, und führen einen abscheulichen Drohnenkrieg der sich von der arabischen Halbinsel bis nach Pakistan erstreckt. In Lybien, Afghanistan und Irak hat der Eingriff die staatlichen Strukturen zerschlagen und damit neue Kämpfe und Gewalt ausgelöst (wenn auch in Afghanistan vorher nicht viel da war). Und wir dürfen nicht vergessen, dass der Irakkrieg derartig windig aufgezogen war, dass GWB nach meinem Rechtsempfinden bestraft gehört. Gerade der Irakkrieg zieht ja diese ganze IS-Scheisse unmittelbar nach sich her.
    Wenn man sich also über die Antworten vom IS-Rekrutierer aufregt, dann sollte man sich vor Augen halten, dass seine Wahrnehmung vom Westen nicht von ungefähr kommt. Selbstverantwortlichkeit hin oder her, für ihn ist der Westen derjenige, der mit der Machete in der Hand auf ihn zukommt, und wogegen er sich verteidigen muss. Das weitere liegt in der Logik einer Organisation, die gelernt hat dass extreme Mittel zum Erfolg führen.

    Ich sage ausdrücklich NICHT, dass ich den IS und seine Taten gutheisse. Religiöse Extremisten halte ich für Arschlöcher, und wenn ich von einer Scharia-Polizei höre, kriege ich das Kotzen. Ich meine aber, dass die Ursachen verstehbar sind. Wenn wir aber uns auf den Standpunkt stellen, der IS sind nur irgendwelche gefährliche Verrückte die ausradiert gehören, dann werden wir nie verstehen warum die Gewalt da unten einfach nicht aufhören will. Und das ist der Standpunkt, den der Westen bzw. seine Politiker meiner Meinung nach einnehmen.

  19. bruderkong24. Oktober 2014 at 10:53

    Ronny,

    oh, sorry. hab ne freundin, die sich mit i hinten schreibt.. meal maxima culpa !
    mehmet hier, in neukölln schreibt sich dit auch mämmit ;-)

  20. Basti24. Oktober 2014 at 10:54

    Ronny,

    Der Westen weiß warum da unten Terror ist und warum es auch nie aufhören wird. Jetzt haben sie bloß ein Problem, „da unten“ wehrt sich nun auch ausserhalb dieser Gebiete gegen den Verursacher. Das sind nämlich Amerika, England und Frankreich.

  21. Mike24. Oktober 2014 at 11:02

    Stephan,

    Die Schlussfolgerung? Dieses Gruppendenken ist Teil von uns, von jedem. Kein Mensch kann sich verschliessen und sagen ‚Ich werde mich nie von meiner Gruppe beeinflussen lassen.‘. Ja, ich gebe Dir Recht, diese Mechanismen sorgen dafür, das der Mensch überlebt, sich schützt und zusammenhält. Es hat aber auch leider viele negative Folgen. Ich denke nicht dass man das ‚herauserziehen‘ kann – es sitzt zu tief in uns. Vielleicht schaffen es einzelne, öfter klar zu bleiben, aber der Mensch als Masse – in der Gruppe – wird immer Mensch bleiben und im Kontext der Gruppe handeln.
    Die Schlussfolgerung ist, dass es Frieden nie geben kann. Leider.
    Naja, theoretisch müsste man die Menschheit in einer Gruppe zusammenfassen, sodass es keine Konkurrenz mehr gibt (irgendwie humanistische Erstzreligion für alle), aber ohne andere Gruppen geht die Identifikation der Großgruppe verloren und es bilden sich wieder kleine Strukturen (und Konflikte).
    Der Mensch ist ein ziemlich dummes wildes Tier, und alle Moral und Ethik ist nur ein dünner Schleier der gerne beim leisesten Hauch wegweht.

  22. Stephan24. Oktober 2014 at 11:42

    So sieht es aus…
    Aus der Perspektive unseres Elysiums erscheint eh vieles anders aus also vor Ort.
    Letztendlich kommt früher später der Punkt wo man sich Positionieren muss.

  23. Mike24. Oktober 2014 at 11:53

    Elysium trifft es wohl ganz gut, wir vergessen ganz gerne, womit es die meisten Menschen tagtäglich zu tun haben, wenn unsere größten Probleme die Wahl des Mobiltelefons und ein Virenscanner in der Taskbar sind. Ein gerne begangener Fehler ist auch, dass man annimmt, man würde verstehen, wie der Rest der eigenen Nation /der ganzen Menschheit so tickt – ‚alle die man kennt würden soundso denken‘. Dabei vergisst man, dass man sich mit Menschen umgibt, die einen mehr oder weniger verstehen – und mit denen man sich verständigen kann. Quasi man umgibt sich mit Varianten von sich selbst. Ganz krass andere Charaktere sind da eher selten (man steht ja nicht auf Haue und ständige Konflikte). Daraus resultiert verständlicherweise eine totale Fehleinschätzung der Menschen da draussen.

  24. Robert24. Oktober 2014 at 14:19

    Viel wichtiger und auch wesentlich interessanter ist es mal hinter die Kulissen zu gucken! ALLES VOM WESTEN ORGANISIERT. Woher kommt denn eigentlich so „mir nichts dir nichts“ aus dem NICHTS dieser sog. IS oder ISIS?

    Etwas googlen hilft weiter:
    Stellt sich raus: ISIS wurde mit sehr viel Geld aus Katar, Saudi Arabien und der Türkei (und mit Wissen der Amerikaner – es gab da einen geheimen Vertrag mit der Türkei) aufgebaut. Alleiniges Interesse der Türkei WAR und IST, nach wie vor, die Beseitigung von Baschar al-Assad in Syrien – egal wie. Ein Grossteil der ganzen Waffen kam übrigens aus der „Revolution“ in Libyen und wurde (meist auf dem Seeweg) über die Türkei nach Syrien geschmuggelt.

    Im Augenblick haben wir übrigens die äusserst kuriose Situation, das die USA von der Türkei aus den IS bombardieren, während die Türkei gleichzeitig PKK-Stellungen bombardieren (alsoi beide Kriegsparteien vom gleichen Land aus angegriffen werden).

    Wer sich mal eine eigene Meinung bilden möchte, dem empfehle ich dringend diese beiden Videos:
    Sind beide von VICE-News und zeigen als einzigste die bittere Realität vor Ort. Sicherlich nichts für Pazifisten, aber keine Angst es werden – soweit ich mich erinnern kann – keine Leichen gezeigt! Insesondere das erste Video gibt einen verdammt guten Einblick, da es ein mutiger Journalist gewagt hat den IS zu besuchen und zu interviewen!
    The Islamic State
    http://www.youtube.com/watch?v=AUjHb4C7b94
    Ghosts of Aleppo

  25. Sören G. Prüfer24. Oktober 2014 at 14:35

    Ja, ich verstehe spartacus. Würde es aber anders auf den Punkt bringen.

    Ronny, man findet immer und über all Spinner. Dann gib ihnen noch eine Plattform (Spon), führe ihn vor, vermische es mit Vorbehalten, Klischees und Stammtischparolen. Schüre bestehende Feindbilder und Du hast die Rechtfertigung, Krieg für eine gute Sache zu führen.

    ‚Terroristen‘ – das magische Wort, das alle Probleme zu lösen scheint, ohne das Gehirn zu strapazieren ist Polemik und Propaganda. FCK ISIS (IS, ISI, ISIL, ISIG) lässt sich als Propaganda nutzen.

    Trotz aller Spinner halten wir fest, dass Fundamentalismus und Terrorismus ein grundlegend soziologisches Problem ist, das durch militärische Mittel nicht gelöst werden kann! Ronny Du hast das nicht gesagt, gibst dem aber Boden mit FUCK.

  26. spartacus24. Oktober 2014 at 16:06

    Quacki,
    Ok, denn kommt das rote X von der Landkarte ;)

    Grundsätzlich möchte ich keinen Fundamentalismus relativieren, aber mir fällt auf, dass es seit Jahren permanent Kriegsgründe auf „unseren“ Ölreserven gibt. Hätte die ISIS die Quellen und den Ölfluss in Ruhe gelassen, würde es vermutlich niemanden Jucken (ausser vielleicht Rheinmetall, Heckler und Koch, etc…). Die Saudis dürfen auch alles mit ihrer Bevölkerung tun was ihnen lieb ist, die haben schon lange einen extrem ausgelegten islamischen Staat und sind Exportweltmeister dieser Ideologien. Der Punkt ist, dass die Story egal ist, Hauptsache hier geht niemand auf die Barrikaden und die „Friedensmissionen“ werden akzeptiert. Und es funktioniert, es gab in all den Jahren keine ernstzunehmenden Friedensdemos, somit ist das Vorgehen quasi demokratisch legitimiert. Klar wäre mir eine religionsfreie Welt lieber, aber wir sind hier doch nicht bei wünsch dir was. Jetzt druckt der Spiegel ein Interview von einem asozialen Spinner und rechtfertigt Waffenexporte, Interventionen und alles was daran hängt, das hat Sören schon treffend formuliert. Zusätzlich geben sie diesem Idioten eine Plattform um seinen Mist zu verbreiten. Um es mit Pispers Worten zu sagen: Wenn sich ein Wichser einen runter holt, schau ich weg und gebe ihm keine Titelseite…

  27. some lucid dreams24. Oktober 2014 at 18:06

    Lucas,

    heftige ausgabe der „anstalt“. danke dafür.

  28. Invictus24. Oktober 2014 at 18:33

    Abu Sattar ein ideologisches Vorbild? Er hat offenbar noch nicht einmal einen Begriff davon, was eine Idee ist. Seine Imperialismuskritik ist extrem verkürzt und ungebildet. Was da in der Infobox behauptet wird, dass man einen Text auch nicht interpretieren könne, ist Unfug. Die Salafisten vergötzen nur (zugunsten ihrer niederen Machttriebe) den Literalsinn des Korans, der – zugegeben! – nicht gerade viele religiöse Ressourcen für den Frieden bietet. Was ja in dem Interview erfrischend und grauslich deutlich wird. Die einschränkung auf den Literalsinn der Schrift geschieht unter Ausklammerung der eigentlich religiösen, moralischen und spirituellen Dimension des typologischen, tropologischen und anagogischen Sinns. Für mich sind nur Moslems ernst zu nehmen, die fähig sind solchen Sinn in ihrem Buch zu finden. Der Rest ist Abschaum der Geschichte, der alles verteufelt, was zwischen den Zeilen lesen kann – ob nun Moslem oder nicht… Verstockte und gemeingefährliche Vollidioten; Irre, die dem falschen Herrn dienen…

    Man kann sagen was man will, aber der vorgebliche „Prophet“ war einfach nur ein unreiner Channel.

  29. Björn Kircheisen24. Oktober 2014 at 19:07

    „Diese IS-Tüpen haben mich um meinen über 35 Jahre anhaltenden und gelebten Pazifismus gebracht.“

    Wegen solcher Idioten wirfst du also deine Ideale über Bord?

  30. kati24. Oktober 2014 at 20:28

    In dem Zitat, welches es in die Überschrift geschafft hat („Demokratie ist etwas für Ungläubige“), konnte ich mich gut wiederfinden… finde ich wunderbar – Demokratie und Atheismus.

    • Invictus24. Oktober 2014 at 21:19

      kati,

      „Es gibt keine Atheisten. Jeder glaubt an etwas, ob das Kunst genannt wird oder ob es etwas anderes ist.“

  31. Quacki25. Oktober 2014 at 13:51

    spartacus,

    Bei der ersten Hälfte bin ich völlig D’accord. Ich verfolge Nachrichten kaum bewusst, und irgendwann so aus der Tiefe des Raumes kam dann ISIS angelaufen, nachdem da der Bürgerkrieg schon ein paar Jahre lief. Das macht mich schon nachdenklich, vor allem da jetzt auch wieder so Nachrichten auftauchen von wegen Giftgaseinsatz und so. Und alles so ungenau! Wenn ich auf die Nachrichten übern IS schaue, dann wirkt das alles so körperlos, so ungefähr, als ob das aus einem Traumland käme.

    Beim zweiten Teil stimme ich aber nicht zu. Das Interview steht im SpOn, und Spiegel ist eher zweifelhaft. Aber ich lese das Interview gegen den Strich. Und wenn man das tut, dann sieht man eben wie die Sicht eines Teils der muslimischen Welt auf den Westen ist, und wenn man sich die Vergangenheit anschaut, dann gibt es da wenig, um diese Sicht zu zerstreuen. Selbst Erdogan, der ja nun von allen Staatschefs da unten derjenige ist, der den Westen noch am ehesten verstehen können sollte, tönt rum dass es da nur um Öl geht. Ich meine, falls es dem Westen (und damit meine ich im Wesentlichen die USA) darum ginge, Frieden in der Region und mit der Region zu schaffen, dann sollte man sich genau überlegen, welchen Eindruck die eigenen Aktionen machen: Als da seien Irakkrieg, Drohnenkrieg und Abu Ghuraib. Unerwarteter Weise haben alle diese Aktionen dazu geführt, dass die Menschen da unten Hass auf den Westen entwickeln. Dazu ist das Interview ganz gut, dass man sieht, warum die Leute zum IS laufen könnten. Wenn man sowas nicht weiß und wie GWB in den Irak zieht, um denen die Demokratie zu bringen, dann fliegt man eben fürchterlich auf die Schnauze.

  32. Alreech26. Oktober 2014 at 02:13

    Kopf abschneiden und Aufklärung passt wunderbar zusammen.
    Die ISIS mach Revolution, und Revolution ist kein Kindergartenfasching.
    Schneide einen den Kopf ab und erziehe tausende.
    Das hat in Frankreich funktioniert, das hat in Russland funktioniert und es hat in China funktioniert – und es wird auch im neuen Kalifat funktionieren.

    Dabei ist das Kalifat eine Alternative zum dekadenten Westen. Es gibt dort keinen Übersteigerten Individualismus (der nur Ausdruck des vorherrschenden neoliberalen Zeitgeistes ist) sonder der Einzelne geht auf in der Masse.
    Und während es im Kapitalismus nur um den Profit geht gibt es im Islam ein Zinsverbot und die Pflicht zum Almosen, was diese Ideologie kompatibel zum Sozialismus macht, wie schon Oskar Lafontain vor Jahren festgestellt hat.

    Sicher ist es die Schuld der USA, der Franzosen und der Engländer die sich im mittleren Osten eingemischt haben.
    Aber was ist mit der Schuld der Araber und Türken, die jahrhundertelang an den Mittelmeerküsten und auf den Balkan gehaust haben wie heute die ISIS ?
    Sind die nicht auch daran Schuld, das der Westen bei ihnen eingefallen ist, als sich das Blatt gewendet hat ? ;-)

  33. Mike27. Oktober 2014 at 16:52

    Alreech,
    Das Machtstreben wird einfach durch Gewalt durchgesetzt. Und zwar auf niederster triebhafter Ebene. Einfach wie wilde Tiere. Ohne Menschlichkeit. Was für ein Gott erwartet denn von Menschen, dass sie wie Tiere handeln sollen? Die Tiere können nicht anbeten.
    Menschen können das. Und Menschen sind wir, weil wir selber entscheiden können, weil wir Fehler machen können, weil wir verzeihen und mitfühlen können.
    Der IS verbietet aber das Menschsein und erwartet blinden roboterhaften Gehorsam auf der einen Seite, und tierische Gewalt auf der anderen.
    Jedes erzwungene Geschenk ist wertlos, wenn die Menschen aber im Angesicht des Todes durch den IS gezwungen werden, Gott anzubeten, dann macht IS die Anbetung für Gott wertlos.

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