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Ein Tribute-Mix für einen ganz großen des Psy-Trance: „Loud – Cosma, 10 years without him“

Das war hier heute bis genau eben einer dieser ganz wenigen Abende, an denen ich mich schon recht frühzeitig dazu entschieden habe, endlich mal früher ins Bett zu gehen. Ich hätte das sogar durchgezogen. Dann schickte mir Christoph den Link zu diesem Mix hier. Einem Mix, der einzig aus den Produktionen von Cosma besteht.

Aus den Produktionen von Avihen Livne, der heute vor genau 10 Jahren mit einem Motorrad in Goa tödlich verunglückte und kurz davor mal ganz nebenbei und vermutlich ungewollt dem Psy-Trance ein gänzlich neues Klangkleid überzog. Der irgendwie alles noch mal veränderte. Für mich war er einer der ganz ganz großen in diesem Genre. Einer, der klanglich alles bis dahin Gehörte voll über den Haufen warf und einfach nur das machte, was für ihn der damals neue Sound war, der unter dem Imprint „Goa“ doch bitte schön zu laufen hatte. Ich liebte diese völlig neue, sehr clean produzierte und durchaus minimale Musik, die trotz oder gerade wegen der entschlackten Synthie-Orgien den absoluten Punkt der Mitte zur absoluten Ekstase durch die psychedelisch geschwängerten Boxen zu tragen vermochte. Ohrgasmus und so.

Psy-Trance war an einem Punkt, an dem eigentlich alles gesagt war. Viel zu viel mitunter. 17 Melodien per Track muss man halt auch nicht immer machen. Dieser ganze Gitarren-Rotz ala Sun Project, den ich schon lange nicht mehr hören konnte und der immer noch mehr Leute mit drei Buchstaben auf den Nummernschildern auf die Festivals fuhren lies. Diese ganze, geremixte Pop-Shice, die dem heutigen Dubstep genau so die Beine brechen wird, wie sie es damals schon mit dem Psy-Trance tat. Die Paralelen diesbezüglich sind nicht zu übersehen. Das alles war für mich so durch und begann mich derbe zu langweilen. Und dann kam Cosma.

Er kam mit seinen jungen Jahren gerade mal auf zwei Alben. „Simplicity“ ‎, das 2001 erschien, und schon gut war, aber immer noch in den alten Teichen fischen ging. Dann kam im März 2003 Nonstop und dieses Album – haltet mich gerne für total bekloppt – veränderte alles. Es war wie das einsetzende Atmen eines schon lange tot Geglaubten. Es schrie förmlich nach Wiederbelebung! Da, als viele schon meinten, es sei endgültig vorbei, kam dieser junge Mann auch Isreal und ballerte das genaue Gegenteil durch die CD-Player, die gerade zu dem Standard aller Psy-DJs wurden. Alle spielten seine Tracks. Egal wo man feiern ging, Cosmas Tracks waren total omnipräsent. Und das ganz zu recht. Auch keines unserer Sets kam damals mit weniger als mindestens vier seiner Nummern von „Nonstop“ aus. So war das nämlich.

Allerdings war Livne da schon nicht mehr unter den Lebenden. Kurz bevor „Nonstop“ veröffentlicht wurde, verstarb er.

Die Festivals des folgenden Sommers waren geprägt von seinem neuen Sound. Alle liebten diesen. Mat Mushroom, das werde ich nie vergessen, knallte in seinem Set auf dem Second Floor der 2003er Shiva Moon fast das komplette Album durch. Alle hörten es und wussten, warum er genau das tat. Alle gingen total mit. Es waren für mich zwei der besten Stunden meines ganzen Psy-Trance Lebens. Und das hielt ganz schön lange an.

Mit dem Tod von Cosma starb auch ein wenig der Psy-Trance in mir. So richtig Herausragendes wollte nach diesem nämlich nicht mehr nachkommen. So blieb es. Bis heute. Leider.

Und weil ich das mit dem Bett eh gerade aufgegeben habe, höre ich das hier jetzt auch bis zum Ende durch. Vielleicht fange ich sogar noch mal von vorne an. Der alten Zeit wegen. Und wer nicht genau weiß, was das hier alles soll: Minute 17 ff hat alles wunderbar auf den Punkt gebracht: „The Time Has Come“. Vermutlich habe ich keine andere Nummer so oft gespielt wie diese.

Danke, Eitan Reiter und Kobi Toledano aka Loud aus Haifa, Israel, für diesen völlig unerwarteten Kick in die Vergangenheit und den damit verbundenen doch so wunderbaren Hirnfick. Ganz großes Tretbootfahren, das. Und ganz viel lange schon erloschen geglaubter Liebe.

Und womöglich wäre der Goa, der heute bei mir leider nur noch unter „ferner liefen“ läuft ohne den Unfall im Jahre 2003 ein ganz anderer. Ich ging zumindest damals schwer davon aus. Cosma hätte das beweisen können und ich traute ihm zu, genau das zu tun. Nun denn.


(Direktlink)

11 Kommentare

  1. Mimimimöschen10. Februar 2013 at 23:35

    23:32. Habe mich mal darauf eingelassen.Es lohnt sich.
    Leider kenne ich mich mit Sound und dessen Spezifikationen und genaueren Bezeichnungen nicht aus, aber diese „double-bass“ könnte ruhig mal seinen Platz im Dubstep oder gerne auch DnB finden.
    Falls er den Platz schon hat,habe ich Ihn noch nicht gefunden…

  2. Netzverweigerer10. Februar 2013 at 23:37

    ganz ganz dicke sause das hier

  3. Can11. Februar 2013 at 00:22

    I love it! Thanks for your lovely text and for sharing this!

  4. AdamnSpeaker11. Februar 2013 at 01:29

    Thx Ronny und thumbs up für diesen Up, ich kann mich Deinem Statement voll und ganz anschliessen …

  5. Oderik11. Februar 2013 at 07:31

    Ich erinnere mich dunkel, dass ich die Mucke auf besagter Shiva Moon auf den Nebenfloors voll geil fand. Und dass mir Gitarren und Popschnellerabspielen in elektronischer Tanzmusik schon immer auf den Puffer ging. Bin gespannt auf den Mix!

  6. Daniel11. Februar 2013 at 08:40

    Cosma als einer der größten Psytrance-Produzenten ever, hinterlässt tatsächlich eine riesige Lücke in der Fraggle-Landschaft… da mag es noch Tracks von GMS und 1200 Mics geben, die rocken… allerdings nie in einem so vollendeten Werk wie „Nonstop“, in dem wirklich jeder Track von der ersten bis zur letzten Sekunde reinhaut

  7. monsterkind11. Februar 2013 at 14:28

    Mit Cosmas Nonstop hab ich damals meiner Freundin die Mucke schmackhaft gemacht – das hat uns zusammen auf ein paar schöne Feten gebracht. Ich wusste gar nicht, dass er selbst bei Veröffentlichung schon tot war.
    Danke Cosma und danke für den Mix – beschleunigt gerade meine Arbeit :o)

  8. Mat Mushroom11. Februar 2013 at 17:27

    Danke für die Erwähnung Ronny. Cosmas „Nonstop“ ist einer der ganz wenigen Album, deren Sound über 10 Jahren immer noch so frisch klingt wie am ersten Tag. Ich hab immer noch jedes mal Gänsehaut wenn ich dieses Album höre und spiele auch gerne immer wieder mal Tracks davon. Was wohl passiert wäre, wenn er heute immer noch Leben würde ?

  9. Andre11. Februar 2013 at 19:23

    Schönes Set. Und der Artikel dazu ist wieder mal sehr schön aus der Seele, Danke.

  10. LKTRSNDY12. Februar 2013 at 19:29

    Doch, ganz cooler Mix. Cosma ist damals irgendwie an mir vorbeigegangen. So um 2003 war ich aber auch schon fast aus diesem Goading draussen.
    Aber das, was für dich Cosma war, war für mich Son Kite. Deren Sound fand ich extrem genial. Wie ich fand, haben die mit dem verspielten Goasound auch aufgeräumt und mehr auf den Rythmus gesetzt. Auch die Platten auf ihren beiden Labels, Digital Structures und Baluns, konnte man (ich) blind kaufen. Nur heute, als Minilogue, finde ich sie leider nicht mehr so gut.

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