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Einfach mal die Städte frei von Werbung machen

Die Bahnen, die Bahnhöfe, die Straßen. Ziemlich kuhle Aktion der skandinavischen Aktivisten von Free Public Transport, die sich für eine kostenfreie Nutzung des öffentlichen Personennahverkehr einsetzen, was ich ja grundsätzlich schon immer mal unterstützenswert finde.

Würde derartiges Tun hierzulande eigentlich den Tatbestand des Vandalismus erfüllen? Also das Entfernen von Werbeflächen.


(Direktlink, via reddit)

22 Kommentare

  1. blickwerfer25. Januar 2012 at 01:04

    Um auf deine Frage zurückzukommen, habe ich mir das Video nochmal genauer angesehen. Vandalismus ist ja erstmal kein Begriff des deutschen Strafrechts. Das ist ein Oberbegriff für mehrere Handlungen, die das äußere Verunstalten einer Sache beschreiben. Die Sachbeschädigung ist sozusagen die zentrale Norm für Akte des Vandalismus. Hier müsste daher eine Sachbeschädigung vorliegen, wenn einen Vandalismus bejahen möchte.

    Die Sachbeschädigung wird im Groben nach folgenden Prüfpunkten geprüft: (1)Fremde Sache (2)Wird beschädigt/zerstört ODER Erscheinungsbild wird erheblich und langfristig verändert (3) Mit Vorsatz (4)Handlung muss Widerrechtlich sein.

    (1) Die Werbemittel sind zweifelsfrei eine fremde Sache, wem auch immer die gehören mögen.

    (2) Die Werbebanner werden entnommen, nicht beschädigt oder verändert.

    Im Ergebnis also keine Sachbeschädigung. Ich habe im Video nicht gesehen, dass die fremde Sache erheblich und nachhaltig zerstört wurde. Auch habe ich nicht gesehen, ob die Werbebanner nicht zurückgegeben wurden. Das heißt ein Diebstahl ist hier auch nicht zu sehen. Bleibt daher im konkreten Fall hier ein bissel offen. Geht man davon aus, dass die Werbebanner entnommen wurden und danach gleich in den Müll geworfen wurden. Liegt eine Sachbeschädigung vor. Wurden die Werbebanner mit nach Hause genommen und dort irgendwie noch für eigene Zwecke verwendet oder gelagert (whatever) handelt es sich um Diebstahl, wobei da dann streitig ist, wie die Aneignungsabsicht zu beurteilen ist. Hier ist das Ziel ja nicht, sein Vermögen mit den Werbebannern anzureichern, sondern die Werbung zu entfernen. Daher tendiere ich insgesamt zu einer Sachbeschädigung gemäß §303 StGB. Die Tathandlung des Wegwerfens der Banner sollte im unmittelbaren Verhältnis zur Entnahme aus ihren Vorrichtungen stehen. Daher läge die Sachbeschädigung am nächsten.

    Das Aufkleben dieser Sticker ist im Einzelfall nicht strafbar, aber löst zivilrechtliche Ansprüche aus. Auch die Aktion am Ende des Videos ist keine Sachbeschädigung, sofern die Anlage nach Entfernen der Kabelbinder keinen Schaden genommen hat. Die Anlage ist zwar außer Funktion gesetzt, aber durch recht einfaches Entfernen der Kabelbinder, funktioniert sie wieder. Daher auch da keine Sachbeschädigung. Auch hier werden zivilrechtliche Ansprüche ausgelöst.

    Insgesamt eine Sache die zwar ziemlich unterschiedlich interpretiert werden kann, aber im Ergebnis auf jeden Fall strafbar ist. Die Strafbarkeit an sich ist hier aber nicht das wirklich Schlimme, sondern die zivilrechtlichen Ansprüche, was ziemlich teuer werden kann.

  2. tim25. Januar 2012 at 02:38

    @:blickwerfer….

    Nerd ;-)

  3. Andreas25. Januar 2012 at 06:51

    Velleicht habe ich auch gerade einen Knick in meiner Logik, aber ein kostenloser Nahverkehr würde doch eher für mehr Werbung sprechen, um das Ganze zu finanzieren, ähnlich dem Privatfernsehen.

  4. Harro25. Januar 2012 at 06:54

    DA CAPO!
    ICH FINDS COOL!

    Ich weiß nicht, mir gefällt das schon, diese ganzen sinnlosen Impulse die einen nur auf die falschen Wege des Verbrauchs leiten sind doch kriminell. Ich finde das OK. Gut das mit den U-Bahntüren ist schon fragwürdig, die Züge kosten doch auch Geld.

    …und btw. gilt deutsches Recht jetzt auch in Sao Paulo?

    Ich fahre so selten U-Bahn aber diese ganzen glotzenden Leute sind schon blöd, früher hat man immer solange aneinander vorbeigesehen bis man anfing zu lesen…

  5. Ronny25. Januar 2012 at 09:17

    @blickwerfer

    Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung, ich werde also die Werbung hängen lassen.

    @Andreas
    Ja, sicher könnte das ein Weg sein, wenn man es nur so handhaben würde.

  6. Gast25. Januar 2012 at 09:59

    Ich hatte mal den Versuch gestartet, einfach mal die Anzahl der Werberbotschaften zu zählen, die mir beim 4-maligen Umsteigen in den Öffis begegnen und ich habe recht schnell aufgegeben. Eine Flut die kaum zu fassen ist.

    Ich denke aber auch das es schwer werden wird die Öffis kostenlos ohne Werbung auf die Beine zu stellen.

    Aber geile Sache das, und ein wirklich toller Denkanstoss !!!

  7. Martin25. Januar 2012 at 10:57

    @6 Der ÖPNV in São Paulo kostet definitiv was. Man zahlt nu nicht pro Fahrt sondern für Zeitfenster (ich glaub das waren 2h)…ältere Menschen und Behinderte fahren kostenlos.

    Ich glaub aber eh, dass Jeriko auf die Werbefreiheit in São Paulo hinaus möchte. Vor ein paar Jahren wurden Werbeplakate, etc. auch in Bahnen und Bussen verboten (http://www.businessweek.com/innovate/content/jun2007/id20070618_505580.htm) Die ganze Stadt ist sozusagen werbefrei… :-)

  8. Nils25. Januar 2012 at 11:16

    Versteh ich nicht. Die Werbung könnte doch gerade erst einen kostenlosen Nahverkehr möglich machen.

  9. Ronny25. Januar 2012 at 11:47

    @Nils
    Das liest sich so, als würden die werben, um den Nahverkehr kostenlos nutzbar machen zu können, was ja ganz sicher nicht deren Antrieb ist.

  10. Frank25. Januar 2012 at 12:36

    Kann mich noch gut daran erinnern, wie ich vor gut 25 Jahren mal durch verschiedene Städte der damaligen DDR gefahren bin und doch schnell feststellte, dass Werbung, Plakate, Litfaßsäulen eben doch auch so eine Art Farbtupfer sind, die man aus eben diesem Grund dann vielleicht doch nicht missen möchte.

  11. blickwerfer25. Januar 2012 at 12:40

    @Ronny Kein Ding. Ist was länger geworden als ich plante :P

    Mich würde mal interessieren, wie der Times Square ohne Werbung aussähe. Vielleicht setzt sich ja mal ein Fotograf und ein Grafiker zusammen und realisieren so ein Bild.

  12. Nils25. Januar 2012 at 16:21

    @Ronny Nee, aber wäre auch eine Idee. Vielleicht sollten die Aktivisten eher mehr Werbung aufkleben und damit zeigen, dass dadurch kostenloser Nahverkehr möglich wäre ;-)

  13. Jens Best25. Januar 2012 at 21:32

    @Andreas

    Die Alternative zu Individualbezahlung ist nicht werbefinanziert, sondern gemeinschaftsfinanziert. Die Allmende muss nicht zugepflastert werden mit Werbeshit, sondern sie muss von der Gemeinschaft gewollt sein. Don’t believe the Hype!

  14. Benedikt26. Januar 2012 at 00:38

    Die Idee des kostenlosen ÖPNVs entstammt für mich von Leuten, die nicht wissen, wie es um kommunale Haushalte steht. Deshalb halte ich es für illusorisch dem Bürger kostenlosen ÖPNV zu spendieren – und für eine riesengroße Geldverschwendung nebendran.

  15. Jens Best26. Januar 2012 at 00:51

    @Benedikt

    Die Idee eines gemeinschaftsfinanzierten ÖPNVs, lieber Benedikt, ist durchaus denkbar.
    Die aktuelle Situation kommunaler deutscher Haushalte, die durch jahrzehntelange neoliberale Politik enteignet, beraubt und entmachtet wurden, ist unrelevant für andere Denkmodelle.
    Dein Kommentar zeigt dass du offensichtlich durch die neoliberale Indoktrination des konsumierenden Individuums nicht mal fähig bist, Alternativen überhaupt zu denken.
    Das wahre Problem für den Wandel sind also nicht, diejenigen, die das Spiel trotz innerer Einsicht weitertreiben, sondern solche wie du, die auf andere Wege nur noch mit nichtswissender Arroganz antworten können.

  16. […] wtf! Publié le 26 janvier 2012 – Mots-clés :activistes/metro/suède ShareSUEDE – Freepublictransports.com est un mouvement scandinave qui milite pour la gratuité des transports publics. Ils s’illustrent sur Youtube avec des actions dans le métro, dernière en date cette vidéo où ils retirent toutes publicités accessibles mais ils bloquent aussi les portes automatiques avec des cordons-menottes utilisés par la police. Via et kraftfuttermischwerk.de […]

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  18. limes27. Januar 2012 at 21:13

    @benedikt hat einfach keine ahnung von wirtschaft, schade.

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