(Symbolfoto: Pixabay)
Mein Vater hat einst den Beruf des Bäckers gelernt und dann dennoch (leider) nicht in diesem gearbeitet. Genau genommen hatte er seit dem auch nie wieder wirklich gebacken. Zu wissen aber, dass er diesen Beruf mal gelernt hatte, hat in mir das Bewusstsein fürs Handwerk geweckt, weshalb ich auch mal eine Handwerkerausbildung zum Maler/Lackierer in meinen Lebenslauf packte. Ein Bewusstsein, das heute vielen Menschen total abgeht. Handwerk heißt meistens leider: unbequeme, körperliche Arbeit zu Frühaufsteherzeiten, die zu dem noch beschissen bezahlt wird. Fast keiner der vielen jungen Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, denken über eine handwerkliche Arbeit nach. Klar, mit der lässt sich nun mal leider eine Familie selten gut ernähren. Versteh ich. Heute wollen alle was mit Medien machen und dabei für so wenig Aufwand wie nötig so viel Geld wie möglich verdienen.
Dabei sind gerade Handwerksberufe nicht unwichtig. Wer schon kann sich selber eine komplette Heizungsanlage installieren? Die Stromversorgung komplett selber klemmen? Eine Decke auf Stoß tapezieren?! Richtig… Kaum wer. Geht ja schon beim Brötchenbacken los.
Waltraud Balzer arbeitet seit über 30 Jahren in ihrer Bäckerei in Berlin Mitte. Nun würde sie verständlicher Weise gerne mal in Rente gehen und ihren Laden in die Hände des Nachwuchses legen wollen. Allein, sie findet keinen jungen Bäckermeister, der ihren gut laufenden Laden und vor allem ihre Rezepte übernehmen wollen würde (Link zu Springer). Und so wird aus guter, alter Handwerkskunst eben „schnell mal Brötchen vom Zulieferer in der Bahnhofsbäckerei aufbacken und als frisch verkaufen“.
In der Familie gibt es niemanden, der die Tradition weiterführen könnte. „Ich war durch meinen Beruf so eingespannt, dass ich nie eine Familie gegründet habe“, sagt Balzer. Wer die Bäckerei übernimmt, bekommt auch ihre „Schatzkiste“, eine Pappschachtel mit Rezepten. „Das ist uralt Lavendel“, sagt Balzer im Berliner Slang. Aber eigentlich ist ihr Geheimnis einfach: „Keine Chemie und dafür ein Pfund Butter mehr in den Teig.“