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Peta fordert Copyright für Tier-Selfies

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Immer wenn man glaubt, absurder könnte es in der Manege des Copyrightzirkus‘ ja gar nicht mehr werden, kommt irgendwer daher und überzeugt einem vom Gegenteil. Diesmal: Peta, die die Urheberrechte für ein Foto des sechsjährigen Makaken Narutos gerne bei dem Affen sehen wollen. Dieser nämlich hatte sich 2011 die Kamera des britischen Fotografen David Slater gezockt und ein Selfie von sich gemacht. Das Bild wurde internetzberühmt.

Später landete es unter Public Domain auf Wikimedia, worüber der Fotograf sich beschwerte, was allerdings keine Konsequenzen hatte, denn bei Affen-Selfies gebe es kein Copyright, entschied die US-Copyright-Behörde.

Peta sieht das allerdings anders und verklagt jetzt den Fotografen David Slater.

„Die Tierschutzorganisation Peta hat gemeinsam mit Antje Engelhardt vom Deutschen Primatenzentrum bei einem Bundesgericht in San Francisco Klage im Namen des Affen eingereicht. Naruto von der indonesischen Insel Sulawesi müsse zum „Urheber und Eigentümer seines Fotos“ erklärt werden, heißt es darin. Das Urheberrechtsgesetz in den USA verbiete einem Tier nicht das Copyright, „und da Naruto das Foto gemacht hat, gehört ihm das Copyright, wie es jedem Menschen gehören würde“. Die Tierschützer wollen sämtliche Einnahmen durch das Foto verwalten und dem Tier zugutekommen lassen.“

Da wird der Affe sich freuen. Vielleicht spendiert ihm Peta ja auch einfach eine eigene Kamera – für weitere Selfies dieser Art.
(via René)

20 Kommentare

  1. Sven23. September 2015 at 15:15

    Für mich stellt sich jetzt natürlich die Frage, woher PETA das Recht hat, in Namen des Affens eine Klage einzureichen. Und die zweite Frage wäre, wieso darf PETA dann den Einnahmen verwalten? Weiß PETA denn, ob der Affe das Bild nicht unter eine offene Lizenz stellen möchte? Oder ist das einfach nur ein Versuch von PETA, Geldquellen zu erschließen?

  2. Quacki23. September 2015 at 15:37

    Der Neuigkeitswert der Meldung ist für mich nicht, dass PETA sowas macht. So wie ich PETA einschätze, ist das für die ein hübscher Publicitystunt, das dürfte sich in den Spendengeldern niederschlagen. Mich irritiert, dass jemand vom Deutschen Primatenzentrum mit dabei ist. Normal sollten die beiden Organisationen Todfeinde sein; ich verstehe nicht, dass Frau Engelhardt sich dafür von PETA einspannen läßt.

  3. Celt23. September 2015 at 19:53

    Eines von Petas Hauptzielen war und ist die Etablierung von Grundrechten für Tiere, vergleichbar mit den Menschenrechten. Vor diesem Hintergrund ist die Aktion gar nicht so „absurd“, da es u.a. darum geht, immer wieder vor Gerichten den Status verschiedener Tierarten überprüfen zu lassen. Dieses Abfragen ist auch für Wissenschaftler interessant, daher deren Beteiligung.
    Nicht alles was Peta macht ist absurd, nur weil es Peta ist.

    Ich empfehle den Swr2-Podcast zum Thema:
    http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/der-affe-als-mensch/-/id=660374/did=14007266/nid=660374/1dsd7fr/index.html

  4. Zeddi23. September 2015 at 20:00

    Tiere sind keine Menschen.

  5. Ronny23. September 2015 at 20:24

    Celt,
    „Nicht alles was Peta macht ist absurd, nur weil es Peta ist.“. Nichts läge mir ferner, als das zu behaupten, diese Aktion allerdings ist mehr als absurd – als wäre Copyright ein Menschenrecht und als hätten nicht die Menschen schon genug Trouble damit. Man muss ja nun die Absurditäten der Menschen nicht auch noch auf die Rücken der Tiere übertragen.

  6. Antje Engelhardt23. September 2015 at 20:39

    Ich mache das nicht für PETA, sondern für die Affen. Schopfmakaken sind kurz vor dem Aussterben und brauchen sowohl Publicity als auch direkten Schutz der finanziert werden muss. Wenn das US Recht also die Möglichkeit bietet, dass sie von dem Foto, das ganz offensichtlich nicht von David Slater gemacht wurde, profitieren, warum sollte ich das nicht unterstützen? Die Idee kam von ihnen, sie brauchten mich aber, als jemanden, der den Affen persönlich kennt und für ihn daher klagen kann. Wir forschen seit fast 10 Jahren an diesen Affen. David Slater hat uns jedoch einen Bärendienst erwiesen, indem er nicht nur das Selfie veröffentlicht hat, sondern auch ein Foto, auf dem er die Hand eines Affen hält. Seitdem haben wir Schwierigkeiten den besuchenden Touristen zu erklären, dass man doch bitte die Affen nicht anfassen doll
    Das verändert das Verhalten der ja eigentlich wilden Affen stark und außerdem ist es gefährlich. In beide Richtungen können tödliche Krankheiten übertragen werden und die Affen können auch ordentlich beißen.

  7. Antje Engelhardt23. September 2015 at 20:41

    Ach so, habe vergessen zu sagen, dass ich das nicht on meiner Funktion als Wissenschaftlerin am Deutschen Primatenzentrum gemacht habe, sondern als Expertin für Schopfmakaken.

  8. Ronny23. September 2015 at 21:07

    Antje Engelhardt,
    Ich finde es verdammt gut, dass sich Menschen wie du für die Makaken einsetzen, finde nur den Weg und die Art und Weise in diesem Fall eher meh. Zum einen bringen Copyright-Wars im Regelfall eher schlechte Publicity. Zu recht auch. Wenn es darum ging, auch diese dankbar anzunehmen, wird das wohl funktionieren, wenn die Affen da am Ende tatsächlich was von haben sollten.

    Es ist nur eben so, dass dieser ganze ©-Bullshit auch ohne klagende Affen, die niemandem ein Mandat übertragen haben, sondern welche für sich klagen lassen, die sie persönlich kennen, schon unsinnig genug ist. Also wenn ich die Sachlage mal von einer ganz anderen Seite als Du betrachte.

    Ich will jetzt nicht darüber streiten, welche da die richtige Seite wäre, wohlwissend, dass es darauf keine Antwort gäbe und es im Zweifelsfall für manche wichtiger wäre, diese Affen zu schützen.

    Aber: der Weg, der dahin führen soll, ist mehr als aberwitzig, und schadet vielleicht am Ende mehr, als er nutzen könnte, finde ich. Nicht den Affen, aber Peta und im Zweifelsfall auch deiner Reputation.

    „Wenn das US Recht also die Möglichkeit bietet“, überzeugt mich diesbezüglich leider kein bisschen.

    Ich meine, in den Staaten verklagen Menschen Unternehmen, weil der Kaffee zu heiß ist und sie sich die Zunge verbrühen. Weil der Kaffee nicht als heiß deklariert wurde. Darüber lacht die ganze Welt. Weil es eben auch ein bisschen doof ist. „Aber dort ist sowas halt möglich“.

    Das liegt an dem hier nur schwer nachvollziehbaren Rechtssystem, was ich in dem Kontext nicht beklatschen mag. Weder für zu heißen Kaffee, noch für Affen, die vermeintlich Selfies von sich machen, die sie ohne Slater niemals hätten veröffentlichen können, was dann ganz sicher auch wieder zum Thema werden wird.

    Was ich sagen will: Ich bin für jegliche Hilfe, die diesen Affen zugute kommt, aber dagegen, diese auf dem verkommenen Feld des offensichtlich ja vorgeschobenen Copyrights erreichen zu wollen.

  9. Martin Däniken23. September 2015 at 21:08

    Tierschutz und Rechtsanwälte und Medienaufmerksamkeit generieren,da ziehe ich immer ganz scharf die Luft ein und denke:

  10. Max23. September 2015 at 22:32

    Celt,

    Das Absurde ist eher, die kapitalistische Denke so verinnerlicht zu haben, dass automatisch angenommen wird dass:
    a) Die Annahme dass Tieren solche Rechte zugestanden wird als positiv gesehen wird
    b) Der Kapitalismus als so universell angesehen wird, dass wilde Tiere in seine Kategorien aufgenommen werden. Als Subjekte nicht zuletzt.

  11. Martin Däniken23. September 2015 at 22:40

    Meine Darmbakteriern dürfen niemals aussterben!
    Kapitalismus/Globalisierung heisst Vertreiben der einheimischen Spezeln inkl. Mensch/tTer wg Acker-Oder Anbauflächen für unser z.b. Billigfleisch und dann kommen teuer bezahlte Tierschützeranwälte oder schlimmer Freiwillige Unbezahlte und klagen die Bildrechte von irgenswelchen Viechern an…nee
    Zivilisation is doch was Feinifeini ;-)
    Survival of the fittest,nicht ohne Anwälte

  12. Factchecker23. September 2015 at 22:55

    Ronny

    Nebenbei bemerkt:

    „…in den Staaten verklagen Menschen Unternehmen, weil der Kaffee zu heiß ist…“

    Das bezieht sich wohl auf den bekannten Fall der Frau, die sich am McDo-Kaffee verbrannt hat? Dieser Fall wird ja oft und gerne zitiert um die vermeintlichen Absurditäten des US-Amerikanischen Gerichtssystems zu illustrieren, insbesondere auch in den USA von den Lobbyisten die ganz im Sinne ihrer geldgebenden Unternehmen die Klagemöglichkeiten einschränken möchten (Stichwort „tort reform“ googeln). Wenn man die Fakten zu dem Falls aber mal genauer betrachtet (etwa bei
    https://www.caoc.org/index.cfm?pg=facts Link gefunden via snopes.com) ergibt sich ein komplett anderes Bild des Falles.

  13. Ronny23. September 2015 at 23:03

    Factchecker,
    Kann man als Argumentationslinie so aufbauen, ohne Frage. Aber es gibt mindestens ein dutzend Fälle, die nicht weniger absurd sind – und komplett am Thema vorbeigehen.

  14. Antje Engelhardt23. September 2015 at 23:34

    nur noch mal ganz kurz und dann ziehe ich mich hier wieder raus, ihr Lieben:

    Kapitalismus ist leider eine Tatsache die wir leben und über die gerade ein Fotograf viel Geld verdient, der die Affen und ihre Unversehrtheit nicht respektiert hat und ihnen viel zu nah auf die Pelle gerückt ist (damit ist er aber nicht der einzige, wir erleben das leider häufiger mit den Film- und Fotomachern), mit einem Foto, dass er nicht mal selbst geschossen hat. Wenn dieses Geld schon fließt, dann soll es, meiner Meinung nach, lieber den Affen zugute kommen.

    Der grundsätzliche Streit über das Copyright-Gesetz ist mir an diesem Punkt egal (sorry für alle, denen es wichtig ist). Es gibt da aber möglicherweise in den USA eine Gesetzeslücke, die entweder geschlossen werden muss oder ansonsten im Sinne der Affen zu nutzen gilt.

    Meine Reputation: ja, darüber habe ich mir Gedanken gemacht. Aber weniger wegen des Falles als weil ich eigentlich keine Tierschutzaktivistin bin (sorry an alle, die ich da enttäusche). Mir geht es einfach nur um die Arterhaltung und das Geld, das dafür einfach benötigt wird (das z.Zt. jemand anderes vielleicht unrechtmäßig verdient, wir werden sehen). Letztendlich habe ich mir aber gedacht: Sch… drauf, ich kann doch nicht nur an mich selbst und meine Reputation denken, wenn es doch eigentlich um die letzten Schopfmakaken geht. Für die meisten ist das natürlich sehr abstrakt und egal ob es sich um Pandabären oder sonstiges handelt. Für uns ist das aber sehr konkret, da wir ja täglich mit den Affen zusammen sind und dann eben auch sehen, wenn sie in Fallen laufen (oder eben es auch nicht sehen und sie dann elendig krepieren oder Gliedmaßen verlieren). Das Schopfmakaken aber nicht das wichtigste in der Welt sind, ist mir aber schon klar.
    Ein Hoch auf alle, die sich für andere Tierarten einsetzen, oder Flüchtlinge oder Kinder oder wer sonst noch alles auf dieser Welt leidet.

    Tiere als Objekt im Kapitalismus: Tja, das ist auch eine Tatsache. Aber es ist kein Phänomen des Kapitalismus …

  15. Antje Engelhardt23. September 2015 at 23:36

    naja, doch nicht so ganz kurz ;) machts noch gut! ciao!

  16. Ronny23. September 2015 at 23:57

    Antje Engelhardt,
    Naja, die Krux daran ist hierbei nur halt, dass Ihr/Du den Kapitalismus scheiße findet/findest, aber ihr den dennoch, wenn es euch/dir passt, abschöpfen wollt. Somit spielt Ihr den euch in die Hände. Ist gut für eure/deine Sache, die ohne diesen vielleicht niemals irgendwas gebracht hätte.

    Das ist alles so scheiße kompliziert geworden! Ich hätte ja gern, dass Du weiterhin für diese Makaken bist, für sie deine Arbeit machst. Und wenn es um Geld für diese geht, dich einfach mal an Tüpen wie mich wendest. Wir schaffen da was – ganz ohne ©-Bullshit und ohne Reputationsverlust.

    Und btw: Slater verdient daran auch. Ja. Aber: was bei ihm für das Copyright dafür ankommt, spendet er zu Teilen an ein Projekt, das sich für die Makaken auf Sulawesi einsetzt.

    Kapitalismus kann man, von mir aus bitte immer, scheiße finden. Aber dann doch auch konsequent – ohne sich als Rädchen dessen für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Weil nur die Rosinen in Form von PR rauspicken funktioniert am Ende halt auch nicht wirklich authentisch.

  17. Martin Däniken24. September 2015 at 01:21

    Och ne Ronny man muss ich betone muss das System benutzen um das vom System zubekommen was man haben-nicht es schlagen dazu ist es zu flexibel und stabil zugleich…
    Man kann auch durchaus ausshalb des Systems existieren aber das erhoht die Chancen untergebuttert zuwerden.
    Wobei es dem System egal ist ob es dich gibt oder nicht.
    SYSTEM=MATRIX uahhuahhuaahh
    Markus Lanz iszt ein Reptiloide uahhuahh
    Ein bisserl Spass muss sein ;-)

  18. Quacki24. September 2015 at 08:42

    @Antje Engelhardt: Falls Du das noch liest, vielen Dank für die Antwort, ich habe damit überhaupt nicht gerechnet, und sie macht Deine Motivation verständlich. Danke!

  19. Danny24. September 2015 at 11:03

    @Ronny

    Die Debatte erinnert mich gerade total an Nick Palats Argumentation.
    „Du kannst doch nun echt objektiv nicht bestreiten, dass Du für einen Kapitalisten arbeitest“

    https://www.youtube.com/watch?v=H3AxGp5k-Qo

    In diesem Sinne frei zitiert: Das Internet macht so ein scheiß liberales Blog hier, wir haben die Möglichkeit, antikapitalistisch zu quatschen. Einige können evolutionär reden, andere dürfen revolutionär reden. Und was passiert objektiv? An der Unterdrückung ändert sich überhaupt nichts. Das Urheberrecht ist ein Unterdrückungsinstrument in dieser Massengesellschaft. Und deswegen ist es ganz klar, wenn überhaupt noch was passieren soll, ist es ganz klar, muss man sich gegen den Unterdrücker stellen und parteiisch sein und deshalb mach ich mal die Kommentarspalte hier kaputt. *Axt raushol* ;)

    PS: Im Ernst: Ich glaub, dass es auf die alte Frage hinausläuft, ob man ein System von innen heraus bekämpfen kann oder beim Versuch dabei von ihm eingemahlen wird (Zitat meines Dozenten: „Wenn Sie lang genug bei Siemens arbeiten, werden Sie zu Siemens“)

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