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Profi-Skater fahren auf Discounter-Boards

Wir haben das alle schon mal gehört: „Wer billig kauft, kauft zwei mal.“ Das gilt für den Wasserkocher wahrscheinlich genauso wie für den Akkuschrauber. Warum also sollte das bei Skateboards anders sein? Ich habe da nie wirklich drüber nachgedacht. Mein erstes Brett kam Ende der 80er aus Ungarn und war aus Plastik. Mein Cousin hatte es von dort aus dem Urlaub mitgebracht nachdem er es dort womöglich am Touri-Stand für ein paar Forint erstanden hatte und ich war saufroh, endlich eins unter den Essengeldturnschuhen fahren zu können. Ich fuhr halt und sprang damit ein paar Treppen runter und so. Das ging.

Nach der Wende kauft ich mir eins dieser damals noch vollbreiten Decks bei „Massa“. Einer Vorgängerkette von -real, der sich damals massiv im Osten ausbreitete. Im „Sportladen“ gab es erst später Bretter, und dort waren sie dann auch gleich um einiges teurer. Das sie wirklich auch besser waren, sollte ich erst sehr viel später merken.

Aber wir fuhren mit den Billigdingern, lernten auf denen unsere ersten Tricks, für die wir damals noch keine Namen kannten, und waren irgendwie ziemlich glücklich damit. Erst nachdem der alte „Sportladen“ dann „Intersport“ hieß, kauften wir dort die Bretter (in schönem Design) und die Rollen einzeln, wofür wir unser ganzes gesprtes Taschengeld da lassen mussten. Und die Dinger rollten und rollten und rollten. Und sie brachen nie.

Ein halbes Jahr später wurden die Mädchen, die uns auf den Dingern interessant fanden, interessanter als die Dinger und wir kümmerten uns nicht mehr wirklich um sie. Dennoch war es gut, auf den billigen Teilen das Fahren gelernt zu haben. Denke ich heute noch. Es ist wie beim Auflegen. Jeder der so einen Numark-Reloop-Nachbau-Turntable pitchen kann, wird am 1210er keinerlei Probleme damit haben. Die rollen halt nur besser.

Worauf ich hinaus wollte: In den Staaten sind im letzten Jahr ein paar Profi-Skateboarder losgegangen und haben beim Discounter Boards für unter 30 Dollar gekauft, um auf diesen dann das zu machen, was sie eigentlich von ihren 200+Dollar Brettern gewohnt sind. Dabei kam natürlich soviel nicht raus. Natürlich ist es dann schön einfach, jeden Fail auf das Billig-Brett zu schieben. Und das etwas sehr affektierte Gehabe gibt es umsonst dazu. Das als Test zu sehen ist dennoch nicht ganz uninteressant. Vielleicht hätten sie auch viel weniger Probleme auf den Dingern gehabt, wenn sie auf solchen das Fahren gelernt hätten.


(Direktlink, via reddit)

9 Kommentare

  1. Icke25. Februar 2015 at 23:32

    Oh Mann, „MASSA“ war so eine Abzocker Bude damals. Kann mich noch gut daran erinnern als überall diese Zeltfilialen aus dem Boden gesprossen sind und Billig-Ramsch viel zu teuer an die damals ahnungslosen „Ossis“ vertickt wurde. Aber hey, wir hatten ja nüscht .. :D

  2. antiantianti26. Februar 2015 at 00:41

    Mit nem Germina Speeder wäre sowas nich passiert.

  3. Jenk Heidsen26. Februar 2015 at 02:17

    Sehr sympathische Menschen, die „Profis“.

  4. mR_BLACk26. Februar 2015 at 06:19

    Bei „Massa“ hab ich mir damals ne Datasette für meinen C64 gekauft :)

  5. Fabian Neidhardt26. Februar 2015 at 10:51

    Ist nicht meine Szene und ich habe die Jungs auch sonst noch nie fahren sehen, deshalb hab ich keinen Vergleich, aber sie sehen halt so aus, wie die Jungs im Park. Versuchen auch die Sachen, die sie hier nicht hinkriegen. Und das „affektierte Gehabe“ ist wirklich hart.

  6. Schneider Jürgen26. Februar 2015 at 21:25

    Das einzige was hier affektiert ist, ist diese ‚wir hatten ja nüscht aber das war auch voll dufte so‘ Masche.
    Was soll denn daran verwerflich sein, wenn die ihre kleine Popel Industrie mit teilweise ziemlich kleinen Skateboard Companies ein bisschen pushen und den Leuten klarmachen wollen, das Walmart Boards kacke sind?
    The Berrics tun nämlich tatsächlich eine ganze Menge um vor allem die ganz kleinen Indies zu unterstützen.

  7. Ronny26. Februar 2015 at 21:46

    Schneider Jürgen,
    Du hast natürlich recht! Voll affektiert, dass Fahren auf einem Billgboard gelernt zu haben. Das war natürlich gar nicht dufte.

    Ich feiere das Video jetzt. Hart.

  8. Schneider Jürgen27. Februar 2015 at 12:17

    Ich glaub Du hast mich nicht verstanden. Vielleicht wolltest Du es auch nicht verstehen, um Deine ironische Antwort loszuwerden.
    Nicht das Lernen auf Billigdingern ist affektiert, sondern die Haltung, daß man es mit dem Schrott damals ja genau so gut hinbekommen hat.
    Was soll daran gut sein, skaten auf so nem Walmart Ding zu lernen, wo dann ganz nebenbei das Verletzungsrisiko um einiges höher ist?

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