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Schlagwort: GDR

Ein DDR-Synthesizer aus den 1960ern: Subharchord

Schön, dass auch ich täglich noch was Neues lerne. Dank Hainbach gerade, dass das Subharchord ein in den 1960ern gebauter Synthesizer war, der in kleiner Auflage in der DDR hergestellt wurde. Und Hainbach zeigt uns auch gleich mal eben, wie das nicht ganz gewöhnlichen Instrument klang oder auch immer noch klingt.

Das Subharchord ist ein elektronisches Musikinstrument, das insbesondere Untertöne (subharmonische Töne) in die Klangerzeugung einbezieht. Es wurde in der DDR entwickelt und in wenigen Exemplaren produziert.

Der neuartige elektronische Klang- und Geräuscherzeuger wurde auf Initiative von Gerhard Steinke, vormals Direktor im Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamt (RFZ) Berlin-Adlershof, von einem Team um Ernst Schreiber in den Jahren 1959 bis 1968 speziell für den Einsatz in Studios für experimentelle bzw. elektroakustische Musik sowie für den Einsatz in Rundfunk-, Film- und Fernsehstudios entwickelt. Gebaut wurde das Subharchord in einer Kleinserie von sechs Stück im RFZ Berlin. Eine spätere Fertigung sollte von der Firma Heliradio in Limbach-Oberfrohna erfolgen. Die Entwicklung des Klanginstruments wurde ab 1970 aus „musikpolitischen Gründen“ in der DDR gestoppt. Ein Gerät wurde im Funkhaus Nalepastraße gesichert hinterstellt. Das Gerät geriet in Vergessenheit und wurde im April 2003 von dem Berliner Klangkünstler und Musikhistoriker Manfred Miersch im Funkhaus Nalepastraße wiederentdeckt.


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Ein in der DDR selbstgebautes Wohnmobil

Früher war mehr DIY. Gerade in der DDR – wir hatten ja nüscht. Soweit, so klar. Aber dass es Leute gab, die sich dort damals sogar ihre Wohnmobile aus dem Nichts zimmerten, war zumindest mir bis eben neu. Einer davon ist dieser Herr hier, der sich nach der damaligen Straßenverkehrszulassungsordnung einen Camper gebaut hat, der deutlich mehr Platz zu bieten hatte als bspw. ein Barkas oder so. Und er reiste damit. Schade, dass die Kiste da so vor sich hingammelt. Vielleicht geht da ja nochmal wer dran.


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Doku: Generation Crash – Wir Ost-Millennials. Und ich.

Es ist 1992. Ich bin ein letztes Jahr Schüler in der krassesten Gesamtschule, die Teltow in der Konstellation bis heute gesehen hat und arbeite nebenbei in dem Scheiss-Kaff, das ich bis heute hasse, in einem Billard-Cafe, das am Wochenende auch eine Disko war, in die zurückerinnert 800 bis 1200 Leute reinpassten, die an den Wochenenden auch kamen. „Wir hatten sonst ja nüscht!“

Es gab damals 10 Mark die Stunde. Marusha war später da. Westbam auch, wenn ich mich recht erinnerte. Als sich diese ganze Berlin-Techno-Kiste auf’m Dorf verramschte und ich nach dortigem Feierabend nach Berlin machte; E-Werk, das alte Matrix, Tresor, diesdas, um später auch kurz dahin zu ziehen. Ich räumte bis da Gläser weg, betreute die Garderobe, stand am Grill, sortierte draußen die Parkplätze und zog Westberliner beim Billard ab, bis mich einer von denen dann mal abzog. Das Ding war damals halt Tom Cruise; doppelt oder nichts. Und ich verlor da als Schüler an einem Abend einfach mal eben 800 Mark. Peter, du Arschloch! Ich fasste danach 10 Jahre lang keinen Queue mehr an, kann es aber immer noch ganz schön gut. Also jetzt wieder. Aber darum soll es gerade nicht gehen. Es war eine Zeit zwischen Chaos und Anarchie. Bei den Linken im Guten, bei den Faschos im Schlechten. Also für uns Linke – und davon gab es dort damals so viele nicht.

Also liefen wir (ich und meine heutige Frau) häufig um unser Leben. BFC-Hools aus Potsdam bestimmten die Nächte an den Wochenenden in PM, wollten Schutzgeld, und „Matches“, die ich Trottel damals auf’s Billard verortet hatte, was die aber nicht meinten, wenn sie um ein Match baten. Die wollten sich gegenseitig auf die Fresse hauen, wo ich nur rauskam, weil ich damals einen Cousin hatte, der in deren Dunstkreis eine nicht unwichtige Rolle trug. Am Ende haben uns nicht mal die Cops retten wollen, weil selbst die Angst vor diesen Arschlöchern hatten und lieber vorbeifuhren. Später sind die fast alle im Knast
gelandet. Außer der eine, der mir damals ein „Match“ angeboten hatte und später der Lover der damals besten Freundin meiner Frau wurde. Wild.

Ich hab damals KGB-Pistolen gesehen, die die Form eines Füllers hatten, und dem Träger dessen dabei zusehen müssen, wie sein Schädel durch einen Baseballschläger gebrochen wurde, nachdem er sich als
Security-Tüpi von dem Laden hatte kaufen lassen. Das Geräusch werde ich wirklich nie vergessen.

Ich bin ein Kind der Wende und keiner hat mich damals gefragt, ob ich das sein will. Es war halt so. Am Ende bin ich nur gut da durchgekommen, weil auch ich mal die Arme in die Hände genommen habe, aber auch die Fäuste schwingen musste, wenn es gegen Nazis ging. Und ich glaube, im Westen hat man kaum eine Ahnung davon, wie das damals im Osten war. Anarchie auf allen Seiten und keine/r wusste, was genau Anarchie bedeuten sollte. Aber wir hatten sie. Kurz auf allen Seiten.

Vielleicht schreib ich irgendwann wirklich mal ein Buch. Ihr wisst so vieles nicht von dem, was damals für uns Zecken im Osten Alltag war.

Jedenfalls gerade in der ARD-Mediathek im Stream: Generation Crash – Wir Ost-Millennials. (Teil 2). Bin ich halt Teil davon. Und da gibt es Vieles zu erzählen.

Wie war das Erwachsenwerden in Ostdeutschland in den Neunziger- und Nullerjahren? Mehrere Zeitgenossen erzählen ihre persönliche Geschichte zwischen rechter Gewalt aber auch neuen Freiräumen.

(via Anne)

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Doku über das Straßen- und Alltagsleben in Ostberlin 1987: Feuerland

Wenn ich das so sehe und meine sprichwörtlich graue Erinnerung an diese Zeit abrufe, denke ich so: „Mensch, auch schon 20 Jahre her“, was natürlich totaler Quatsch ist, denn es sind fast schon 40. Trotzdem ist vieles von dem noch da, so als Erinnerung. Ich vermisse nicht vieles davon und bin überrascht, wie sich das alles über die Jahrzehnte verändert hat. Einiges natürlich zum deutlich Besseren.

DEFA-Doku aus dem Jahr 1987.

Feuerland liegt nicht etwa in Südamerika, sondern mitten im Herzen von Berlin. Der im Mai 1987 gedrehte Dokumentarfilm zeigt ein Stück gegenwärtiges Straßen- und Alltagsleben sowie das Leben an öffentlichen Orten in der Gegend um die Chaussee-, Invaliden-, Garten-, Acker-, Borsig-, Tieck- und Wilhelm-Pieck-Straße (seit 1994 Torstraße) in Berlin-Mitte, Dorotheenstadt, auf sehr unmittelbare und authentische Weise.

Die um 1804 ansässigen Eisengießereien, Großschmieden, Lokomotiv- und (Dampf)Maschinenwerke – das bekannteste davon waren die späteren Borsigwerke – brachten der Gegend seinerzeit den Namen „Feuerland“ ein und prägten das Arbeiterviertel auch mit ihren Kneipen. An diese Zeit erinnern heute noch einige Straßennamen wie die Borsigstraße, nach dem Gründer der Borsigwerke benannt.

In der DDR hieß die Gegend auch „Romantikerviertel“, wegen der anderen Straßennamen, die nach Dichtern der Romantik benannt wurden.

Ein richtiges Kommunikationszentrum ist die Eckkneipe Borsig-Eck in der Tieckstraße/Ecke Borsigstraße. Dort trifft sich ein bunter Querschnitt der Bevölkerung sowie jung und alt. Sie ist ein Kommunikationszentrum, denn hier trifft man sich, redet, politisiert, trinkt Bier zu 51 Pfennig, feiert Hochzeit, spielt Schach, Skat oder ein Pilz-Experte fachsimpelt über Morcheln.

Der 75-jährige Stammgast Kutte, der alte Schach-Meister, erzählt aus seinem Leben in der NS-Zeit, das mit diesem Viertel eng verbunden ist. Ein junges Brautpaar feiert seine Hochzeit und tanzt zu Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont geht’s weiter“.


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Ostblock 808: Vermona DRM

Die Vermona DRM ist ein Drumcomputer, der in den 1980er Jahren bei Vermona in der DDR hergestellt wurde und wohl ein bisschen sowas wie die TR-808 des Ostens werden sollte. Hainbach hat sich ein der mittlerweile ziemlich teuren Exemplare besorgt und 40 fast Jahre nach Herstellung mal angetestet.

When I came upon this rare analog drum machine made in the GDR in 1987, it seemed like such an odd instrument for the year it was released. As I could find no information on it, I travelled to where it was made, the „Musikwinkel“ in Vogtland. The story I found there ended up being fascinating.


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Im DDR-Fernsehen 1989 die Frage „Ist Leipzig noch zu retten?“

November 1989, in Leipzig ist ein Team des DDR-Fernsehens auf den Straßen unterwegs und stellt die Frage, ob Leipzig noch zu retten ist. So sah es nicht nur in Leipzig aus. Potsdam, Berlin, Halle, Güstrow und überall anders waren die Altstädte vom Verfall geprägt, auch wenn ich es so derartig krass nicht in Erinnerung habe. Leipzig war offenbar zu retten, auch in den anderen Städten erstrahlten die alten Bauten im neuen Glanz. Mit dem stiegen die Mieten, was dazu führte, dass nicht wenige Menschen abwanderten. Gerne dorthin, wo die alten Häuser eben noch nicht saniert waren. Bis sie von dort aus weiter zogen.


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Doku über Heavy Metal in der DDR

Ich habe mit Metal genau gar nichts am Hut, musikalisch ist der mir so fremd wie Schlager. Ohne Scheiss, ich kam da nie ran, habe es mehrfach versucht und es wollte einfach nichts werden. Das ist bis heute so geblieben. Wenn ich es hart haben wollte, hörte ich RATM. Ohne Haarspray, ohne Show, ganz roh.

Aber: ich habe neulich im östlichsten Brandenburg auf einer Gartenparty über Umwege alte Männer kennengelernt, die schon seit DDR-Zeiten in einer Band spielen, die Hardrock auf die Bühnen bringen, auf denen sie heute noch stehen. Inklusive diverser Metal-Tunes. Das hat mir irgendwie imponiert, zu mal ich spätestens nach „Bye bye, Lübben City“ weiß, dass Subkultur im Osten nicht nur subversiv sondern für die diese nach draußen Tragenden auch immer sehr riskant war. Die haben das durchgezogen und sind heute eher so die gemütlichen Tüpen, die immer noch ihre Instrumente spielen. Subkultur war da halt immer mehr als ein Lifestyle, Subkultur war da eben auch immer im Fokus der StaSi und somit im Zweifelsfall die persönliche Perspektive komplett gefährdend. Das nahm man hundertfach in Kauf. Für die Musik, die man liebte und leben wollte. Heavy Metal war als Subkultur in der DDR größer als Punk, wie diese wahrlich sehenswerte Doku zeigt. Ich komme trotzdem nicht an den Sound ran, finde seine Liebhaber hiernach mit Blick auf damals aber dennoch äußerst stabil.

Sie alle gehörten in den 80er-Jahren zu einer großen Subkultur in der DDR. Im Gegensatz zur Punkszene wurde sie aber nach der Wende wenig beachtet. Dabei gab es in der DDR viel mehr Heavy-Metal-Fans als Punks – vor allem auf dem Land. Bei uns im östlichen Brandenburg war es die größte jugendliche Subkultur. Wie auch in vielen Gegenden der BRD wurden die Heavy-Metal-Fans skeptisch beäugt: zu unangepasst, zu laut, ständig betrunken und gewaltbereit, argwöhnten die Erwachsenen.
Im grauen, eintönigen sozialistischen Straßenbild fielen sie ganz besonders auf: lange Haare, Jacken und Hosen aus Leder, Nietengürtel, ärmellose Jeansjacken voller Buttons und Aufnäher und natürlich die Bandshirts mit Monstern oder Skeletten darauf.
„Witzigerweise, das ist jetzt so mein Eindruck, haben die Heavy-Metal-Fans in der DDR auf dieses Äußere sogar noch mehr Wert gelegt als im Westen“, erklärt der Historiker Nikolai Okunew. „Und dann noch diese Anzahl an Ketten, an Spikes, an Nieten und so weiter höher gefahren, als es im Westen üblich gewesen wäre.“
Okunew hat sich ausgiebig mit der Metal-Szene in der DDR beschäftigt. Er ist Historiker am Leibnitz-Zentrum und hat mit „Red Metal“ eine Doktorarbeit über die Heavy-Metal-Subkultur in der DDR veröffentlicht.


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Straßenverkehr in DDR 1989 kurz vor der Wende

Kurzer Flashback für jene, die im Osten der Republik aufgewachsen sind. Und ich kann dieses Video riechen.

Ein gewöhnlicher Sommertag im kommunistischen Ost-Berlin, Ostdeutschland, im Juni 1989, nur wenige Wochen bevor der Eiserne Vorhang des Kommunismus quer durch Ost einstürzte in Europa. Gefilmt am Rosa-Luxemburg-Platz mit einem aus dem Westen eingeschmuggelten Camcorder.


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Max Herre und Dexter kompilieren Sampler mit DDR-Musik aus den 1970er Jahren

Max Herre und Dexter haben mit „Hallo 22“ einen Sampler zusammengestellt, der allerhand Musik der DDR aus den 1970er Jahren mit sich bringen wird. Finde ich ganz spannend. VÖ-Date ist der 30.09.2022.

Amiga ist 75 Jahre alt. Doch der Katalog des einflussreichen Ost-Labels ist so relevant wie nie zuvor. Mit Max Herre und Dexter haben sich zwei wichtige Protagonisten der deutschen Hip-Hop-Szene daran gemacht, einen ganz besonderen Abschnitt der Label-Historie zu beleuchten: Die 1970er-Jahre. Eine Zeit, in der akademisch ausgebildete Musiker*innen in hochwertigen Studios progressive, mutige Platten aufnahmen – mit emotionalen, lyrischen Texten und mit deutlichen Einflüssen aus der reichen Funk-, Soul-, Rock- und Blues-Tradition des Schwarzen Amerikas.

Außergewöhnliche Songwriter wie Holger Biege, Hansi Biebl oder Uve Schikora trafen auf großartige Sängerinnen wie Veronika Fischer, Uschi Brüning oder Regine Dobberschütz; mittendrin der charismatische Manfred Krug und an seiner Seite der Ausnahmekomponist und -arrangeur Günther Fischer. Sein Repertoire verdient eine eigene Werkschau, so vielseitig und reich waren seine Kompositionen nicht nur für Krug, sondern auch für die eigenen Bandprojekte sowie für Film und Fernsehen.

»Hallo 22« setzt eine legendäre Reihe von Kompilationen auf Amiga fort. »Hallo Nr. 1« erschien 1972, und so schließt sich ein Kreis über 50 Jahre. Doch Amiga wurde schon 25 Jahre früher gegründet, nämlich 1947 als »Lied der Zeit«. Die Ost-Berliner Plattenfirma veröffentlichte ursprünglich vor allem Aufnahmen des Schauspielers Ernst Busch. 1953 wurde sie in Volkseigentum überführt, 1955 in »VEB Deutsche Schallplatten« umbenannt und dem Kulturministerium der DDR unterstellt. Fortan war sie das einzige Unternehmen mit einer Herstellungs- und Vertriebslizenz für Tonträger und einer zusätzlichen Monopolstellung beim Import und der Lizenzierung von ausländischen Tonträgern.

Zusätzlich haben Dexter und Herre zwei alte Songs ins Jetzt geholt. Einen gibt es mit Manfred Krug – und der kommt mit diesem Video.


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