Ich mag den Prozess des Entstehens von Graffitis sehr viel mehr als den, des Verschwindens derselbigen. Aber gerade auch das gehört zu dem dazugehörigen Kreislauf. Wobei sich die Entferner in diesem Fall auch nicht weniger feiern, als jene, die die Farbe auf die Züge bringen. Im Gegenteil. Haben offenbar alle was von. Und es schafft cleanen Platz für die darauf Kommenden.
Neulich der Trailer vom Training, hier nun die „Graffiti Olympics“ der 1UP Crew, die sich dafür in Athen rumgetrieben haben. „Graffiti went Olympic and we proudly present the “Drone Video” filmed in Athens 2018 by Selina. Start your training and be ready next year!“
Das „5Pointz“ in New York galt als legendäres Graffiti-Zentrum in New York. Anfang der 70er Jahre wurde das ehemalige Fabrikgebäude von Jerry Wolkoff gekauft und betrieben. In den 90ern zogen allerhand Ateliers in das Gebäude und Künstler begannen damit, die Fassaden unter Farbe zu bringen. Irgendwann später bekam der Laden seinen Namen „5Pointz“ und wurde zum internationalen Hot Spot von Graffiti-Künstlern.
Im November 2013 ließ Wolkoff dann die Außenwände des Gebäudes ohne Vorwarnung an die Künstler mit weißer Farbe überstreichen. „Ich wollte es einfach hinter mich bringen, damit sie nicht sehen müssen, wie ihre Kunst Stück für Stück heruntergerissen wird“, teilte er damals mit. Ein Jahr später dann lies der Besitzer den Gebäudekomplex abreißen, um Platz für eine Wohnanlage zu schaffen.
Einige der sich um ihren Ruhm gebracht geglaubten Künstler verklagten ihn auf Schadensersatz. Ein Richter in New York sprach ihnen diesen jetzt zu. „45 der 49 zerstörten Werke hätten einen anerkannten Rang als Kunst gehabt. Sie seien „vorsätzlich und unrechtmäßig“ von einem unbarmherzigen Grundstückseigentümer zerstört worden.“
Während es sich zu Silvester viele Menschen nicht nehmen ließen, Raketen in die Luft und Böller auf die Straßen zu bringen, nutzte die 1 UP Crew in Berlin die Gunst der Minuten und brachte am U-Bahnhof Schlesisches Tor einen U-Bahnwagon der U1 während eines regulären Halts unter Farbe.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Graffiti in China härter geahndet wird als hierzulande. Das aber hält dennoch Leute nicht davon ab, Züge zu bemalen, wenn man diesem Clip glauben kann.
Grundsätzlich mag ich an Graffiti gerade die Vergänglichkeit, kann aber auch diesem Projekt etwas abgewinnen.
Brandan „Bmike“ Odums got his intro to street art in an abandoned housing project in New Orleans. He started there and kept returning there, amassing a collection of graffiti paintings on the walls. When the building was torn down, they cut out Brandan’s work where it is now on display.
(Direktlink, via https://uncrate.com/video/eternal-graffiti/)
Die 1UP Crew hat sich in Berlin mit ÜF zusammengetan, am Hermannplatz eine leere Bude gekapert und auf dem dortigen Balkon ein wenig die Dosen geschwungen. Nicht mehr, nicht weniger.
Arte bringt gerade eine 10-teilige Doku-Serie über die Geschichte von Graffiti und wie das seinen Weg aus den Staaten nach Europa fand. Bisher sind vier Folgen online, der Rest kommt dann wohl so nach und nach. Hätte man auch am Stück machen können, aber hey.
In 10 Episoden zeichnet die Dokuserie die Geschichte des Graffiti nach: von den Anfängen im New York der 70er bis zum Ausbruch des Lack-Virus‘ Mitte der 80er in Europa. Ausgehend von der Mutterstadt des Graffiti, New York, zeigen die Macher der Serie, wie die Bewegung in den 80er-Jahren von den USA über den großen Teich nach Europa schwappte und sich ab 1983 von Amsterdam, Paris und London wie ein Lauffeuer über den ganzen Kontinent ausbreitete.