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Schlagwort: Zwickau

Besorgte wischen Wörter wie „Menschlichkeit, Toleranz, Respekt“ und „Würde“ von einem Platz, auf dem sie demonstrieren wollen

In Zwickau fand heute ein sogenannter „Sternenmarsch“ statt, bei dem sich tausende Besorgte gegen eine Zukunft und gegen Menschen versammelten, die sie für sich so nicht haben wollen. Zwei junge Frauen, 16 und 17 Jahre alt, schrieben mit anderen vorher auf dem letztendlichen Versammlungsplatz, dem Hauptmark in Zwickau, mit bunter Kreide die Worte „Menschlichkeit, Zukunft, Offenheit, Toleranz, Respekt, Grundrechte, Nächstenliebe, Würde“ auf diesen Platz. Um zu zeigen, dass diese Werte von den „besorgten Bürgern“ mit Füßen getreten werden wenn die sich später dort versammeln.

Das ließen die Besorgten hingegen nicht zu, sie griffen zum Schrubber und wischten vor ihrem Auflauf alles eigenhändig weg. Im Netz bezeichneten sie die Aktion der Aktivisten als „Schmiererei“ und „Sachbeschädigung“. Eine Kreidemalerei, die so beim Ordnungsamt angemeldet und genehmigt war.


(Direktlink | Danke, Michael!)

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Eine Depeche Mode-Party 1988 im Zwickauer Jugendclub „Vaterland“

Bildschirmfoto 2014-08-29 um 22.03.19

Ich wusste, dass es damals viele waren, die ihr Herz an Depeche Mode verschenkt hatten. Meine Cousine liebte die, fast alle Freundinnen, die mein Bruder damals so mit nach Hause brachte, liebten die, ein paar Jahre später in der Clique waren die interessantesten Mädels alle Gruftis und die liebten die natürlich erst recht.

Ich mochte DeMo nie sonderlich gerne. Der Sound war mir immer zu kalt und außerdem mochten die irgendwie alle, was alleine schon ein Grund war, da ein bisschen in die Opposition zu gehen. Natürlich. Ich musste schon damals nicht jeden Scheiß mitmachen und während die alle Depeche Mode hörten, hörte ich halt Ärzte. Oder Rio. Oder Schlimmeres.

Dass dieser Wahn um Depeche Mode in der DDR allerdings derartige Ausmaße annahm, darüber war ich mir bis eben nicht klar. Dass es sogar ganze Partys gab, die man Gahan, Gore, Wilder und Andy Fletcher widmete, schon gar nicht. Erst recht nicht in Zwickau, erst recht nicht in einem Jugendclub, der den Namen „Vaterland“ trug. Was für ein wundervolles Zeitdokument.

Robert hat dazu eine Geschichte bei sich aufgeschrieben, die belegt, dass das nicht nur in Zwickau so lief.

Bildschirmfoto 2014-08-29 um 22.05.41

„Von den tausenden Depeche Mode Fans, die an einem eiskalten Tag im März 1988 zu einem Konzert in der Werner-Seelenbinder-Halle in Ost-Berlin pilgerten, hatten die wenigsten eine Eintrittskarte. Nirgendwo ein Hinweis darauf, dass die Band tatsächlich an diesem Tag dort auftrat und doch waren die allein die Gerüchte ausreichend, eine Massenwanderung schwarz gekleideter Menschen auszulösen. Es muss ein Gefühl von Morgenluft gewesen sein, als man dann erfuhr, dass Depeche Mode tatsächlich dort aufgetreten war, ein Gefühl, dass die DDR ihren andauernden Kampf gegen die Musik des imperialistischen Westens nicht mehr ganz so akribisch durchzog. 1988 muss es dann eine ganze Welle von Depeche-Mode Partys gegeben haben, die in jeder größeren Stadt die Fans der Band anlockte. Vielleicht war es die Zuversicht, dass die Band, die auf dem Geburtstag der FDJ spielen durfte, nun zu den geduldeten Musiker der DDR zählte? So wundert es jedenfalls nicht, dass die jungen Menschen vor dem Zwickauer Jugendclub “Vaterland” ausgelassen auf den Einlass zur angekündigten Depeche Mode Party warten.“


(Direktlink, via Spontis)


(Direktlink)

Es gab da auf YouTube auch mal ein Video, das das Depeche Mode-Interview mit dem Staatsfernsehen der DDR im Jahre 1988 zeigte. Das allerdings wurde über die Jahre leider gelöscht. Man kennt das.

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