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Wie sich die GEMA intern gegen „Anti-GEMA-Demonstrationen“ in Position bringt

Durchaus interessanter Einblick in die interne Kommunikationsstruktur der GEMA, die gerade folgende Mail an ihre Mitglieder verschickt. Leider umfasst die Mail-Datenbank der GEMA „nur“ 33.000 Adressen und sie bitten in der Mail, dafür zu Sorgen, dass diese Mail viele Leute mehr erreicht. Da will ich mal Schützenhilfe leisten und auch dazu beitragen, dass jeder sie lesen kann. Kann ja sein, dass hier Mitglieder mitlesen.

An sich ist das auch alles gar nicht sonderlich spektakulär, bis auf den Umstand, dass man irgendwie vom Versammlungsrecht genervt zu sein scheint und eben den, dass die GEMA intern überhaupt auf die Proteste reagiert. Das nämlich hätte ich nicht gedacht.

Nun wäre natürlich noch interessant, was genau in dem in der Mail erwähnten„Dokument in dem wir die Tarifreform stichpunktartig plakativ zusammengefasst haben“ steht, welches die GEMA schon mal als argumentative Hilfe für ihre Mitglieder vorbereitet hat. Ich versuche gerade das zu bekommen.

Hier das Rundschreiben, welches den diskussionsfreudigen Mitgliedern als argumentative Hilfe dienen soll.

Die Mail ging heute an eben jene 33.000 Mitglieder raus. Einer der Empfänger hat sie veröffentlicht.

From: GEMA-Information
To: XXX
Sent: Monday, September 03, 2012 7:47 PM
Subject: Anti-GEMA-Demonstrationen am 06.09.: Hintergrundinformationen und Fakten

Liebe Mitglieder,

sicherlich haben Sie bereits aus der aktuellen Presseberichterstattung oder auf diversen Social-Media-Plattformen erfahren, dass für den 6. September 2012 an fast allen GEMA-Standorten und weiteren deutschen Städten Demonstrationen gegen die Tarifreform angekündigt sind – so in Berlin, Dortmund, Dresden, Frankfurt, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart.

Worum geht es?

Hauptveranstalter des Anti-GEMA-Tages am 06.09. ist das Aktionsbündnis Kultur-retten.de. Auf einer Kampagnenwebsite wird zu einer Demo zeitgleich an fast allen GEMA Standorten aufgerufen. Gefordert wird, die ab 2013 gültige Tariferhöhung zu verhindern, da diese die kulturelle Vielfalt im gesamten Veranstaltungssektor bedrohe und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen im Veranstaltungsbereich gefährde. Der Veranstalter will mit der Website Kultur-retten.de eine Kommunikationsplattform und ein Netzwerk für alle bieten, deren Existenz direkt von den neuen Tarifen gefährdet sei. Der Tag wird über lokale Bündnispartner organisiert, die wiederum auf verschiedenen Kanälen zur Demo aufrufen und die Menschen mobilisieren. Ein zentraler Kanal ist hier Facebook. Aktuell sieht der Ablauf in Berlin und München wie folgt aus:

Wie agieren wir?

Ein rechtliches Vorgehen der GEMA dagegen ist – auch wenn von den Organisatoren vielfach mit falschen und polemischen Behauptungen gearbeitet wird – aufgrund des grundgesetzlich gewährleisteten Versammlungsrechts nicht möglich.

Unser Ziel ist es, die Diskussion zu versachlichen.

Wir bereiten uns kommunikativ sowie medial darauf vor – im Vorfeld über Interviews, Statements und lancierte Medienberichte und ein Schreiben an die Diskotheken- und Clubbetreiber. Am Tag selbst laden wir die Presse in alle Bezirksdirektionen und Generaldirektionen zu einem Gespräch ein. Die Dynamik in den Social-Media-Kanälen verfolgen wir mit einem erweiterten Backup-Team, das hier schnell und schlagkräftig posts und tweets kommentiert und die Diskussion rund um die Demo sachlich steuert.

Was können Sie tun?

Einige von Ihnen unterstützen unsere Medien- und Kommunikationsarbeit bereits aktiv in der Öffentlichkeit, in der Politik als auch auf unseren Social-Media-Kanälen GEMAdialog. An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich dafür bedanken. Denn: Ihre Argumente, Ihr Eintreten für eine angemessene Vergütung der Urheber und Ihr Wort finden Gehör. Sie als Musikurheber sind in dieser Forderung glaubwürdig.

In der Diskussion um die neuen Tarife ist Ihr Wort als Urheber mehr denn je gefragt.

Um diese Diskussion auch argumentativ zu führen, haben wir für Sie ein Dokument erarbeitet, indem wir die Tarifreform stichpunktartig plakativ zusammengefasst haben. Wir wollen Ihnen damit weitere schlagkräftige Argumente für die Diskussion liefern.

Da unsere Datenbank aktuell leider nur rund 33.000 E-Mail-Adressen umfasst, bitte ich Sie, diese Email und dieses Fact sheet an all jene weiterzuleiten, die diese Informationen womöglich nicht erreicht haben.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Unterstützung und verbleibe mit den besten Grüßen,

Ursula Goebel

Direktorin Marketing

Leitung Kommunikation & PR

GEMA Generaldirektion
Marketing & Kommunikation
Rosenheimer Straße 11, 81667 München
Telefon: +49 89 48003-XXX
Fax: +49 89 48003-XXX

E-Mail: XXX@gema.de
Internet: www.gema.de

12 Kommentare

  1. Meierbödefeld3. September 2012 at 23:57

    Mal gelesen ab wann das gelten soll: Neue Tarifstruktur
    für den Veranstaltungsbereich ab 1.4.2013 – könnte der am längsten vorbereitete April-Scherz seit Jahren sein, oder?

  2. Otla Pinnow4. September 2012 at 08:02

    @the_peppermint
    „Wenn eine Diskothek 100.000 Euro im Jahr an die GEMA für die Musiknut-
    zung zahlen muss, erwirtschaftet sie mindestens 1 Million Euro im Jahr NUR durch Ein-
    trittsgelder und einen Gesamtumsatz von 5,9 Mio. Euro.“
    Hübsch. Die rechnen, wie sich ein Kneipenwirt in die Pleite rechnet: Umsatz = Gewinn.
    Außer Gema kostet dat alles ja sonst nix.

  3. ed4. September 2012 at 12:36

    „Die Dynamik in den Social-Media-Kanälen verfolgen wir mit einem erweiterten Backup-Team, das hier schnell und schlagkräftig posts und tweets kommentiert und die Diskussion rund um die Demo sachlich steuert.“

    welcome to modern information cyber warfare!

  4. Daniel4. September 2012 at 13:41

    … und ab 2014 erlaubt die GEMA auf Grund der Wirtschaftlichkeit und Gewinnmaximierung nur noch Großraumdissen, damit sie dann ihre Mitarbeiter mit noch mehr Cola-Kisten ausstatten können! Abfcuk!

  5. sam4. September 2012 at 13:59

    die gema rechnet hier vor, dass die clubs und discotheken nicht als werbeplatform für künster auftreten, sondern als hauptnutzer der künstlerischen leistung. das heißt im umkehrschluss, dass ich als musikkonsument außerhalb eines clubs/discothek keine gema gebühren mehr zahlen brauche, weil der club/discothek bereits für den lebensunterhalt des künstlers gezahlt hat (und es gibt ja noch viele clubs/discotheken bis 1.4.2013). wenn man nun aber schaut, dass ich weiterhin gema gebühren zahlen muss (siehe youtube video blockierung), dann scheint es, als wolle die gema eine art garantierte einnahmequelle etablieren und die einnahmen der eigentlichen musikkonsumenten (also wir itunes, amazon und musicstore nuzter) als zusätzlichen bonus (der in der aktuellen diskusion geschickt unterdrückt wird) verrechnen.

    ich erkenne gewisse ähnlichkeiten zu mafia aktivitäten aus filmen die sich um das chicago der 1930’er jahre drehen.

  6. Bundesweiter GEMA-Aktionstag › Nerdcore5. September 2012 at 11:06

    […] Die GEMA scheint das ganze diesmal nicht, wie so oft, einfach aussitzen zu wollen, sondern verschickt im Vorfeld Mails an ihre Mitglieder ( und will die Kommunikation monitoren und „sachlich […]

  7. Gema-Trallala | My CMS5. September 2012 at 15:02

    […] by metro on Sep 5, 2012 • 1:02 pm No Comments Die gestern versandte GEMA-Mail an 33.000 Mitglieder zeigt ganz wunderbar die Arroganz des Verwertungsmonopolisten, sein Verständnis von Demokratie und […]

  8. Ketzer6. September 2012 at 14:58

    @typ: es handelt sich um den gewichteten Eintrittspreis * Anzahl der Personen, das heisst, der Eintrittspreis der von jeder Person gezahlt wurde * Anzahl der Personen. Das ergibt das Geld, das alle Besucher der Diskothek zusammen als Eintritt abdrücken mussten. UND davon werden 10% abgezogen und der GEMA rüber geschaufelt.

    Ich bin jetzt absolut kein Freund von Verwertungsgesellschaften und diesen ganzen „Durchlauferhitzern“, aber wenn Ihr zu ner Demo geht, dann bitte mit Argumenten, mit denen man sich nicht über Euch lustig machen wird.

    @Otla Pinnow: Wo steht da was von Gewinn??? Das ist einfach ein simples Rechenbeispiel für den Umsatz und was davon an die GEMA abzudrücken ist.

    1. Es gibt genug bessere Argumente, der GEMA auf die Füße zu treten. Beispielsweise wie kommt eine solche Institution dazu, dass Grundgesetz zu hinterfragen und insgeheim gehofft zu haben, die Versammlungsfreiheit ihrer Gegner grundsätzlich in Frage zu stellen.
    2. Aus der E-Mail geht klar hervor, dass Interessenverbände und auch die Politik in diese Neuregelung der Linearisierung verflochten sind.
    3. Die GEMA soll mal harte Zahlen nennen, welche Mehreinnahmen für die Künstler durch die Linearisierung entstehen und welcher prozentualer Anteil dabei bei der GEMA hängen bleibt. – Die Frage die sich stellt, welcher Anteil steigt mehr? GEMA oder Künstler???? –

    Ich hoffe Ihr könnt damit was anfangen.

    Des weiteren, sollte ein Shitstorm auf Facebook geplant sein, dann nehmt einfach die Argument aus den geleakten Papern, die Euch entgegen flammen ausseinander.

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