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Kategorie: Täglicher Sinnwahn

Ein Fotograf mahnt die SPD ab: „Liebe Raubkopierer bei der SPD“

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Sebastian Heiser hat im Jahre 2005 ein Foto von Manfred Stolpe geschossen und dieses unter Creative Commons Lizenz in die Wikipedia gestellt. Das bedeutet, dass jeder dieses Bild frei nutzen kann, wenn zwei Bedingungen eingehalten werden: Der Urheber muss genannt werden und man muss dazuschreiben, dass das Bild unter einer Freien Lizenz steht. Ganz einfach eigentlich.

Die SPD aber hat diese Bedingungen nicht eingehalten, das Foto einfach kopiert und auf www.netzwerkberlin.de und www.manfred-stolpe.de veröffentlicht. „Das Netzwerk Berlin ist ein Zusammenschluss von derzeit 50 SPD-Bundestagsabgeordneten, darunter Sigmar Gabriel, Hubertus Heil und Thomas Oppermann; Manfred Stolpe war Bundesverkehrsminister und Ministerpräsident Brandenburgs.“

Daraufhin hat Heiser der SPD über seinen Anwalt eine Abmahnung zukommen lassen. Nicht weil es ihm primär darum geht, dass andere seine Fotos nutzen, sondern weil das in diesem Fall welche machen, die mitverantwortlich für das verstaubte Urheberrecht Deutschlands sind. Er wollte denen dann wohl zeigen, welche Konsequenzen das nach sich ziehen kann.

Normalerweise stört es mich nicht, wenn andere Leute meine Texte oder Bilder weiterverbreiten. Falls es mich doch mal stört, schreibe ich eine freundliche E-Mail oder greife zum Telefon (außer bei Kai Diekmann). Aber in diesem Fall dachte ich mir: Warum sollen unter dem kaputten Urheberrecht immer nur die Leute leiden, die damit täglich arbeiten müssen? Und nicht auch mal die, die dafür verantworlich sind?

Also habe ich mir einen Anwalt genommen und der hat euch dann Abmahnungen geschickt mit dem ganzen Programm, das euer Urheberrecht vorsieht:

– Aufforderung zur Abgabe einer Unterlassungserklärung
– Aufforderung zur Auskunft über die Dauer der Urheberrechtsverletzung
– Schadensersatz in Höhe der Lizenzgebühr, die gemäß dem Tarif der Mittelstandsgemeinschaft Foto-Marketing für das Foto angefallen wäre
– doppelter Schadensersatz, weil ihr mich nicht als Urheber genannt habt
– Anwaltskosten

Die SPD hat bezahlt. 1.800 Euro. Wenn die Anwaltskosten der SPD-Seite noch dazu kommen, dürfte die Summe eine noch höhere sein und Heiser hat errechnet, dass nach diesem Vorgang circa 24% des Gezahlten an ihn als Uhrheber geht, den Rest des Geldes teilen sich die Anwälte beider Seiten. Ein Urheberrecht, dass immer betont, zu Gunsten der Urheber gemacht worden sein funktioniert hier primär für die beteiligten Anwälte.

Grundsätzlich eine interessante Aktion, die im besten Fall einfach auch mal die Politik über die Gesetzeslage nachdenken lässt. Am Ende allerdings ist diese Summe für einen SPD-nahen Verein womöglich aus der Portokasse zu bezahlen, was man von Privatleuten, die Abmahnungen bekommen, wohl kaum behaupten kann. Will heißen: bei der SPD dürfte das kaum einem auch nur irgendwie wehtun. Genau aber das sollte es, um eine Problembewusstseinsveränderung zu erreichen. Es müsste der SPD mindestens genau so weh tun, wie den regelmäßig abgemahnten Privatpersonen. Am Ende wird die SPD dann noch so argumentieren, dass sie sich ja auch selber an die „tollen Gesetze“ halten würde, die sie so mitstrickt.

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Die neuen Sperrtafeln auf YouTube: „GEMA“ bleibt im Text

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Letztens ging noch dieser leicht überspitzte Entwurf für die neuen Sperrtafeln von YouTube rum. Ich fand den eigentlich ganz witzig und ging davon aus, dass das nur Quatsch sei. Nun hat YouTube tatsächlich auf das Urteil des Landgerichts München reagiert und seine Begründungen für das Geo-Geficke an dieses angepasst. Und, ja nun, auf den GEMA-Verweis, der der GEMA ja so auf den Saque ging, will man im Hause YouTube wohl dennoch nicht verzichten. Ob der GEMA das nun so recht ist, ist bisher nicht bekannt. Der von ihr gefeierte Sieg allerdings geht zumindest ansatzweise flöten – das hatte man sich bestimmt anders vorgestellt.
(via Blogrebellen)

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Wenn unsere Kinder in einem Kriegsgebiet aufwachsen müssten: Most Shocking Second a Day Video

Save the Children erinnert mit diesem beklemmenden Clip einfach mal daran, dass sich kein Mensch auf der Welt aussuchen kann, wo genau er geboren wird und das genau das eben für keinen kalkulierbar ist. Man stelle sich vor, hier wäre Krieg und wir müssten um unser Leben und um das unserer Kinder bangen. Viele vergessen das ja gerne mal und geben den Opfern von Kriegen, die hier Zuflucht suchen, gerne die Verantwortung dafür, dort geboren zu sein, wo sie nun mal geboren sind.

Der Clip soll an das Schicksal der Kinder in Syrien erinnern, die Hilfe, auch finanzieller Natur, immer noch bitter nötig haben.


(Direktlink, via reddit)

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Doku: Homs – Ein zerstörter Traum

Ich habe seit ein paar Monaten beruflich mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die im November letzten Jahres mit ihren ganzen Familien aus Homs flohen und hier im Süden Berlins Zuflucht fanden. Natürlich sprach keiner von ihnen nur ein Wort Deutsch, sie konnten ja nicht wissen, dass das für sie irgendwann mal sinnvoll sein könnte. Die Kommunikation zwischen uns, die anfänglich täglich stattfand beschränkte sich auf „Hände und Füße“ und auf das Wesentliche. Wir spielten. Billard und an der Konsole hin und wieder. Ich stelle die Computer-Tastaturen auf arabisch um. Dinge eben, für die des keiner Sprache bedarf. Ganz anders wenn es darum ging, sich doch mal verständigen zu müssen. Das Smartphone einrichten, den WLAN-Schlüssel übertragen, Videos auf das Tablet bekommen, ganz alltägliche Fragen zum Einkauf klären, solche Sachen eben. Wir versuchten es mit dem Google Translator, der zwar Vokabeln kann, aber bei Sätzen komplett aussteigt und nur für noch mehr Missverständnisse sorgt.

Dabei entstand bei ihnen hin und wieder Frust. Nicht weil sie sauer waren, nein. Sondern weil eben Tätigkeiten, die bis dorthin in ihrem Leben völlig alltäglich waren, nun für sie ohne Hilfe nicht mehr zu bewerkstelligen waren und wofür sie nicht einmal etwas konnten. Klar, versuchte ich immer auch gerne stundenlang irgendwie mit ihnen diese neuen Herausforderungen auf irgendeine Weise stemmen zu können. Das gelang und gelingt immer noch nicht ganz. Aber es wird besser. Die Kleinen gehen mittlerweile zur Schule, die Großen machen Sprachkurse. Die Kleinen finden ohnehin fast immer einen Weg, sich mit Gleichaltrigen zu verständigen. Auf dem Trampolin oder am Tischtennistisch muss man nicht viel sprechen. Die Großen hingegen wollen schon gerne mal auch einfach nur reden, glaube ich. Ihnen dabei zuzusehen, wie sie nach Monaten das erste Mal mit ihren Freunden skypten – Freunden, die nach wie vor in Homs ausharren und von denen sie nicht mal wissen konnten, ob diese noch leben würden – ging mir tief ins Herz. Sehr tief.

Es handelt sich um zwei Familien. Eine davon hat vier Söhne und zwei Töchter. Der Vater ist Zahnarzt, zumindest war er das, als sie noch in Homs lebten. Die Mutter Lehrerin. Es ging ihnen dort vor dem Krieg wohl verhältnismäßig gut. Sie hatten ein Haus mit sieben Zimmern und einem großen Garten. „Eine sehr schöne Haus“, wie mir der 17-Jährige heute nach seinen ersten Wochen Deutschkurs freudig und auch ein bisschen wehmütig mitteilen konnte. Hier leben sie mit der ganzen Familie in einem kleinen Haus mit vier Zimmern. „Sehr klein Haus“, wie er heute sagte. Er teilt sich sein Zimmer mit seinen drei Brüdern. Der älteste von ihnen kam mit Schussverletzungen, sein jüngster nach einem Beinbruch im Rollstuhl hierher. Beide haben sich zumindest körperlich erholen können. Was in all ihren Seelen vorgeht, kann ich nicht wissen – kann ich nicht womöglich auch nicht mal annähernd erfassen.

Sie sind jeden Tag dankbar und auch ein bisschen glücklich, hier sein zu können. Das äußern sie auf die ihnen und mir mögliche Weise kommunizieren zu können. Ein nicht immer einfaches Unterfangen. Sie sind hier und vergessen hoffentlich vieles von dem, was ihre Eltern dazu brachte, mit ihnen die Flucht zu wagen. Weg von dem Krieg, den Granaten, den Schüssen, den alltäglich tödlichen Gefahren. Was nützt es einem schon, wenn es dir wirtschaftlich verhältnismäßig gut geht, aber dir jeden Tag eine Bombe auf den Kopf fallen kann. Nichts. Gar nichts.

Die Welt sieht auf die Krim, in Syrien tobt nach wie vor ein Bürgerkrieg, an den man sich gewöhnt zu haben scheint. Eine wirkliche Verbesserung für jene, die darunter täglich leiden müssen, ist nicht in Sicht. Das dort ausharren und warten müssen dürfte dem Vorhof zur Hölle ziemlich ähnlich sein.

Und so sehen von hier per YouTube Bilder aus der Stadt, die einst die ihre war. Mir jegliche Möglichkeit, darüber dann auch nur halbwegs angemessen mit ihnen reden zu können, so gerne ich auch möchte. Das wird sich ändern. Der Deutschkurs schreibt seine ersten Erfolge. Der 17-Jährige wollte heute wissen wie alt und ob ich verheiratet sei, ob ich Kinder hätte und wie alt die wären. Man spürt, wie froh er darüber ist, endlich ein paar Sätze wechseln zu können. Er mag die Schule hier, die in Syrien war wohl nicht pralle. Er will als Fleischer arbeiten, das hat er schon in Homs gemacht. Seitdem er elf war, wenn ich das richtig verstanden habe. Damals, als die Stadt in der er aufwuchs, noch eine Stadt und kein Trümmerhaufen war.

Ich wusste nicht viel über Homs, als ich die Kids zum ersten Mal traf. Ich las ein bisschen was darüber, aber den Schrecken, den sie dort wohl erlebt haben müssen, konnte ich nicht mal annähernd realisieren. Natürlich nicht. Eben sah ich dieses Dokumentarfilm. Der macht es kein bisschen besser.

Heute lief diese preisgekrönte Doku auf arte. Talal Derki hat in den Jahren 2011 und 2012 den 19-Jährigen Basset begleitet und darüber diesen mitunter beklemmenden Film gemacht. Jetzt für sieben Tage auf arte+7.

Seit Herbst 2011 kämpfen der damals 19-jährige Baset und seine Kameraden aus Homs gegen Assads Truppen. Aus friedlichen Demonstranten werden bewaffnete Kämpfer, aus jungen Männern, für die Religion kaum eine Rolle spielte, werden im Angesicht des Todes gläubige Moslems. Der Dokumentarfilm wurde beim Sundance Film Festival 2014 ausgezeichnet.


(Direktlink)

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Kurzfilm: Der Waffenfabrikant Monsieur COK

Eigentlich stellt Monsieur COK keine Waffen, sondern nur Bomben her. Und auch oder gerade in der Bombenindustrie ist natürlich Effizienz gefragt. Diese stören Menschen schon mal und damit den Profit des zweifelhaften Unternehmers. Deshalb entscheidet sich Monsieur COK, die für ihn arbeitenden Menschen gegen Roboter zu ersetzen. Einem der Arbeiter allerdings will das so gar nicht schmecken.

Passend dunkel animiert und mehrfach prämierter Kurzfilm von Franck Dion.

(Direktlink)

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Wie die bisherigen GEMA-Sperrtafeln bei YouTube zukünftig aussehen könnten

Die GEMA klagte vor dem Landgericht München gegen YouTube weil sie die von denen immer wieder angezeigten Sperrtafeln mit Verweis auf die GEMA nicht mehr haben wollen. Das LG hat der Klage nun stattgegeben und YouTube muss wohl umstellen, so denn Google keine Berufung einlegt und das Urteil damit rechtskräftig wäre.

Dann wird sich YouTube etwas Neues einfallen lassen müssen, wenn sie bestimmte Videos nicht mehr anzeigen möchten. Dennis Horn hat sich diesbezüglich schon mal Gedanken gemacht und folgende Idee erarbeitet.

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(via Marc)

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