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Kategorie: Täglicher Sinnwahn

Auf die Idee hätte auch schon mal jemand anders kommen können. Da beschäftigen sich hierzulande alle mit so geringfügigen Themen wie Abmahnungen und solchem Schnulli, dabei liegt die Lösung aller Probleme so nah, dass sie offensichtlich bisher ein jeder übersehen hat. Strafanzeige gegen Gott. So einfach kann das sein. Gott wird per Einstweiliger Verfügung gestoppt und alle werden glücklich. Noch besser geht ja wohl gar nicht.

Falls die da noch einen Zeugen brauchen: Ich stelle mich gerne zur Verfügung. Ich kann dem Richter Dinge erzählen, dass glaubt man gar nicht.

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Die DDR war ein kleines Land. Von Berlin aus gestartet konnte man in jede beliebige Ecke des Landes gelangen, ohne auch nur 500 Kilometer fahren zu müssen. Da endete dann für einige die Republik, für viele andere allerdings endete dort die Welt. Es war nicht ganz unproblematisch Visa für die damalige ČSSR, Polen, Ungarn oder gar Bulgarien zu bekommen. Über die westlichen Länder brauchte man schon gar nicht nachdenken. Gut, wenn man bereits das Rentenalter erreicht hatte, war es wohl etwas einfacher, nur der bürokratische Weg, den man gehen musste um an ein solches Visum zu kommen, war nicht wenigen so lästig, dass sie diesen nicht gehen wollten.

So versuchte man, es sich im eigenen und kleinen Lande auch zur Urlaubszeit gemütlich zu machen und machte aus jedem Weg, sei er auch noch so kurz gewesen, eine richtige Reise. Wenn die Eltern zu ihren Eltern fahren wollten, was recht häufig vorkam, um dort eine Woche „Urlaub“ zu machen, (wie sie es immer nannten) dann wurde schon aus der Hinfahrt ein Elebniss. Da wurden Thermoskannen, mit Kaffee gefüllt, Brötchen belegt und eingepackt und Schnitzel gebraten. Man sollte nicht Hungern müssen, auf dieser Fahrt. Eben so, wie es sich für eine richige Reise geziemt. Gefahren wurde mit dem Trabant Kombi und es wurden mindestens drei Pausen eingeplant. Das Ziel lag 230 Kilometer entfernt und man brauchte locker vier Stunden. Wenn es schnell ging. Es sollte eben eine richtige Reise werden, was auch immer gelang. Wir als Kinder, dachten immer, dass das schon unheimlich weit sein musste. Es dauerte ja auch so lange. Die damals gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeiten sind mit den heutigen nicht zu vergleichen. 80 km/h waren viel.

Das was man heute mal an einem Sonntagnachmittag im Vorbeifahren in nicht mal zwei Stunden abreißt, waren damals ganze Anreisen. Ganz groß wurde es dann, wenn man wirklich mal ins Erzgebirge fuhr, oder gar in den Harz. Da machte man dann halbe Tagesreisen. Aber man hatte immer das Gefühl, gaaaaaaanz weit weg zu kommen. Vielleicht machten die Eltern deshalb auch ganz bewusst ein derartiges Brimboruim um die verhältnissmäßig wenigen Kilometer. Vielleicht wollten auch sie das Gefühl haben, eine große Reise zu bestreiten.

Mit dem Fall der Mauer konnten sich einige dann an andere Wege gewöhnen. Man konnte in vierzehn Stunden nach London fahren oder auch nach Paris, wenn man denn wollte. Zeit wurde wertvoller. Pausen gab es nur in ernstzunehmenden Notsituationen wie dem auftretenden Harndrang, oder dem Bedürfniss nach Kaffee, den man nicht mehr in die Thermoskanne zwängen wollte. Den holte man sich den frisch, an den zu Hypermärkten mutierten Rastplätzen. Sechs stunden bis in den Harz? Nein, da könnte man schon glatt in Köln sein, wenn man denn wollte. Viele wollten. Viele wollten sogar noch viel weiter. Die Autos, die nun in den seltensten Fällen noch Trabbis waren fuhren um einiges schneller und man rechnete so pi mal Daumen für 100 Kilometer eine Stunde. das klappte meistens auch ganz gut.

Heute können, die damals als so weit empfundenen, 230 Kilometer im übelsten Fall dein Arbeitsweg sein, oder eben die Anfahrt für einen Tagesausflug. In keinem Fall aber sind die eine Reise. Zumindestens für die Wenigsten. Wenn man heute eine Reise machen will, fährt man auch mal 4000 Kilometer. Das lohnt sich dann auch, die Welt ist ja größer geworden. Alles kein Problem…

Aber es gibt auch noch jene, für die eben genau diese kurzen Wege zu einer Reise werden. Sie braten sich Bulletten, füllen genau wie damals die Thermoskannen und haben immer noch das Gefühl der Harz sei mindestens soweit weg, wie die spanische Mittelmeerküste. Nur an die will man gar nicht. „Der Harz ist doch auch schön“. Komisch sind die Menschen, die sich immer noch an dem Zaun als Maßstab ihrer räumlichen Entfaltungsmöglichkeiten orientieren. Und irgendwie sind sie auch ein wenig zu bedauern. Nur: Sie bedauern sich nicht selbst. Sie wollen nicht mehr, weil sie „nicht mehr brauchen“, wie sie sagen. Viele von denen kommen aus ländlichen Gegenden und sind sozial nicht unbedingt gut gestellt. Vielleicht wäre es anders, wenn es ihnen finanziell besser ginge, vielleicht ensteht der Drang danach weit zu kommen, mit den dafür nötigen Euros auf dem Konto, vielleicht aber, sind sie auch einfach noch das, was sie immer waren: DDR-Bürger. Ich weiß, dass es im Westen ähnliche Persönlichkeiten und Reisegewohnheiten gibt, aber die treffen sich eher selten mit den meinigen, um sich mal auszutauschen. Und ganz so klein ist die Welt für die meisten derer dann auch im Osten nicht mehr. Viele von denen wollen mal nach Bayern, „weil es da so schön sei“, wie sie sagen. Sie packen dafür ihre Stullen und Thermoskannen ein und machen so eine richtige Reise daraus. 700 Kilometer in zwölf Stunden. Fast so wie früher, nur nicht mehr mit dem Trabbi. Ich freue mich für sie, wenn ich nach der selben Zeit im Auto in Paris oder London an sie denken muss.

4 Kommentare

Hippopotamomonstrosesquipedaliophobie heißt die Angst vor langen Wörtern. Echt jetzt.

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Telekommunikationsunternehmen sind ein wenig wie Herpesviren. Die trägt man auch immer in sich und manchmal brechen die dann bei einigen aus. Glücklicherweise hatte ich bisher noch nicht das Problem mit dem Herpes. Dafür aber immer wieder welche mit den Telekommunikationsunternehmen. Die brechen regelmäßig aus. Nun ist es mal wieder soweit. Nachdem sich der Virus namens Arcor vor gut acht Monaten von mir verbaschiedete und beiläufig meinte, er komme nicht wieder, da ich ja geimpft bin und auch so eigentlich alles geklärt wäre zwischen uns beiden, kommt er nun doch nochmal vorbei und meint, es wäre ja doch noch nicht alles geklärt und er müsste sich nun doch nochmal festsetzen. Wenn ich allerdings ein Virustatika in Form einer nicht unerheblichen Summe einnehmen würde, dann würde er sich auch verpissen und niemals wieder kommen, da ich dann endgültig resistent gegen ihn wäre.

Weißt Du was, Arcor? Du kannst mich mal! Ich hab die Grippe ebenso gut überstanden wie Deinen Stammvirus Telekom, der auch schon mal hier war. Geimpft war ich gegen beide nicht. Alles nur eine Sache der alten Hausmittel und ein wenig Geduld. Dann wirst auch Du ausgetrieben. Kannste glauben.

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Die alte Trinkerin, die bis vor einem Jahr, als ich noch an der Glienicker Brücke wohnte, dort jeden Abend saß um dann später, wenn der Abend in die Nacht verschwindet, unter dieser auch zu schlafen, sitzt immer wenn ich jetzt Nachts aus dem Studio komme am Platz der Einheit. Sie tut immer so, als würde sie auf die Bahn warten, die auch in meine Richtung fährt. Wahrscheinlich sogar wartet sie wirklich auf jene Bahn, die sie dahin bringt, wo sie in all ihren Träumen schon immer mal hinwollte. Wohin diese Bahn gehen müsste kann ich nicht wissen. Vielleicht weiß sie das selber nicht. Sie sitzt da. Vor ihr stehen zwei Ledertaschen und zwei Leinenbeutel und sie bewahrt Haltung. Sie hat Stil. Man sieht ihr nicht an, dass sie auch in dieser Nacht ein dachloses Quartier beziehen wird. Man sieht ihr auch nicht an, dass sie genau das schon seit Jahren so handhabt. Sie sitzt da und wartet auf eine Bahn, ohne in eine einzusteigen und trinkt diskret.
Immer aus einem Glas.

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Wir spielten die Nacht vorher auf der Insel in Berlin und waren erst gegen 8:00 Uhr zu Hause. Da ich einen betrachtlichen Alkoholpegel aufwies, entschloss ich mich dazu, einen Tag lernfrei zu nehmen und nicht mehr in die Fachschule zu gehen. Das hatte ich davor mal mit ähnlichem Pegel gemacht und das kam irgendwie nicht so gut an. Ich blieb also zu Hause und wollte mich erstmal ausschlafen. Das Wetter war gut, wenn ich mich recht erinnere, der T. machte bei sich unten ein Mixtape und meine Frau war auch zu Hause. Gegen Mittag machten wir oben bei uns vom Bett aus die Glotze an und landeten irgendwie bei so einem Sender, bei dem die Nachrichten eigentlich nicht Nachrichten heißen dürften. Auch heute nicht. Ich war komplett wach. Von jetzt auf gleich und in meinem Kopf rotierte alles. Ich wusste, dass sich ab hier alles ändern würde und weiß heute, dass wir in diesem Moment nicht mal den Ansatz einer Ahnung hatten, was genau da alles zu gehören würde. Im TV klöppelte es vor sich hin und es kamen immer mehr Bilder. Die sprachen anfänglich noch von einem eventuellem Unfall und ich wusste, dass das gelogen war, denn keinem wäre so etwas ausversehen passiert. Ich rannte runter zum T. und erzählte ihm ganz aufgeregt was passiert sei. Er zuckte mit den Achseln und mixte weiter an seinem Tape. Der Fernseher lief dann biis zum nächsten Tag ohne Unterbrechung.

Momente die sich eingebrannt haben.

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