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Die alte Trinkerin, die bis vor einem Jahr, als ich noch an der Glienicker Brücke wohnte, dort jeden Abend saß um dann später, wenn der Abend in die Nacht verschwindet, unter dieser auch zu schlafen, sitzt immer wenn ich jetzt Nachts aus dem Studio komme am Platz der Einheit. Sie tut immer so, als würde sie auf die Bahn warten, die auch in meine Richtung fährt. Wahrscheinlich sogar wartet sie wirklich auf jene Bahn, die sie dahin bringt, wo sie in all ihren Träumen schon immer mal hinwollte. Wohin diese Bahn gehen müsste kann ich nicht wissen. Vielleicht weiß sie das selber nicht. Sie sitzt da. Vor ihr stehen zwei Ledertaschen und zwei Leinenbeutel und sie bewahrt Haltung. Sie hat Stil. Man sieht ihr nicht an, dass sie auch in dieser Nacht ein dachloses Quartier beziehen wird. Man sieht ihr auch nicht an, dass sie genau das schon seit Jahren so handhabt. Sie sitzt da und wartet auf eine Bahn, ohne in eine einzusteigen und trinkt diskret.
Immer aus einem Glas.

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