Zum Inhalt springen

Kategorie: Die Wende

Doku über das Straßen- und Alltagsleben in Ostberlin 1987: Feuerland

Wenn ich das so sehe und meine sprichwörtlich graue Erinnerung an diese Zeit abrufe, denke ich so: „Mensch, auch schon 20 Jahre her“, was natürlich totaler Quatsch ist, denn es sind fast schon 40. Trotzdem ist vieles von dem noch da, so als Erinnerung. Ich vermisse nicht vieles davon und bin überrascht, wie sich das alles über die Jahrzehnte verändert hat. Einiges natürlich zum deutlich Besseren.

DEFA-Doku aus dem Jahr 1987.

Feuerland liegt nicht etwa in Südamerika, sondern mitten im Herzen von Berlin. Der im Mai 1987 gedrehte Dokumentarfilm zeigt ein Stück gegenwärtiges Straßen- und Alltagsleben sowie das Leben an öffentlichen Orten in der Gegend um die Chaussee-, Invaliden-, Garten-, Acker-, Borsig-, Tieck- und Wilhelm-Pieck-Straße (seit 1994 Torstraße) in Berlin-Mitte, Dorotheenstadt, auf sehr unmittelbare und authentische Weise.

Die um 1804 ansässigen Eisengießereien, Großschmieden, Lokomotiv- und (Dampf)Maschinenwerke – das bekannteste davon waren die späteren Borsigwerke – brachten der Gegend seinerzeit den Namen „Feuerland“ ein und prägten das Arbeiterviertel auch mit ihren Kneipen. An diese Zeit erinnern heute noch einige Straßennamen wie die Borsigstraße, nach dem Gründer der Borsigwerke benannt.

In der DDR hieß die Gegend auch „Romantikerviertel“, wegen der anderen Straßennamen, die nach Dichtern der Romantik benannt wurden.

Ein richtiges Kommunikationszentrum ist die Eckkneipe Borsig-Eck in der Tieckstraße/Ecke Borsigstraße. Dort trifft sich ein bunter Querschnitt der Bevölkerung sowie jung und alt. Sie ist ein Kommunikationszentrum, denn hier trifft man sich, redet, politisiert, trinkt Bier zu 51 Pfennig, feiert Hochzeit, spielt Schach, Skat oder ein Pilz-Experte fachsimpelt über Morcheln.

Der 75-jährige Stammgast Kutte, der alte Schach-Meister, erzählt aus seinem Leben in der NS-Zeit, das mit diesem Viertel eng verbunden ist. Ein junges Brautpaar feiert seine Hochzeit und tanzt zu Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont geht’s weiter“.


(Direktlink)

Einen Kommentar hinterlassen

Gerhard Schöne – Wellensittich und Spatzen

Was euch im Westen Rolf Zuckowski war, war uns im Osten Gerhard Schöne. Nur anders.

Gerade in einem alten Mix von Eigentlich heißen wir Klaus mal wieder entdeckt und mal wieder darüber verwundert, dass es dieses Lied durch die Zensur-Behörden der DDR gepackt hatte. Erschien damals bei Amiga auf dem Album „Menschenkind“ im Jahr 1985. Und ist immer noch verdammt aktuell, wie ich finde.

Und klar, „Spatzenhirne“ heute ableistisch, trotzdem für vor fast 40 Jahren in der DDR ziemlich progressiv.


(Direktlink)

3 Kommentare

Susanne Trempers „5 Uhr Morgens“ zu einer S-Bahn-Fahrt durch Ostberlin


(Direktlink)

Hilmar Stehr, der immer sehr gerne alte Songs mit alten Aufnahmen verbindet, die eigentlich vielleicht gar nichts miteinander zu tun haben, hat ein neues Werk geschaffen. Dafür bringt er Susanne Trempers „5 Uhr Morgens“ aus dem Jahr 1968 mit „Mit Paula in die Stadt“ zusammen, einer DDR-Fernsehen-Dokumentation aus dem Jahr 1987, die eine S-Bahn-Fahrt aus Marzahn in das Zentrum Ostberlins zeigt, die damals viele täglich gemacht haben. Schönes Ding, denn ich hatte mit Paula in die Stadt schon fast vergessen.

Telefonseelsorge: 0800 1110111 – gebührenfrei

Wer die Doku noch mal ganz gucken mag:


(Direktlink | Danke, Hilmar!)

Einen Kommentar hinterlassen

Im DDR-Fernsehen 1989 die Frage „Ist Leipzig noch zu retten?“

November 1989, in Leipzig ist ein Team des DDR-Fernsehens auf den Straßen unterwegs und stellt die Frage, ob Leipzig noch zu retten ist. So sah es nicht nur in Leipzig aus. Potsdam, Berlin, Halle, Güstrow und überall anders waren die Altstädte vom Verfall geprägt, auch wenn ich es so derartig krass nicht in Erinnerung habe. Leipzig war offenbar zu retten, auch in den anderen Städten erstrahlten die alten Bauten im neuen Glanz. Mit dem stiegen die Mieten, was dazu führte, dass nicht wenige Menschen abwanderten. Gerne dorthin, wo die alten Häuser eben noch nicht saniert waren. Bis sie von dort aus weiter zogen.


(Direktlink)

Einen Kommentar hinterlassen

Doku über Heavy Metal in der DDR

Ich habe mit Metal genau gar nichts am Hut, musikalisch ist der mir so fremd wie Schlager. Ohne Scheiss, ich kam da nie ran, habe es mehrfach versucht und es wollte einfach nichts werden. Das ist bis heute so geblieben. Wenn ich es hart haben wollte, hörte ich RATM. Ohne Haarspray, ohne Show, ganz roh.

Aber: ich habe neulich im östlichsten Brandenburg auf einer Gartenparty über Umwege alte Männer kennengelernt, die schon seit DDR-Zeiten in einer Band spielen, die Hardrock auf die Bühnen bringen, auf denen sie heute noch stehen. Inklusive diverser Metal-Tunes. Das hat mir irgendwie imponiert, zu mal ich spätestens nach „Bye bye, Lübben City“ weiß, dass Subkultur im Osten nicht nur subversiv sondern für die diese nach draußen Tragenden auch immer sehr riskant war. Die haben das durchgezogen und sind heute eher so die gemütlichen Tüpen, die immer noch ihre Instrumente spielen. Subkultur war da halt immer mehr als ein Lifestyle, Subkultur war da eben auch immer im Fokus der StaSi und somit im Zweifelsfall die persönliche Perspektive komplett gefährdend. Das nahm man hundertfach in Kauf. Für die Musik, die man liebte und leben wollte. Heavy Metal war als Subkultur in der DDR größer als Punk, wie diese wahrlich sehenswerte Doku zeigt. Ich komme trotzdem nicht an den Sound ran, finde seine Liebhaber hiernach mit Blick auf damals aber dennoch äußerst stabil.

Sie alle gehörten in den 80er-Jahren zu einer großen Subkultur in der DDR. Im Gegensatz zur Punkszene wurde sie aber nach der Wende wenig beachtet. Dabei gab es in der DDR viel mehr Heavy-Metal-Fans als Punks – vor allem auf dem Land. Bei uns im östlichen Brandenburg war es die größte jugendliche Subkultur. Wie auch in vielen Gegenden der BRD wurden die Heavy-Metal-Fans skeptisch beäugt: zu unangepasst, zu laut, ständig betrunken und gewaltbereit, argwöhnten die Erwachsenen.
Im grauen, eintönigen sozialistischen Straßenbild fielen sie ganz besonders auf: lange Haare, Jacken und Hosen aus Leder, Nietengürtel, ärmellose Jeansjacken voller Buttons und Aufnäher und natürlich die Bandshirts mit Monstern oder Skeletten darauf.
„Witzigerweise, das ist jetzt so mein Eindruck, haben die Heavy-Metal-Fans in der DDR auf dieses Äußere sogar noch mehr Wert gelegt als im Westen“, erklärt der Historiker Nikolai Okunew. „Und dann noch diese Anzahl an Ketten, an Spikes, an Nieten und so weiter höher gefahren, als es im Westen üblich gewesen wäre.“
Okunew hat sich ausgiebig mit der Metal-Szene in der DDR beschäftigt. Er ist Historiker am Leibnitz-Zentrum und hat mit „Red Metal“ eine Doktorarbeit über die Heavy-Metal-Subkultur in der DDR veröffentlicht.


(Direktlink)

Einen Kommentar hinterlassen

Straßenverkehr in DDR 1989 kurz vor der Wende

Kurzer Flashback für jene, die im Osten der Republik aufgewachsen sind. Und ich kann dieses Video riechen.

Ein gewöhnlicher Sommertag im kommunistischen Ost-Berlin, Ostdeutschland, im Juni 1989, nur wenige Wochen bevor der Eiserne Vorhang des Kommunismus quer durch Ost einstürzte in Europa. Gefilmt am Rosa-Luxemburg-Platz mit einem aus dem Westen eingeschmuggelten Camcorder.


(Direktlink)

Einen Kommentar hinterlassen

Max Herre und Dexter kompilieren Sampler mit DDR-Musik aus den 1970er Jahren

Max Herre und Dexter haben mit „Hallo 22“ einen Sampler zusammengestellt, der allerhand Musik der DDR aus den 1970er Jahren mit sich bringen wird. Finde ich ganz spannend. VÖ-Date ist der 30.09.2022.

Amiga ist 75 Jahre alt. Doch der Katalog des einflussreichen Ost-Labels ist so relevant wie nie zuvor. Mit Max Herre und Dexter haben sich zwei wichtige Protagonisten der deutschen Hip-Hop-Szene daran gemacht, einen ganz besonderen Abschnitt der Label-Historie zu beleuchten: Die 1970er-Jahre. Eine Zeit, in der akademisch ausgebildete Musiker*innen in hochwertigen Studios progressive, mutige Platten aufnahmen – mit emotionalen, lyrischen Texten und mit deutlichen Einflüssen aus der reichen Funk-, Soul-, Rock- und Blues-Tradition des Schwarzen Amerikas.

Außergewöhnliche Songwriter wie Holger Biege, Hansi Biebl oder Uve Schikora trafen auf großartige Sängerinnen wie Veronika Fischer, Uschi Brüning oder Regine Dobberschütz; mittendrin der charismatische Manfred Krug und an seiner Seite der Ausnahmekomponist und -arrangeur Günther Fischer. Sein Repertoire verdient eine eigene Werkschau, so vielseitig und reich waren seine Kompositionen nicht nur für Krug, sondern auch für die eigenen Bandprojekte sowie für Film und Fernsehen.

»Hallo 22« setzt eine legendäre Reihe von Kompilationen auf Amiga fort. »Hallo Nr. 1« erschien 1972, und so schließt sich ein Kreis über 50 Jahre. Doch Amiga wurde schon 25 Jahre früher gegründet, nämlich 1947 als »Lied der Zeit«. Die Ost-Berliner Plattenfirma veröffentlichte ursprünglich vor allem Aufnahmen des Schauspielers Ernst Busch. 1953 wurde sie in Volkseigentum überführt, 1955 in »VEB Deutsche Schallplatten« umbenannt und dem Kulturministerium der DDR unterstellt. Fortan war sie das einzige Unternehmen mit einer Herstellungs- und Vertriebslizenz für Tonträger und einer zusätzlichen Monopolstellung beim Import und der Lizenzierung von ausländischen Tonträgern.

Zusätzlich haben Dexter und Herre zwei alte Songs ins Jetzt geholt. Einen gibt es mit Manfred Krug – und der kommt mit diesem Video.


(Direktlink)

Einen Kommentar hinterlassen

Doku: Aufgewachsen unter Glatzen

Ich war 13 als die Mauer fiel und wuchs in einem Kaff in Brandenburg auf. Um mich herum mutierten sehr, sehr viel Menschen innerhalb von ein paar Jahren zu strammen Faschos. Rechtsradikalismus war _die_ Jugendkultur im Osten. Jene, die nicht daran teilnehmen wollen, lebten in Angst, kassierten Schläge und mussten im besten Fall schneller rennen können, als die Gangs in Bomberjacken und Martens. Mir gelang das meistens. Die Tage, Wochen, Monate, Jahre waren geprägt von Angst. Mit 17 hatte ich die Fresse voll und zog nach Berlin Schöneberg. Ab dort fühlte sich das alles deutlich besser an. Es sei denn ich musste mit meinen bunten Haaren mal nach Marzahn, Hellersdorf oder wieder in irgendein Kaff im Osten. Da blieb die Angst. Und ich kann sie auch heute hin und wieder nochmal fühlen, wenn ich im Antifa-Shirt in Sachsen unterwegs bin. So richtig wird das wohl nie ganz weggehen.

Die Doku „Aufgewachsen unter Glatzen“ zeigt, dass es mir nicht allein so ging. Es war im Osten schlicht Normalität. Und irgendwie guckten alle weg. Die Nachbarn, die Cops, die Politik.

3sat hat die zweitteilige Doku im Stream und ich finde die verdammt sehenswert.

Aufgewachsen unter Glatzen (1/2) – Landschaften der Angst

30 Jahre nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 widmet sich eine zweiteilige TV-Dokumentation der Nachwendegewalt und dem eklatanten Staatsversagen, das die „Baseballschlägerjahre“ möglich gemacht hat.

Aufgewachsen unter Glatzen (2/2) – Das Erbe der Baseballschlägerjahre

Ob Opfer, Täter oder Mitläufer damals – die Protagonisten dieser Doku wollen alle das Gleiche: Sie alle wollen, dass endlich Klartext darüber geredet wird, was in den sogenannten Baseballschlägerjahren wirklich passierte. Damals als sie groß wurden.

19 Kommentare