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Millionen für die Katz

„19 Millionen Euro gibt der Bund im Jahr 2007 für die Unterstützung von Projekten und Initiativen gegen Rechtsextremismus aus. Verwaltet wird das Geld vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Das Ressort von Ursula von der Leyen (CDU) hat auch den konzeptionellen Rahmen für die Verwendung der Mittel vorgegeben: Seit 1. Januar 2007 wird das Programm „Vielfalt tut gut – Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“ umgesetzt. Damit werden lokale Aktionspläne gegen Rechtsextremismus unterstützt und Modellprojekte für Jugend, Bildung und Prävention kofinanziert. Hinzu kommen fünf Millionen Euro, die die Bundesregierung in diesem Jahr für Beratungsnetzwerke und mobile Interventionsteams bereitstellt.“

(Matthias Schlegel für den Tagesspiegel)

Vielleicht begreifen die ja auch irgendwann, dass es nun mal nur mit dem Überweisen von Geldern nicht getan ist. Es bedarf da schon etwas mehr um über Rechtsextremismus aufzuklären. Von bekämpfen will ich mal gar nicht reden. Es macht einfach keinen Sinn, die Gelder nur an diejenigen zu verteilen, die dem Verteiler wohlgesonnen sind. Vielleicht weil sie nicht auffallen, vielleicht weil gesellschaftliche Dinge genau so anpacken, wie es den Verteilern genehm ist, vielleicht auch nur deshalb, weil die Wege des Zukommenlassens immer die kürzesten und einfachsten sind. Wahrscheinlich aber deshalb, weil das Problembewusstsein in einigen Komunen genauso unterpräsent ist, wie bei denjenigen, um die es eigentlich gehen soll, denjenigen, die man bewahren will oder was weiß ich. Wenn ich sie sehe, diese Bürgermeister aus Mahlow, aus Mügeln, aus … und aus etlichen Komunen, ja, gerade im Osten, mit ihrem verniedlichendem Grinsen im Gesicht, wenn sie erklären, dass das doch eigentlich alles nicht so schlimm sei und auch überhaupt nur aufgebauscht wird. Wenn ich sie höre, wie sie sagen, dass das doch eigeintlich alles nur ordentliche junge Menschen sein, die „halt ein wenig mehr patriotistisch als andere“ wären. Ja dann kann ich mir in etwa ausmalen, was in ihren Stadthäusern die wirklichen Probleme darstellen. Die Bauanträge nämlich, oder die Verbreiterung der Bürgersteige. Auch das unaufgeräumte Grundstück „da vorne an der Ecke“. Das sind Probleme, die zu bearbeiten es gibt. Das sind Probleme die den Bürger beschäftigen und nach dessen Umgang mit denen der Bürger seinen Wohlwollen ausdrückt, im Idealfall bei den nächsten komunalen Stimmungsanalysen in Form von Wahlen.
Wenn man dann doch mal mitbekommt, dass etwas in der Art notwendig sein könnte, sucht man sich im schlechtesten Fall mal eben jemanden, von dem man gehört hat, dass der so etwas anbieten würde und entlohnt ihn dafür. Nicht schlecht mitunter sogar. Ob aber die angebotenen Tätigkeiten derjenigen auch zum Erfolg führen wird ist da erst einmal zweitrangig. Man hat schließlich sein Bestes getan und immerhin die Notwenidigkeit erkannt. Klar ist ein Erfolg schlecht messbar aber nach den letzten Jahren sollte doch wohl klar sein, dass da so manches Geld nicht sonderlich sinnvoll ausgegeben worden ist, oder will man gar behaupten, dass es ohne diese Mittel noch schlimmer wäre? Hoffentlich nicht.
Woran es fehlen dürfte sind die Kompetenzen. Nein, ich will hier nicht jeder Initiative, die darum bemüht ist, etwas gegen diese Seuche zu unternehmen, Inkompetenz vorwerfen, nur weiß ich, dass es eben bei einigen daran mangelt, wirkungvoll arbeiten zu können. Wer bitte braucht den Initiativen, die weniger von der Materie wissen, als die vermeintlich Aufzuklärenden? Es gibt sie, die Guten. Keine Frage, nur hängen die mitunter auch in so einem Dunstkreis, der mit Heiligendamm endgültig in die Ecke der Paranoiaauslösenden gesteckt werden konnten. Dem Dunstkreis der Linken. Sicher ist nicht alles Hilfreich, was aus deren Ecke lungert und dennoch sind eben viel von denen Näher an denen dran, um die es ja eigentlich gehen soll.

Und man könnte auch endlich einmal davon abkommen, es primär als ein jugendliches Problem zu behandeln, denn genau das ist es nicht. Es sind auch die Alten, die das alles nicht so problematisch sehen, solange ihre Kinder immer schön gekämmt und mit sauberem Thor Steinar-Sweater auf die Straße gehen. Wer die dann nähen lässt spielt keine Rolle. Wer also geht zu den Muttis und den Papis, die sich in ihrem Dorf eher eine Currywurstbude anstatt eines Dönerladens wünschen? Wer? Nein, da helfen keine Gelder für Initativen, da sind die Damen und Herren in Berlin schon selber gefragt. Aber die erledigen sich dem Problem ganz einfach damit, dass sie Gelder freimachen. Fertig. Gelder, die „zunächst einmal richtig einzusetzen“ wären, wie Frau Pau meint. Gelder mit denen man durchaus auch sinnvolle Arbeit machen könnte, so denn man den wirklich bemüht und Probleme auch endlich mal als solche erkennen würde. 15 Jahre Lichtenhagen und viel geändert hat sich nicht. Doch, denn es gibt sie wirklich, die Städte und Stadtteile die gemein als „No Go-Areas“ bezeichnet werden. Nur die hätte man auch billiger haben können, ganz sicher.

Ein Kommentar

  1. DerT25. August 2007 at 13:41

    Buch Empfehlung – um sowas besser verarbeiten zu können:

    Das Peter-Prinzip
    oder:
    Die Hierarchie der Unfähigen

    Das Peter-Prinzip, so genannt nach seinem Erfinder Laurence J. Peter, beschreibt die Gesetzmäßigkeiten, die die Ursachen sind für die in aller Welt herrschende Unfähigkeit im öffentlichen Leben, in jedem Beruf. Es bietet eine komplette Diagnose der Unfähigkeit, liefert dazu aber auch die Therapie – in satirisch-ironischer Form, aber immer auf dem Boden der Tatsachen.

    Echt empfehlenswert. Macht die Sache verständlicher. Cheers

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