Zum Inhalt springen

Schlagwort: Chemnitz

Kraftklub-Frontmann Felix Kummer eröffnet Plattenladen in Chemnitz – und verkauft genau ein Album

Sein eigenes. Kann man genau so machen, wenn man es kann. Werde es wohl kaufen.


(Direktlink)

DJ Ron aus dem Nähkästchen:

Einen Kommentar hinterlassen

Omar Souleyman at Boiler Room x Kosmos Chemnitz

Vor ein paar Monaten hatte der von mir hoch geschätzte Michael Stangl die verrückte Idee, unter dem Motto #wirbleibenmehr einen Boiler Room in Chemnitz zu starten. Wir lesen uns gegenseitig, haben uns bisher allerdings nur ein Mal getroffen, auf einer Anti-Nazi-Demo in Spandau. Dennoch mögen wir uns, glaube ich sagen zu können. Jedenfalls meinte er damals, dass er dort irgendwas machen müsste. In Chemnitz. Und so tat er das. Heute hat er in Chemnitz einen Boiler Room durchgezogen, zu dem er unter anderem den, kann man wohl so schreiben, syrischen Popstar Omar Souleyman eingeladen hatte.

Souleyman begann seine Karriere als Musiker 1994. Seitdem hat er über etwa 500 Studio- und Live-Alben herausgebracht, die meisten davon sind allerdings Aufnahmen von Hochzeiten auf Kassetten, auf denen er aufgetreten ist und die als Geschenk an das Hochzeitspaar weitergegeben wurden und später kopiert und verkauft wurden.

Dieser hat mit Four Tet und Modeselektor gearbeitet und ich habe Souleyman vor ein paar Jahren mal live in Budapest gesehen. Seine Mucke nervt mich schnell, aber die Stimmung, die er auf einen Dancefloor bekommt, hat etwas ganz eigenes. So wie heute in Chemnitz. Da hatten jede Menge Menschen verdammt viel Spass. Auch dank Michael. Menschen, wie er, Menschen, die machen. <3

Omar Souleyman | BOILER ROOM X KOSMOS CHEMNITZ: #WIRBLEIBENMEHR

Chemnitz: He released over 500 live albums, worked with Four Tet and MODESELEKTOR (OFFICIAL SITE) – OmarSouleyman2 is one of Syria's most important musicians and finally live with us! #wirbleibenmehr

Gepostet von Boiler Room am Donnerstag, 4. Juli 2019

Einen Kommentar hinterlassen

Gestern in Chemnitz

Es wäre naiv, zu glauben, dass dieser Abend gestern in Chemnitz die Verhältnisse umkehren wird. Das aber war auch der Anspruch nicht. Es wäre ebenso naiv, zu glauben, dass sich dort 65.000 Menschen versammelt haben, die sich per se als Antifaschisten sehen würden. Aber auch das war der Anspruch nicht. In den letzten Wochen wurde viel darüber geschrieben, dass sich endlich die „Zivilgesellschaft“ auf der Straße positionieren müsste. Dort hat sie es gestern – zumindest in Teilen – getan, so mein Eindruck des gestrigen Abends. Dass sich viele Konservative davon jetzt immer noch distanzieren, überrascht wenig. Nur von denen kommt halt auch so mal gar nichts, was sich gegen Rechtsradikale auf die Straße stellt, um denen zu zeigen, dass sie dort nicht erwünscht sind. Also so wirklich gar nichts, außer dass sie über „den Antifaschismus“ diskutieren wollen, denen sie in großen Teilen offenbar ablehnen. Als wäre es nicht das Normalste der Welt, Faschismus in all seinen Formen abzulehnen. Da wird dann über Deutungshoheit geschwurbelt und versucht Rechts und Links gleichzusetzen, so dass sich die Hufeisen in ganz Sachsen von alleine biegen.

Da wird Steinmeier kritisiert, der auf ein Konzert gegen den Rechtsruck hinweist, weil dort eine Band spielt, der vor Jahren im Verfassungsschutzbericht Mecklenburg Vorpommerns mal mehr Platz als dem damals dort mordenden NSU und allen rechten Umtrieben in jenem Bundesland eingeräumt wurde. Man muss allerdings feststellen, dass diese Band in den letzten Jahren mehr Arbeit gegen Nazis geleistet hat, als vermutlich alle konservativen Politiker zusammen. Weil hier es hier schon immer wichtiger war, mal zu machen, anstatt immer nur viel zu erzählen. Und das tun die Jungs. Sie geben die guten Leuten das Gefühl, nicht alleine dazustehen. Und ich kenne das Gefühl, ich habe es in den 90ern selber so in Brandenburg erlebt. Nur gab es damals kaum welche, die dieses Gefühl vermitteln konnten. Meistens standen wir alleine da – da hat kaum jemand versucht, uns vor den aufkeimenden Nazis zu schützen. Die Politik und auch die Polizei nicht.

Man muss das Konzept dieser Art von Aktivismus nicht gut finden, ich halte die Kritik darum für berechtigt und kann sie nachvollziehen, bin in dem Fall allerdings doch ganz klar für die Unterstützung dieser oder gerne auch folgender Aktionen. Weil ich sie gerade jetzt für verdammt wichtig empfinde. Auch weil man eben den Arschlöchern zeigt, dass denen eben nicht die Straßen einer Stadt gehören – und sei es erst mal nur für einen Abend. Und ja, dazu gehört auch, dass am Ende gut 50.000 Leute „Alerta, altera, Antifascista!“ durch die Innenstadt skandieren, so dass es hoffentlich jeder dort gehört hat. Weil Antifaschismus gesellschaftlicher Konsens sein muss – und der sollte hörbar sein. Hoffentlich mehr als nur das.

Klar, wird dieser Abend nicht alles zum Besseren ändern, aber er setzt Zeichen. Wichtige Zeichen, in diesen dunklen Zeiten und gibt Hoffnung, dass eben doch noch nicht alles komplett im Arsch ist. Und wenn von diesen 65.000 Menschen nur ein Zehntel etwas mehr als nur einen „geilen Abend“ mit nach Hause nimmt, wurde was erreicht. Sei es erstmal nur das Bewusstsein, dass keiner irgendwo alleine stehen muss, wenn man sich organisiert. Immer. Und na klar, wird Pegida nächsten Montag nicht durch 7000 Gegendemonstranten in Dresden gestoppt werden, so sehr ich mir das wünschen würde. Wichtig aber ist, dass man an diese Leute denkt und sie unterstützt, soweit man kann, auch wenn man nicht dort sein kann. Und, und das vor allem, dass man sich dagegen wert, dass Protest gegen Nazis immer und immer wieder kriminalisiert wird. Das nämlich tun gerade Konservative, gerade in Sachsen außerordentlich gerne.

Im besten Fall fangen ein paar der jungen Menschen, die ich dort gestern gesehen habe, sich irgendwie an politisch nachhaltig zu engagieren. Dann bleibt der Abend mehr als nur ein „geiler“.

Hier der solche Abend als Mittschnitt.


(Direktlink)

Und den Leuten, die der AfD-Propaganda von wegen „auf Gräbern tanzen“ auf den Leim gegangen sind: das hätte dort gestern nicht stattgefunden, wenn die, die dort vorgaben, trauern zu wollen, nicht abhitlernd durch die Straßen gezogen wären. Nicht auf Migranten, migrantisch aussehende Menschen, Journalisten und Linke losgegangen wären. Es war eine Reaktion auf genau das, was dort eine Woche vorher an Menschenhass durch die Straße getragen wurde, weil irgendwelche Arschlöcher, ganz gleich vorher die kamen, einen Menschen aus dem Leben gerissen haben, was dann keiner so derartig schnell instrumentalisierte wie eben die AfD. So.

Und jetzt weiter den Arsch hoch!

15 Kommentare

Live-Streams aus Chemnitz: #wirsindmehr

Nachher spielen die Die Toten Hosen, Feine Sahne Fischfilet, Kraftklub, K.I.Z., Nura (SXTN), Trettmann, Marteria & Casper in der Chemnitzer Innenstadt, um ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und Menschenverachtung zu setzen.

Wir fahren gleich selber nach Chemnitz und gucken, dass wir spätestens zu Trettman am Start sind, der den Abend musikalisch eröffnen wird.

Wer, aus welchen Gründen auch immer, nicht fährt, kann sich die Chose auch im Stream ansehen. Diese gibt es bei YouTube und auch 3sat wollte streamen.

17:00 Begrüßung & Schweigeminute
17:20 – 17:45 Trettmann
17:55 – 18:25 Feine Sahne Fischfilet
18:35 – 19:05 K.I.Z
19:15 – 19:45 Kraftklub
19:55 – 20:25 Nura / Marteria & Casper
20:40 – 21:15 Die Toten Hosen


(Direktlink)

4 Kommentare

Hass in Chemnitz: Die Eskalation um die rechte „Trauerfeier“

Vice war am Montag in Chemnitz und hat mit Leuten gesprochen, die dort auf der Straße waren. Auch mit Geflüchteten, die nachvollziehbarer Weise dort nicht frei von Angst auf die Straße gehen. Krasser Scheiß.

Jetzt kann natürlich argumentiert werden, dass Vice sich „da wieder die übelsten Statements raus sortiert hat“ und so. Aber: diese Leute stehen da, sie sind Teil des Mobs, Teil des Problems. Und jene, die gemeinsam mit solchen Leuten auf die Straße gehen, sind es ebenso.

Hass in Chemnitz: Die Eskalation um die rechte "Trauerfeier" im Video

Unser Schlachtruf ist: „Töten“ — Das Chaos in Chemnitz im Video

Mehr dazu: https://de.vice.com/Demo_Chemnitz

Gepostet von VICE Deutschland am Mittwoch, 29. August 2018

8 Kommentare