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78 Suchergebnisse für "Berlin, Stadt der Liebe"

Wie sich die GEMA intern gegen „Anti-GEMA-Demonstrationen“ in Position bringt

Durchaus interessanter Einblick in die interne Kommunikationsstruktur der GEMA, die gerade folgende Mail an ihre Mitglieder verschickt. Leider umfasst die Mail-Datenbank der GEMA „nur“ 33.000 Adressen und sie bitten in der Mail, dafür zu Sorgen, dass diese Mail viele Leute mehr erreicht. Da will ich mal Schützenhilfe leisten und auch dazu beitragen, dass jeder sie lesen kann. Kann ja sein, dass hier Mitglieder mitlesen.

An sich ist das auch alles gar nicht sonderlich spektakulär, bis auf den Umstand, dass man irgendwie vom Versammlungsrecht genervt zu sein scheint und eben den, dass die GEMA intern überhaupt auf die Proteste reagiert. Das nämlich hätte ich nicht gedacht.

Nun wäre natürlich noch interessant, was genau in dem in der Mail erwähnten„Dokument in dem wir die Tarifreform stichpunktartig plakativ zusammengefasst haben“ steht, welches die GEMA schon mal als argumentative Hilfe für ihre Mitglieder vorbereitet hat. Ich versuche gerade das zu bekommen.

Hier das Rundschreiben, welches den diskussionsfreudigen Mitgliedern als argumentative Hilfe dienen soll.

Die Mail ging heute an eben jene 33.000 Mitglieder raus. Einer der Empfänger hat sie veröffentlicht.

From: GEMA-Information
To: XXX
Sent: Monday, September 03, 2012 7:47 PM
Subject: Anti-GEMA-Demonstrationen am 06.09.: Hintergrundinformationen und Fakten

Liebe Mitglieder,

sicherlich haben Sie bereits aus der aktuellen Presseberichterstattung oder auf diversen Social-Media-Plattformen erfahren, dass für den 6. September 2012 an fast allen GEMA-Standorten und weiteren deutschen Städten Demonstrationen gegen die Tarifreform angekündigt sind – so in Berlin, Dortmund, Dresden, Frankfurt, Leipzig, München, Nürnberg, Stuttgart.

Worum geht es?

Hauptveranstalter des Anti-GEMA-Tages am 06.09. ist das Aktionsbündnis Kultur-retten.de. Auf einer Kampagnenwebsite wird zu einer Demo zeitgleich an fast allen GEMA Standorten aufgerufen. Gefordert wird, die ab 2013 gültige Tariferhöhung zu verhindern, da diese die kulturelle Vielfalt im gesamten Veranstaltungssektor bedrohe und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen im Veranstaltungsbereich gefährde. Der Veranstalter will mit der Website Kultur-retten.de eine Kommunikationsplattform und ein Netzwerk für alle bieten, deren Existenz direkt von den neuen Tarifen gefährdet sei. Der Tag wird über lokale Bündnispartner organisiert, die wiederum auf verschiedenen Kanälen zur Demo aufrufen und die Menschen mobilisieren. Ein zentraler Kanal ist hier Facebook. Aktuell sieht der Ablauf in Berlin und München wie folgt aus:

Wie agieren wir?

Ein rechtliches Vorgehen der GEMA dagegen ist – auch wenn von den Organisatoren vielfach mit falschen und polemischen Behauptungen gearbeitet wird – aufgrund des grundgesetzlich gewährleisteten Versammlungsrechts nicht möglich.

Unser Ziel ist es, die Diskussion zu versachlichen.

Wir bereiten uns kommunikativ sowie medial darauf vor – im Vorfeld über Interviews, Statements und lancierte Medienberichte und ein Schreiben an die Diskotheken- und Clubbetreiber. Am Tag selbst laden wir die Presse in alle Bezirksdirektionen und Generaldirektionen zu einem Gespräch ein. Die Dynamik in den Social-Media-Kanälen verfolgen wir mit einem erweiterten Backup-Team, das hier schnell und schlagkräftig posts und tweets kommentiert und die Diskussion rund um die Demo sachlich steuert.

Was können Sie tun?

Einige von Ihnen unterstützen unsere Medien- und Kommunikationsarbeit bereits aktiv in der Öffentlichkeit, in der Politik als auch auf unseren Social-Media-Kanälen GEMAdialog. An dieser Stelle möchte ich mich bei Ihnen ganz herzlich dafür bedanken. Denn: Ihre Argumente, Ihr Eintreten für eine angemessene Vergütung der Urheber und Ihr Wort finden Gehör. Sie als Musikurheber sind in dieser Forderung glaubwürdig.

In der Diskussion um die neuen Tarife ist Ihr Wort als Urheber mehr denn je gefragt.

Um diese Diskussion auch argumentativ zu führen, haben wir für Sie ein Dokument erarbeitet, indem wir die Tarifreform stichpunktartig plakativ zusammengefasst haben. Wir wollen Ihnen damit weitere schlagkräftige Argumente für die Diskussion liefern.

Da unsere Datenbank aktuell leider nur rund 33.000 E-Mail-Adressen umfasst, bitte ich Sie, diese Email und dieses Fact sheet an all jene weiterzuleiten, die diese Informationen womöglich nicht erreicht haben.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre Unterstützung und verbleibe mit den besten Grüßen,

Ursula Goebel

Direktorin Marketing

Leitung Kommunikation & PR

GEMA Generaldirektion
Marketing & Kommunikation
Rosenheimer Straße 11, 81667 München
Telefon: +49 89 48003-XXX
Fax: +49 89 48003-XXX

E-Mail: XXX@gema.de
Internet: www.gema.de

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50 Jahre Mauerbau – kleine Linksammlung


(Foto unter CC von m.joedicke)

Eigentlich hätte ich dazu heute gerne mehr gemacht, aber mir fehlte die Zeit. Deshalb hier ein paar Links zum Thema, die alle durchweg lesenwert sind.

Bau der Berliner Mauer vor 50 Jahren – Eingemauert in Ruinen | Sueddeutsche
„Und so waren nicht nur die Herren im Kreml und ihre Satrapen, sondern auch die Herren der westlichen Welt ganz zufrieden mit der Zementierung der Teilung Deutschlands.“

www.50jahremauerbau.de
Besonders die Fotogalerie ist hier beeindruckend.

Die Mauer schweigt | Zeit
„Vor 50 Jahren begann die Regierung in Ost-Berlin mit dem Bau des „antifaschistischen Schutzwalls“. Über die politischen Umstände ist viel geschrieben worden. Was aber hat die große Ab- und Einsperrung mit den Menschen der DDR angestellt? Mutmaßungen eines Insassen.“

Wie Berlin den Bau der Mauer erlebte | Tagesspiegel
„Die Trennung erfolgte am frühen Morgen. Der 13. August 1961 überraschte viele und riss tiefe Wunden in die Stadt. Doch der Tag war auch ein Anfang.“

Die wohl beste Berichterstattung zum Thema hatte übrigens SpOn. Mal am dortigen Tagesgeschehen vorbei, haben die seit Wochen auf einestages jede Menge guter Erlebnisberichte nebst Fotostrecken von Augenzeugen. Die für mich interessantesten pack ich hier mal mit rein.

Wie Berlin den Mauerbau erlebte – historischer Liveticker
Was passierte am 13. August in der Stadt Berlin? SpOn stellt das in Form eines Live-Tickers dar. Klasse Idee.

Die unsichtbare Todeszone | einestages
„Die Mauer kannte jeder. Doch wo während des Kalten Krieges die eigentliche Grenze zwischen West- und Ost-Berlin verlief, wussten nur die wenigsten. Vielen Menschen wurde dies zum Verhängnis – darunter fünf Kindern, die vor den Augen herbeieilender Retter ertrinken mussten.“

„Nicht ohne meine Bücher“ | einestages
„Erst die Schallplatten, dann die Literatur, zuletzt er selbst: Minutiös bereitete Günter Teske im Sommer 1961 seine Flucht aus der DDR vor und schmuggelte Stück für Stück alles über die Grenze, was ihm wichtig war. Doch noch bevor er das erste Buch in den Westen bringen konnte, wurde die Grenze dicht gemacht. Aus Liebe zu seiner Bibliothek blieb er schließlich doch in der DDR.“

Anfänge der Berliner Mauer – Mörderisches Flickwerk | einestages
„Sie konnten einander sehen, hören – und bewerfen: Dort, wo sich DDR-Grenzer und West-Berliner ab August 1961 gegenüberstanden, markierte zunächst nur ein Drahtverhau den Verlauf der späteren Mauer. Lange geheim gehaltene Aufnahmen aus dem Grenztruppenarchiv dokumentieren das provisorische Flickwerk.“

Generation Mauer | einestages
Hier alle Artikel zum Thema auf einestages.

Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Danke | Junge Welt
Hat heute auf jeden Fall für einiges an Aufregung gesorgt, gehört hier aber genau so in die Liste, wie alle anderen Links auch; Punkt.

So habt ihr dann einiges zu lesen für heute Nacht. Mal gucken, ob ich dazu noch einen passenden Mix finden kann.

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Gero der Obdachlose

berlinfolgen ist eine Serie von Fotofilmen die sich unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Schicksalen aus der Hauptstadt widmet.

Darauf gestoßen bin ich heute durch mogreens, dessen Kommentar zur aktuellen Episode „Gero der Obdachlose“ nichts hinzu zu fügen ist

Immer wenn schlimme Sachen gut gemacht sind, weiß ich nicht ob ich die Umstände anprangern oder den Künstler loben soll, beides wäre wohl am besten.

[Direktlink]

Gero W. wird 1960 in Gelsenkirchen geboren. Nach dem Abitur, das er mit 2,0 besteht, geht er 1978 nach Berlin und studiert Jura. Er fällt zweimal durchs Staatsexamen. Seit über 25 Jahren ist er drogenabhängig und wird substituiert. Eine gescheiterte Liebesbeziehung macht er für seine Heroinsucht verantwortlich. Wegen Dealens kommt er drei Jahre in den Knast. Seit 2005 lebt er in Berlin auf der Straße. In ein Obdachlosenheim will er nicht. Er hat zig Strafen wegen Hausfriedensbruch, Widerstand und Beleidigung.

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Just my daily two cents

Äußere Hebriden: Wo der Postmann niemals klingelt | SpOn
„Im kleinsten Postamt Schottlands arbeitet Michael Campbell. Außerdem ist er Kartoffelbauer, Fischer, Viehzüchter, Kfz-Mechaniker, Feuerwehrmann und Tierarzt. Und spielt Akkordeon in der besten Band der Insel. Alles ganz normal – zumindest auf der Hebrideninsel Vatersay, wo eigentlich nichts normal ist.“

Ich liebe derlei Geschichten des Lebens.

Dokumentarfilm aus dem Jahr 1927: Berlin – die Sinfonie der Großstadt | Gilly
Toller Film, den ich hier, glaube ich, auch schon mal hatte. Gilly kam auf die Idee, den zu hören und dabei mein Set von der Wikipedia Party zu hören. Da wäre ich gerne vorher drauf gekommen.

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Adventskalender 2010, Türchen #11: Tanith – Kill Your Expectations

Tanith. Mitte der 90er lies ich mir von ihm im Keller des Tresors gerne mal den Arsch versohlen, wovon er natürlich heute nichts wissen kann. Später dann bespielte er in Leipzig mit jeder Menge halb- und hochpopulärer Techno-Größen eine so gut wie leere Halle eines Raves in Leipzig, bei dem meine halbe Reisegruppe von der Polizei eingesackt wurde. Ende der 90er stolperte ich dann noch mal an einem verstrahlten Samstagmorgen in der Berliner Spacehall über ihn. Und immer wieder legte er seine Platten dort auf die Teller, wo es uns in Gruppe in einer Berliner Nacht von Samstag zu Sonntag eben so hin verschlug. Auch in die dunkelsten, durchaus unschönen Ecken, wie die Elektrokohle in Lichtenberg, in der sich mitunter gerne die Dynamo-Hools mit den Plattenbau-Nazis trafen. Dann hatte ich andere Vorlieben, aber der Name hing für immer in meiner Birne. Zumal er eine zeitlang gefühlt auf jedem zweiten Flyer in Berlin stand. Dann aber kam die Hirschbar und die Psytrance-Kiste in Berlin explodierte förmlich. Ab da war ich dann immer wo anders.

Irgendwann ging diese Bloggereisache los und da war er dann wieder. Er schrieb. Über sich, seine, die Berliner Geschichte, und natürlich über Musik. Er schrieb über Dinge, die ich nur als Rezipient erlebt habe. Er schrieb als Protagonist. Das tut er heute noch und ich finde das bis heute enorm spannend, zumal Techno in Berlin über Jahre mein Leben bestimmt hat. Mit allen Hypes, allen Abstürzen, allen Frontpages, allen Flyern und all den ewigen Volldeppen, den diese Stadt eben immer für einen parat hatte. Aber eben auch all den E-Werk Parkplatznächten. Er fing an zu erklären, was da hintenrum passierte, bei diesen Sachen, die ich nur von vorne kannte und bei denen ich rasch spürte, dass da irgendwas zum Himmel stinkt.

Wenn er schreibt habe ich das Gefühl, es lädt mich jemand an den gut geheizten Ofen in der Stube ein, um Geschichten von damals zu erzählen. Da sitze ich dann und höre gespannt zu. Weil ich irgendwie dabei, das irgendwie alles auch meins war. Ein Chronologist meiner späten Jugend. Jemand, der sich von dem, was irgendwann in Zirkus ausartete, emanzipiert hatte – seinen Weg ging, der durchaus einfacher und gehaltvoller hätte sein können, aber eben für ihn nicht seiner gewesen wäre.

In erster Linie aber ist er immer noch DJ, einer der guten. Einer derer, die Musik nicht durch die Boxen jagen weil sie in irgendeine Schublade passen, sondern weil sie gut und vor allem weil sie tanzbar ist. Ob nun Breaks oder gerade auf den Kopf – egal. Tanzen. Das zu regulieren hat er über die ganzen Jahre bestens verinnerlicht. Und, so glaube ich, um nichts anderes geht es ihm. Außerdem beurteilt er Musik nicht generell an dem Grad der Popularität, sondern an der Qualität, wie diese Tracklist wieder ein mal klar macht.


(Direktlink, Direktdownload)

Style: Tanith
Lenght: 01.52.46
Quality: 320 k/bits

Tracklist:
Westbam – Let Yourself Go (Endlos Mix)
Ignacio – Chios
Psychick Warriors Of Gaya – Exit23
A. Mochi – White Out
Scuba – Tracers (Deadbeat Remix)
6BLOCC – Meditation 4
SCB – 28_5
Acre – Ghatt
Addison Grove – Footcrab
Boddika – Syn Chron
Ramadanman – Work Them
Untold – Stereo Freeze
Sunday Roast – Occuring
NB Funky – Riddim Box
Underworld – Bird 1 (Lone Dub)
Canblaster – Jetpack
Sentinels – Synaesthesia
Duncan Powell – Pushin
Resketch – Fine Rain
Duffstep – Know You
Svpreme Fiend – Fervor
Shay & Sinista – House
Luthor – Anoxic
Dodger Man – Generation Waste – Prototype Remix
Duffstep – More Lies

Alle Adventskalender-Mixe gibt es hier.

[Thanks to Rico Passerini for hosting all this Mixes.]

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2×2 Freitickets: Hallogallo 2010 »Michael Rother & Friends perform NEU!«

Ich mache jetzt auch mal das, was alle anderen eh tun und werde zum „Gewinnspielblogger“. Das allerdings tue ich aus nur einem Grund: Michael Rother spielt gemeinsam mit Steve Shelley, Drummer von Sonic Youth und Aaron Mullan von den Tall Firs unter dem Namen „Hallogallo 2010″ auf den Bühnen dieser Welt u.a. die alten Gassenhauer Klassiker von Neu!.

Im Herbst spielen sie auch drei Gigs in Deutschland, für die ihr hier jetzt je 1×2 Gästelistenplätze gewinnen könnt. Zur Auswahl stehen zwei Termine in je zwei Städten:

  • 23.09.2010 – Berlin – Admiralspalast
  • 13.11.2010 – Köln – Gloria

Wo ihr dann hinwollt, ist gänzlich Euch überlassen. Hackt bis zum 12.09.2010 in die Kommentare einfach „Ich“ und ob ihr entweder nach Köln oder nach Berlin wollt und warum oder so.

Wer die Tickets bekommt, entscheidet der Zufall und ich, obwohl ich noch nicht genau weiß, wie ich das dann umsetze. Beim Gewinnspielbloggen bin ich bisher gänzlich unbefleckt, aber das kriegen wir schon hin.

Sollte jemand die Tickets für Berlin bekommen, kann der/diejenige mich dann dort auch gerne auf ein Bier einladen. Oder zwei.

Zur Erinnerung:

Ausgehend vom Krautrock, formten Klaus Dinger und Michael Rother nach ihrem Ausstieg bei „Kraftwerk“ ein Projekt, das von Punk bis Minimal, Avantgarde bis Drone vieles vorwegnahm, was in den kommenden Jahren für Furore sorgen sollte. Dabei blieben NEU! selbst zu Lebzeiten wenig erfolgreich – ausgerechnet Herbert Grönemeyer sorgte mit der NEU!auflage der quintessentiellen Scheiben vor einigen Jahren für ein NEU!es Interesse an den innovativen und bis heute frischen Sounds der Gruppe.

Und noch der großartige Auftritt der drei vom 06.08.10, aufgenommen im Lincoln Center während des Out of Doors Festivals in New York.


(Direktlink, Direktdownload)

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Neapel

Die Stadt riecht besser als sie aussieht. Sie liegt optisch irgendwo zwischen London und Amsterdam mit einer Prise Afrika – so fühlte ich. Sie ist very noisy, hectic and the traffic is so fucking crazy! Die Leute dort saufen wie die Kesselflicker, kiffen mehr, als ich mir jemals hätte vorstellen können und sie lieben exzessiv. Gerne auch auf der Straße, gerne auch im Klub. Er mit seiner Hand so tief in ihrer Hose, dass manch andere, in anderen Kulturen Sozialisierte dafür Geld bezahlen würden, um sich das anzusehen. Sie hupen in ihren Autos und auf ihren Mofas immer. Wirklich immer. Sie haben eine gänzlich andere Einstellung zu ihren fahrbaren Untersetzen. Sie sind laut, sehr laut. Ein Besuch dorthin kann, so denn man will, die so genannte „Hochkultur“ ala Pompeji ebenso zeigen, wie die antifaschistische Subkultur mit jeder Menge Gras, Musik, Streetart, Piratenradiosendern, Volxküchen und selbst geschraubten Soundsystemen verbinden. Dort ist einfach alles irgendwie einfacher. Sie machen immer alles so, dass es irgendwie geht. Nicht mehr – nicht weniger. Verlässlichkeit sieht anders aus. Verlässlichkeit ist aber auch irgendwie so deutsch, wie wir es gerne haben, so wir wir es eben gerade gewohnt sind. Sie bringen in ihren Visuals nachts in einem Klub ohne Berührungsängste einfach mal so Hitler neben Benito Mussolini, hinter einem $-Zeichen, um dem sich die Welt dreht. Die Jungen glauben daran, dass sie noch etwas zu ändern vermögen. Für die gute Sache. Die Stadt ist voll mit Antifa-Grafittos und dem Namen Giuliani. Ich mag sie. Sehr. Auch deshalb. Sie sprechen schlechtes englisch, schlechter noch als meines, aber es ihnen egal. Musik ist international, meinen sie.

Ein Hotel in einer Gegend, wie es hier Neukölln wäre, direkt am Straßenstrich. Ich hätte woanders nicht wohnen wollen. Es war einfach – so, wie vieles in Neapel. Sie werden von Berlusconi regiert, wie viele Grafittis in der Stadt zeigen und wovon wir hier keine Ahnung haben.

Neapel erinnert mich heute an jene Zeit, die ich in den 90ern in Berlin durchlebt habe. Sie erinnert an sowas wie Hoffnung auf einen besseren Morgen und das mag ich. Und das fehlt im Berlin der 20er.

Der von mir hochgeschätzte Paolo, welcher nahe Neapel aufwuchs, dann 10 Jahre lang in Napoli studiert hatte und dann nach Berlin abgehauen ist, meinte auf dem Hinflug zu mir: „either you love this city or you hate it“. Ich tendiere zu ersterem und werde ganz sicher nochmal hinfahren. Auch der Sneaker-Shops wegen, dem Kribbeln im Bauch wegen, wenn man durch Bezirke läuft, die man als Tourist lieber meiden sollte, vor allem aber der Pizza wegen (Ich liebe Pizza), die es überall gibt. Aber eben nicht nur. Neapel vermittelt eben dieses nicht näher zu definierende Gefühl von Hoffnung. Trotz, oder gerade wegen Neapel. Ein Gefühl, welches mir hier lange schon fehlt.

Nur die Sache mit dem kaffee-kulturellen Umgang hat sich als echtes Klischee erwiesen. Das geht gar nicht und wir sind da hier echt verwöhnt, wie ich finde. Aber ich will nicht kleinlich sein. Es war ein fantastisches Wochenende umgeben von fantastischen Menschen, die mich nur selten verstanden haben, aber irgendwie dann doch. Und die Sache mit der Musik mache ich extra.

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Die DDR Keller-Sammel-Serie: X. Weltfestspiele der Jugend

Ein anderes Buch was meine Aufmerksamkeit auf sich zog aus dem schier unerschöpflichen Stapel von DDR Sammelstücken war der Bildband über die 10. Weltfestspiele der Jugend und Studenten 1973 in Berlin. Wenn man die Propaganda da abzieht ist das sowas wie ein internationaler Politik Woodstock. Politik und Musik und Liebe. Eine andere Veranstaltung dieser Stadt kommt einem bei den Bildern auch noch in den Sinn.

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Die Damen im Bus

Die 10-15 Rentnerinnen, die ich rein optisch der Wohnhaft in Charlottenburg verorten würde (alles Berliner Damen des alten Schlages), umkreisen mich wohl eher unbeabsichtigt doch nachdem sie sich gesetzt haben, bin ich zwischen ihnen eingekesselt. Sie sind guter Stimmung, die Sonne scheint und sie hatten vorhin in der Bahn schon den ein oder anderen Piccolo. Sie wollen nach Klaistow, dem Spargel wegen. Eine von ihnen hatte einst Eltern, die hier Verwandte hatten. Deshalb wurde „früher“ die Ecke um Beelitz regelmäßig als familiäres Ausflugsziel genutzt. „Wir mussten von Heilstätten immer über eine Stunde zu diesem Hof laufen. Wie gut, dass jetzt ein Bus dorthin fährt“, sagt sie. Die anderen staunen und pflichten ihr bei. „Und wie schön das hier alles sei, mit dem Wald und der Luft und der Sauberkeit. Sehr sauber ist das hier alles.“, meint sie weiter. Alle Damen nicken synchron und lächeln. Sie genießen diesen Ausflug wirklich sehr – „man kommt ja kaum noch raus aus Berlin“.

„Also ich bin ja so froh, dass die Mauer damals gefallen ist“ sagt eine andere nach einer kurzen Zeit des Schweigens und der allgemeinen Glückseligkeit. „Ich weiß gar nicht wie es den Jungen geht, aber wir wissen doch noch, was es heißt eingesperrt zu sein, diese graue Stadt nicht verlassen zu können. Gut, manchmal haben wir auch die Umstände auf uns genommen und sind Transit gefahren, aber das kam nur selten vor. Fliegen wäre damals eine Option gewesen, aber das war doch viel zu teuer.“ Der Rest der Gruppe nickt beipflichtend und ich habe den Eindruck, dass sie alle diese Dame verstehen. Ich überlege kurz ob ich mich einbringen sollte, um zu sagen, dass auch ich froh bin, dass die Mauer weg ist, auch wenn ich zu den Jungen zählen dürfte. Ich entscheide mich dagegen. Die Damen haben sicher keine Lust, ihren Tag durch eine Mauer-Debatte im Bus zu belasten. Außerdem gefällt mir wie sie reden. Irgendwie so wissend, irgendwie sehr gelassen und vor allem bescheiden. „Man gibt sich im Alter ja auch mit viel weniger zufrieden“, sagt eine als ich über ihre etwaige Bescheidenheit nachdenke.

Als der Bus die Autobahn überquert, fällt einer auf, dass sie hier sogar mit ihrem Auto fahren könnte. „Hier gibt es diese Umweltzonen ja nicht, oder?“ „Nee, nee“ sagt eine ihrer Mitreisenden, „hier filtert der Wald den Dreck aus den Bäumen“ und ich glaube, sie meint das wirklich so. Darauf erklärt diese mit dem Auto: „wissen sie, ich habe da noch diesen Scirocco, gebaut 1987, in grün. Der hat noch gar nicht soviele Kilometer runter, wie heute die Autos die halb so alt sind. Ich fahre den nicht häufig, aber ich liebe ihn, so wie man ein Auto nur lieben kann. Ehrlich. Nur seit diesen Aufklebern, die ich nicht bekommen habe, steht er nur noch in der Garage. Wir sollten hier mal alle mit meinem geliebten grünen Scirocco rausfahren. Das muss die wahre Freude sein.“ sagt sie und schwankt emotional in diesem Moment sichtlich irgendwo zwischen ergriffen und unsagbar aufgeregt. Alle anderen nicken synchron und lächeln. Wieder. Ich lächle auch.

Sie sprechen dann noch über Potsdam und „diesen Reiseunternehmer“, diesen, der so „wunderbar“ sein soll, „früher mal Lehrer war“. Einige kennen den, andere nicht. „Der hat sich seit der Wende immer wieder vergrößert. Gut, viel arbeiten muss er ja jetzt, aber der verdient ja auch nicht schlecht bestimmt. Fährt jetzt bis nach Paris in Frankreich… Mensch, wie hieß der gleich? Ich komme noch auf den Namen.“, meint die neben mir Sitzende. Allgemeines Nicken und Pause. Lächeln. Sehen. Erfassen. Erleben. Auch im, gerade im Alter. „Man hört ja“, redet sie weiter und schirmt mit der Hand ihren Mund in meine Richtung ab (jetzt wird es diskret) „der soll früher an seiner Schule zu sehr Osten gewesen sein…“, was nur noch geflüstert wird. Hier lässt sie keine Zeugen zu. „Aber ich mag ihn trotzdem. Der ist immer so freundlich. Außerdem fasst er mir beim Aussteigen immer so lieb auf die Schulter.“, sagt sie, wobei sie sehr niedlich lächeln muss. Alle anderen der Damen lachen jetzt lauthals. So wie Jugendliche es tun, wenn sie in der Gruppe das Gefühl haben, einen Bus nur für sich geentert zu haben. Wenn sie das Gefühl haben, dieser Bus fahre nur für sie. Ich muss lächeln. Und muss mich entschuldigen: „Verzeihen Sie, ich müsste hier raus.“, höre ich mich sagen. Ich wäre gerne geblieben. Auf 1-2 Piccolo nur mit den Damen. So zum Spargel.

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