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Neapel

Die Stadt riecht besser als sie aussieht. Sie liegt optisch irgendwo zwischen London und Amsterdam mit einer Prise Afrika – so fühlte ich. Sie ist very noisy, hectic and the traffic is so fucking crazy! Die Leute dort saufen wie die Kesselflicker, kiffen mehr, als ich mir jemals hätte vorstellen können und sie lieben exzessiv. Gerne auch auf der Straße, gerne auch im Klub. Er mit seiner Hand so tief in ihrer Hose, dass manch andere, in anderen Kulturen Sozialisierte dafür Geld bezahlen würden, um sich das anzusehen. Sie hupen in ihren Autos und auf ihren Mofas immer. Wirklich immer. Sie haben eine gänzlich andere Einstellung zu ihren fahrbaren Untersetzen. Sie sind laut, sehr laut. Ein Besuch dorthin kann, so denn man will, die so genannte „Hochkultur“ ala Pompeji ebenso zeigen, wie die antifaschistische Subkultur mit jeder Menge Gras, Musik, Streetart, Piratenradiosendern, Volxküchen und selbst geschraubten Soundsystemen verbinden. Dort ist einfach alles irgendwie einfacher. Sie machen immer alles so, dass es irgendwie geht. Nicht mehr – nicht weniger. Verlässlichkeit sieht anders aus. Verlässlichkeit ist aber auch irgendwie so deutsch, wie wir es gerne haben, so wir wir es eben gerade gewohnt sind. Sie bringen in ihren Visuals nachts in einem Klub ohne Berührungsängste einfach mal so Hitler neben Benito Mussolini, hinter einem $-Zeichen, um dem sich die Welt dreht. Die Jungen glauben daran, dass sie noch etwas zu ändern vermögen. Für die gute Sache. Die Stadt ist voll mit Antifa-Grafittos und dem Namen Giuliani. Ich mag sie. Sehr. Auch deshalb. Sie sprechen schlechtes englisch, schlechter noch als meines, aber es ihnen egal. Musik ist international, meinen sie.

Ein Hotel in einer Gegend, wie es hier Neukölln wäre, direkt am Straßenstrich. Ich hätte woanders nicht wohnen wollen. Es war einfach – so, wie vieles in Neapel. Sie werden von Berlusconi regiert, wie viele Grafittis in der Stadt zeigen und wovon wir hier keine Ahnung haben.

Neapel erinnert mich heute an jene Zeit, die ich in den 90ern in Berlin durchlebt habe. Sie erinnert an sowas wie Hoffnung auf einen besseren Morgen und das mag ich. Und das fehlt im Berlin der 20er.

Der von mir hochgeschätzte Paolo, welcher nahe Neapel aufwuchs, dann 10 Jahre lang in Napoli studiert hatte und dann nach Berlin abgehauen ist, meinte auf dem Hinflug zu mir: „either you love this city or you hate it“. Ich tendiere zu ersterem und werde ganz sicher nochmal hinfahren. Auch der Sneaker-Shops wegen, dem Kribbeln im Bauch wegen, wenn man durch Bezirke läuft, die man als Tourist lieber meiden sollte, vor allem aber der Pizza wegen (Ich liebe Pizza), die es überall gibt. Aber eben nicht nur. Neapel vermittelt eben dieses nicht näher zu definierende Gefühl von Hoffnung. Trotz, oder gerade wegen Neapel. Ein Gefühl, welches mir hier lange schon fehlt.

Nur die Sache mit dem kaffee-kulturellen Umgang hat sich als echtes Klischee erwiesen. Das geht gar nicht und wir sind da hier echt verwöhnt, wie ich finde. Aber ich will nicht kleinlich sein. Es war ein fantastisches Wochenende umgeben von fantastischen Menschen, die mich nur selten verstanden haben, aber irgendwie dann doch. Und die Sache mit der Musik mache ich extra.

4 Kommentare

  1. deepgoa7. Februar 2010 at 23:03

    wellcomme back und cooler bericht.
    ist wie nen alter dampfkessel, pfeift und dampft aus allen löcher, aber es funktionert immer noch.
    cheers

  2. Ronny7. Februar 2010 at 23:35

    „ist wie nen alter dampfkessel, pfeift und dampft aus allen löcher, aber es funktionert immer noch.

    Genau so! ;)

  3. Mmmatze8. Februar 2010 at 08:56

    Hach, sehr schön. Macht grade Lust auf eine Reise!

  4. jens8. Februar 2010 at 09:24

    yeah – schöner bericht. da wird man ja echt neugierig und ein wenig neidisch. ;)

    welcome back!

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