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Schlagwort: Book

Crowdfunding-Kampagne für ein Fotobuch über Plattenläden: „Record Stores“


(Direktlink)

Ich war ewig nicht mehr in einem Plattenladen. Manchmal vermisse ich die samstäglichen Vormittage, an denen wir damals in der Gruppe noch hunderte von Mark in Vinyl umsetzten. Aber als zu hoch kann die Sehnsucht danach andererseits auch nicht sein… Sonst ginge ich wohl einfach mal wieder rein, was ich ja nicht tue.

Letzten Freitag hörte ich ein Interview mit Till von Sein, welches er auf Radio Fritz gab. Dort sagte er, dass er Plattenläden nicht mehr mag, er würde den Vibe dort nicht mögen. Ich musste erst lachen, weil ich die Aussage als solche in dem Moment für irgendwie „voll drüber“ empfand. Später allerdings fand ich, dass dieses Statement auch irgendwie gut in die Zeit passt, wo der Gang in den Plattenladen eben auch ein wenig zum Statussymbol verkommen ist.

Und trotzdem war ich früher gerne in Plattenläden unterwegs. Viele davon gibt es heute nicht. Ich sehe mir sehr gerne Fotografien aus Plattenläden an und weiß nicht mal warum. Ein wenig erinnern sie mich auch bei aller versuchten Ordnung an mein altes Kinderzimmer, egal wie man sich dort um Ordnung müht, Plattenläden habe für mich immer etwas chaotisches.

Auch deshalb freue ich mich gerade ein bisschen darüber, dass der Reise- und Reportagefotograf Bernd Jonkmann ein Fotobuch zu dem Thema Plattenläden dieser Welt veröffentlichen will, was er gerade über Indiegogo zu crowdfunden versucht: Record Stores – A tribute to record stores. Aktuell sieht das recht gut aus.

Over the past six years, I traveled around the world to 35 cities on five continents to photograph over 160 record stores – the store owners, the customers, and the people who work there. My photos show their love and passion for vinyl, CDs, and purchasing music in a store. This is what they all share and what really sets the tone for such stores around the globe.

I found great stores on all continents in cities like Cambridge, Los Angeles, Minneapolis, New York, San Francisco, Amsterdam, Berlin, Brighton, Brussels, Glasgow, Hamburg, London, Newcastle, Oslo, Paris, Reykjavik, Stockholm, Rio de Janeiro, Sao Paulo, Tokyo, Sydney and even in Hobart, Tasmania.

It is now 2015, the photographic work is done, the layout looks great, and I now find myself in the final stages of the process for this project. I now need your support to help finish the book without having to make any compromises. We will in fact have to finance the high-quality printing costs in advance.

Das Filter zeigt schon mal einige seiner Fotografien.

Als Reise- und Reportagefotograf kam Jonkmanns in viele Städte dieser Welt und nutzte die Aufenthalte auch, um vor Ort gleich mal die Plattenläden abzuklappern. Oder vielmehr gezielt aufzusuchen, denn findet man sie im so oft zitierten wie fotografierten Tokioter Stadtteil Shibuya vielleicht noch in gewisser Frequenz und Dichte, sind sie andernorts längst alleinstehende Anachronismen. Der Musikkonsum hat sich großenteils in die Streamingwolke verzogen. Der Plattenladen als sozialer Ort hat heute, verglichen mit seiner früheren Verbreitung, Seltenheitswert.

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Ein Buch über die Schallplattensammler dieser Welt: Dust & Grooves

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Ein wundervolles Buchprojekt, welches der Plattenliebhaber und DJ Eilon Paz per Kickstarter zum Record Store Day im April umgesetzt hat. Auf 416 Seiten portraitiert er 130 Plattensammler, die in der ganzen Welt verteilt leben und ihrer Leidenschaft nachgehen. Mit wirklich sehr tollen Fotos und jenen Geschichten, die Plattensammler halt so zu erzählen haben. Die Idee zu diesem Buch liegt wohl in der gleichnamigen Website, die Paz seit Jahren mit Geschichten, Mixen und tollen Features über Vinyl-Nerds befüllt. Dort kann man schon mal ein paar Stunden verweilen.

Eilon Paz’s 416-page coffee-table book illuminates over 130 vinyl collectors and their collections in the most intimate of environments—their record rooms. With a foreword by the RZA, compelling photographic essays are paired with in-depth interviews to illustrate what motivates record collectors to keep digging for more records.

Readers get an up close and personal look at a variety of well-known vinyl champions as well as a glimpse into the collections of known and unknown DJs, producers, record dealers, and everyday enthusiasts. The book is divided into two main parts: the first features 250 full-page photos framed by captions and select quotes, while the second consists of 12 full-length interviews that delve deeper into collectors’ personal histories and vinyl troves.

Der Schmöker ist für $66,00 zu haben, die auf 400 Stück limitierte Sonderedition schlägt mit $170,00 zu Buche. Ein gar wunderschönes Geschenk.

Hier noch das Kickstarter-Video.

(Direktlink, via Esquire)

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Ein Buch über Trommelmaschinen: Beat Box – A Drum Machine Obsession

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Joe Mansfield hat um die 200 Trommelmaschinen zusammengesammelt, sie schön in Szene gesetzt, fotografiert und in einem 200 Seiten dickem Buch beschrieben: Beat Box – A Drum Machine Obsession. Tolle Idee und ich würde mich freuen, dieses Buch tatsächlich mal in den Händen halten zu können. Nicht nur der offenbar sehr gelungenen Ästhetik wegen.

This collection of drum machines started nearly three decades ago in 1986 with a TR-808. Mansfield was a young hip-hop producer at the time who went on to produced for Ed O.G. („I Got To Have It“ and „Be A Father To Your Child“) and later founded Traffic Entertainment and Get On Down. His obsession with drum machines continued all these years, and with this book it has finally spilled out of his home and climate-controlled storage space into the world at large.

[…]

Mansfield’s collection has never been about hoarding trophies: he’s worked with all the drum machines in the book. This attachment gives the book an authentic feel rather than a cold catalog of objects. And as any good drum machine manipulator knows, the machines can have soul. Mansfield reminds us that drum machines have been used in the rock and pop world since the 1970s: Sly & The Family Stone, Kraftwerk, YMO and Blondie made classic tracks with drum machines. In the 80s, artists like New Order to Prince made soulful art with drum machines.

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(via René)

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Ein Bildband über Berlin aus Schallplattencovern auf Startnext: Berlin on Vinyl

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Bildbänder über Berlin gibt es womöglich drölfhundert. Mindestens. Einen Bildband über Berlin, der einzig aus Plattencovern besteht, welche der Stadt in den Jahren 1960 – 1989 (in Ost und West) gewidmet wurden, dürfte es bisher keinen einzigen geben. Bernd Leyon vom Musik Department möchte das ändern und hat offenbar genug dieser Cover gesammelt, um damit ein Buch zu füllen. Genau dieses würde er jetzt aus denen gerne auch machen und hat deshalb ein Startnext-Projekt gestartet, mit dem er diesen Bildband finanzieren möchte. Benötigt werden dafür 9000 EURO, 1/9 hat er schon. Klasse Idee und auf jeden Fall unterstützenswert. Ich nehme dann gerne auch so ein solches.

Seit über zwanzig Jahren verkaufe ich Schallplatten (und CDs) in Berlin. Die Initiative zum Bildband entstand durch eine Wanddekoration in meinem Laden, Musik Department, bestehend aus LP und Single Covern mit dem Bildmotiv Berlin. Ein Kunde war so begeistert und kommentierte – das müsste es als Buch geben. Die Idee war geboren und wurde in den letzten zwei Jahren konkretisiert, d.h. vor allem die bestehende Sammlung an Covern mit Berlinbezug wurde erweitert. Nun sind es inzwischen an die 150 Motive. Diese warten darauf in einem schönen Bildband dargestellt zu werden.

Sehr sehr schön auch das Tumblr dazu: Berlin on Vinyl.

(Direktlink | Danke, Bemme!)

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Christiane F. hat ein neues Buch geschrieben, eine Autobiografie: „Mein zweites Leben“

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Nachdem die Mauer damals eingerumst war, hatte ich ein bisschen den Eindruck, dass Lehrer an meiner POS sich daran rächen wollten, in dem sie immer und immer wieder diesen Film in den rollbaren „Medien-Schrank“ der Schule warfen um uns ehemaligen Jungpionieren beweisen zu können, wie fürchterlich es im Westen zugeht. „Drogen! Sozialer Abstieg! Prostitution! Armut! Elend! Tod! Der Joint als Einstiegsdroge. Seht her, Kinder, so geht es im Westen wirklich zu! Fürchterlich!“ Als ich den Film das erste Mal sah, fand ich das tatsächlich ganz doll fürchterlich. Alles. „Bloß niemals das mit diesen Drogen, Junge!“, dachte ich so.

Aber das legte sich und spätestens nach dem ersten Joint und Freunden, die sich regelmäßig mit Amphetaminen „frisch“ machten, wusste ich, dass es nicht zwangsläufig so enden müsste. Ich fühlte mich irgendwie belogen, aber hatte eine Regel: niemals Heroin! Ich nahm viel weniger Schlimmes auch nicht, aber es war eine Regel.

Bis heute ist der Film für mich so ein Drahtseil, auf deren Seiten sich zwei Abgründe auftun. Zum einen der totale Abgrund, der den Drogen das nimmt, was für viele erstmal der Grund ist, sie überhaupt zu probieren: den Spaß nämlich. Auf der anderen Seite die totale Verarsche, die medial grau-grün-dunkelschwarz eingefärbt wurde und eben mit der Lüge spielte, das jeder, der mal an einem Joint zieht, zwangsläufig hinterm Bahnhof Zoo landen müsste.

Ich weiß es bis heute nicht genau, würde aber in einem präventiven Rahmen wohl eher davon absehen, diesen Film zu zeigen. Da gibt es heute durchaus bessere. Wie auch immer.

Christiane Felscherinow ist mittlerweile 51 Jahre alt und hat vermutlich einige Odysseen hinter sich gebracht.

Christiane Felscherinow lebt heute davon, Geschichten zu erzählen und Geschichte zu sein. Tantiemen aus Buch und Film finanzieren immer noch ihr Leben. Sie lebt von ihrer Offenheit, ihrer Naivität und dem Rest Natürlichkeit, den sie sich nach all den Jahren immer noch bewahrt hat. Sie lebt, weil sie Glück hatte. Ihren Körper zerstörte sie mehrfach, sie leidet unter eine irreparablen Leberschädigung und ist immer noch auf Methadon angewiesen.
(Spontis)

Jetzt hat sie beim Levante Verlag ihre Autobiografie „Mein zweites Leben“ veröffentlicht und ich denke darüber nach, diese zu lesen. Auch deshalb, weil sie in den 90ern ausgerechnet dort hinzog, wo von ich in selber Zeit gerade nach Berlin zu flüchten gedachte, aber das ist eine andere Geschichte. Da gibt es dann auch eine „Fan-Edition“ und „eine Fan-Edition mit persönlicher Widmung von Christiane F.“ Naja. Es muss halt immer alles verwertet werden. Auch ich kenn das.

Aber: sie hat eben nicht nur diese Autobiografie geschrieben, sondern sie blogt auch, hat ein Twitter- und ein Facebook-Profil, was natürlich auch den PR-Gedanken des Verlages geschuldet sein kann. Aber zumindest auf ihrem Blog erscheinen durchaus tolle Texte, die wohl auch Teil des Buches sind. So wie diesem hier von Brad.

Wir lebten ein Leben im Vollrausch, völlig rausgerissen aus der Realität.

Meistens lebten wir nachts, hingen im „Dschungel“, „Risiko“, in der „Music Hall“ und all diesen angesagten Clubs ab. Ich weiß gar nicht mehr wie die ganzen Läden hießen. War auch egal, wo wir waren: Als Gespann und später auch als Liebespaar, mit unser Popularität und unserem Aussehen, zogen wir die anderen Undergroundler an wie das Licht die Motten!

Rückblickend findet sie den Verlauf ihres Lebens und ihrem Umgang mit den Drogen alles andere als glücklich, wie sie schreibt. Natürlich. Alles andere wäre wohl auch nur schwer bis unmöglich nachvollziehbar. Vielleicht betreibt sie auch deshalb mittlerweile eine Stiftung, die sich um Kinder mit suchtkranken Eltern bemüht.

Und weil das, was sie heute zu sagen hat, eben zu einem Teil im Netz passiert, gibt es natürlich auch ein Video zu ihrer Autobiografie.

(Direktlink, via Robert)

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