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Schlagwort: Rio Reiser

75 Jahre Rio Reiser

(Foto: OTWCC BY-SA 3.0)

Heute vor 75 Jahren wurde Rio Reiser geboren. Wer hier schon etwas länger mitliest, weiß, was er mir nicht nur musikalisch bedeutet. Vor ein paar Jahren schrieb ich zu seinem Todestag:

Heute vor 22 Jahren ist Rio Reiser gestorben. Ich erinnere mich zu gut an den Tag danach, einem Sommertag im Jahr 1996. Es war recht warm, sonnig, ich war junge 19 Jahre, kurz davor meine erste Ausbildung zum Maler/Lackierer abzuschließen, guter Dinge und beizte gerade alte Farbe von irgendwelchen Balkons in der Sophie-Charlotten-Straße in Berlin Charlottenburg runter. Einer der butterbirnigen Kollegen hatte, wie meistens, eine Bild in der Frühstückspause angeschleppt und auf der Titelseite stand, dass Rio gestorben sei. Alkohol, Drogen, dies das. Irgendwie war der Tag danach komplett im Arsch. Rio war tot.

Kaum ein anderer hat meine jugendliche Musiksozialisation so hart geprägt wie Rio Reiser und die Scherben – und nun war er einfach nicht mehr da und würde nie wieder Liebeslieder für irgendwen schreiben können.

Die Jahre danach kaufte ich mir sämtliche Veröffentlichungen des für mich wichtigsten deutschen Musikers der letzten 100 Jahre, las ein halbes Dutzend Biografien über ihn, ging zu den (eher mauen) Tribute-Konzerten der Scherben, ging zu Jan Plewka, der Rio ganz großartig zu interpretieren wusste und gab mir neulich sogar dieses Musical, vor dem ich ein bisschen Angst hatte, das dann aber überraschend okay war. Ich liebe seine Musik immer noch sehr.

Und: er fehlt heute. Es gibt ja so Hypothesen, die meinen, dass er heute vielleicht auch Teil einer Querfront sein könnte. Aber das kannste zum Glück nicht beweisen – und deshalb fehlt er. Sehr.

Daran hat sich bis heute nichts verändert. Und weil dem so ist, packe ich hier jetzt mal einen der mir liebsten Scherben Songs rein, auch wenn der ob der aktuellen Gesamtsituation doch arg optimistisch erscheint. Aber vielleicht braucht es ja auch mal genau das.


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Anlässlich seines 75. Geburtstags hat der NDR das Feature Rio Reiser, der „König von Deutschland“ und die ARD die Doku Rio in Berlin. Beides gut.

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Podcast-Serie: Musik ist eine Waffe – Die Geschichte von Ton Steine Scherben

Für mich ist Ton Steine Scherben die beste und auch die wichtigste Band aller, die dieses Land je hervorgebracht hat und ich weiß, dass ich mit dieser Meinung und diesem Gefühl nicht alleine bin.

Philip Meinhold hat mit „Musik ist eine Waffe“ für Radio Eins eine wirklich ganz großartige Podcast-Serie über das Leben und das Schaffen der Band produziert, die auch mir, der sich intensiv mit der Band und der Autobiografie von Rio Reiser beschäftigt hat, noch Neues zu vermitteln weiß. Toll!

Vier der letztendlich 8 Episoden sind mittlerweile online und hier im Stream hörbar.

Als Ton Steine Scherben sich 1970 gründen, gehören sie zu den ersten, die Rockmusik mit deutschen Texten machen – ohne, dass es peinlich oder nachgemacht klingt. Doch die Scherben sind mehr als nur eine Band: Sie versuchen das, was sie singen, auch zu leben. Philip Meinhold („Wer hat Burak erschossen?“, „Mein Freund Floh“) erzählt die Geschichte der vielleicht wichtigsten deutschen Band von ihren Anfängen als Politrockband über die Solo-Karriere ihres Sängers Rio Reiser bis zu ihrer Bedeutung heute. Erstmals zu hören sind dabei viele Töne eines 60-stündigen Gespräch Rio Reisers, das er 1993 für seine Autobiographie geführt hat.

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Podcast: Was von Rio Reiser bleibt – Die zeitlose Urgewalt von Ton Steine Scherben

Als ich gestern im Garten rumhing und einfach mal rein gar nichts tat hörte ich viel Musik und diesen Podcast von Zündfunk. Er beleuchtet die Geschichte der Band Ton Steine Scherben und auch wenn für mich da biografisch nichts Neues dabei war, fand ich es ganz schön, an einem sonnigen Nachmittag einfach mal wieder die alten Lieder der Scherben zu hören. Für mich eine der wichtigsten deutschen Bands überhaupt.

Wir wollen Rio Reiser und seiner Band Ton Steine Scherben ein akustisches Denkmal setzen. Denn diese Popmusik war für die Ewigkeit. In dieser Sendung untersucht Wolfram Hanke die Kraft und die Zeitlosigkeit von Musik und spricht dazu auch mit Klaus Götzner aka Funky, dem Schlagzeuger von Ton Steine Scherben.

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Rio-Reiser-Platz in Berlin

2019 angekündigt, dann verschoben und jetzt aber doch und vielleicht endgültig: Rio Reiser hat seit Gestern seinen eigenen Platz in Berlin. Vielleicht nie König von Deutschland, aber jetzt immerhin einen eigenen Platz in Kreuzberg. Und das ganz zu recht, wie ich finde.

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Heute vor 25 Jahren starb Rio Reiser

Es war ein warmer Tag im späten August. Ich arbeitete auf einer Baustelle in der Sophie Charlotten Straße in Charlottenburg, beizte Farbe von den graugrünen Altbaubalkons. In der Frühstückspause legte ein Kollege seine BILD-„Zeitung“ auf den Tisch im nach Pisse stinkenden Keller, in dem wir wir unser Zeug lagerten. Rio Reiser sei gestorben, stand auf dem Titelblatt. Mein Rio Reiser, der mich durch so viele Stunden meiner Jugend begleitete. Ich liebte ihn. Vermutete Drogen und war den Tag über sehr, sehr traurig und gedanklich nicht mehr wirklich bei der Sache. Nach Feierabend fuhr ich mit der U-Bahn nach Hause und packte mir alle Scherben und Rio Reiser Platten nacheinander auf meine Plattenspieler.

Oft dachte ich in den darauf folgenden Jahren, „Rio fehlt. Rio fehlt sehr.“ Auch heute denke ich das noch manchmal. Und dann aber auch, „vielleicht wäre der auch so wie Nena geworden“. Kann man ja nicht wissen. Was bleibt ist seine Musik und die Erinnerung an den vielleicht größten singenden Poeten, den dieses Land je hervorgebracht hat.

https://youtu.be/2iKso30v3ns
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Feature: Rio Reiser 1988 in Ostberlin

Kurzer Nachtrag zum 70. Geburtstag von Rio Reiser: ein Feature über die beiden Konzerte, die Rio im Oktober 1988 in der Ostberliner Werner-Seelenbinder-Halle gegeben hat. Der einstige Ton Steine Scherben Frontmann in der DDR. Da wäre ich so was von gerne dabei gewesen, war aber schlichtweg noch zu jung, um abends auf Konzerte zu gehen. So blieb mir später nur das Doppelalbum, das bis heute zu den wichtigsten zählt, die ich je gekauft habe. Immer noch und immer wieder Gänsehaut. Was für unbeschreibliche Momente, die die Menschen dort geteilt haben dürften. Wahnsinn.

Und dann, nach der Umbaupause, endlich: Grüner Nebel, blaue Scheinwerfer, und heraus tritt lächelnd ein schmaler Mann in Röhrenjeans und Sakko, eine Schiebermütze auf dem Kopf: Rio Reiser! Links neben ihm im weißen Hemd, Strohhut und Gitarre: Lanrue. Die beiden, die das Herz von „Ton, Steine, Scherben“ gewesen waren, die „Keine Macht für niemand“ und „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ gesungen hatten, hier in der piefigen Republik der alten Männer! Die Fans singen jede Zeile mit, tanzen, manche mit Tränen in den Augen, schwenken schwarz-rote Anarcho-Fahnen. Rio beginnt mit „Alles Lüge“. Ein Spaßsong, gewiss, aber in der DDR ist nichts nur Spaß, hier kann man nicht „Alles Lüge“ singen, ohne dass sich das Publikum seinen Teil dazu denkt.

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Rio Reiser – Für immer und dich

Ralph Möbius aka Rio Reiser, für mich persönlich der wichtigste deutsche Musiker aller Zeiten, wäre heute 70 Jahre alt geworden, was er leider nicht erleben durfte. Wir auch nicht, was sehr schade ist, denn er fehlt. Er fehlt sehr.


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Berlin bekommt Rio Reiser Platz

Der Berliner Heinrichplatz wird nun tatsächlich in „Rio-Reiser-Platz“ umbenannt. Das beschloss die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am späten Mittwochabend.

„Rio Reiser und Ton Steine Scherben haben Rockgeschichte und die Geschichte Kreuzbergs geprägt“, erklärte das Bezirksamt am Donnerstag dazu. An den Musiker zu erinnern, sei im Sinne der Diversität. „Schwulsein war für ihn in den 70ern selbstverständlich, während es damals in weiten Teilen der Gesellschaft und auch in der linken Szene noch lange nicht als gängig galt.“

Geplant ist die Umbenennung im September 2020. Im kommenden Jahr wäre Reiser 70 Jahre alt geworden, die Gründung der Band Ton Steine Scherben liegt dann 50 Jahre zurück. Passt also auch zeitlich perfekt.

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