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Jetzt ganz offiziell: Das Netlabel Thinner geht ab Releasenummer 104 neue Wege und bietet dann auch Bezahl-Downloads an, wie Sebastian Rendenz auf thinnerism bekannt gibt.
(via murdelta)

(Nachgedanken:)
Ich muß das jetzt mal noch loswerden, da mich das nicht erst seit heute beschäftigt, heute dafür aber um so mehr. Ich weiß von der Entscheidung schon eine geraume Zeit, hatte es dann aber doch lieber verdrängt. Für mich stirbt da auch eine Idee, die es wert war, sie nach vorne, nach oben zu tragen. Musik primär als kulturelles Gut zu verstehen, nicht als Ware, die es zum Kauf gibt.

Natürlich bin ich nicht in der Position den Entscheidenen zu sagen, was sie lieber tun oder lassen sollten. Natürlich verstehe ich die diversen Gründe, die zu der Entscheidung geführt haben, aber begrüßen tue ich sie dennoch nicht. Für mich ist das ein Schritt nach hinten, wie ich es ja auch damals schon in diesem Interview sagte, was leider nicht mehr verfügbar ist. Das sehe ich bis heute so. Ich dachte, hatte gehofft, das Thinner noch irgendeinen für sich gehbaren Weg finden würde, etwas Neues aus dieser Situation zu schaffen, nicht das, was viele andere auch versuchen und dabei Ideen über Board werfen oder einfach vernachlässigen. Etwas Neues schaffen – auch dafür steht Thinner für mich. Und so sehr mich die Kiste auch emotional mitnimmt, und das tut sie wirklich, wünsche ich Thinner nur das Beste für die neue Konzeption. Erfolgreich sollen sie weiterhin sein, musikalsiche Zeichen setzen, die Fahnen in den Sturm halten, sich nicht unterkriegen lassen. Das würde ich klasse finden, auch wenn ich die ein oder andere Sorge habe, dass sich dann auch Dinge entwickeln, mit denen andere Labels auch zu kämpfen haben. Sich an dem zu orientieren, was sich gut verkauft zum Beispiel. Diese Gefahr besteht eigentlich immer, wenn Musik als Mittel eingesetzt wird Umsätze zu generien. Der Mut dazu Risiken einzugehen wird kleiner weil er teuer werden kann. Das sehe ich selber bei TFE-Records. Natürlich sind ein Gabriel le Mar und dub KULT sehr starke Pferde im Stall, aber wie wird es dann wohl weiter gehen? Artists, die ohnehin fette Absätze auf Hardware-Labels bringen, signen? Eine sichere Option, klar. Aber braucht man sowas?

Ich habe keine Ahnung, wohin sich das entwickeln wird. Vielleicht sehe ich das alles zu schwarz, vielleicht auch zu dogmatisch. Vielleicht aber sehe ich da gerade auch einfach nur einen Dampfer untergehen, auf dessen Bug in großen Lettern steht: „Revolution“. Vielleicht aber ist das auch alles nicht so tragisch und Thinner wird besser denn je. Wer weiß das schon, kann das schon wissen? Mein persönliche Prognose allerdings ist eine andere. Es darf die Frage erlaubt sein, wieviele Hörer, nach nun mehr 100 Veröffentlichungen, wirklich bereit sein werden, dafür auch zu zahlen, wo schon ohnehin die wenigsten bereit sind für Musik zu zahlen, die sie nur zu zahlen kennen. Ich weiß, dass sich nur 10% von denen lohnen könnten, aber werden es auch so viele sein. Das alles wird sich zeigen und ich hoffe sehr, dass ein Fazit in einem Jahr positiver ausfällt, als ich gerade denke. Das würde mich freuen. Bis dahin aber bin ich etwas traurig, gerade wegen der GEMA-Argumentation, die nach zu vollziehen mir einfach nicht gelingen will. „GEMA abschaffen“ ist mir als Slogan nämlich immer noch näher, als „sich mit der GEMA einlassen“.

Solange aber kann ich auf Sur seine Frage (Comment 18) antworten: I am just a stupid!

( Ich hoffe, das nimmt mir keiner übel und bedanke mich für´s Zuhören. Ich habe damit heute schon so viele Leute genervt, dass ich das jetzt mal loswerden mußte. Jetzt ist mir besser.)

17 Kommentare

  1. marc8. Dezember 2008 at 23:46

    das interview hab ich noch auf einem alten backup medium bei mir gefunden (jaja, ich muesste mal wieder ausmisten…). wenn interesse besteht, kann ich dir das interview bzw. den ganzen sendungsmitschnitt zukommen lassen.

  2. Saint8. Dezember 2008 at 23:49

    Das wäre super. Zumindest das Interview hätte ich ganz gerne.

  3. Marcus E. Henry9. Dezember 2008 at 06:42

    Ich sehe diesen Schritt auch als falsch an. Thinner hat in der Netaudioszene ein sehr guten Ruf – im Bezahlsektor fangen die jedoch bei Null an. Die Frage ist da , ob man in den unzähligen Bezahllabels unbedingt jetzt noch Thinner dabei braucht.
    Geld zu verdienen ist sicherlich nicht schlecht , aber ich hätte an deren Stelle ein seperates Bezahllabel mit neuen Namen gemacht , welches getrennt von Thinner läuft.
    Sorry – aber ich sehe die ganze Sache auch sehr schwarz und ich halte diesen Schritt so wie er gemacht werden soll für falsch. Auf der anderen Seite gibt es weiterhin genug Netlabels die gute Musik rausbringen – von daher ist der Verlust zwar hart aber zu verschmerzen.

  4. sur9. Dezember 2008 at 10:54

    oha, jetzt weis ich auch, warum es in grichenland so abgeht…der wahre grund : siehe oben.

    also mal halblang leute, es ist ja nicht so, als ob thinner den kompletten backkatalog umstellt auf bezahldownloads, weiterhin werden nur einzelne releases kostenpflichtig sein (gründe u.a. gema, etc)

    klar, die netaudio idee, die irgendwann mal aufkam, ist schon lange nichtmehr das, was wir mal erwartet hatten. nachdem die netlabels wie pilze aus dem boden wuchsen gab es kaum noch übersicht.
    es gab zugpferde, die zumindest eine geringe beachtung auch außerhalb der netaudio szene genossen, der großteil der labels ging jedoch in der masse unter.
    was nutzt die tollste musik, wenn sie nicht gehört wird?
    für uns als musiker geht es doch darum, dass unsere musik wahrgenommen wird, nicht um geld (selbst bei physikalischen releases kommt kaum was rum)
    unglücklicherweise beachten die meisten menschen nur musik, die es zu kaufen gibt, vorzugsweise in physikalischer form.

    die massen an beatport-labels, die rein digital verkaufen, sehe ich auch als „netlabel“, natürlich nicht in der form, wie es in den CC vorgesehen war.

    desweiteren: ich sehe die unmengen an kostenpflichtigen releases, egal ob digital oder physikalisch, die es teilweise bereits vor dem erscheinen auf diversen p2p plattformen bzw. auf einschlägigen blogs zu laden gibt…ist das netaudio?

    was macht es dann noch für nen unterschied, ob ich gabriel le mar auf thinner kostenlos sauge oder den umweg über p2p oder rapidshare gehe, denn da gibts die rel. dann sowieso für umme.

    das eigentliche problem, was hier aufkommt ist doch:
    was ist man bereit für gute musik zu geben? NICHTS?
    wird musik bald ein gut sein, was beliebig ist und überall kostenfrei verfügbar?

    let’s see

    @saint: stupid in gewisser hinsicht…. es geht nicht ums finanzielle, es geht um die beachtung der musik, welche auf netlabel xyz definitiv geringer ist als bei ner physikalischen release…it’s all about FAME – LOL

  5. (ex-) thinnerianer11. Dezember 2008 at 10:08

    zum x-ten mal jetzt. geld verdienen mit downloads ist over, aus, finito, tot. irgendwann wirds auch der letzte begreifen.

  6. Saint11. Dezember 2008 at 13:35

    Ein sehr deutliches Statement.

  7. (ex-) thinnerianer11. Dezember 2008 at 15:54

    mit etwas mehr durchhaltevermögen (und mehr vertrauen der etablierten artists), hätten thinner auch als die helden aus dieser krise hervorgehen können. um wirkliche standarts in der sich verände(r)nden musikbranche zu setzten. whata pity :(

  8. Das Kraftfuttermischwerk11. Dezember 2008 at 16:38

    […] (ex-) thinnerianer: zum x-ten mal jetzt. geld verdienen mit downloads ist over, aus, finito, tot. irgendwann wirds… […]

  9. sur12. Dezember 2008 at 13:00

    zum glück entscheidet letztendlich der artist, wo er was zu welchem preis anbietet

  10. AUDIO AKTUELL at in|ad|ae|qu|at16. Dezember 2008 at 05:55

    […] der qualitativen und ökonomischen Ressourcen , wird argumentiert und gibt damit Manchem ( siehe kraftfuttermischwerk ) gehörig zu denken […]

  11. Sebastian Redenz17. Dezember 2008 at 01:16

    Wir haben uns es ja nicht einfach gemacht mit der Entscheidung, sind 5 Jahre lang gefragt worden warum wir die Musik nicht verkaufen.

    Wir wollten es nicht, weil wir an die Nachhaltigkeit geglaubt haben.

    Nun, da ist keine Nachhaltigkeit, aus vielerlei Gründen, deren Aufzählung sicherlich den Rahmen sprengt. Die wichtigsten sind ja im Blog Eintrag genannt.

    Unser Anspruch ist es gute Musik zu veröffentlichen, von Künstlern die wir spannend finden.

    Viele von denen arbeiten nun mal nicht im Netlabel Kontext.

    Warum sollten wir uns aus politischen Gründen einschränken – und nur mit Künstlern arbeiten, die nicht Teil einer Verwertungsgesellschaft sind … wem wäre denn damit gedient?

    Realität ist nun mal dass eine Menge professionelle Musiker vom Musik machen leben und es sich daher nicht leisten können Royalties bzw Tracks zu verschenken, die mit Original Software in einem adäquaten Studio produziert. Und was bedeutet denn das für die langfristige Motivation des A&Rs, wenn das was für ihn übrig bleibt, die Demos der Viktor Zigelskis dieser Welt sind?

    Letztendlich haben die Leute entschieden wie es um solche Netlabels wie Thinner und andere steht. Viele haben der Selbstausbeutung selbst ein Ende gesetzt, wir werden versuchen einen integralen Ansatz zu schaffen um die Meßlatte, die Archipel gelegt hat, eines Tages zu erreichen.

    In Sachen Netaudio haben wir erreicht was wir erreichen wollten. Heute bringen uns 50’000 Downloads nicht weiter, wenn von denen (annähernd) niemand dazu bereit ist, mal den Künstler durch Spenden oder das Label mit einem Shirtkauf zu unterstützen. Dann lieber eine unpopuläre Entscheidung treffen, aber weiter kommen und neues probieren ;)

  12. # thelastbeat.com » Netaudio Revisited17. Dezember 2008 at 01:26

    […] zahlreichen Kommentaren unter dem entsprechenden Eintrag auf thinnerism erkennen kann, und auch auf anderen Seiten besprochen wird. Prinzipiell stimme ich mit Sebastian Redenz Argumentation überein, die […]

  13. Saint17. Dezember 2008 at 15:37

    @Sebastian. Ich habe vollstes Verständnis für Euch und Eure Argumentationen. Ich wüsste eben auch keinen neuen, besseren Weg in dieser Situation.

    Dennoch finde ich es bedauerlich, was ja nicht weiter tragisch ist. Das das kein konsensträchtiges Thema werden würde, war ja ab zu sehen und ich für meinen Teil finde das auch gut.

    Für mich war es eben auch immer Ausdruck eine politischen Haltung, unter CC zu veröffentlichen.

    Trotzdem meinte ich die letzte Mail wirklich ernst und bleibe dabei: Viel Erfolg mit dem neuen Modell. Vielleicht gibt die Zeit Euch recht. Freuen würde es mich.

  14. mo.18. Dezember 2008 at 16:32

    ich finde diese diskussion irgendwie ein wenig komisch. es gibt ein paar tatsachen, die es zu beachten gilt:

    1. cd und vinyl sterben langsam aus und überleben in kleinen nischen, scheiden dadurch als musikmedium aus => zur zeit braucht man cd-veröffentlichungen und vinyl jedoch noch, um in den alten medien wie musikmagazinen besprochen zu werden. viele produzieren nur cds zu promozwecken und verdienen wirklich kaum etwas damit.

    2. mp3-verkäufe werden die alten einnahmen nicht kompensieren. das ist illusorisch, weil…

    3. …sämtliche alleinstellungsmerkmale der alten musikindustrie nicht mehr gelten.
    3.1. massendistribution von musik war früher wenigen vorbehalten, heute kann es jeder mit email, ftp, filehostern…
    3.2. die kopie einer digitalen musikdatei ist immer das original. warum soll ich für etwas als normaler konsument geld zahlen, dass nicht EINZIGARTIG ist. ich kann es selbst vertreiben.

    für mich bedeutet das: geld verdienen mit dem verkauf von musik an den „normalen“ hörer gibt es nicht mehr lange – vielleicht nocht 10 jahre, aber der markt wird dünner vor allem für indies.

    musikdateien werden zunehmend zum promo-tool und thinner geht genau den schritt zurück, den es jahre nach vorne gegangen ist.

    das geld im musikbereich eines labels verdient man in zukunft wie früher auch über konzerte, merchandise und die lizensierung der musik an firmen, filme und ähnliches. und man verdient mit musik geld, indem man die fans für dinge zahlen lässt, die man sich nicht auf dem eigenen rechner herstellen/kopieren kann, sprich cds und mp3s.

    thinner wird vielleicht ein paar kröten verdienen, weil es eine marke über die jahre geworden ist, aber verdienen wird thinner mit musikverkäufen nicht wirklich viel.

    man sollte eher auf booking und parties blicken.

    so macht thinner genau das falsch, was es „unprofessionellen“ netlabels vorwirft: sie bleiben zuhause im eigenen büro.

    als musiker und dj muss man raus, in den club auf das konzert, da gibt es das geld und da muss man sich was von in die tasche stecken.

    das glaube zumindest ich. vielleicht zum schluss noch eine analogie.

    ich selbst habe zwei bücher geschrieben und das was ich verdient habe ist ein witz! ehrlich. ich habe auf die bücher draufgelegt, weil ich jobs nicht machen konnte.

    mein lohn sind heute meine workshops, die ich gebe. ohne die veröffentlichung, wäre ich nicht heute da, wo ich bin. ich verdiene geld mit hilfe meiner „rockkonzerte“, wo ich auftrete als dozent.

  15. sur31. Dezember 2008 at 15:08

    so, zum jahresende ein kleines statement meinerseits:

    ich hatte durch meine ver

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