Zum Inhalt springen

Gedanken zu der ausufernden Fähnchen-Abknick-Debatte

Erstens: Ist es interessant zu sehen, wie sehr sich Leute über derartige, in China gefertigte,  Kleinigkeiten aufregen können, während der Bundespräsident – wie gestern – nahezu unfassbaren Unsinn von sich gibt.  Überhaupt ist es denkanstößig, wie still es um sonstige innenpolitsche Thematiken und Entscheidungen bleibt, während sich hier doch einige in ihrer nationalen und persönlichen Ehre verletzt sehen.

 Zweitens: Könnte es sein, dass es nachdem hier in den Kommentaren mitunter völlig dümmlich Geschriebenen erst recht Spaß macht, Fähnchen zu knicken. Weil sich manche ja fast in ihrer Existenz bedroht sehen, wenn jemand an ihr Fähnchen geht, was ich durchaus amüsant, ja gar extrem lustig finde.  

Drittens: Zeigt diese Debatte, die ja hier nicht auf politischer, sondern eher auf alltäglicher Basis des Bürgers stattfindet, wie sehr sich die Deutschen nach einem gesellschaftlich akzeptierten und zu pflegenden  Nationalstolz sehnen, förmlich geil darauf sind. „Die Geschichte ruhen lassen, die anderen Nationen machen es genauso!“ und dieser ganze geschitsrelativierende Bullshit, der das alles endlich vergessen machen soll.  

Ich las hier Kommentare, die ich hier nie zu lesen gedacht hätte. Fußball ist das eine, Deutschland als Nation das andere und die Fahne steht nun mal als Symbol für Deutschland als Nation. Da gibt es kein vertun. Und in diesem Lande passieren nun mal Dinge, auf die ich nicht stolz sein kann, weil sie zum Himmel stinken; Punkt. 

Es wäre schön, wenn die Energie, die in so eine fast nichtige Diskussion gesteckt wird, in andere Debatten fließen würde. Aber ich bin nicht naiv und weiß, dass das nur ein frommer Wunsch sein kann. 

Abschließend noch der Hinweis, dass mir Fußball im Regelfall ziemlich latte ist und ich Stolz als Emotion im allgemeinen immer für überflüssig empfinde, denn schon Heinz Hilpert wusste zu verlauten: „Was wir bei uns Stolz nennen, nennen wir bei anderen Aufgeblasenheit. “ Und Schopenhauer legt mit „Der dümmste Stolz ist der Nationalstolz.“ noch einen oben drauf, den ich hier gerne zitiert haben will.

Sicher habe ich hier einiges vergessen, aber eigentlich sollte der Text ursprünglich nur ein Tweet werden, wofür er ein wenig zu lang ist. 

Wenn die Kommentare hier wieder auszuufern drohen, werde ich sie zu machen. 

59 Kommentare

  1. Freddie13. Juni 2012 at 15:55

    Ja, es ist zum lachen und zum weinen. Manchmal ist es ganz praktisch, wenn man auf den Boden der Tatsachen geholt wird. Man redet sich gerne ein, dass man selbst die einzige richtige Meinung hat und der Staat in dem man lebt der beste ist. Alle anderen (die Amis, die Juden, die Islamisten, die Griechen, die Chinesen, die Linken, die Nazis, die Arbeitslosen, die Alten, die Jungen, die Bonzen, die Bullen, die Demonstrantenm, die Politiker, …) sind so doof und sind alle verachtenswert. Ja, ja, ja. Und wann reicht man dem anderen die Hand? Wann versucht man den anderen zu akzeptieren ohne nur den eigenen Willen durchsetzen zu wollen? Sind wir auf dieser Welt um zu streiten und uns zu beleidigen? Ist das die Welt in der wir leben wollen? Wer entscheidet das, wenn nicht wir selbst? Vielleicht sollte man es mal ausprobieren :-) https://www.youtube.com/watch?v=XLgYAHHkPFs

  2. floh13. Juni 2012 at 16:33

    hey ihr lustigen fähnchenknicker alias spaßbremsen, nestbeschmutzer und wichtigtuer:
    ihr verkörpert erschreckend beide extreme:

    typisch links, nehmt den leuten weg, was ihnen spaß bereitet!!

    typisch rechts, wer anders denkt, wird bestraft!!

    ach ja, ich sags nochmal: autobahn

  3. g_rantelhuber13. Juni 2012 at 16:34

    @floh

    Du bist eher so typisch Mitte und hast zu Links oder Rechts keinen Begriff sondern nur Ideologie zum besten zu geben?!

  4. Norbert13. Juni 2012 at 16:41

    Häh?

    Die einzigen, die hier ideologisch HANDELN, sind diejenigen, die das Eigentum anderer Leute zerstören. Auch, wenn das „nur“ Plastikfähnchen sind.

  5. Max13. Juni 2012 at 16:42

    Das Problem, welches ich mit solchen Debatten habe, gerade diese welche sich mit nationaler Identität auseinandersetzen ist: Man wird zu schnell in irgendein Lager gesteckt.
    -Wir Menschen sind nunmal so, wenn ich jetzt anfange den Scheiss mit den Fähnchen zu relativieren denkst Du als Leser: „Ach guck dir den an, der ist vielleicht kein Rechter aber wohl doch konservativ…“

    Aber eben dies finde ich problematisch. Ich würde niemals einer rechten oder konservativen Partei meine Stimme geben. Dennoch bin ich mir sicher hier so rüberzukommen, wenn ich meine Meinung äußere, denn:

    Ja, ich bin Stolz auf dieses Land und die Menschen, die in ihm leben, egal welcher Herkunft, Geschlechts oder sexueller Orientierung. Und ich schäme mich für dieses Land, seine Vergangenheit, den Einfluss den die Wirtschaft auf politische Entscheidungen hat und die Menschen die in ihm Leben.
    Trotz oder gerade aufgrund diesen Bewusstseins würde ich niemals auf die Idee kommen irgendwo eine Fahne hinzuhängen.

    Ob eine Fahne nur die Identifikation mit der Nationalmannschaft ist, oder mit der ganzen Nation, sei jeden selbst überlassen.

    Dennoch:
    Ich finde diese ganze Fähnchenabknickaktion kindisch. Sie erfüllt nur den Selbstzweck, Leuten die auf Randale aus sind, ein wenig Orientierung zu geben. Sowas macht man als 16 jähriger, aber nicht mehr als politisch denkender Mensch.

    Würde sich aus der bescheuerten EM und den paar Fähnchen ein so gewaltiges Nationalgefühl entwickeln, dass die Menschen Hymne singend mit Fackeln durch die Straßen marschieren, dann sehe ich ein, dass man etwas dagegen unternehmen sollte, aber diese akute Gefahr sehe ich echt noch nicht…

  6. Ronny13. Juni 2012 at 16:51

    So, Kinners, ich hoffte ja, wir kämen hier noch anders zueinander als in den zwei vorherigen Diskussionen um die Fähnchen. Scheint aber nicht so. Ein Gro der hier argumentieren scheren sich einen Shice um vorgebrachte Argumente, aber so ist das ja meistens.

    Ich denke, dieser Aufstand zeigt, wie wichtig einigen die Diskussion um eine nationale Identität zu sein scheint. Das hätte ich so nicht erwartet – ganz ehrlich nicht. Nur: es kommen auch keine neuen Impulse mehr rein, auch wenn ich so einiges derjenigen, die nicht meiner Meinung sind, durchaus mitnehmen kann.

    Für mich gilt: Nationalität geht mir am Arsch vorbei. Auch, oder gerade die eigene.

    Schluss. Kommentare zu. Alles gesagt.

  7. Links 2012-06-13 | -=daMax=-13. Juni 2012 at 17:16

    […] kraftfuttermischwerk: Sehr entspannte Gedanken zu der ausufernden Fähnchen-Abknick-Debatte […]

  8. HEARTS at MINDS !?14. Juni 2012 at 10:47

    Gebrochener Nationalstolz…

    “Fahnen brechen und ihr schreibt, Menschen sterben und ihr schweigt.” Die Sache mit den Fähnchen abreißen – Abreißer im Interview (Daniel Decker) Sie legen Rohrbomben, zünden Autos an, besetzen Häuser. Und jetzt haben sie auch noch die Jagd…

Kommentare sind geschlossen, aber Trackbacks und Pingbacks sind möglich.