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Abmahnungen: Tausende Euro für ein Foto

Endlich! Endlich macht es einer der Blogs, die diese Abmahnung betrifft die Sache jetzt auch öffentlich. Die Jungs von We like that haben Post von einer Kanzlei bekommen, die eine exorbitant hohe Summe für das Verwenden eines Fotos fordert.

Vor gut zehn Tagen gingen an einige Blogs, von denen ich weiß, Abmahnungen raus. Es geht in dieser wohl konkret um ein Foto, dass den LEGO-Künstler Nathan Sawaya neben einem seiner Werke zeigt – also nicht explizit eine seiner Arbeiten. Die Nutzungsrechte daran gehören wohl einer niederländischen Fotoagentur. Ob das zu dem Zeitpunkt als eben dieses Foto über die Blogs ging, schon so war, ist nicht ganz klar. Kann sein, dass die Agentur die Rechte daran erst später eingekauft hat. Vertreten wird diese Agentur durch eine deutsche Kanzlei, die, wie erwähnt, gleich mal mehrere Blogger anschrieb. Die Forderungen für das immer selbe Vergehen variieren von 1600 EUR über – wie jetzt hier – 3000 EUR und gehen in mindestens einem weiteren Fall noch weiter hoch.

Um es noch mal konkret zu sagen: die sollen vierstellige Beträge abdrücken für _ein_ Foto, dass sie jeweils genutzt haben! Irgendwie wollte man ja an den Möglichkeiten dieser Abmahnpraktiken politisch ja mal was ändern – passiert ist in dieser Hinsicht nicht viel bis gar nichts.

Natürlich sackt mich das, auch wenn ich nicht betroffen bin, ziemlich gewaltig, denn es könnte auch mich jederzeit treffen. Andere Blogs, die ähnlich bloggen wie ich, natürlich ebenso.

Deshalb ist es richtig und vor allem wichtig, dass das mal öffentlich gemacht wird. Denn wenn keiner diesbezüglich Stellung bezieht, wird diese wirklich schwer zweifelhafte Praxis von Kanzleien munter weitergeführt. Wenn keiner davon weiß, wird sich auch keiner darüber beschweren. Und das muss ja nun nicht sein.

Und ja: es ist grundsätzlich nicht erlaubt jedermanns Bilder aus dem Netz zu fischen und diese dann bei sich zu verbloggen. Darüber bin ich mir im Klaren. Aber es sollte eben auch nicht möglich sein, Leute für ein derartiges Vergehen mit so dermaßen überzogenen Kostenforderungen zu überziehen. Das wollte ich gesagt haben. Und ich wollte, dass Ihr davon wisst. Ob das irgendwas für irgendwen besser macht? Keine Ahnung, aber ich hoffe, dass man sich da irgendwie entgegenkommen kann.

26 Kommentare

  1. HellGreetings1. Oktober 2012 at 23:03

    Hmm, überlege gerade, nach dem Abi Jura zu studieren. Muss ja ganz gut sein, wenn so viele mittelmäßige Juristen wegen so ’nem Scheiß fett Kohle verdienen.

  2. Ronny1. Oktober 2012 at 23:09

    @HellGreetings
    Das Ding ist eben, dass sich einige Kanzleien genau darauf spezialisiert haben und fast nichts anderes mehr machen. Wenn es um Musikstücke geht, ist das noch drastischer. Da kommen dann für einen Sampler, den man per Torrent zog, schon mal sieben Briefe von fünf unterschiedlichen Kanzleien und du bist ganz fix bei 7500,00 EUR.

  3. Pfluesterer1. Oktober 2012 at 23:24

    Hallo Ronny, vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Für mich war schon 2010 klar, dass ich auf meinem Blog ausschließlich eigene Inhalte, selbst verfasst und selbst fotografiert publiziere.

    Da ich ebenso wenig verlinke, mal von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen, glaube ich, dass ich auf der sicheren Seite bin, auch wenn mein Output auf dem Blog auch deswegen übersichtlich bleibt.

  4. Peaksa2. Oktober 2012 at 05:11

    Tumblr dürfte für so eine Abmahnkanzlei ja eine richtige Goldgrube sein. Erst ein Foto veröffentlichen und dann abkassieren.

    1. Veröffentliche ein Foto
    2. ???
    3. Verklag die anderen
    4. Profit! :D

  5. Anonymer Anwalt2. Oktober 2012 at 11:48

    Diese Forderung ist imho weit überhöht. Zumal die Seite ja auch nicht wirklich gewerblich zu sein scheint (Ausnahme: der Sponsor – das könnte auch zum Problem werden).

    Also: Nicht liegen lassen und nichts tun, sondern sich wehren, am besten mit einem Anwalt, der sich auskennt. Und ggf. einmal einen Blick in § 97a Absatz 2 UrhG wagen: http://dejure.org/gesetze/UrhG/97a.html

  6. Anonymous2. Oktober 2012 at 12:09

    nächstes Jahr die Piraten in den Bundestag wählen, damit solche Themen auf die Tagesordnung kommen und auch greifbare Verbesserungen stattfinden. Die Abmahnanwälte sind doch eh die Wählergruppe von CXU&FDP.

    Was mich jedoch immer wieder überrascht, dass trotz dieser recht hohen Summen immer noch fleißig in den Blogs fremde Abbildungen eingebunden werden, die nicht explizit freigegeben wurden…..

    Ich bin für eine kostenlose(!) Verwarnung inkl. Unterlassungsanspruch für das Teilen von fremden, Urheberrechtlich geschützten Inhalten. Für einen einheitlichen Katalog an „Preisen“. Es kann ja mal jedem passieren fremde Inhalten (unbeabsichtigt) zu nutzen. Wer dann aber daraus immer noch nicht gelernt hat, ist selber schuld.

  7. Ralf2. Oktober 2012 at 19:28

    Hallo,

    Du schreibst:
    > Irgendwie wollte man ja an den Möglichkeiten dieser
    > Abmahnpraktiken politisch ja mal was ändern – passiert ist
    > in dieser Hinsicht nicht viel bis gar nichts.

    Dies ist leider nicht RICHTIG! SPD-Bundestagsfraktion hat 2010 eine sog. kleine Anfrage zu Abmahnungen im Online-Handel an die Bundesregierung gestellt
    http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/014/1701447.pdf

    Hier die Antwort
    http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/015/1701585.pdf

    Du schreibst
    > Die Forderungen für das immer selbe Vergehen variieren
    > von 1600 EUR über – wie jetzt hier – 3000 EUR und gehen
    > in mindestens einem weiteren Fall noch weiter hoch.

    wow – einfach nur merkwürdig.

    Hier muss dringend eine Lösung her! So kann es nicht bleiben! und mit Anfragen an die Bundesregierung ändert sich NULL.

  8. Nathan Sawaya3. Oktober 2012 at 16:54

    This is Nathan Sawaya. I have been notified that my art is the subject of this matter. To be clear, I am not represented by this law firm. I am not represented by this photo agency. If you have any questions, you may email at info@brickartist.com.

    -Nathan Sawaya

  9. VeryAngry5. Oktober 2012 at 11:31

    [edit by Admin]: hgm-press Michel OHG

    Elisabeth Michel, Hans-G. Michel, Kai H. Michel
    Germaniastraße 18-20
    12099 Berlin – Deutschland
    Tel: +49 (0) 30 8 510 59-0

    Liest man Impressum und AGB genauer, dann kann man sich ausrechnen, dass das Geschäftsmodell darauf abzeiht, zahlende Kunden durch Abmahnung in den Ruin zu treiben.
    Mindestens das 5-fache der eh schon sehr hohen Preise wird pro Monat berechnet, bei mehrfacher Verwendung auch mehrfach!

    Beispiel: Bild für 350 EUR 6 Monate online in 3 Seiten:
    hgm-press Michel OHG erlaubt sich 6 * 3 * 350 = 6300 EUR für ein Bild abzumahnen.

    Im Impressum kann folgendes als AGB eingesehen werden:

    Online-Preise:
    Für Bestands- und Vertragskunden gelten die individuell vereinbarten Preise.
    Für Nicht-Bestands- oder Nicht-Vertragskunden gilt:
    1. Jedwede Verwendung ist im Vorfeld mit uns abzustimmen.
    2. Ohne individuelle Preisabsprache gelten für die Verwendung unseres Materials auf normalen Web-Seiten pro 1 Monat Standzeit:

    pro Foto als Thumbnail (bis 150 Pixel): 150 Euro
    pro größeres Foto: 200 Euro
    die Verwendung für Online-Shops pro 1 Monat Standzeit
    pro Foto als Thumbnail (bis 150 Pixel): 280 Euro
    pro größeres Foto: 350 Euro

    Verstöße:
    1. Bei einer nicht im Vorfeld abgesprochene Verwendung unseres Materials berechnen wir je nach Qualität und Exklusivität des Materials im Minimum das bis zu Fünffache des Grundpreises.
    2. Bei Verletzungen mit Dritten abgesprochener Exklusivität behalten wir uns weitere Abrechnung nach Verletzungsgewinn vor.

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  11. Tom Hofmann16. Oktober 2012 at 13:54

    ist doch cool… Die Staats-Juristen , Politiker und nun Anwälte machen den normeln arischen Bürger fertig. Er traut sich nichts mehr, macht nix mehr und wird wütend.
    Paralell dazu nimmt die Zahl der Kulturbereicher im Land zu.
    Wir sind am Ende. Wir sind fertig. Wir sind ausgestorben. Solche Abmahnungen ist nur ein weiter Sargnagel

  12. […] nichts berichtet, zum einen, weil über entsprechende Fälle bereits einige andere betroffene und nicht betroffene Blogger viel besser berichteten, als ich es in meinem angeschlagenen Nervenkostüm hätte tun […]

  13. […] die Abmahnung zurückgezogen wurde. Leider geht es nicht immer so gut aus. Auch große Blogs wie Kraftfuttermischwerk und Nerdcore versuchen, auf dieses Problem aufmerksam zu machen und veröffentlichen immer wieder […]

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