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Betrunken im Dienst

Als ich in den 1990ern meine erste Ausbildung auf dem Bau gemacht habe, war es noch völlig normal, dass alle Gewerke auf allen Baustellen irgendwie am Saufen waren. Die Akkordler aus Frankfurt Oder tranken schon zur Frühstückspause Futschi und zogen das bis zum Feierabend durch. Ein von mir gar nicht mal so sehr gemochter Altgeselle öffnete täglich und ohne dafür auf die Uhr gucken zu müssen pünktlich um 08:30 Uhr seine erste Berliner Kindle „Blase“, eine bauchige 0,33 Flasche. Danach haben andere ihre Uhr stellen können. Zum Mittag war dann sein erster Kindl-Sixer alle und er schickte die Lehrlinge zur Mittagspause einen zweiten davon holen. Jeden verdammten Tag. Um 16:00 Uhr setzte er sich dann ins Auto und fuhr damit durch Berlin nach Hause. Über Jahre hinweg, ohne das er damit nach außen irgendwie mal auffällig wurde. Es wurde halt wie selbstverständlich gesoffen und rückblickend ist es für mich ein Wunder, dass damals niemand von den Kollegen von den Rüstungen gestürzt ist oder auf dem Heimweg in Autounfälle verwickelt war. Zumindest hatte das keiner zugegeben, obwohl einige damals mal aus scheinbar heiterem Himmel vom Auto auf Bus und Bahn umstiegen. Wobei ich mich gerade frage, wer von denen wohl noch lebt und wenn nicht ob die dieses Leben auf’m Bau oder auf natürlichen Wege beendet haben.

Ich glaube zu wissen, dass das auf den heutigen Baustellen anders läuft und deutlich weniger gesoffen wird. Das Bewusstsein diesbezüglich hat sich ja doch auch ein wenig weiter entwickelt.

Hier jedenfalls ein alter Lehrfilm der Deutschen Bahn, der seinen Angestellten gezeigt hat, warum ein paar Herrengedecke im Dienst ein furchtbar schlechte Idee sind.


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Ein Kommentar

  1. daMax17. Januar 2024 at 18:19

    Oh ja, das kenne ich auch noch vom Bau. Da standen morgens um viertel vor 6 (!) schon die ersten offenen Bierflaschen im Bauwagen rum, um 6 ging es dann rüber auf den Bau, direkt runter in den schon warmen und trockenen Keller und dort wurde erstmal bis 7 weiter gesoffen. Wir „verdammten Abiturienten“ haben das natürlich nicht mit gemacht, sind stattdessen schon mal arbeiten gegangen und haben uns dann gegen 9 erlaubt, eine echte Frühstückspause zu machen. Als wir dabei erwischt wurden, war vielleicht was los von wegen „Kollegenschweine“ und so. Wir sind ab dem nächsten Tag dann eben raus aufs Gerüst an einer anderen Stelle des Baus, da hatten wir noch einen geileren Überblick über Berlin und von unseren Säuferkollegen hat sich niemand da hin verirrt.

    Aber jeder Elektrofuzzi konnte stundenlang damit prahlen, wie viel Volt er schon abbekommen hat und wie viele Meter er dabei durch den Raum geflogen ist. Arme Irre.

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