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Kategorie: Täglicher Sinnwahn

Na gut, dass ich da nicht mehr wohne

Ich bin da weggezogen, hätte aber nie gedacht, dass ich das rückblickend mal an dem Theater festmachen würde. Das nämlich hat ab dem 30. März ein neues Stück auf der Bühne. Skandale gehen ja immer gut im Theater. Das dachte sich Regisseur Uwe Eric Laufenberg offenbar auch und bringt die „Satanischen Verse“.

…so mag man den Theatermacher Laufenberg wahlweise mutig und aufklärerisch oder auch verrückt nennen.

schreibt der Tagesspiegel heute, wobei ich mir erst noch überlegen muss, in welche der drei angebotenen Kisten ich den nun stecken würde. Sicher ist: bei soviel dann vorhandener Polizeipräsenz kann man sich da mal so richtig sicher fühlen. Ganz sicher. Nun denn: viel Spass in der Berliner Strasse mit den Versen.

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Wenn Papa ein Neonazi ist

Ich habe mir abgewöhnt, direkt über Leute nachzudenken, die ich mit Stiefeln, kahlgeschorenem Kopf, und eindeutigen Symbolen auf den Klamotten da draußen rumlaufen sehe. Mach ich nicht mehr. Dafür sieht man die einfach zu häufig. Es ist eher so ein Problem, das sich aus der Summe derer zusammensetzt, worüber ich mir dann doch wieder Gedanken mache. Wenn ich persönlich mit so jemandem zusammentreffe und mich aus irgendeinem Grund mit dem auseinandersetzen muss, sieht das auch etwas anders aus.

Heute sah ich mal wieder so einen Typen. Er wog circa 150 Kilo, trug Glatze, Stiefel, jede Menge eindeutige Aufnäher auf der Jacke und hatte seine Tochter am Arm. Er war herzlich mit ihr, lachte mit ihr und machte jede Menge Späße. Da kam in mir die Frage auf, wie das wohl so ist für ein Kind, wenn der Vater Neonazi ist? Was erzählt er ihr wohl, wenn er die Bahn verlässt, über die dunkelhäutige Frau erzählen, die in der Bahn neben ihm stand. Was, über den Türken, der vorne den Dönerladen macht? Was erzählt er ihr wohl, über Toleranz, über Respekt, über das menschliche Miteinander im Allgemeinen. Spricht er überhaupt mit ihr über so etwas, oder blendet er das aus? Redet er mit ihr genauso über solche Themen, wie er das mit seinen Kumpels macht? Ob er sie, vielleicht sogar unbewusst, politisch agitiert, ohne zu ahnen, was das Kind damit gedanklich mal anstellt? Wer sind die Guten, wer sind die Bösen? Und wie vermittelt er das wohl? Und wie wohl wird sie das später mal empfinden, wenn sie erstmal 18 ist?

Kann sein, vielleicht ist er auch genauso, wie man es von einem „guten Vater“ nicht anders erwarten würde. Vielleicht ist er sogar genau das. Dennoch treibt mich die Frage, wie er sich seiner Tochter gegenüber gibt, wenn er über Deutschland spricht. Über Ausländer, Schwule, Juden und über seinen Opa.

Es war so unwirklich. Er wirkte so verdammt menschlich im Umgang mit seinem Kind. So, wie ich es mir nicht vorgestellt hätte.

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Plupp

Nicht kuhl, wenn du im Bus so fest einschläfst, dass du in einer Kurve aus dem Sitz fällst und dich dann benebelt auf dem Gang wieder findest. Schon lustig aber irgendwie, wenn das nicht dir, sondern dem Mann vor dir passiert.

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Herzlichst idealisiert

Die kleine Tochter der zwar leicht militanten, und gerade deshalb dennoch sehr sympathischen Veganerin musste sich heute von der kleinen Tochter des Nicht-Veganers (in diesem Fall ich) darüber aufklären lassen, wie das Fell eines Schafes bearbeitet werden muss, bevor man es als Wolle nutzen kann. Als die Geschichte beendet war sagt sie mit angewidertem Blick: „So eine fiese Tierquälerei!“. Ich sage dann, dass das Schaf da ja schon nicht mehr lebt und es deshalb ja eigentlich nicht mehr gequält werden konnte. Sie darauf: „Ja, eben! Trotzdem! Pah!“

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Muss denn soviel Mann sein?

Er steigt in die Tram, ist circa 17 Jahre alt, trägt einen total verschnittenen Igel auf dem Kopf, den man auch mit Gel nicht kaschieren könnte. Vielleicht versucht er es deshalb erst gar nicht. Außerdem hat er eine Brille im Gesicht, die ihn alles andere als Kleiden würde. Er hat diesen nervösen, wieselartigen Blick, wenn er sich unruhig in der Bahn nach einem Platz umsieht. Ich sehe nicht weiter zu ihm, ich habe das Gefühl, er könnte auch mich unruhig werden lassen.

Auf einmal steht er direkt neben mir. Er will sich setzen, was ich erst nicht bemerke, weil ich sehr konzentriert auf mein Handy sehe. Er fragt jedoch nicht, ob ich meinen Rucksack von dem Platz nehmen könnte, den er sich zum Sitzen auserkoren hat. Stattdessen macht er Anstalten, sich auf meinen Rucksack zu setzen, woraufhin ich ihn auch bemerke. Sein fragenden Blick deutet mir ein „Kann ich mich setzen?“ an, worauf ich ihm sage: Kein Problem und den Platz räume, so das er sich setzen kann. Dabei presst er seine Oberschenkel dicht aneinander, so wie das Menschen tun, die so schüchtern sind, dass sie fast schon ängstlich wirken. Im Gegenlicht der Bahnlampen kann ich, wenn ich ihn im Profil ansehe, erkennen, das ihm im Gesicht so ein zarten Pflaum zu wachsen beginnt, den man locker mit dem Handtuch abschlagen könnte, um sich das Rasieren zu sparen. Das lohnt sich noch nicht. Die leichte Akne und die fettige Haut lassen erkennen, dass er es da draußen nicht so einfach hat. Er ist nicht mit Schönheit gesegnet und sehr nervös, als er das Buch aufklappt, was er schon beim Einsteigen in der Hand hatte. Da wir schon kurz vor der Endhaltestelle sind, muss es für ihn um äußerst wichtige Dinge gehen, die er in den 3 Minuten Fahrweg noch erlesen möchte. Ich achte darauf, was er am Leib trägt, (das tue ich immer – muss so eine Macke sein), erkenne ich eine abgewetzte Velourjacke im Harrington-Stil, eine Hose, die eine Mischung aus einer Outdoor-Klamotte und einer Jogginghose sein muss mit Reflektoren an den Seiten und furchtbar unförmige Halbschuh. Ich denke mir da nichts weiter bei, soll jeder so, wie er mag… Irgendwie aber schweift mein Blick über die Seiten seines Buches und ich glaube die Abbildungen von Molotow-Cocktails zu erkennen: Holla! Beim genaueren Hinsehen stelle ich fest, das es solche nicht sind, sondern eine illsutrierte Darstellung davon, wie man am besten Bierflaschen mit den Zähnen öffnen kann: Na aber holla! Das interiessiert mich dann doch genauer. Was liest der Junge da? Als er umblättert, werden Cowboys zum Thema seiner Lektüre, Autos auch und die beste Möglichkeit Rost von denen zu entfernen. Noch eine Seite weiter geht es um kuhle Körperhaltungen von Männern und um die rechte Dosierung von Haargel. Harter Stoff, denke ich und versuche den Buchtitel zu erkennen. Als er kurz vorm Aussteigen den Buchdeckel zuklappt, kann ich es sehen: er liest: „Männer unter sich“.

Als er dann förmlich durch das Dunkel in die Nacht entflieht, denke ich: So wird das doch aber nichts mit den Frauen, junger Mann! Er kann mich nicht hören.

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Holzhammermethodik

Als das kleine Mädchen vorhin beim Spielen vom Klettergerüst fiel und bitterlich weinte, sagte die Erziehern der Kategorie Basteltante zu ihr: „Hör auf zu flennen, du kleine verwöhnte Zicke!“ Dabei sieht sie mich nach Verständnis suchend an und lächelt schamhaft, so wie ein Kind, das beim Dummheiten machen erwischt wurde. Miststück!

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We feed the world – Full Movie

Ein Film von Erwin Wagenhofer. Mein mir liebster Kollege sah das Dingen mal mit Klienten und erzählte mir davon. Jetzt hab ich es gesehen und irgendwie ist mir übel, was nicht vom Bordeaux sein kann.

(Direktfutter)

(via murdelta, der auch noch „super size me“ und „sicko“ im Angebot hat.)

Eines davon hatte ich auch schon bei Holgi gesehen, der eben gerade mal wieder nicht erreichbar ist, weshalb ich den Link schuldig bleiben muss.*
*Nein, hatte ich doch nicht.
Und doch, nur woanders.

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Wat willste?

Der Busfahrer bittet mich in seinem unfreundlichstem Ton, „hier vorne zu warten, bis alle Fahrgäste im Bus sind“. Ich bin irritiert, warte aber. Könnte ja sein, dass er mir was Nettes mitteilen möchte, woran ich nicht wirklich glaube, denn alles Nette dieser Welt dürfte ihm fremd sein. Er ist so ein knubbeliger Typ, der immer alles und jeden zusammenscheißt wegen den kleinsten Kleinigkeiten. Er genießt das kleine bisschen Macht, was ihm durch seinen Job übertragen wurde. So Kategorie Hausmeister. Mal staucht er die kleinen, russischen Zwillinge zusammen und schreit dann so Sachen wie: „…sowas macht man in Deutschland nicht, das könnt ihr da machen, wo ihr herkommt und wenn nicht: fliegt ihr raus!“ Das einem Großteil seiner Fahrgäste dann ein leises Arschloch über die Lippen geht, übersieht er geflissentlich. Er sieht immer so aus, als hätte er die ganze Nacht durchgesoffen und wäre überhaupt die ideale Besetzung für das Arschloch in einem Kinofilm. Wir hatten uns schön öfters mal in den Haaren und in trauter Regelmäßigkeit will er mir immer wieder mal auf den Sack gehen. So wie heute.
Nachdem endlich alle anderen eingestiegen sind und ich meinen Stammplatz, ganz hinten rechts, verloren gehen sehe, öffnet er sein Aktenköfferchen, holt eine Tageskarte der letzten Woche raus und zeigt mir diese. Ich weiß nicht so ganz, worauf er hinaus will, als er fragt, ob ich wüsste was das sei. Ich antworte richtiggehend: „Eine Tageskarte.“ Allerdings war das offenbar nicht das, was er hören wollte. Er dreht die Karte um und deutet auf eine von ihm handgeschriebene Notiz: „da steht: gefahren am 26.02.08“ sagt er. Ich darauf: „Ja und?“ Er wieder: „Nun komm mir mal nicht so! Die Karte ist vom 25.02.08! Gefahren bist du aber damit am 26.02.08!“ In mir grummelt es. Ich weiß weder, was der Typ von mir will, noch weiß ich, wie ich auf soviel Merkbefreiung reagieren soll. Er schiebt noch rasch und in seiner autoritären Art hinterher: „Sowas will ich in meinem Bus nicht mehr erleben, Du!“
Ich trotte nach hinten und versuche zu konstruieren, was er eigentlich wollte. Als ich sitze fällt es mir ein. Er hat am 26. ein Ticket gefunden, was ich am 25. gekauft hatte und womit ich am 25. gefahren bin. Am 26. muss es mir dann wohl aus der Tasche gefallen sein, worauf hin er es gefunden haben muss. Ich bin stinksauer. Jeden Tag zahle ich dem Verein, der ihm sein Gehalt zahlt, gute Zehn Euro, damit ich von A nach B komme und dann macht der mich hier voll, nur weil mir ein älterer Schein aus der Tasche fällt. Arschloch!
Ich bin zu müde, um nochmal nach vorne zu gehen und mache etwas anderes. Ich fühle durch mein Portemonnaie und suche nach dem ältestem Ticket, was ich dabei habe, nehme dieses raus und schreibe hinten – so wie er es auch tat – drauf: „Gefahren im Januar 07 und heute hier liegen lassen. Sowas soll vorkommen!“ Morgen sehen wir uns wieder und ich bin gespannt, was er dazu zu sagen hat.

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