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Der beste Text seit langem: „Herz:links“

Bemme, den ich schon ewig im Reader habe und der, wenn er mal was schreibt, das so macht, wie ich das früher so gerne tat, hat sich mal Gedanken darüber gemacht, wie es sein kann, das es so ist wie ist mit den Nazis, die eigentlich ja kein Problem, allerdings überall zu Hause sind.

Ich kopiere das mal großflächig, weil ich möchte, das ihr das lest. Allerdings nicht ganz, weil ich möchte, dass ihr das bei ihm tut: Herz:links. Jetzt.

Tja. Irgendwann bist du einfach hierhergefahren. Und geblieben. Zwischen Grunge-CDs und Sonnenblumen. Das war schon ziemlich die andere Seite von dem wie du selbst anders warst. Wir waren ja immer unterwegs. Berlin, Berlin und nochmals Berlin. Dazwischen gabs irgendwelche Parties hier und da. Dunkle Keller oder alte Bunker, Plattenspieler rein und los. Was hast du da für nen Aufwand mit der Deko betrieben. Das war verdammt dunkelbunt, und manchmal auch ein bisschen aufregend. Besetzte Häuser, alternative Jugendzentren, immer damit rechnend dass irgendwelche Glatzen aufkreuzen und hier ihren Krieg austragen wollten. Eine Zeit in der du lerntest wie quer diese ganze bist-du-rechts-oder-links-Scheisse lief. Landauf, landab. Und ja. Da gab es diese harmlosen, passiven Teile, so ne Mischung aus Hippies und Kirchenjugend. Viele wohlbehütet, Mutti holt euch dann wieder ab und ruft an, wenn es zu sehr regnen sollte und ihr nicht zelten wollt. Wie sie. Tja. Und dann gabs da in dieser Sippe halt auch diesen Bengel. Auf der Straße hättest du ihn wahrscheinlich gemieden oder geboxt. Nicht dass du drauf aus warst, aber wenns sein musste. Und ein paar Mal musste es sein. Das Wegrennen und auch das Zuschlagen. Jedenfalls haben sie alle schon einen im Tee und du stocherst schweigend in der Glut rum. Mindestens ein Mensch neben dir sollte das realisieren. Diese Wut ob dieser Sprüche und Witze. Und irgendwann ist es zu viel. Du hältst diese Scheisse nicht mehr aus und greifst an. Die Oma, die es doch besser wissen müsste, die Mutter – Lehrerin – die in der Schule sowas melden müsste, alle ducken sich mit Ausflüchten weg. Die besoffenen Herren der Runde sehen das als Amüsement – jetzt haben sie jemanden an dem sie sich auslassen können – das du doch erst mal was schaffen sollst, Steuergelder fürs Studieren und der ganze Quark. Und dann wird so richtig unsachlich unter die Gürtellinie gegriffen. Und alles nur um auch ja keine Diskussion zuzulassen, dass dieser Bengel ein vollkommener Neonazi ist. Das der Typ unter der Woche wenn er auf seinem LKW sitzt sich die übelste Nazimucke reinzieht, sich diesen Scheiss mit Vaterland und Ehre ins sonst so leere Hirn zieht. Und genau das passt nämlich nicht in diese Idylle. Du bist der Störfaktor – nicht diese quere Weltanschauung. Und so spuckst du irgendwann ins Feuer und verziehst dich. Allein oder zu zweit ist die da schon längst egal. Weit weg wäre jetzt am besten. Weit weg von dieser … Verwandtschaft?.

[…]

Sie waren und sie sind Schuld. An dem was sich da entwickeln konnte. Zwickau ist auch in Mecklenburg. Irgendwo in jedem Dorf. Und irgendwo in jeder Familie.

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