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Die GEMA kassiert für ein interaktives, gemeinschaftliches und offenes Kunstprojekt in München

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Wir alle wissen: die GEMA lässt ganz ungerne auch nur irgendwas aus. Und weil der letzte Fehltritt nun schon lange zurückliegt, dachte sie sich wohl, „es wäre mal wieder an der Zeit, so richtig auf die Kacke zu hauen“. Gesagt, getan, denn wenn das einer wirklich so richtig gut kann, dann ist das die GEMA. Natürlich.

Der Britte Luke Jerram hat vor geraumer Zeit sein Projekt „Play Me, I’m Yours“ in die Städte gebracht. Dafür stellt er in den selbigen mehrere Klaviere auf, auf denen ein jeder spielen kann, was er will. Ich hatte das auch hier schon mal irgendwann.

Die Menschen kommen dann völlig ungezwungen an ein irgendwo stehendes Klavier und spielen auf diesem im städtischen Raum eben das, was ihnen so in den Sinn kommt. Bisher passierte das in weltweit 35 Städten und war natürlich für fast alle Beteiligten ein durchaus schönes Erlebnis. Stehen ja auch nicht alle Tage in der Stadt mehrere Klaviere für jedermann einfach so rum. Da guckt und spielt man schon mal. Na klar.

Also dachte sich Veranstalter Andreas Wagner, wenn das überall auf der Welt funktioniert, dann könnte man das doch auch mal in München machen und meldete die Kiste an.

In München sind derzeit 14 Klaviere an unterschiedlichen Stellen aufgestellt, zum freien Klimpern oder Spielen, je nach Lust und Können. Manche Klaviere wurden von Kindern bemalt, auch Passanten und Künstler sollen sie verschönern.
Ziel der Aktion ist, Begegnung und Austausch der Städter bzw. der Stadtbesucher zu fördern: „Menschen zusammenzuführen, die sich in ihrem täglichen Umfeld sehen und doch kein Wort miteinander reden“, heißt es auf der Website der Aktion ‚Play Me, I’m Yours‘.

Ja, kann man auch erstmal machen, nur dafür will die GEMA dann erstmal um die 5.000 Euro. Für 14 in die Stadt gestellte Klaviere, die von Kinder-, Künstler und Pasanten-Hand bemalt werden und von denen grundsätzlich nicht mal klar ist, ob auch nur irgendwer auf denen auch nur irgendwas GEMA-Relevantes spielen wird. Die GEMA allerdings geht, wie ja immer, auch hier davon aus, dass dort nur Musik aus dem GEMA-Pool in die Tasten geht. Weil es neben diesem ja für die immer noch keine andere Musik zu geben scheint. Man kennt das.

Für die GEMA ist der Fall prinzipiell eindeutig, wie bei einem Anruf zu erfahren war. Es gehe um Urheberrechte, möglicherweise werden auf den Klavieren Stücke öffentlich aufgeführt, die lizenziert sind, dafür gebe es Pauschalen, die zu entrichten seien. Genauere Nachfragen, die per Mail geschickt werden sollten, wurden noch nicht beantwortet.

Besonders pikant daran ist, das die GEMA sich nach einem Schiedsspruch eigentlich mal dahingehend äußerte, dass für Musikaufführungen von Straßenmusikanten keine Aufführungstantiemen zu beanspruchen wären. Aber das hier sieht die GEMA offenbar nicht in einem solchen Rahmen stattfindend.

Das sinnbildliche Ende vom Lied ist in diesem Fall, dass die Stadt München sich nach einem Gespräch und einer Einigung mit der GEMA dazu bequemte, knapp die Hälfte der ursprünglich geforderten Kosten an die GEMA zu zahlen. Den etwaig zu erwarteten Regentagen wegen. München also zahlt in diesem Fall verbuchte Steuergelder an die GEMA, die Steuerzahler an die Stadt München zahlten. Für 14 Klaviere, die in der Stadt aufgestellt wurden.

Kann man sich nicht ausdenken, so was.

(GEMA-Troll Grafik von Rene)

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