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Die Tagesthemen in den 80ern über West-TV-Empfang in der DDR

Ich kann mich an eine Zeit erinnern, in der die Eltern immer dann, wenn es an der Haustür klingelte, sagten: „Schalt schnell um! Schallt schnell uuuuhm!“ Das waren die Momente, in denen Westfernsehen im Ostfernseher lief und diese Momente waren eigentlich immer. Ich weiß nicht genau, wann der Osten das Sehen von West-TV legalisiert hatte, aber es muss eher zum Ende der 80er gewesen sein. Bis dahin war es eben immer etwas problematisch, Sender zu gucken, die außerhalb des Programmbereiches von DDR1 und DDR2 lagen. Es hätte ja sein können, dass der Nachbar von ganz unten, oder der von direkt oben drüber – die Herren mit den Telefonen im Hausaufgang – mal eben was wollte und dann hätte es durchaus dumme Fragen und auch ein Nachspiel geben können. Man entwickelte deshalb sowas wie einen Umschalt-Reflex beim Klingeln. So Pawlow-mäßig. Dieser hielt dann auch noch bin Ende der 80er an. Zumindest im Haushalt der Eltern. Dann durfte man zwar, aber man konnte nur schwerlich, weil die Technik eben nicht für jedermann und ohne weiteres verfügbar war. Die Tagesthemen nahmen sich diesem Thema mal an, was rückblickend sinnvoll erscheint, weil die im Osten mehr Zuschauer hatte, als die ak. Durchaus amüsant, das.

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10 Kommentare

  1. jens13. Mai 2009 at 15:34

    hm, also ganz zu verkrampft ist das bei uns nicht abgelaufen. ich kann micht nicht erinnern, dass es da offizielle verbote gab?
    und wir haben alles geguggt, was zu empfangen war.

    gottseidank hab ich nicht im „tal der ahnungslosen“ gewohnt. :D

  2. Saint13. Mai 2009 at 15:46

    Mein Paps war bei „der Truppe“, was die Angelegenheit etwas verkomplizierte.

  3. dapperdan13. Mai 2009 at 17:44

    „in den genuß von westfernsehen…“ klingt in diesen tagen für mich wie blanker hohn! ;)

  4. Anna-Maria Nötzel13. Mai 2009 at 20:16

    ich fühlte mich wohl in der DDR
    hatte gute Arbeit,ausgezeichnete gesundheit
    liche Betreung,soziale Sicherheit,sehr gute
    Bildungs-und Erholungsmöglichkeiten.

  5. Saint14. Mai 2009 at 00:00

    @Anna-Maria Nötzel: Damit bist Du sicher nicht allein. Aber nur diese Punkte machen eben nicht für jeden ein erfülltes Leben aus. Arbeit haben ist eine Sache, eine Arbeit haben, die man gerne macht eine ganz andere. Vielen war diese aus verschiedenen Gründen verwehrt.

    Soziale Sicherheit bedeutet auch das abgeben von Freiheiten, auf die nicht jeder verzichten mag.

    Bildungsmöglichkeiten gab es auch nicht für jedermann, sondern primär für jene, denen man diese zugestand. Das gilt zumindest für das, was über den Bildungsstandard an der POS hinausging. Der allerdings war in der Tat nicht der Schlechteste.

    Das mit den Erholungsmöglichkeiten ist so eine Sache: manchem reicht der Harz, die Ostsee oder das Erzgebirge, die man ohne Umstände erreichen konnte. Anderen ist das zu recht zu wenig.

    Mit den anderen Dingen, die dass alles hier als nicht wichtig erscheinen lassen, will ich gar nicht erst anfangen.

  6. jens14. Mai 2009 at 11:01

    Anna-Maria Nötzel :
    ich fühlte mich wohl in der DDR
    hatte gute Arbeit,ausgezeichnete gesundheit
    liche Betreung,soziale Sicherheit,sehr gute
    Bildungs-und Erholungsmöglichkeiten.

    oha! naja, sicher eine generation vor mir. da haben ja einige diese einstellung. auch heute noch.

    ich war 23 als ich „rüber“ bin. lebe jetzt also fast genau so lange im „westen“, wie ich in der DDR verbracht habe. und ich sage „never ever!“

  7. Anna-Maria Nötzel17. Mai 2009 at 20:53

    Hallo Saint und Jens,ich danke Euch für Euren
    Kommentar und achte Eure Meinung !
    Meine Meinung stammt aus meiner Erfahrung.
    Zweiter Weltkrieg:Vater verloren und acht
    Angehörige,selbst als kleines Kind zweimal dem
    Tode entkommen,in der DDR aufgewacht und groß
    geworden,ein junger Angehöriger hat nach der Vereinigung mit dem Leben Schluß gemacht .Davon redet keiner.Wir liebten auch unser Land,das wir mit aufgebaut haben. Wir waren scheinbar alle ……….? !
    Das schmerzt !! Wir waren ehrliche und aufrichtige Bürger.Mein Herz schlug und schlägt immer für die Jugend !

  8. Saint17. Mai 2009 at 21:11

    Ich finde ja schonmal grundsätzlich super und erstaunlich, dass Du, in nicht mehr ganz so jungen Jahren, das Netz nutzt. Echt jetzt und ohne jegliche Ironie: Respekt!

    Ich bin in der DDR groß geworden, habe tolle Erinerungen an diese Zeit – keine Frage. Aber als ich 14 war, fiel die Mauer und ich kann mir für mich heute nicht vorstellen, in diesem Land das Alter erreichen zu müssen, dass ich heute habe. Ich bin ein Mensch, der die Freiheit liebt. Eine Freiheit die es hier heute kaum noch gibt, in der DDR allerdings nicht mal ansatzweise in diesem Maße. In diesem Land wäre ich in Bautzen gelandet, glaube ich. Rückblickend eine furchtbare Zeit für Freigeister, die ihr Kindesalter hinter sich gelassen haben.

    Das Schlimmste daran ist, dass viele Ex-DDRler das Gute im Blick auf diese Jahre vor das wahrlich Menschenunwürdige schieben, es ausblenden und sich somit einem verzerrtem Bild hingeben. Was ist mit denen, die aufgrund von der Äußerung des Missfallens dieses Systems jahrelang in den Knast gingen? Was ist mit jenen, die an der Mauer weggeballert wurden? Was mit jenen, die ihr Leben einfach nicht so leben konnten, wie sie es wollten? Die gehen wollten und nicht konnten. Und jene, die an das, was dieses Land „Sozialismus“ nannte nicht glauben wollte.

    Mir fallen hunderte Dinge ein, die dieses System noch schlechter dastehen lassen, als dieses, in dem wir heute leben. Und das ist schon nicht der Knaller.

  9. Arne20. Mai 2009 at 15:19

    Ich kann Saint nur zustimmen, wäre aber wohl in der Formulierung nicht so diplomatisch geblieben. Die kritische Auseinandersetzung mit der DDR hat meiner Meinung nach überhaupt nichts mit mangelndem Respekt vor den persönlichen Leistungen der Menschen vor allem der älteren DDR-Generation zu tun.

    So wie Sie, Frau Anna-Maria Nötzel, sich in der DDR wohl gefühlt haben, haben sich andere Menschen – auch ihrer Generation – eben nicht wohl gefühlt. Diese Menschen, so sie denn ihr Leben woanders gestalten wollten, wurden dafür verfolgt und bestraft. DDR-Bürger vor allem ihrer Generation und als sie noch jünger waren, bekamen mehrere Jahre Zuchthaus und anschließendes Berufsverbot sowie Aufenthaltsverbot in ihrer Heimatstadt aufgebrummt. Einfach dafür, dass sie anders leben wollten. Von den Zuständen in der U-Haft der Stasi insbesondere in der Zeit vor den KSZE-Verträgen mal ganz zu schweigen.

    So positiv die sozialen Errungenschaften in der DDR auch gewesen sein mögen – die sich die DDR so ja eigentlich gar nicht leisten konnte, sie fußten auf dem Fundament einer Diktatur. Die Schatten der Ungerechtigkeit in der DDR sind lang und unübersehbar. Bis heute.

    Ihnen, Frau Anna-Maria Nötzel, empfehle ich zum weiteren Erkenntnisgewinn noch folgende Internetseite: http://suchpool-ddr-buerger.info

  10. zagter20. Mai 2009 at 16:34

    hallo,

    ihrer argumentation kann ich folgen und im grunde auch bestätigen. so sehr man sich über das hiesige system aufregen kann … man hat im grunde immer die möglichkeit, dies zu äußern und wird dafür nicht bestraft.

    ##

    richtig ist, dass die ddr über ihre verhältnisse gelebt hat. wenn man sich aber die auslandsschulden der ddr anguckt (interne gibts ja nicht, da planwirtschaft) sieht man, dass die relativ niedrig waren. allein der bankenrettungsschirm verschlingt mehr als alle ddr-auslandsschulden. von den zig_billionen, die die brd hat, mal ganz zu schweigen. scheint also systemunentscheidend zu sein, ob man über seine verhältnisse lebt oder nicht.

    im u-knast der stasi war ich gewesen. ziemlich schlimm, keine frage. die heutigen foltermethoden des westens sind aber ähnlich drastisch.

    wie man sieht, vergleiche ich die ddr mit der brd (bzw. dem westen im allg.) das liegt daran, dass mich massiv stört, wie auf der einen seite immer wieder der finger (zurecht!) auf die ddr gezeigt wird, es aber keine wirkliche auseinandersetzung in den leitmedien etc. über das hiesige system gibt:

    -folter
    -völkerrechtswidrige kriege
    -politisch gewollte armut
    -zweiklassensystem in vielen bereichen

    denn so entsteht eben der eindruck einer siegermentalität, die aber völlig falsch am platz ist und zu fehlern führt.

    eine geschichtliche aufarbeitung ist nur dann sinnvoll, wenn ergbnisse dessen auch in die eigene gesellschaft einfliessen & das sehe ich leider nicht.

    :)

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