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Die Gebrüder Teichmann antworten auf die GEMA-Mail von gestern

Hannes Teichmann, seines Zeichens einer der Gebrüder Teichmann, die als DJ- sowie als Produzentteam bekannt sein dürften, hat die gestrige Mail, die die GEMA an 33.000 Mitglieder verschickte, beantwortet. Er tut das aus der Sicht von einem, der sowohl GEMA-Mitglied als auch Profitierender einer funktionieren Club-Kultur ist. Auf diese greifen auch seine hier vorgebrachten Argumente.

Liebe Frau …,

leider kann ich mich Ihren Argumenten nicht anschliessen.
Ja, ich bin selber Urheber, fühle mich aber in vielen Punkten von der Gema eher schlecht vertreten.

Meine Haupteinnahmen sind Gagen aus Live-Auftritten und DJ-Auftritten in Clubs, von denen viele weit über
10 Stunden geöffnet sind. Soweit ich informiert bin, sollen solche Clubs ja für die lange Öffnungszeit nochmal extra bezahlen. Die Clubs in denen ich auftrete sind meist anspruchsvolle Clubs, die grossen Wert auf die Atmosphäre und die Qualität der Musik legen. Oft kommt es deshalb vor, dass neben hohen Gagen für die DJs extra Gagen für Licht, Video und Deko gezahlt wird. Meist werden die Veranstaltungen von externen Veranstaltern durchgeführt, die dafür an den Türeinnahmen beteiligt werden. Von der Tür werden aber erstmal 19 Prozent MwSt. abgezogen, und das obwohl doch die Musik im Vordergrund steht, es sich also bei den DJs und Live-Acts um Künstler im klassischen Sinne handelt, so dass eigentlich 7% MwSt. gerechtfertigt wären.

All diese Punkte alleine stehen für mich schon in einem krassen Gegensatz zu Ihren Argumenten. Der wichtigste Punkt ist für mich in diesem Bereich der Club-Musik allerdings folgender: Da die Auflagen der gespielten Tonträger oft weit unter 1000 Stück liegen, bekommen die Künstler (die ja oft selbst als DJs oder Live-Acts auftreten) von der in den – nennen wir sie – anspruchsvollen Elektro-Clubs gespielten Musik nur einen Bruchteil der gezahlten Gema-Gebühren. Auch werden diese kleinen Auflagen, oft noch auf Vinyl, nicht von den automatischen Erfassungs-Systemen erkannt (diese sind allerdings in solchen Clubs meist eh nicht installiert).

Hier beisst sich nun also die Katze in den Schwanz: Die Künstler verdienen Ihr Geld hauptsächlich über die relativ hohen Gagen für Auftritte, da Sie bei der Tantiemen-Verteilung als Urheber ja leider nicht berücksichtig werden. Wenn diese Clubs nun wesentlich mehr Gema-Gebühren bezahlen sollen, geht dieses Geld doch leider nicht an die entsprechenden Künstler, deren Musik in diesen Clubs gespielt wird. Die niedrigeren Gewinne der Clubs werden sich aber sicherlich auf die Künstler-Gagen niederschlagen.

Es wäre toll, wenn bei all dem Gerangel auch mal dieser Punkt berücksichtig würde. In diesem Bereich gibt es nämlich sehr viel zu tun, damit sich auch die kleinen Mitglieder der Gema gerecht behandelt fühlen.

In meinen Augen kann es keine Gleichstellung von anspruchsvollen Musik-Clubs und Diskotheken im klassischen Sinne geben.

Mit besten Grüssen aus Berlin,

H. Teichmann

Schön wäre, wenn die GEMA darauf antworten würde.

Bei Sn Cn, einem weiteren GEMA-Mitglied, welches sich auf Facebook an den Account GEMAdialog bezüglich der gestrigen Mail wandte, gab es von Seiten der GEMA eine Watschn zurück.

Es wird immer deutlicher, dass es bei der Diskussion um die GEMA lange nicht mehr nur um die Tarifreform geht, sondern um das Konstrukt als ganzes und um den hanebüchenen Verteilungsschlüssel der GEMA, die auf vielen Seiten für Unzufriedenheit sorgt.

6 Kommentare

  1. r0byn4. September 2012 at 17:39

    eine wirklich gute antwort. ich waehle teichmann

  2. fenster5. September 2012 at 15:36

    schöne antwort, nur die 19% stimmen so nicht, es sind zumeist die 7%. allerdings kommen die 19% dann bei der einmietung,sprich der miete drauf (wenn sie gezahlt wird).

  3. frank5. September 2012 at 23:06

    wenn er eh nix durch die gema verdient, wieso dann nicht austreten und die einnahmen durch ihn wegfallen lassen?
    müssten doch nur genug machen, so dass die gema wegen mitgliederschwund in der bedeutungslosigkeit verschwindet, oder ihr modell dann ändert, weil wirklich druck aufgebaut wird. solche briefchen und nen bissi getwittere sind doch alles papiertiger.
    ok, hab gut reden, da ich kein künstler bin, aber so wie er es schildert, isses doch ladde für ihn
    noch skuriler erschien mir da der offene brief vom väth ^^

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