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Graben – retten – teilen: Das WDR-Projekt Digit – Archiv des analogen Alltags

Klasse Projekt-Idee, die das WDR da hatte und jetzt auch ganz wunderbar umsetzt: Digit.

Ihr kennt das: beim Stöbern in den hinteren Ecken der Schränke, im Keller oder in der Garage fallen euch die alten Fotos und Videoaufnahmen von damals in die Hände. Ihr nehmt euch kurz Zeit, setzt euch hin, blättert darin herum und schwelgt in vielen Erinnerungen. Schön war das damals alles und man sieht nicht nur den Bildern an, dass sie etwas in die Jahre gekommen sind. Dann stellt ihr sie wieder weg und ein paar Jahre später findet ihr sie wieder eher zufällig. Das selbe Spiel.

Der WDR hat mit Digit ein Projekt und eine Seite an den Start gebracht, auf die jeder derartige Erinnerungen hochladen und teilen kann. Somit ergibt sich ein vielleicht riesiger privat gesammelter Fundus an analog gemachten Fotos und Filmen. Und wer seine Erinnerungen schon immer mal in Kontext gebundener Umgebung wissen wollte, bitte schön.

Der erste Urlaub ohne Eltern, als dem Käfer am Brenner der Kühler platzte. Die Beatles bei der Autogrammstunde vor dem Circus Krone. Die Siegerehrung der Bundesjugendspiele 1989 an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel. Und, nicht zu vergessen: Als der DJ beim Hochzeitstanz von Dieter und Ulrike aus Versehen AC/DC statt Johann Strauß spielte. Das alles und noch viel mehr ist dir, deinen Eltern oder Großeltern passiert und wurde oft auch dokumentiert. Auf Fotos, auf Filmen, auf Dias. Aber leider verstauben die Aufnahmen allzu oft einfach nur auf dem Dachboden, liegen achtlos in der Ecke und ungesehen im Schrank. All diese Schätze, sie sind nur einem äußerst kleinen Kreis zugänglich – wenn überhaupt. Dazu kommt: deine analogen Aufnahmen haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Fotos vergilben und verknicken, Dias und Super-8-Filme können nicht mehr angesehen werden, weil der Projektor schon seit Jahren kaputt ist und es keine Ersatzteile mehr gibt. Selbst der Videorecorder stirbt langsam, aber sicher aus. Dein privates Archiv der prä-digitalen Zeit droht zu verschwinden und in Vergessenheit zu geraten.

Digit soll verhindern, dass diese Bilder und Erinnerungen in Vergessenheit geraten. Digit soll helfen, analoges Material in unser Digitalzeitalter hinüberzuretten. Digit steht dabei für digital, ist aber gleichzeitig eine Aufforderung: „Dig it“ heißt im Englischen „Grab es aus“. Daraus abgeleitet nennen wir die aktiven Nutzer, die Digit mit Bildern und Videos füllen, „Digger“. Wie Schatzgräber sollen sie sichten und sortieren. Du kannst entscheiden, welches analoge Foto- und Film-Material aus deiner Sicht erhaltenswert ist. Und du selbst kannst es über einen Upload bei Digit der Allgemeinheit zugänglich machen. Natürlich kann Digit auch von all denjenigen genutzt werden, die selbst kein Material zur Verfügung stellen können oder wollen. Eine komfortable Suche animiert zum digitalen Stöbern, eine intelligente Verschlagwortung macht es möglich, Kontextinformationen mit dem Bildinhalt zu verknüpfen. Wer will, kann sich stundenlang durch redaktionell ausgewählte Bilderstreams klicken, kann das Material anderer User bewerten oder mit seinem Kommentar unter einem Foto fehlende Infos ergänzen.

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