Zum Inhalt springen

Is warm,wa?

Wie schlimm muss es sein, wenn Menschen zwanghaft das Gefühl haben, sich einem modischem Diktat zu unterwerfen und sich nach diesem auch anziehen, ganz egal wie warm es ist. Ich meine, heute sind 30 °C. Im Schatten! Einige junge Frauen scheinen das hier im Umland heute morgen noch nicht erwartet zu haben und zwängen sich auch bei dieser Temperatur in ihre womöglich einzige Röhrenjeans. Wenn es ganz schlimm kommt, in eine schwarze. Darüber tragen sie dann eine langärmelige Jacke, auf der in grossen Lettern eine Marke steht, die mir unbekannt ist. Gut, könnte man meinen, die werden sie ja spättestens Mittags dann ablegen. Nein, dass tuen sie nicht. Sie krempeln nur die Arme hoch. Die Marke soll ja schon noch zu sehen sein. Dann sitzen sie im Bus, der locker nochmal 8 °C mehr hat und tupfen sich mit dem Taschentuch die Schweißperlen von der Stirn. Aber okay, sie sehen noch gut aus, denken sie zumindest. Das aber ein gequälter Gesichtsausdruck nicht zum Gutausehen taugt, hatte ihnen offenbar vorher niemand gesagt. Sie sehen aus wie ein Häufchen Unglück und könnten einem fast schon leid tun, wenn sie nur nicht zu blöd wären, dass Wetter einfach so zu ignorieren, um sich dem Diktat zu unterwerfen. Mag sein, dass es die einzige Hose ist, – die in ihre Definition von aktuellem Style passt – für die die letzte Ration Taschengeld, der letzte Azubi-Lohn oder das letzte BAföG gereicht hat und sie die nun genau deshalb immer tragen, weil die vom letzten Jahr nicht mehr so kuhl sind. Und man will ja auch im Umland einen Hauch von urbanem Flair versprühen, denken sie vielleicht und vergessen dabei, dass genau das darauf hinweisen könnte, dass sie ja eigentlich vom Dorf kommen. Nicht das da nun alle so rumlaufen würden, gequält, verschwitzt, mitunter riechend und immer über die Hitze meckernd. Im Gegenteil, so gibt es genügend Menschen, die sich auch nach Wettersituation anziehen und nicht immer schlecht dabei aussehen. Nur tragen sie dann eben die Hose aus dem letzten Jahr nochmal, oder die aus dem Sommer 02, oder so. Die Sachen die man trägt sehen immer nur so aus, wie der Mensch der in ihnen steckt diese präsentiert. Und ein Lächeln ist mir doch allemal lieber, als so eine verkrampfte Bratze, die sich richtig einen abschwitzt, um die Kronen auf ihren Arschtaschen durch die Welt zu wiegen, nur um damit zu zeigen: „Seht her! Das was die in Mitte können, kann ich schon lange.“ Ich gebe zu, dass einige in Mitte auch in der Lage, sind 45 °C und das Modediktat zu vereinen. Aber das will gelernt sein. Das lernt man nunmal nicht im Stall.

2 Kommentare

  1. pEtEr8. Juni 2007 at 16:07

    Yeah, Nagel auf den Kopf getroffen :D

  2. Feel The Heat « Wechselwirkungen10. Juni 2007 at 13:37

    […] Feel The Heat 10Jun07 Besser hätte ich es auch nicht formulieren können, was Kraftfuttermischwerk über das Verhalten mancher Damen zum aktuellen Wetter zu sagen hat. Manchen Frauen ist es wichtiger gut (??) auszusehen und schlechte Stimmung zu haben als sich angemessen (wie auch immer) zu kleiden und Gute-Laune-versprühend durch die Gegend zu ziehen. Mir fällt dieses Phänomen dann doch mehr bei den Hip Hoppern auf, die um zu zeigen dass sie nichts ins Schwitzen bringt, auch bei 30° mit Jacke rumrennen. So what… Lustig geschrieben geht es hier zum Leseerlebnis. Filed under: Kultur   |   […]

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert