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Klasse singt als „letztes Lied“ zum Schulabschluss einen Song eines neonazistischen Liedermachers

Leider gibt dieses Video keinerlei näheren Informationen her. Auf jeden Fall aber zeigt es den Auftritt einiger junger Menschen, die an einen Abend ihren Schulabschluss feiern. Als letztes Lied stimmen sie unter Begleitung der Schulband das Lied „Verlorene Träume“ des eindeutig neonazistischen Liedermachers Marco Laszcz alias Sleipnir an. Die Nummer geht in die Richtung Weichspül-Onkelz-Balade und ist nicht sonderlich anrüchig. Andere Nummern von Laszcz und seiner Band allerdings sind es dafür um so mehr. Auch die NPD hat davon für ihre Schulhof CDs schon Gebrauch gemacht.

Wikipedia weiß:

Am Anfang waren die Texte vor allem eine Mischung von rassistischen Elementen in Verbindung mit sozialen Problemlagen und einem unterschiedlich starken Bezug auf den Nationalsozialismus. Seit 2000 beziehen sich Slepnir textlich zu einem großen Teil auf die nordischen Mythologie. Weitere wiederkehrende Themen sind Freundschaft, Treue und ein Bezug zur rechtsextremen Skinhead-Szene. Nachdem zunächst Balladen im Liedermacherstil veröffentlicht wurden, spielt die Band heute eher schnelle Rockmusik mit einem „eingängigen Sound“ und klar verständlichem Gesang. Die Band wurde in der Rechtsrock-Szene durch ihre Konzertaktivitäten national und international bekannt. Insbesondere „Rebellion“, ihr Lied für die Schulhof-CD der NPD, wurde eines der bekanntesten Lieder in der Szene.
Sleipnir pflegt Kontakte zu Vertretern des in Deutschland verbotenen rechtsextremen Netzwerks Blood and Honour, zu militanten neonazistischen Gruppen der Freien Kameradschaften. Sie trat mehrfach auf Veranstaltungen der NPD, unter anderem auf dem Fest der Völker, auf.

Wo genau dieses Video aufgenommen wurde, wird nicht deutlich, aber alleine die Tatsache, dass man in der Stadthalle in Kirchberg (Hunsrück) die Lieder von Sleipnir unter den Augen und Ohren von Eltern und Lehrern intonieren darf finde zumindest ich als äußerst krass. Interessant auch, dass Lehrer offensichtlich davon wussten und aus Protest den Saal verliesen, wie der Youtube-Kommentar eines Anwesenden verrät: „die Lehrer wussten das teilweise… Viele sind einfach rausgegangen als wir angefangen haben zu singen…“

Das Bundesamt für Verfassungsschutz schätzt Sleipnir als rechtsextremistische Band ein, ihr Liedgut wird auf einer Schulabschlussveranstaltung in Deutschland gesungen.

Update: Hans hat die etwaigen Schulleiter um eine Stellungnahme gebeten.


(Direktlink, via Hagen)

31 Kommentare

  1. milch25. Juli 2012 at 13:56

    Wer mit Schulhof CDs groß wird kann beim Abi schon selber singen. Aus Kirchberg kommen eben die Blitzgescheiten

  2. istauchegal25. Juli 2012 at 14:15

    Ein Abiturjahrgang des Gymnasiums das ich besuchte (NRW) wollte auch bei einem „Rockkonzert“ unserer Schule das Lied „Alkoholiker“ von Sleipnir spielen, tat dies nur auf meine „Intervention“ hin nicht („Wir spielen das Lied jetzt nur nicht, weil du dich sonst so aufregen würdest, in dem Lied selbst kommt doch gar kein rechtes Gedankentum vor usw.“).

    Also kein einzelnes Phänomen, vielen scheint einfach scheißegal zu sein, was der Background des Künstlers ist, wenn ihnen das Lied selbst gefällt.

  3. Ventus25. Juli 2012 at 15:47

    Dann auch kein Wagner hören?

  4. Klaus25. Juli 2012 at 16:26

    @istauchegal
    Wagner ist hier jetzt aber nicht das Thema – es sei denn, du willst deinen Relativier-Kram hier noch weiter ausleben.

  5. Christian25. Juli 2012 at 17:00

    Hmm, die Öffentlichkeit und Ihre Probleme. Es müßte mal jemand losgehen und die Schüler nach Ihren Motiven, Beweggründen für die Wahl dieses Liedes oder des Schreibers befragen. Ansonsten bleibt die Situation nur sehr abstrakt.

  6. lolita25. Juli 2012 at 20:35

    ventus, geh pupen!

  7. istauchegal25. Juli 2012 at 20:40

    @Klaus

    @Klaus
    äääääh…
    bist du sicher, dass du mich und nicht den User „Ventus“ meinst?

    Wo genau relativiere ich?

  8. Ventus26. Juli 2012 at 01:13

    Entschuldigung @Ronny, aber seit den Plastikfahnenkommentaren ist mir manchmal das Publikum, was dieses Blog anzieht sehr suspekt. Zum Glück gehts hier nicht häufig um Politik. War für mich als eine Art Provokation zur Diskussion gedacht. Vielleicht bin ich auch hier viel zu pragmatisch.

    Wenn jemand etwas persönlich hört, sei es dieses Lied oder von mir aus die Onkelz ist ok. Hier haben die Abiturienten ein bisschen Feingefühl vermissen lassen. Man muss halt immer wissen, was man wo, vor wem und wann macht. Statt hier Wutbürgertum raushängen zu lassen, wäre der Ansatz von @Christian produktiver. Leider würde er andererseits nicht soviel Aufmerksamkeit für das Thema und dessen Sensibilisierung bieten.

    So konnte ich bei den Fahnenkommentare mir jedes mal die Haare ausreißen, wenn einer Deutschland verrecke oder hängt die Fahnenabknicker von sich gibt. Persönlich teile ich absolut deine Ausrichtung zu „Patriotismus“ in einem späteren Blogpost nicht. Aber es gibt immer Positionen mit denen jeder ohne Probleme leben kann. Solange sich auf der einen Seite jemand als Weltbürger definiert oder sich in dieser Frage eine biedermeierische (existiert das Wort) Attitüde zulegt und nicht destruktiv seinen indirekt einen Lebensraum und Umfeld zerstört ist das in Ordnung. Wenn sich auf der anderen Seite jemand durch „Patriotismus“ für im kleinen _ein_ Europa einsetzt ohne sich zu überheben ist das meiner Meinung auch akzeptabel.

    Das einzige was mir in dieser Richtung Angst macht ist dieser Artikel: http://www.sueddeutsche.de/kultur/studie-zur-fussballweltmeisterschaft-fussballtaumel-und-fremdenfeindlichkeit-1.893255

    Es ist nur zuträglich, wenn man sein eigenes Verhalten reflektiert und weite Blickwinkel dazu benützt. So gibt es in der Medienlandschaft am rechten Rand die Junge Freiheit und auf dem linken Rand die Taz, die ich beide noch als reichlich staatstragende, demokratiefördernde Erzeugnisse halte. Und bei beiden kann ich mir öfters über Artikel den Kopf schütteln, doch so kann man sich ziemlich aus seiner meinungsbestätigenden und pöbelnden Wohlfühlblase ein bisschen befreien.

    Ich weiß, dass ich mich durch einen längeren Kommentar angreifbar mache, aber ich bin müde und begebe mich jetzt in’s Bett.

  9. Peter Ratufal26. Juli 2012 at 03:01

    Und um das Ganze mal bildungspolitisch einzuordnen. Der öffentliche Aufschrei als 2004 bekannt wurde, dass die Naziszene ganz gezielt mit so genannten Schulhof-CDs versucht die Schüler und Schülerinnen zu beeinflussen, war enorm.

    Und wer jetzt mal genau hinguckt, wird feststellen das bei den Schulhof-CDs der NPD, egal ob die Ausgabe von 2004, die 2005 oder die von 2006, jedes Mal, immer mindestens einmal die Naziband „Sleipnir“ mit dabei war.
    Wenn ein Lehrer bis heute noch behauptet er wüsste nicht was Sleipnir ist, dann hat er seinen Job einfach mal nicht erfüllt. Es gibt Broschüren und Bildungsangebote noch und nöcher zu dem Thema. Diese Leute dort in Kirchberg sind einfach mal eiskalt der NPD auf den Leim gegangen und das ganz bewußt, in dem sie da die Band von den Schulhof-CDs einfach mal zum Ideengeber für den Abschlussball machen. Bravo.

  10. bobbi26. Juli 2012 at 08:52

    ‚->‘ = ‚führt zu‘

    Patriotismus -> Nationalismus -> Chauvinismus -> Konflikt

    Egal wie man es dreht, es führt immer nach unten. Wer da wieder mit dieser unsäglichen Relativierungs-|{4(k3 anfängt, möge sich bitte mal (ist grad schönes Wetter und klar) nachts den Sternenhimmel anschauen und dabei ein bisschen über Wichtiges und Unwichtiges und über Größenverhältnisse nachdenken.

  11. roi26. Juli 2012 at 09:27

    @ christian
    mach du mal. ich halte es da seit jahren mit wiglaf droste:

    „Alle Welt sucht das Gespräch mit Rechtsradikalen.
    Warum? Haben sie einem etwas zu sagen? Ist nicht hinlänglich bekannt, was sie denken, fordern und propagieren? [..]
    Muß man an jeder Mülltonne schnuppern? Niemand wählt Nazis oder wird einer, weil er sich über deren Ziele täuscht, – das Gegenteil ist der Fall; Nazis sind Nazis, weil sie welche sein wollen.“

  12. Anus26. Juli 2012 at 10:20

    So, Video ist weg. Da habt ihr euch mal wieder umsonst aufgeregt.

  13. Hans26. Juli 2012 at 11:48

    Das Video ist noch über ProxTube etc. erreichbar. Ist nur für Deutschland gesperrt worden.

  14. Christian26. Juli 2012 at 14:03

    @roi Die die das Lied dabieten machen auf den ersten Blick auf mich keinen rechtsradikalen Eindruck. Ich frage mich halt nur: haben die nur den Song gewählt oder eben das ganze Programm dahinter? Und ganz egoistisch würde ich da kein Gespräch im Sinne eines Dialogs suchen, viel eher würde mich die Begründung interessieren. Eventuell würde sich herausstellen, dass das Ganze aus einer gewissen Ahnungslosigkeit resultiert. Und das Nazis Nazis sind weil Sie welche sein wollen – nun ja, Allgemeinplätze in der Feindbildwahl bringen auf Dauer nach meiner Erkenntnis nichts.

  15. […] (via ronny) Tweet var addthis_config = { "data_track_clickback":true; "services_compact":'studiVZ,meinVZ,Google'; }; | More Das könnte Dir auch gefallen:Zum Thema Kommentare löschen K♥tzbröckchen feat. Adventure Time, Nazis,… Happy Dönerstag Nicht nur Nazis… Von: Daniel • Tags: Abschlussfeier• Chor• Nazis• Rechtsrock• Schule 26 Jul 2012 Dein Kommentar: […]

  16. Marcus E. henry26. Juli 2012 at 18:39

    Ich wage mal zu behaupten das ungefähr 99% der Jugendlichen überhaupt keine Ahnung haben was sie da singen bzw aus welcher Ecke das ganze kommt. Stellt sich mir eher die Frage wie es soweit kommen konnte: War es einfach Unwissenheit ? Wurde einfach mal im Netz nach einem passenden Text für den Anlass gesucht und ohne nachzuschauen woher er kommt ins Programm aufgenommen ? Oder wurde hier von einem ganz bewußt dahin gesteuert um so rechtes Gedankengut Salonfähig zu machen ?
    Wie es ausgeht steht im Grunde schon fest. Entweder behaupten alle sie wußten von nix & stellen sich dumm (= keiner will es gewesen sein) oder aber es wird behauptet das ja gerade dieser Text nicht verboten sei – eine Argumentation die ich persönlich schon seit Jahren aus der Onkelz Fanecke hören darf.

  17. Ronny26. Juli 2012 at 20:43

    @Marcus E. henry
    Ich habe gestern darüber nachgedacht, ob man sich denn darüber informieren müsste, welches Gesanggut man da vor trägt, hinter dem man in dem Moment ja auch irgendwie steht. Ich kam zu dem Entschluss: Nein, muss man nicht. Aber man muss sich dann im Nachhinein gefallen lassen, wenn einem so eine Nummer komplett um die Ohren fliegt, was sie ja gerade – ganz zu Recht – tut. Und so unklar kann das einigen ja nicht gewesen sein, wenn sogar Teile der Lehrerschaft in dem Moment den Saal verlassen haben.

  18. maybeadayoff26. Juli 2012 at 21:26

    Ventus, das mag ja alles sein (obwohl ich nur nicht ganz verstehe, warum du dich als Patriotismus-Versteher bezeichnest, auf der andern Seite aber einen Link lieferst, der diesen wissenschaftlich fundiert als „gefährlichen Unsinn“ identifiziert), der besorgniserregende Punkt ist, dass du unter diesem Blogeintrag, der nunmal darauf hinweist, dass nen Schulchor einen Fascho-Song intoniert hat, nen sarkastischen Kommentar raushaust. Damit wirkt deine Haltung zu dem Vorfall apologetisch und nicht nur „das Publikum“, sondern der ganze Blog hier dürfte wirklich nicht das richtige für dich sein.

  19. Stefan27. Juli 2012 at 00:56

    Und das mögliche Ende vom Lied? Dass Schüler alle Liedtexte/Melodien, die bei Abschlussfeiern gespielt werden sollen, vorher genehmigen lassen müssen. Wohlgemerkt: Es geht bei dem kritisierten Lied an keiner Stelle um den Text. Ich finde die Band auch abscheulich. Aber diese Debatte dennoch völlig überzogen.

  20. Marcus E. henry27. Juli 2012 at 06:06

    @Ronny
    Laut SpOn hat keiner der Lehrer den Saal verlassen und die Schüler haben den Ablauf der Feier selber gestaltet. Entweder war dies nun ein ziemlich schlechter Scherz von einem bzw einer Gruppe Jugendlicher oder aber es ist unter dieser Gruppe der Politisch Rechts steht und dies bewußt reingebaut hat.
    Hier der link zum Bericht (falls ihn einer noch nicht kennt): http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/kirchberg-schueler-singen-sleipnir-rechtsrock-bei-abschlussfeier-a-846552.html

  21. Ventus27. Juli 2012 at 13:24

    @maybeadayoff

    Ist ziemlich OT zum Artikel.
    Ich steh da mit mir selbst in einem starken inneren Konflikt und habe da im Affekt gepöbelt. Ich denke Patriotismus ist zum Großteil einfach nur ein emotionales Ding. Die Identifikation ist mir persönlich ziemlich wichtig. Vielleicht bin ich auch nur durch meinen ehemaligen Geschichtsunterricht verklärt und habe gerade Angst, dass Siebenpfeiffers Traum vom „conföderierte republikanische Europa“ womöglicherweise Rückschritte macht. Ich habe auch selbst so eine starke negativ besetzte Konnotation bei Patriotismus und will mir eigentlich nur wegen ein paar Flachpfeifen so etwas zerstören lassen.

  22. Loikaemie17. März 2013 at 17:10

    kanns sein, dass manche hier ziemlih blöd sind?

    ihr regt euch auf weil hier ein niecht national-
    sozialistisches lied gespielt wird weil es von einem nationalsozialistischem liedermacher stammt. Es gibt wirklich schlimmeres, z.B. wenn die kirche kinder vergewaltigt, wenn neonazis irgendwelche ausländer zusammenschlagen. aber ich vermute ihr habt nur angst davor dass die euch mal was tun und wenn so ne schulklasse sowas macht kann man schön nochmal nachtreten IMMER AUF DIE KLEINEREN nicht war?
    achja @ronny was sollte die Onkelz anspielung? mal wieder schlecht recherchiert oder was?

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