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Kompost-Toiletten auf Festivals: „Festivalklo zu Heimscheißer-Konditionen“

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(Foto: Goldeimer)

Jeder, der im Sommer auf Festivals unterwegs ist kennt die bis zum Anschlag vollgeschissenen Dixi-Klos. Die hier grobe Sprachwahl wird genau diesem Umstand auch völlig gerecht: vollgeschissen.

Viele Festivals haben sich in den letzten Jahren genau diesem Problem angenommen und lassen ihre Dixies mittlerweile dreimal täglich leeren und saubermachen. Dazu kommen die mitunter so genannten „Luxus-Varianten“, die nach jedem (Stuhl)Gang gereinigt werden. Das kostet dann aber auch extra. Die Fusion fing damit vor Jahren schon an und nannte diese Klos dann „WC-Royal“, was auf dem Gelände ein gänzlich neues Verb gebar. Viele gingen dann dort nicht aufs Klo, sie gingen „royalen“.

Allerdings änderte das nur wenig an der grundsätzlich miesen Toiletten-Situation auf Festivals im Allgemeinen. Ab einer bestimmten Größe sind die Klos eben nach ein paar Stunden fast immer unbenutzbar.

Genau dieser Sache haben sich die Macher von Goldeimer angenommen und Festivalklos entwickelt, die den ganzen Scheiß zu Humus umwandeln. Das ist nicht umsonst, gepflegt aufs Klo gehen kostet dann zwei Euro, bringt aber auch was.

Das Prinzip basiert auf einem simplen Grundgedanken: Der Mensch soll der Erde zurückgeben, was er von ihr genommen hat. „Bis zu 24 Milliarden Tonnen Humus gehen jährlich durch Bodenerosion und falsche Landbewirtschaftung verloren“, erklären die Klokonstrukteure. Die konventionelle Wassertoilette sei daran mitschuldig: Menschliche Ausscheidungen enthalten wichtige Nährstoffe, die jedoch mit Kläranlagen entsorgt werden.

Die Kompost-Toilette hingegen verwandelt den Kot in eineinhalb Jahren zu kostbarem Humus. Dabei spült man sein Geschäft nicht mit Wasser, sondern deckt es mit Sägespänen und Pflanzenkohle zu und lässt das Ganze mit effektiven Mikroorganismen reagieren.

[…]

Der Clou: es entstehen keine Gerüche. Doch was passiert mit Drogen und Medikamenten im Kompost, die gerade auf Festivals häufig konsumiert werden? „Wir können nicht ändern, was die Leute zu sich nehmen“, sagt Malte Schremmer.
Mit den Kompost-Klos soll der Toilettengang zudem unterhaltsamer werden: Die fahrbaren Toiletten sind mit Magazinen und Musik ausgestattet, die Wände zieren Graffities. „Wir haben ein Festivalklo zu Heimscheißer-Konditionen entwickelt“, sagen die Gründer.
(taz)

Die Grundpfeiler der Idee lassen sich unter vier Punkten zusammenfassen:

  • Bedürfnisorientiert
  • Nachhaltig
  • Sozial
  • Unterhaltsam

Außerdem gehen alle finanzielle Überschüsse an Viva Con Agua. Tolle Sache, wie ich finde. Ich hoffe, die im nächsten Sommer auf noch mehr Festivals vertreten zu wissen. In diesem Jahr waren es wohl um die 15.

Wir betreiben mobile Kompost-Toiletten als Alternative zu konventionellen Sanitärsystemen auf Großveranstaltungen. Der Aufenthalt einer Toilette geht bei Goldeimer über die reine Funktionalität hinaus: Komfort und Wohlfühlatmosphäre stehen bei uns im Mittelpunkt. Wir schließen Stoffkreisläufe und kompostieren die gesammelte Biomasse zu einem fruchtbaren Humussubstrat. Durch ein umfassendes Infotainment-Programm rücken wir eines der wichtigsten gesundheitlichen und ökologischen Themen des 21.Jahrhundert in den gesellschaftlichen Mittelpunkt. All unseere Gewinne fließen in die Finanzierung von Wasser- und Sanitärprojekten von Viva con Agua und der Welthungerhilfe.

(via taz)

10 Kommentare

  1. Tom7. September 2014 at 22:47

    Gabs dieses Jahr von einer anderen Firma schon auf dem WildeMöhreFestival, auch ohne, dass man zwei Euro bezahlen musste. Stattdessen wurden dort einfache sämtliche „Normalodixies“ abgeschafft und deren Gestank abgeschafft. :P

    http://www.ecotoiletten.de

  2. huch8. September 2014 at 00:44

    Was die Leute auf der Fusion da so reinstrullen würde ich mir lieber nicht auf den Acker kippen!

  3. Oderik8. September 2014 at 07:06

    Auf der Fusion gibt’s ab diesem Jahr fest installierte Kompost-Toiletten. Gekackt wird zum Royal-Preis, den man z.B. an der „Klomune 1“ entrichtet.

  4. Peter8. September 2014 at 08:39

    Klärschlamm wird in den meisten deutschen Bundesländern auch heute (noch) von Bauern auf ihre Felder aufgetragen. Es ist aber generell die Frage, ob das bezüglich der schadstoffanfeicherung so wünschenswert ist. Besser wäre eine phosphorrückgewinnung aus dem Klärschlamm.

  5. Bronko8. September 2014 at 15:03

    Ich sag nur: Boom Festival. Da gabs die überall. Unabhängig davon: nach 3 Tagen fangen die Dinger auch ordentlich an zu muffen. Zwar nicht, wenn man drin sitzt, aber näher als 10m willst Du nicht stehen…Ist natürlich blöd, wenn’s ne Schlange gibt.

  6. embeck9. September 2014 at 12:23

    > Bis zu 24 Milliarden Tonnen Humus gehen jährlich durch
    > Bodenerosion und falsche Landbewirtschaftung verloren

    Materie verschwindet einfach so? Ruft mal schnell an, vielleicht kann man die strahlenden Reste aus den Kernkraftwerken genau so entsorgen. m(

  7. Belial10. September 2014 at 13:14

    Ich wünschte sowas geb es aufm Party.San >.>
    Bei der Auswahl zwischen Dixi und Sanitäranlagen mit ca. 2h Wartezeit, wo der arme Kerle der für die Reinigung nur 4€/h bekommt (und nen Euro von mir als Trinkgeld bei dem beschissenen Job) wäre sowas echt gut ^^
    Vorallem weil das Wasserrückhaltebecken, das leidenschaftlich von besoffenen Metalheads als Kloersatz genutzt wird, dann auch eine Entlastung hätte :D

  8. Thomas20. Februar 2015 at 14:06

    Komposttoiletten gibt es schon ewig. Wir selbst bieten sie weltweit schon seit 1997 an.

    Modelle, die separieren und mit Entlüftung arbeiten, müssen nicht riechen.

    Drogen & Co., die auch erst einmal einen Moment benötigen, wenn sie den Körper tatsächlich nachweisbar verlassen sollten, fallen alternativ in unseren Kläranlagen an und kommen somit direkt auf die Felder – also kein Gegenargument!

    Auch in Deutschland macht Wassersparen Sinn. Es gibt einige Regionen und fast überall Jahreszeiten, in denen das für jedermann sichtbar ist. Und auf den fallenden Grundwasserspiegel schaut kaum jemand…

    2 Euro für einen Toiletten-Gang ist viel. Das hat aber nicht mit diesem System zu tun, sondern dem noch einzigartigen Aufwand. Die Wasserspülklos kosten aber manchmal auch fast soviel. Immer mehr besorgen sich aber selbst eine Komposttoilette, die dann auf dem Festival, im WoMo, Zelt oder extra Hütte, für sich und die Freunde steht. Billig-Modelle rechnen sich schon bei einem Festival, die Anspruchsvollen ganz sicher über die Jahre – und es gibt kein Anstellen…

    Ich habe in Wacken mein eigenes [link=http://www.oeko-energie.de/produkte/komposttoiletten/index.html]Klo[/link]

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