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Schlagwort: Refugees

Nächtliche Amtsantrittsrede der neuen sächsischen Ministerpräsidentin

Die Schriftstellerin Heike Geißler hat mal spontan eine Ministerpräsidenten-Antrittsrede gehalten, die die ihrige gewesen wäre. Und sie sagt Dinge, die mal gesagt werden müssen. Nicht nur in Sachsen.

Ich bin die neue sächsische Ministerpräsidentin und die neue sächsische Innenministerin. Mir war nämlich plötzlich so. Mit zwei Zeilen von Ton Steine Scherben, you know.

(Direktlink, via Ricarda)

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Hass im Netz: Dagegen halten, Mund aufmachen, Haltung zeigen

Hier auf der Insel tröpfelt das Internet eher träge durch die Leitungen, weshalb manches etwas länger braucht um hier anzukommen. Das aber ändert nichts daran, dass manche Dinge dennoch mal gesagt werden müssen.

Die Panorama Moderatorin Anja Reschke spricht mal Klartext über jene Kommentare, die vor gar nicht all zu langer Zeit eindeutig dem rechtsaußen stehendem Lager vorbehalten waren und heute von „Besorgten Bürgern“ getätigt werden, die sich der politischen Mitte zugehörig fühlen. Und mitunter auch aus dieser ihren Applaus beziehen. Der Versuch, das zu ignorieren, war in den letzten Jahren eher wenig erfolgreich – im Gegenteil, er hat der aktuellen Entwicklung Vorschub geleistet.

„Dagegen halten, Mund aufmachen. Haltung zeigen!“


(Direktlink)

Natürlich sind auch in diesem Fall die dazu einlaufenden Kommentare absehbar. Stefan Lauer hat sie mal ein wenig seziert und schreibt durchaus Lesenswertes, denn genau so nämlich sieht’s mal aus.

„Was sind überhaupt „Wirtschaftsflüchtlinge“? Ist ein Wirtschaftsflüchtling jemand, der verhungert und deshalb seine Heimat verlassen muss? Vielleicht jemand, dessen ganze Familie schon verhungert ist? Jemand, der kein Geld für Medikamente hat und der aus einem Land kommt, in dem es keine Krankenversicherung gibt? Sind Bauern, deren Höfe zerstört wurden und die nicht mal mehr ansatzweise ihre Familie ernähren können Wirtschaftsflüchtlinge? Oder sind Wirtschaftsflüchtlinge Spanier, die nach Berlin kommen, um in einem Café zu arbeiten, weil sie zu Hause keinen Job finden, oder Millionäre, die in sie Schweiz ziehen, um Steuern zu sparen? Gehören die Leute, über die VOX Auswanderer-Dokus macht auch dazu? Das Wort „Wirtschaftsflüchtling“ ist ein ein konservativer Kampfbegriff, der besonders in den 80er und 90er Jahren Konjunktur hatte, als das Asylrecht drastisch verschärft wurde. Auch damals versuchte man zwischen guten (Kriegsflüchtlinge) und bösen (Wirtschaftsflüchtlinge) zu unterscheiden. Flüchtlinge sind Flüchtlinge. Und damit Menschen, die aus ihrer Heimat aus verschiedenen Gründen fliehen mussten.“

Auch wenn mir „Dummheit“ im Kontext zum Thema mittlerweile ein wenig auf den Sack geht. Ich kenne einige minder Intelligente, die Auffassungen wie diese nicht teilen. Im Gegenteil – es ist zu einfach, alles immer nur auf „fehlende Bildung“ und „minderen Intellekt“ schieben zu wollen. Am Ende geht es um fehlende Empathie. Meistens. Die aber bringt dir in der Schule kaum einer bei. Du kannst durchaus klug und dennoch ein emphatisch minderbemitteltes Arschloch sein. Tatsächlich.

Im Zuge dessen hat extra3 mal sein „Besorgte-Bürger-Bullshit-Bingo“ geupdatet, worauf es praktischerweise eine Erweiterung des Lesers Manuel Dorn gab, der gleich mal mit den Antworten für uns „Gutmenschen“ pariert. Still <3ing Gutmenschen.

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Jobbörse für Geflüchtete in Deutschland: Workeer

Ich habe im letzten Jahr gemeinsam mit jungen, syrischen Flüchtlingen versucht, diese irgendwie in Arbeit zu bringen. Das ist alles gar nicht so einfach – und die Absagen zu erklären, fiel mir nicht nur sprachlich mitunter etwas schwer.

Offenbar sehen da auch andere Handlungsbedarf. Philipp Kühn und David Jacob haben mit workeer eine Jobbörse für Flüchtlinge ins Netz gebracht, die dort die Wege für Arbeitgebende und Arbeitsuchende zu verkürzen versucht.

Wer also einen Job oder Ausbildungsplatz über hat, gerne dort registrieren. Bisher sieht das Angebot eher „überschaubar“ aus.

workeer ist die erste Ausbildungs- und Arbeitsplatzbörse Deutschlands, die sich speziell an Flüchtlinge richtet. Mit der Plattform soll ein geeignetes Umfeld geschaffen werden, in dem diese besondere Gruppe von Arbeitssuchenden auf ihnen gegenüber positiv eingestellte Arbeitgeber trifft.

Die Jobbörse ist als Abschlussprojekt im Rahmen unseres BA Kommunikationsdesignstudiums an der HTW Berlin im Sommer 2015 entstanden. Wir planen die Weiterführung und -entwicklung über unseren Abschluss hinaus fortzuführen. Wenn Sie uns dabei unterstützen wollen oder andere Fragen haben, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf.

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(via Martin)

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Porsche feuert Lehrling wegen eines fremdenfeindlich-widerlichen Facebookkommentars

Ich find‘ es ja gut, dass es offenbar mittlerweile doch häufiger mal vorkommt, dass irgendwelche Arschlochmenschen Konsequenzen bezüglich ihrer vermeintlich privaten Kommentare auf Facebook zu spüren bekommen. Ganz nach meinem pädagogischen Credo: „Die Konsequenzen aus dem eigenen Handeln tragen lernen.“

Porsche hat jetzt einen seiner Azubis fristlos gekündigt, der auf Facebook mindestens einen Arschlochkommentar hinterlassen hat.


(Foto: Freiwillige Feuerwehr Feldkirchen)

„Nach dem Einzug von 78 Flüchtlingen in die Landwirtschaftliche Berufs- und Fachschule in Bergheim machten wir uns bei der Feuerwehr Gedanken wie wir ihnen zeigen können, dass sie bei uns herzlich willkommen sind. So kam Lukas Reisinger, Leiter des Lotsen und Nachrichtendienstes, die Idee bei dem heißen Wetter, von bis zu 36 Grad im Schatten, für Abkühlung zu sorgen. Von den Asylwerbern kommen 39 aus Syrien, 14 aus dem Irak, 14 aus Afghanistan, 4 aus Pakistan und 2 sind staatenlos (palästinensische Autonomiegebiete)“.

Der junge Mann hat unter diesen Fotos, die von der Freiwilligen Feuerwehr Feldkirchen an der Donau nach einem abkühlenden Nachmittag ins Netz gestellt wurden, einen Kommentar mit dem Inhalt dass man statt mit Wasser „lieber mit Flammenwerfern“ auf die Flüchtlinge zielen sollte hinterlassen. Facebook-User meldeten sich daraufhin bei seinem Arbeitgeber, der den Mann sofort fristlos kündigte. Die Konsequenzen aus dem eigenen Handeln tragen lernen. Und erzählt mir nichts von Meinungsfreiheit, denn mit „Meinung“ hat das genau gar nichts zu tun. Für derartig viel Menschenverachtung kann man schon mal eine Kündigung rausschicken. Wer schließlich möchte schon solchen Angestellten?

So schrieb ein 17-jähriger Lehrling auf Facebook, dass ein „Flammenwerfer“ eine bessere Lösung gewesen wäre. Ein klarer Aufruf zu Gewalt, den zahlreiche andere Nutzer an den Arbeitgeber des Lehrlings weiterreichten. Der auszubildende Kfz-Techniker hatte nämlich angegeben, bei Porsche zu arbeiten. Dort zog man nun die Notbremse – und beendete den Lehrvertrag mit sofortiger Wirkung. „Wir lehnen jegliche Art der Diskriminierung ab. Dieser Vorfall hat uns daher zum Handeln gewzungen“, sagt ein Sprecher der Porsche Holding zum Kurier.

(via Mobile Geeks)

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Refugees Welcome Plakat Adbusting in Freital

Ein paar Leute von Dies Irae waren letzte Nacht in Freital unterwegs und haben 21 Werbe-Plakate gegen Plakate mit Motiven gegen Fremdenhass getauscht. Die sind leider nicht alle gelungen, einige aber ganz schön und ein durchaus wahrzunehmendes Zeichen.

FREITAL startet den Tag mit 21 hübschen Plakaten.
Bisher meine größte Intervention in einer verhältnismäßig kleinen Stadt, in der ein kleiner brauner pöbelnder Mob so viel unangenehme Aufmerksamkeit herbeiführte.
Nun prangen auf der Hauptverkehrsstraße zwischen S Hainsberg und S Potschappel zehn unterschiedliche Motive gegen Rechts.
Das Problem heißt immer noch Rassismus.

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(via Urbanshit)

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Deutschland 2015: Zwei Orte, zwei Flüchtlingsheime

Natürlich gibt es auch in Freital Menschen, die sich für die dortigen Flüchtlinge einsetzen und diese willkommen heißen. Natürlich wird es auch in Boostedt Menschen geben, die Flüchtlingen gegenüber weniger freundlich oder gar ablehnend gegenübertreten. Dieser Beitrag von Panorama überspitzt demnach ein wenig die Situationen. Um sie gegenüber zu stellen allerdings, kann man das schon machen. Übertreiben macht bekanntermaßen anschaulich.

Was mir als Ostler ja mittlerweile ein wenig peinlich ist, ist der Umstand, dass gerade die Alten in Freital 1990 der D-Mark wegen CDU gewählt haben dürften. Primär des Geldes und des Sozialsystems wegen. Diese Schmarotzer.


(Direktlink, via Christian)

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Angela Merkel „tröstet“ ein palästinensisches Mädchen, das mit ihrer Familie nach vier Jahren abgeschoben werden soll

So macht das die Frau Bundeskanzlerin. Bisschen „streicheln“, „haste toll gemacht“ und weiter im Text. Sie hätte noch sagen können, „Kopf hoch, wird alles wieder gut.“

„Gut leben in Deutschland.“

Mir fehlen die Worte.


(Direktlink, via ESIB)

Die Presseabteilung von „Gut leben in Deutschland“ stellt das ganze im Nachgang so dar:

“Vor lauter Aufregung musste das Mädchen schließlich weinen und wischte ihre Tränen mit einem Taschentuch weg. Angela Merkel ging auf die Schülerin zu und tröstete sie mit den Worten: “Du hast das ganz toll gemacht”. Daraufhin gab es großen Applaus für die junge Libanesin.”

Vor lauter Aufregung kriecht mir gerade ein bisschen Kotze den Hals hoch. Und seit wann sind Palästinenser denn Libanesen?

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Mit Flüchtlingen im Gespräch: Von Syrien nach Deutschland

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Die taz und Deutschlandradio Kultur machen heute den gemeinsamen Thementag „Das Mittelmeer – Sehnsuchtsort und Flüchtlingsfalle“. Alle Beiträge dazu finden Sie auch auf der taz-Themenseite.

Ein aufschlussreicher Beitrag kommt von Sabine Adler, die sich mit dem syrischen Paar Razan Skeif und Wael Sabia getroffen und mit ihnen über ihre Flucht aus Syrien gesprochen hat: Von Syrien nach Deutschland. Hier auch zum Lesen und Anhören in einem Pageflow.

„Bis zum nächsten Tag tuckerte das erste kleine Boot noch mehrmals zur Küste und zurück, um weitere Flüchtlinge zu holen und an Bord zu nehmen. An Ende waren wir ungefähr 270 Personen auf diesem 18-Meter-Kahn. Es war sehr, sehr eng. Wir konnten uns kaum bewegen. Also, vor mir, neben mir, hinter mir, überall waren Leute. Ich konnte meinen Platz nicht mehr wechseln.

Dann ging es los Richtung Italien. Wir haben am Tag ein halbes Glas Wasser bekommen und fünf bis sieben Datteln. Das war alles. Wir sollten keine Bedürfnisse mehr zu verrichten haben. Doch viele haben sich die gesamten zwölf Tage auf hoher See lang übergeben, egal, was sie gegessen haben. Andere waren bewusstlos. Einmal gab einen starken Sturm und ich dachte, jetzt ertrinken wir. Es ist vorbei. Jetzt werden wir sterben.“

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