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Schlagwort: #unitedwestream

United We Rise Podcast Nr. 048: Kraftfuttermischwerk

Rudi und ich haben vor gut zwei Wochen unseren letzten gemeinsamen Mix für dieses desolate Jahr aufgenommen. United We Rise hatte gefragt und wir dachten, wir rumpeln nach all den Monaten unser ewig von Bummeltechno geprägten Soundcloud-Blasen einfach mal rum. Denn diese Monate waren auf Soundcloud eben mitunter auch völlig einschläfernd. Wir konnten das Beide nicht mehr hören.

Also haben wir das einfach mal ganz anders gemacht und die Kuh samt Kalb zum Fliegen gebracht.

Mit Kenny Larkin, deren „Loop 2“ das erste war, was ich damals bei Allen Alliens „Braincandy“ auf KissFM gehört hatte, mit Ultrashocks „Sound of E“, mit Emmanuel Top, Haldoliums „Diabolika“, Electric Universes „One Love“ und mit Plastikman. Vieles davon hat mich musikalisch tief geprägt und gehörte endlich mal zusammen in einen Mix, ohne dabei zu bummeln. Und vielleicht waren auch 1,2,3 Schnaps im Spiel.

Drei Fragen haben wir auch beantwortet. War eine dolle Nacht.

🗯🗯 Wie hat Corona dein Künstlerleben verändert? 🗯🗯

Unser Künstlerleben quasi ist komplett eingefroren. Wir hatten übers Jahr zwei Gigs. Die haben wir sonst mindestens pro Monat. Es ging halt nichts. Zum Glück sind wir davon finanziell nicht abhängig, weil wir eigentlich andere Dinge machen, um unseren Lebensunterhalt einzufahren. Ich würde da mit jenen, die mit dem Auflegen ihr Leben finanziell meistern, nicht tauschen wollen. Und dennoch fehlt das. Nicht nur finanziell, vor allem eher soziokulturell. Die gemeinsame Eskalation, das Ausrasten, die kollektive Ekstase. Das sind ja auch Gründe, warum wir das, was wir da machen, so lieben – und das war halt ab März einfach mal so weg. Gänzlich. Das fehlt nicht wenig. Und dennoch sind die Maßnahmen natürlich notwendig und auch richtig. Das ist vielleicht das größte Dilemma an all dem – man kann das nicht mal irgendwem übelnehmen oder seinen Ärger auf irgendwen projizieren. Weil es ist wie es ist und weil es genau so sein muss.

Und wir konnten aufgrund der vielen freien Zeit endlich mal unser Album fertigmachen, das nun Ende Dezember erscheinen wird. Einer der wenigen Vorteile.

🗯🗯 Wo hast du diesen Mix aufgenommen? Wie ging es dir dabei? 🗯🗯

Wir haben beide ein bisschen die Schnauze voll von unseren Soundcloud-Streams. Seit Monaten nur noch Bummelschneckentechno auf allen Kanälen. Nicht selten sehr uninspiriert, sehr lame. Ich kann es, bis auf wenige und doch gute Ausnahmen, nicht mehr hören. Also dachten wir so, „lass mal das Bums-Zeug von früher spielen. Das kennen doch die ganzen jungen Leute ja gar nicht nicht mehr!“ Und so war das. Dann ballerten wir im Studio die Monitore fast auf Anschlag, machten die Fenster auf (weil Rudi unbedingt beim Auflegen im Studio rauchen wollte und da wird halt eigentlich nicht drin geraucht) und dachten, dass irgendwer der Nachbarn die Bullen rufen würde. Was keiner tat. Wir tranken viel zu viel Schnaps, Rudi kam irgendwann mit Sekt um die Ecke und ging erst gegen 04:30. Es ist mal wieder alles komplett eskaliert – und wir lieben das. Das Studio stinkt immer noch wie eine Berliner Raucherpinte zu Beginn der 90er Jahre. Aber das war das den Abend wert.

🗯🗯 Was wünscht du dir für die Zeit nach oder mit Corona? 🗯🗯

Gigs, Festivals, Meeresrausch, gemeinsame Eskalation, das Ausrasten, die kollektive Ekstase. Und Pyros.

Und damit kann das Jahr dann auch endgültig weg.

7 Kommentare

Mira at #Unitedwestream Arte Concert Katerblau

Ich höre hier seit Tagen diese ganzen Live-Streams von überall und bin damit nicht wenig überfordert. Ich schrieb auf meinem Twitter vorhin, und meinte das eigentlich nur semi-ironisch: „Quarantäne Tag 23; Höre mir 38 Mixe im Livestream gleichzeitig an und warte auf den Moment, in dem alle einmal synchron laufen.“ Das packste halt alles nicht live und mal so am Rande…

Aber dieser Mix hier von Mira mal wieder, der so schön passend unter #Erzählung getaggt wurde, nimmt mich dann doch mal wieder voll mit. Er hat so viele unfassbar schöne Momente, die ich gar nicht genau einzusortieren weiß, und dann kommt da diese „Loverboy“-Reminiszenz um die Ecke. Und ich lieb’s. Hart.

To play in my musically home Katerblau in front of cameras for Arte Concert and Unitedwestream organized by the Clubcommission in an empty room to save our club culture in times of quarantine was one of the hardest sets for me ever 💔
To realize slowly what this means finally released all emotions and I cried badly after…
BUT to see how many of you were watching us live and supporting us, from cats to kids, from North to South and East to West all over the world all together in this very moment 💫❤️🙏
This left me speechless and it’s still pretty overwhelming to watch your stories and read all those lovely comments and messages!
Thank you guys! This was amazing! This felt like being part of music history and to share that is so important.


(Direktlink)

Ein Kommentar

Berliner Clubs übertragen ab morgen jeden Tag live Sets, Konzerte und Veranstaltungen: „United We Stream“

Auch die Berliner Clubs sind im Shutdown. Richtig, wie ich finde, aber für fast alle von denen auch existenzbedrohend. Keine Ahnung, wie es für die am Ende ausgehen wird, aber ich wünsche mir für Läden wie das Gretchen, das Blank, die Renate, dass die irgendwie heile nach all dem rauskommen werden. Und wenn es sein muss mit unkomplizierter finanzieller Hilfe des Landes Berlin. Geht euch woanders wo wahrscheinlich gerade genau so, aber die Clubs, die ich liebe und hin und wieder besuche, sind nun mal und waren fast immer in Berlin: #unitedwestream. Für eine auch weiterhin intakte Clubkultur. Und bis dahin streamen die halt.

Die Berliner Clubkultur steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Am Freitag, dem 13. März wurde das gesamte Berliner Nachtleben behördlich stillgelegt, um die Ausbreitung des Coronavirus zu unterbinden. Damit sind mehr als 9.000 Mitarbeiter*innen, sowie zehntausende Kunstschaffende schlagartig ohne Beschäftigung und die vielen für Berlin identitätsstiftenden Orte stehen vor dem Ruin.

Als Antwort darauf, dass in Berlin die Clubs geschlossen sind und auch der Rest der Welt in Quarantäne sitzt, erklärt sich Berlin solidarisch und bringt den größten digitalen Club zu Dir nach Hause.

Pre-Opening vorhin im besten Laden der Stadt: dem Gretchen. Und da kommt noch mehr. Wenn ihr könnt und wenn ihr wollt lasst ein paar Euro da. Gerade jetzt, wo wir alle nicht wirklich unser Geld in unsere Lieblingsläden bringen können. Im besten Fall können wir das bald wieder. Im schlechtesten Fall gibt es unsere Lieblingsläden bis dahin nicht mehr.

#UnitedWeStream

Wir leiten #UnitedWeStream mit einem Pre-Opening aus dem Gretchen ein. Feiert mit uns und rettet damit die Berliner Clubkultur.

Gepostet von radioeins am Dienstag, 17. März 2020

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