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Etwas stacksig wackelt sie mit den viel zu hohen Stiefeln auf den viel zu hohen Absätzen in die Bahn. Valentino steht auf jenen. In der Tram steht das Wasser, welches dem Schnee der letzten Tage da draußen geschuldet ist. Sie sie aus als wäre sie heute Morgen gegen die Wand gelaufen. Ich wette, dass sie jeden Morgen so aussieht. Die viele Tusche in ihrem Gesicht deutet darauf hin, dass sie das ähnlich sieht. Sie wäre gerne schön. Es gelinkt ihr nicht, was sie wahrscheinlich ganz anders sieht. Sie ist wohl der Typ mehr-wollen-als-möglich. Das ist okay, sie ist Mensch. Etwas stacksig schreitet sie zum Fahrkartomaten. Ihre Augen spiegeln den Ekel, der scheinbar in ihr aufkommen muss, wenn sie dabei durch das Zentimeter hohe Wasser muss. Valentino. Die Schuhe! Als sie vor dem Automat steht, öffnet sie ihre voluminöse schwarze Handtasche, schwarzes Leder-Modell mit Lackapplikationen – Valentino prangt es in silberbeschlagenen Lettern auf der. Sie nimmt dann eine große Börse daraus, weiß, groß – Valentino steht auf der – und grabbelt nach dem Kleingeld, was nur den kurzen Weg von der Börse in den Schlitz des Fahrkartomatens vor sich hat. Ein Leichtes, eigentlich. Vielleicht hätte sie dafür einfach die Handschuhe ausziehen sollen, Leder, schwarz, Valentino. Sie fingert nervös nach dem Eurostück, welches gerade begonnen hat, auf ihren behandschuhten Fingern einen Tanz aufzuführen. Sie bekommt es nicht gegriffen, es fällt und bannt sich seinen Weg durch das Wasser. Träge zwar obhin des Wassers, aber es rollt schnell genug um für ihre Stiefel zu einem ebenbürtigem Gegner zu werden. Jetzt beginnt die Jagd. Der Euro gegen die hunderte von Euro teuren Schuh. Sie hätte sich darauf nicht einlassen sollen, sie hätte auf den Euro schlicht und kuhl verzichten sollen, nur wahrscheinlich hätte dieser dann zu den im Frühjahr anstehenden Valtentino Pumps gefehlt.

Dann passiert es: sie stürzt und schlägt der Länge nach auf den vom Wasser bedeckten Boden. Platsch. Jacke, Tasche, Rock, Stiefel – alles nass. Ich frage, ob alles okay sei – sie antwortet nicht. Ihr Blick verrät, dass sie kurz davor ist nach außen zu explodieren, was sie im Innern längst hinter sich hat. Die Ärmste, denke ich. Aber erst als meine klammheimliche Schadenfreude Platz dafür gemacht hat. Damit bin ich nicht alleine, was der Blick in die Gesichter der anderen verrät.

Sie ist wohl der Typ mehr-wollen-als-möglich. Das ist okay, sie ist Mensch.

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