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Sie stand erst neben mir, ganz nahe, war um die Zwanzig und kaufte im Tabakladen eine Stange dieser Slim-Line Zigaretten, zahlte mit einem Hunderter, versuchte die Stange in ihre Handtasche zu stopfen und verlangte danach, ihr billiges Feuerzeug, was man immer bekommt, wenn man eine Stange kauft, gegen ein anderes tauschen zu können. „Gegen das Silberne da“, wie sie meinte. Sie trug Röhrenjeans, diese häßlichen weißen Stiefeletten mit Schnalle, die gerade viele tragen, eine Achtziger-Frisur mit diesem furchtbar kurzem schrägen Pony und dem ganzen schrägen Rest ihres Haupthaares, der dazu noch gehört, und blonde Strähnen auf brünetter Grundierung. Sie roch nach nach einem dieser ordinären Parfüms, dass man in den Läden immer riecht, die gerne Clubs wären, aber nichts anderes als eine ordinäre Diskothek sind und trug Krönchen auf den Arschtaschen. Kurz um: sie war das, was ich nicht mag.

Sie wurde dann leicht nervös, rannte immer, nur kurz, halb aus dem Laden, um auf die Bahnhofsuhr zu sehen und begnüte sich -offenbar aus Zeitgründen- mit dem quietschgelben Feuerzeug zu 0,80 Cent und versuchte ihre Bahn zu kriegen. Sie hatte es eilig, rannte, nachdem sie bezahlt hatte, flux über den gesamten Bahnhof mit ihren furchtbaren Schuhen auf dem glatten, marmorimitierendem Boden zu ihrem Steig und klackerte ordentlich mit ihren Absätzen. Das irgendwie rhythmisch sogar. In jenem Moment dachte ich; „jetzt fall schon auf die Fresse! Fall hin, verdammt nochmal!.“ Ich wollte ihr dabei zusehen.
Sie fiel nicht. Sie lief die Nummer respektabel ab.
Zehn Minuten später, an der Tramhaltestelle, tat mir dieser Gedanke leid. Ich werde alt, deucht mir.

7 Kommentare

  1. neugierig22. November 2007 at 08:39

    mir fällt gerade auf das du mich dann warscheinlich auch nich gut mögen würdest, ich schätz dich aber eigendlich nich so ein das du immer nach dem äusseren bewertest.

  2. Saint22. November 2007 at 08:58

    Nein, das tue ich nicht. In diesem Fall aber war es die Optik gepaart mit der erhobenen Attitüde, die mich irgendwie annervte.

  3. augi22. November 2007 at 09:55

    hmmm. das erste was wir von anderen menschen eben bekommen, ist doch der optische eindruck (und es ist auch das erste über das wir mit anderen menschen kommunizieren). ich denke, in unserem äußeren erscheinungsbild kommunizieren wir schon eine menge!? es ist oberflächlich jemanden danach zu BEurteilen oder gar zu VERurteieln. aber urteilen ist doch wichtig um für uns selber rauszufinden, mit wem wir potentiell auf einer wellenlänge sind…

    saint, das ist keine alterserscheinung, denke ich… hör dir mal kinder an, wie die über äußerlichkeiten zum teil schon urteilen… gehässigkeit lässt sich mit dem alter doch eher ablegen…?
    ich kann mir aber oben beschriebenes gut vorstellen. ich mag die ausstrahlung vieler solcher leute auch nicht – wie gesagt, es gehört auch die attitüde dazu!

    also: mehr geschichten!!!

  4. mp_46422. November 2007 at 11:06

    menschen, meist frauen ;), die waehrend des laufens mit schuhen mit hohen absaetzen, ein rhythmisches klacken erzeugen, fallen nicht einfach so auf die fresse – auch wenn man sich es noch so sehr wuenscht. ist meine these.
    das waer doch mal ein thema fuer eine wissenschaftliche studie :)

  5. Saint22. November 2007 at 11:58

    @Augi: Die Sache mit dem Alter bezog sich darauf, dass mir eben der Gedanke leid tat. Vor ein paar Jahren noch, wäre das nicht der Fall gewesen.

    @mp: So dachte ich auch.;)

  6. inge22. November 2007 at 11:59

    ick werd ma bei der bbc anrufen und fragen ob se nich ne schöne doku darüber machen, hat bestimmt einen hohen unterhaltungswert.

  7. sur22. November 2007 at 18:35

    ich denk das liegt daran, dass man weniger gute erfahrungen mit „allzu modebewussten“ menschen gemacht hat….einheitsbrei und gruppenzwang sind wörter , di emir beim anblick solcher personen immer einfallen…..
    desweiteren wundere ich mich, warum ich solche menschen NIE bei mir im laden sehe……

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