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Die Menschen haben über Nacht ihr Lächeln verloren, so scheint es. Überall schaue ich in betretene Gesichter, als wäre das bißchen Schnee die nächste Weltwirtschaftskrise, die jedem das Konto leeren würde. Dabei badet alles in jungfräulicher Unschuld. Klar, rein schön. Beinahe urlaubsgleich. Selbst die Hundeshice ist ist gut versteckt, doch die Menschen lächeln nicht, nicht mal die Kinder. Entweder tun sie es den Großen nach oder schlafen in ihren Wägen. Wenn die Kinder nicht mehr lachen ist das kein gutes Zeichen nicht.

Die dicke Blondierte aus dem Schlaatz präsentiert für vielleicht lange Zeit das letzte Mal ihren Pelz, für den mehr Nager gestorben sein müssen, als Brandenburger Wälder sie hergeben. Dem Umfang wegen. Sie guckt verbissen in die Gesichter derer, die in der Tram zu nahe an ihr Fell begeben, ihr Kajalstift ist grußelig verwischt und lässt sie noch älter aussehen als sie ohnehin sein muss. Das könnte ich ihr sagen. Eigentlich. Nicht heute. Mütter ranzen ihre Kinder an, als wären diese für das für sie unpässliche Wetter verantwortlich, als hätten diese in der Nacht bei Frau Holle ausgeholfen. Immer noch kein Lächeln. Einzig die Punks am Bahnhof shicen auf das alles. Sie nuckeln an den ersten Flaschen Sternburg des Tages und machen nicht den Eindruck, als wären das ihre letzen für heute. Sie lachen schallend. Vielleicht auch über die vergrätzten Hackfressen, die sich roboterartig durch den Bahnhof schieben. Die machen es richtig.

Ich stehe in der Baguetterie und gucke mich auf die gläserne Tür des Backofens fest. Lange. Ich sehe den Croisants dabei zu, wie sie in der Hitze braun werden und muss lächeln. Es könnte vielleicht ein guter Tag werden. So wie immer.

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