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Beethoven singen gegen die AfD in Mainz = Strafanzeige

StaatstheaterMainz-Zuckmayer2007


(Foto: Kandschwar, CC BY-SA 3.0)

Vor dem Staatstheater in Mainz hat vor drei Tagen eine Demonstration der AfD stattgefunden. Motto: „Gegen das Asylchaos“. Im Staatstheater selber haben sich zur selben Zeit 120 Mitarbeiter eben jenes Theaters hingestellt und gemeinsam Beethovens „Ode an die Freude“ intoniert. Bei geöffneten Fenstern. Die dafür eigentlich angedachte PA musste vorher leider auf Anweisung der Polizei abgebaut werden. Also sangen die halt ohne elektronische Verstärkung.

Allerdings sangen sie dann immer noch so laut, dass die AfD-Knüppel draußen das von der Bühne Gespbrochene nur wenig bis gar nicht verstehen konnten. Dafür kassierte das Mainzer Staatstheaters jetzt eine Anzeige. Von der Polizei – wegen Störung der AfD-Demonstration.

„Das ist ein formaler Verstoß, das ist ganz klar geregelt“, sagt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Mainz. Nach Paragraph 21 des Versammlungsgesetzes wird, wer „in der Absicht, nichtverbotene Versammlungen oder Aufzüge zu verhindern oder zu sprengen grobe Störungen verursacht, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Die Sänger seien drei- oder viermal von der Polizei angesprochen und verwarnt worden, was ihnen drohe. Sie hätten weitergemacht, also habe die Polizei Anzeige erstattet.

Den Intendanten des Theaters ficht das nicht an: „Wenn man dafür eine Anzeige bekommt, dann ist das eben so“, sagt Intendant Markus Müller. Recht so. Weiter machen.

7 Kommentare

  1. AG25. November 2015 at 08:40

    So schwer es mir angesichts der Schadenfreude über die Störung der AfD-Dödel auch fallen mag:

    Völlig richtig die Anzeige. In einer Demokratie müssen auch solche Pappnasen von Ihrem Demonstrationsrecht in vollem Umfang Gebrauch machen dürfen.

  2. Fnordius25. November 2015 at 10:47

    Tja, wer sucht eben so eine Stelle aus wo solche Geräuschpegel eben möglich sind? Selber Schuld, lieber AfD. Die Opernheinis dürfen in ihre eigene Haus eben üben, und haben halt ihre Proberaum eben belüftet.

    Angeblich gibt es keine negative Publicity, aber hier definitiv ein Gewinn für den Staatstheater und eine Blamage für die AfD. Ich denke es gibt glein ein Anstieg an verkaufte Karten und Abos.

  3. HERDIR25. November 2015 at 10:52

    Nur peinlich wenn der Innenminister Zivilcourage erwartet und fordert …

    und @AG die können sich doch auch im doitschen Wald treffen oder?

  4. bruscetta25. November 2015 at 16:28

    In einem Theater ist das Singen verboten? Weil VOR dem Theater eine Demo ist? Dann wird folglich auch die Autobahn gesperrt wenn die sich -nur mal angenommen- an einer Raststätte treffen würden? Man kanns auch übertreiben (wenn man will) … K.O.T.Z.

  5. m26. November 2015 at 12:34

    Na, denen haben wir es aber gezeigt!!!11!! Eine Sternstunde für Demokratie und Meinungsfreiheit!!!11!! So stoppen wir auch ganz ganz sicher deren Zulauf!

  6. Durandal26. November 2015 at 21:53

    bruscetta,

    Fnordius,

    Ihr scheint davon auszugehen, dass das Singen und die Demo zufällig zeitgleich stattfanden. Dem ist nicht so. Der Herr Müller hat in einer Rundmail die Leute darum gebeten, zu genau dieser Zeit zu intonieren, mit der Absicht zu stören. Üblicherweise wird auch nicht so laut gespielt, dass man es schafft, die Demo draußen zu übertönen. Dazu ist ein bisschen mehr als nur „laut spielen“ nötig.

    http://www.sueddeutsche.de/politik/afd-kundgebung-in-mainz-staatstheater-uebertoent-afd-mit-beethoven-polizei-erstattet-anzeige-1.2752198

    Ansonsten ist doch völlig klar, warum man einen solchen Platz für eine Demo auswählt: viel Raum und gute Lage.
    Dementsprechend
    HERDIR,
    nein der doitsche Wald tut es nicht. Nebenbei ist in GG Artikel 8 auch das Recht der freien Ortswahl verankert (sofern nicht durch ein anderes Gesetz beschränkt).

    m,

    Ja, genau. Das Stören von Demonstrationen war schon immer ein Zeichen von Demokratie und Meinungsfreiheit. Als nächstes lasst uns die Demonstranten verprügeln, damit es Frieden gibt und die körperliche Unversehrtheit gewahrt bleibt. Oder töten wir sie gleich, um Leben zu schützen?

  7. Ronny26. November 2015 at 22:47

    Durandal,
    Applaus dafür, dass du den verlinkten Artikel, nochmal in die Kommentare packst. Und, dass du das Singen mit dem Töten gleichsetzt. *seufz*

    Und das alles tatsächlich mal ganz ohne Derailing, was ja Deine echte Kernkompetenz auszumachen scheint.

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