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Die andere Seite der Medaille.

Seitdem du in deiner Pubertät deine erste eigene Platte gekauft hast, hast du die Idee, – beziehungsweise die Vision – irgendwann dein eigenes Plattenlabel zu machen. Weil du schon sehr früh merkst, dass es auch neben den Majors gute Musik gibt, die im Gegensatz zu den Majors Kultur vorantreibt, ohne das zwangsläufig als Antrieb zu sehen. Es passiert einfach. Du spürst für dich, dass der musikalische Output der Indie-Labels dir weitaus mehr gibt. Das kickt dich. Das findest du spannend. Das willst du auch machen, irgendwann, wenn du groß bist und das nötige Kleingeld dafür hast, willst du das auch machen.
Du kaufst also weiterhin Platten, die Jahre vergehen und nach der tausendsten von dir gekauften Scheibe, triffst du jemand, der genau die selbe Vision hat wie. Genau so lange, genau so geduldig. Und vor allem hat derjenige auch die Eier, es zu riskieren. Es ist riskant, dass weißt du und hast es deshalb alleine nie angepackt. Aber nun, könnte aus der Idee ein ganz reales Ding werden. Du könntest Teilhaber an deinem eigenem Indie-label werden, genau so, wie du es immer im Kopf hattest. Du packst jede Menge Scheine auf den Tisch und der, mit dem du das durchziehen willst tut es dir gleich. da liegt nun ein Batzen Geld und du fängst an zu überlegen, wie man aus der Idee eine gut funktionierende Arbeit entstehen könnte. Du willst nicht, dass der Batzen Geld, der auf dem Tisch liegt, größer wird. Du willst nur, dass du ein paar Releases damit bezahlen kannst und der Batzen nicht kleiner wird. Das ist alles was du willst.
Du gibst die erste Platte in die Pressung und merkst, dass der ganze Scheiß verdammt teuer ist. Aber gut, dass Geld reicht und du ziehst es durch. Es läuft gut und du bist froh darüber, genau das gemacht zu haben. Du machst noch ein paar VÖ´s und es funktioniert. Du wartest hin und wieder darauf, dass der Vertrieb dir deine Gelder pünktlich zahlt. Manchmal mehrere Tausend Euro. Aber das gehört wohl dazu. Um das Dingen weiter am laufen zu halten, legst du nochmal nach. Dein Partner auch, noch mehr sogar. Es funktioniert, es funktioniert weiterhin gut. Nebenbei machst du immer noch Musik, jede Menge davon. Du machst das deshalb, weil es dir ein Bedürfniss ist, ohne jeglichen ökonomischen Gedanken daran zu verschwenden. Du bekommst ein paar Angebote von anderen Labels, die diesen Sound verkaufen wollen. Du sagst da nein zu, weil du auf diesen Open-Source-Scheiß stehst, auf den ganzen Grundgedanken der Creative Comments-Idee; Freie Musik für freie Menschen. Du gibst ein paar Songs ab, die auf deinem eigenem Label einfach nicht gehen würden. Daraufhin machst du ein Album. Danach gibt es wieder Angebote und alle die du animmst, sind wieder CC-Sachen, weil du es so willst. Weil du es trennen willst. Ein Häppchen für das Label, ein Häppchen Open-Source. Das was du auf dem Label raushaust, haust du immer in kleiner Auflage raus. Nicht um den Preis zu drücken, oder weil du Angst hast. Nein, deshalb weil du dir die überflüssige GEMA-Anmeldung sparen willst, die erst ab einer bestimmten Anzahl von gepressten Platten fällig wird. Das willst du nicht, weil du den Scheiß-Verein Laden nicht magst, weil du das Gefühl hast, die verarschen alle und jeden, nur damit Udo Jürgens mal wieder eine dicke Überweisung denen entgegen nehmen kann. Davon hast du gar nichts. Das weißt du doch schon vorher. Du weißt auch, dass die sehr penetrant gegen Leute vorgehen können, obwohl dir die dazu führenden vorgebrachten Gründe der GEMA nichtig erscheinen, ja lächerlich gar. Damit willst du nichts zu tun haben. Du weißt um filesharing und p2p-Plattformen und es macht dir nichts aus, da es dort kein Vinyl gibt, dass man auf die Plattenteller legen kann, weil jeder, der Vinyl spielen will es auch kaufen muß. So oder so. Du gibst den Namen deines Labels dort ein und findest jeder der Release in bester Qualität. Es macht dir nichts aus, du begreifst es auch als gute Promo, denn du wirst ja auch in den großen, interantionalen Mp3-Stores verkauft. Und das sogar verhältnissmäßig gut, wenn man eine Gleichung zum verkauften Vinyl aufstellt. Du hast auch gar nichts dagegen, wenn der Sound, illegalerweise, in diversen Deejay-Sets im Netz auftaucht. Warum auch? Das ist immer gute Promo und du würdest es am liebsten genau so machen, wenn es denn erlaubt wäre; alle deine Sets ins Netz stellen. Scheiß doch auf die GEMA und so einen Rotz!

Und irgendeinen Sonntag im April dann, bist du im Netz unterwegs und entdeckst auf irgendeinem Blog, von irgendeinem Asi aus Köln, die letzte VÖ deines Labels zum Download, kostenlos, einfach nur so, als wäre der Sound von ihm gemacht und du bist so richtig sackig, weil du weißt was es dich kostet, das Zeug erstmal soweit zu kriegen, dass dieser Penner es als Mp3 irgendwoher bekommen konnte. Du weißt auch, dass sämtliches rechtliches Geklapper nicht in Frage kommt, denn da stehst du nicht drauf, denn das gab es zu oft in letzter Zeit und du fandest es immer lächerlich. Und dennoch; Nervt es dich, es geht dir richtig auf den Sack, auch noch zu sehen, wie oft das Zeug geladen wurde. Du weißt, dass genau das schonmal die Hälfte der Kosten für das Mastering der Platte wären. Du sitzt da und weißt: das ist die andere Seite der Medaille, die du bisher nicht zu Gesicht bekommen hast.

Was würdest du tun?

9 Kommentare

  1. Anonymous1. April 2007 at 19:04

    ich würde entweder mit dem label weitermachen oder aufhören!
    ja, leider so simpel müsste das fazit lauten.
    je nach dem, was die persönliche energiebilanz (aufwand vs. entlohnung) bringt.
    die raubkopien lassen sich nicht aufhalten – das muss man einkalkulieren.
    ich persönlich kann es mir gar nicht vorstellen, wie independent labels das durchhalten (das kann doch nur von reinem [in der tat lobenswerten] idealismus geprägt sein, oder?).

    trotz allem werden jeden tag neue labels geboren.
    paradox…

  2. Saint1. April 2007 at 19:13

    Klar machen wir das weiter. Es geht ja auch gar nicht um die „Raubkopien“. damit habe ich gar keine Probleme. Das ist quasi Teil des ganzen. Was mir so auf den Sack geht, ist dass da irgend so ein Spaten sitzt und Musik verschenkt, als wäre es seine, die er aber nicht gemacht hat. Das ganze dann vielleicht noch, um ein Paar mehr Leser auf seinem Blog zu haben.

  3. augi1. April 2007 at 21:24

    das ist echt ne sauerei!!!

  4. Anonymous2. April 2007 at 14:15

    wenn dir der spaten so auf den sack geht – und du ihn kontaktiert hast, jenes zu unterlassen (ohne erfolg), dann mach doch mal ne anonyme meldung bei der gema! (das kann für ihn sehr teuer werden)

  5. Saint2. April 2007 at 14:28

    Da wir nicht bei der GEMA registriet sind, wird das kaum was bringen. Auch wollte ich genau diesen Weg nicht gehen, weil ich das very bescheuert und kleinkariert finde.

  6. augi2. April 2007 at 14:50

    einfach eine auf den arsch!!! wennde mir sagst, wo der depp hier in kölle wohnt denn schick ich da mal meine gorillas vorbei!!!

  7. lahnix2. April 2007 at 19:22

    Schreib den doch ne Mail, wenn er nicht reagiert eine an den Provider, wenn er immer noch nicht reagiert, dann siehe augis Kommentar ^^^^ Popo voll!

  8. Saint2. April 2007 at 21:13

    Hab mir das eben nochmal genauer angesehen und festgestellt, dass es zu dem Blog eine Fussnote gibt, die besagt:
    Music posted here is temporary for evaluation purposes only. Tracks will be up for one week. Buy the originals! Support the artists and your local record stores! Please notify us if you want any copyrighted material removed.

    Soweit so gut. Mein Partner hatte ja nun schon in den Kommentaren darauf hingewiesen, dass das so nicht geht. Reaktion darauf; bisher keine!
    Dazu kommt, dass alle Songs, die schon länger als eine Woche angeboten werden immer noch zum Download stehen! Fuck off! Ich bin echt sauer.

    Auch Teil der anderen Seite der Medaille ist, – das wollte ich eigentlich auch in den Text packen, habe es aber vergessen – dass ich eigentlich auch mit dem ganzen Impressums-Gedöns bisher nichts am Hut hatte. Wozu auch, dachte ich bisher. Hier wäre es aber dann doch mal angebracht, um zu wissen, wer die Seite da macht. Aber nein, es gibt nicht mal eine Mail-Adresse!

  9. lahnix2. April 2007 at 23:56

    Wenn auf euren Kommentar keiner reagiert, wende dich doch einfach an blogger.com und gut ist!

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