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Die farbliche Geschichte einer Bushaltestelle in Hückeswagen

Ende April diesen Jahres strichen Unbekannte im beschaulichen Hückeswagen in Nordrhein-Westfalen eine schon ewig grau vor sich hin gammelnde Bushalte in grellem Pink-Violett und verzierten sie mit einem Casper Zitat in goldener Schrift: „Sprüh’s an die Wände, sag: Wir warn hier! Anti alles für immer! Dank dir“.

Das wollte man sich als Stadt nicht gefallen lassen und lies die Farbe wieder runterholen. Die Bushalte war dann zwar wieder grau, hatte aber immerhin eine in pink schimmernde Patina. Außerdem entschloss man sich, das Wartehäuschen auf „legale“ Weise bunt gestalten zu lassen.

Bürgermeister Dietmar Persian und das Team des Jugendzentrums entwickelten eine andere Idee: Jugendliche sollen nun, angeleitet von einer professionellen Hückeswagener Graffiti-Künstlerin, gemeinsam und ganz legal das Wartehäuschen farblich neu gestalten.

Das machen meines Wissens nicht wenige Gemeinden, manchmal auch nur mit mäßigem Erfolg, da die Vorstellungen von Graffiti doch mitunter auseinandergehen.

Jedenfalls fanden sich für dieses Vorhaben die Designerin Marianne Reuter und die Graffiti-Künstlerin Marlen Nitzsche zusammen und legten folgenden Entwurf vor, der dann auch angenommen wurde. Der „Living Room“, ein Wohnzimmer.


(Foto unter CC BY-NC-SA 3.0 DE von Norbert Bangert, Hueckipedia)

Nun wurde das Häuschen nach eben jenen Vorgaben gestaltet und sieht so aus.

Die Stadt jedenfalls findet das ganz dufte und will nun gleich mehrere Häuschen ähnlich gestalten lassen. In sauber schicker 50-Jahre-Wohnzimmer-Graffiti-Ästhetik, die auch der Omi von Nebenan kein Dorn im Auge ist. Dem Bürgermeister schon gar nicht.

Der SPD-Politiker, der Bürgermeister Dietmar Persian vertrat, zeigte sich sicher, dass Hückeswagen mit dem bunten Wartehäuschen nicht nur eine zusätzliche Attraktion habe. „Wir dürften auch die einzige Stadt sein, in der die Menschen in einem Wohnzimmer auf den Bus warten.“ So habe ein Akt des Vandalismus doch auch seine gute Seite gehabt, meinte er mit Blick auf die Nacht-und-Nebel-Aktion Ende April, als ein Unbekannter das mausgraue, unansehnliche Häuschen pink angestrichen hatte.

Na hoffentlich kommt nun keiner mit Pink und schreibt „Anti alles für immer!“ in gold drüber. Man weiß ja nie.

5 Kommentare

  1. strom23. Juli 2014 at 00:25

    Beschreib doch mal bitte, was an dieser beschissenen Institutionalisierung des Ausdruck eines vorhandenen Freiheitsgefühls auch nur irgendwie erwähnenswert sein kann.

  2. der Muger23. Juli 2014 at 07:36

    mir wär’s peinlich, in diesem Wohnzimmer-Kitsch auf den Bus zu warten….

    liebe Grüsse vom Muger

  3. Jim24. Juli 2014 at 08:09

    Ach da wird aus der witzigen Aktion direkt so ne Spießersch**ße gemacht? Ich komm aus dem Landkreis, wundert mich nicht die Bohne…
    Ich hoffe doch, dass es wieder so schön lila überstrichen wird! Die Bank das nächste mal vielleicht auch noch in gold, danke =)

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